
„Finde deine Nische und positioniere dich klar!“
In unserer neuen Business-Serie stellen wir dir Beauty-Experten vor, die bereits gut besuchte Institute führen. Welche für sie und vielleicht später auch für dich selbst und dein Institut die erfolgswirksamsten Maßnahmen und Strategien sind? Wir haben für dich nachgefragt.

Im Interview:
Susanne Martens
Die staatlich anerkannte Kosmetikerin und Fußpflegerin bietet dermatologische Hautbehandlungen an. Sie ist auch ausgebildete Trainerin, gibt Weiterbildungen und Workshops. www.susannemartens.com
BUSINESS: Was war dein Antrieb, ein eigenes Unternehmen zu gründen?
Susanne Martens: Nach insgesamt 25 Jahren Berufserfahrung – davon 13 Jahre als staatlich anerkannte Kosmetikerin – wurde der Wunsch nach eigenen Strukturen in mir immer lauter.Besonders nach der Geburt meines zweiten Kindes wurde mir erneut bewusst, wie wichtig es für mich ist, flexibel zu arbeiten und gleichzeitig meine Leidenschaft in vollem Umfang leben zu können.
Ich wusste: Das, was ich mir beruflich vorstelle – eine Verbindung aus Fachwissen, individueller Betreuung und Unabhängigkeit – finde ich in keinem klassischen Angestelltenverhältnis. Gleichzeitig hatte ich den tiefen Wunsch, mein Wissen weiterzugeben.
So entstand mein Konzept: ein ganzheitlicher Ansatz, der dermatologische Kosmetikbehandlungen mit professionellen Online-Hautberatungen und Trainings für Kosmetikerinnen und Ärztinnen kombiniert. Dieses Modell erlaubt es mir, meine zeitlichen und energetischen Ressourcen flexibel und effizient einzusetzen – je nachdem wo ich gerade am meisten bewirken kann.
Was war deiner Meinung nach deine wichtigste Stärke für den Erfolg?
Ganz klar: meine Resilienz. In einem Berufsfeld, das sich ständig verändert, in dem persönliche Beziehungen essenziell sind und in dem man oft viele Rollen gleichzeitig erfüllt, ist es entscheidend, auch in herausfordernden Situationen klar denken zu können.
Welches war deine größte Schwäche und wie hast du sie in den Griff bekommen?
Meine Begeisterung für meinen Beruf hat für mich lange Zeit ein Stück weit die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben verschwimmen lassen. Ich wollte überall präsent und perfekt sein. Die Folge: Eine Überforderung, die sich erst spät bemerkbar machte. Der entscheidende Wendepunkt war die Erkenntnis, dass ich lernen musste, Prioritäten zu setzen, Projekte bewusst zu wählen und auch mal „Nein“ zu sagen – zugunsten meiner Gesundheit, meiner Familie und letztlich auch meines langfristigen Erfolgs.
Wie hast du dich finanziert und was ist hier dein bester Tipp?
Nach meiner Elternzeit war klar: Ich starte klein, aber mit Substanz. Ich mietete einen bereits ausgestatteten Raum in einer Arztpraxis – das reduzierte meine Anfangsinvestitionen erheblich. Gleichzeitig hatte ich großartige Partnerinnen aus der medizinischen Branche an meiner Seite, von denen ich nicht nur fachlich, sondern auch unternehmerisch viel lernen durfte.
Mein wichtigster Tipp: Lass dich nicht von äußeren Erwartungen oder Trends leiten. Es ist nicht der Gerätepark, der dich erfolgreich macht, sondern deine Kompetenz, deine Persönlichkeit und deine Überzeugung. Starte mit dem, was du kannst und was du wirklich brauchst – der Rest kommt mit der Zeit. Ein hoher Leasingvertrag bringt vielleicht Glanz, aber oft auch schlaflose Nächte.
Worauf bist du besonders stolz?
Darauf, dass ich immer wieder über meine Komfortzone hinausgegangen bin. Jede dieser Phasen war herausfordernd, manchmal sogar angsteinflößend – aber sie hat mich jedes Mal wachsen lassen. Heute stehe ich nicht nur auf einer stabilen fachlichen Basis, sondern auch auf einem festen persönlichen Fundament. Beides erlaubt mir, andere zu inspirieren und zu begleiten.
Was würdest du rückblickend anders machen?
Ich würde meine Projekte selektiver und strategischer wählen. Gerade in den ersten Jahren neigt man dazu, jede Chance zu ergreifen – aus Angst, etwas zu verpassen.
Heute weiß ich, dass Fokus und Klarheit viel wertvoller sind als Aktionismus. Ressourcenorientiertes Handeln schafft mehr Wirkung – für die Kundinnen, für das Unternehmen und für einen selbst.
Was rätst du Kolleginnen, die heute als Beauty-Expertin erfolgreich werden wollen?
Finde deine Nische und positioniere dich klar. In einer Welt voller Angebote ist es essenziell, dass du mit deinem Konzept herausstichst. Was begeistert dich am meisten? Was kannst du besonders gut? Genau dort liegt dein größtes Potenzial.
Investiere in dich selbst – nicht nur fachlich, sondern auch in deinen Auftritt. Zeig dich auf Social Media, geh aktiv auf Redaktionen zu, präsentiere deine Expertise mutig und authentisch. Die Zukunft gehört den Spezialistinnen – also sei eine von ihnen.
Und vor allem: Nutze neutrale, hochwertige Weiterbildungen, um immer auf dem neuesten Stand zu sein und dein Wissen in die Tiefe zu bringen.
Was sind die Pläne für die Zukunft mit deinem Institut?
Meine Säule im Bereich dermatologischer Kosmetikbehandlungen ist voll ausgelastet und läuft stabil – ein großer Meilenstein. Derzeit fokussiere ich mich darauf, meine Online-Hautberatung auszubauen und mein Wissen im Rahmen von Trainings verstärkt weiterzugeben.
Ich möchte mit meinen Workshops und mit meinem Online-Angebot Kolleginnen stärken, vernetzen und auf ihrem Weg begleiten – weil ich fest daran glaube, dass wir gemeinsam mehr erreichen können.
Das Interview führte Andrea Röthe.