
Neben ihrer biologisch wichtigen Funktion hat die weibliche Brust auch einen bedeutenden ästhetischen Charakter. Sie wird mit Weiblichkeit und Attraktivität assoziiert. Dr. med. Pirkko Schuppan, Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie in Köln, gibt einen Überblick über Methoden und Trends in der ästhetischen Brustchirurgie.
Absolute Zahlen zu ästhetisch-plastischen Eingriffen sind schwer zu nennen, da es keine einheitlichen Listen oder Daten gibt. In den Statistiken der Fachgesellschaften (zum Beispiel VDÄPC, DGÄPC) rangiert die Brustvergrößerung seit jeher auf den vorderen Plätzen der beliebtesten operativen Eingriffe.
Möglichkeiten der Brustchirurgie
Nach der Pubertät zu klein, von Natur aus zu groß, Veränderungeen durch Schwangerschaft, Stillzeit oder den natürlichen Alterungsprozess – die Gründe für eine Brust-OP sind sehr individuell. Genauso vielfältig sind die Behandlungsmethoden:
1. Brustvergrößerung mit Implantat
Bei der klassischen Brustvergrößerung wird ein Brustimplantat eingesetzt. Dieses vergrößert das Volumen harmonisch, beeinflusst die Form der Brüste positiv und gleicht Asymmetrien aus.
2. Brustvergrößerung mit Eigenfett
Bei dieser Methode werden körpereigene Fettzellen durch Fettabsaugung (Liposuktion) gewonnen, aufbereitet und in die Brust injiziert. Sie kommt ohne Fremdkörper aus und hat den Vorteil, dass auch andere Körperregionen (zum Beispiel Bauch, Oberschenkel) modelliert werden können.
3. Bruststraffung
Bei einer Bruststraffung wird erschlafftes Gewebe entfernt, um eine neue, natürliche und straffere Brustform zu erreichen. Sie kann auch mit einer Brustvergrößerung (Implantat oder Eigenfett) kombiniert werden, um der Brust mehr Volumen zu verleihen
4. Brustverkleinerung
Übergroße Brüste (Makromastie) können ein ästhetisches Problem darstellen. Sie können auch Schmerzen, Verspannungen und Haltungsschäden verursachen. Bei der Operation wird das überschüssige Gewebe reduziert, um eine kleinere und leichtere Brust zu formen, die den übrigen Körperproportionen entspricht. Die Brustwarze kann ebenfalls angepasst werden.
5. Brustkorrektur
Mit einer Brustkorrektur werden angeborene Fehlbildungen der Brust behandelt, zum Beispiel die tubuläre Brust („Schlauchbrust“), bei der der untere Quadrant der Brust unterentwickelt ist. Abhängig von der Art der Fehlbildung ist es möglich, die Brust mit Eigengewebe, mit Implantaten oder durch eine Straffung anzupassen und so ein natürliches Aussehen zu erreichen.
Überblick: Brustimplantate
Hülle und Füllung:
‒ Standard: stabile, aber zugleich weiche Silikonhülle
‒ Glatte oder texturierte Oberfläche
‒ Füllung aus kohäsivem Silikongel (stark vernetzt, tritt selbst bei Schäden nicht aus)
‒ Seltener Kochsalzimplantate oder spezielle Implantate (zum Beispiel Leichtimplantate)
Form und Projektion:
‒ Rund: gleichmäßiges Volumen nach allen Seiten, volles Dekolleté
‒ Tropfenförmig: Anatomie der weiblichen Brust nachempfunden
‒ Projektion bestimmt, wie stark die Brust nach vorne steht
Lage:
‒ Auf oder hinter dem großen Brustmuskel
Zugang/Schnitt:
‒ Am Rand des Brustwarzenhofs (periareolär)
‒ Im Bereich der Unterbrustfalte (inframammär)
‒ Im Bereich der Achseln (axilär)
Große Vielfalt bei Brustimplantaten
Brustimplantat ist nicht gleich Brustimplantat. Sie unterscheiden sich in Form, Beschaffenheit und Größe. Auch der Zugang und die Lage des Implantats werden bei einer Brustoperation individuell angepasst. Überwiegend nutzen wir in der Praxis nanotexturierte, runde Implantate, da sie weich sind, sich perfekt auf dem Brustmuskel platzieren lassen und nur wenig Kapsel bilden.
Brustchirurgie ist individuell
Die genannten Behandlungen sind der Standard in der Ästhetischen Brustchirurgie. Dabei spielen Individualität und Körperharmonie immer eine wesentliche Rolle. Es geht nicht darum, ein Idealbild der Brust von Patientin zu Patientin zu kopieren, sondern die OP individuell zu planen und anzupassen.
Vorteile einer Hybridbehandlung
Für mich als Chirurgin stehen natürliche, harmonische und langfristige Ergebnisse an oberster Stelle. In diesem Zusammenhang habe ich sehr gute Erfahrungen mit der Hybridbehandlung aus Implantat und Eigenfett gemacht. Diese Kombination ist eine Besonderheit, die nicht in jeder Praxis angeboten wird. Sie ermöglicht es, die Übergänge weicher zu gestalten und die Brust sehr individuell zu modellieren. Denn bei aller Vielfalt der Implantate können diese das Volumen der Brust nur bis zu einem bestimmten Punkt bringen. Eigenfett optimiert das Ergebnis und eignet sich besonders zur Behandlung von Asymmetrien, einer tubulären Brust oder einer Brust mit wenig Eigengewebe. Zudem denken wir mit dieser Methode vorausschauend und nachhaltig: Bei einem Implantatwechsel kann dann ein kleineres Brustimplantat oder überwiegend Eigenfett statt eines noch größeren Implantats verwendet werden. Eine Re-Operation gehört zu einer Brust-OP dazu – es ist wichtig, dass Patientinnen sich dessen bewusst sind. Implantathersteller geben zwar oft eine lebenslange Garantie, diese bezieht sich aber nur auf die Implantate selbst. Veränderungen der Brust sind im Laufe des Lebens normal und führen nach etwa 10 bis 25 Jahren zu einer erneuten Behandlung. Auch deshalb ist eine ganzheitliche und kombinierte Methode so vielversprechend.

Individualität und Körperharmonie sind bei der Brustchirurgie sehr wichtig.

Brustimplantate unterscheiden sich in Form, Beschaffenheit und Größe.

Bei der Brustvergrößerung mit Eigenfett werden körpereigene Fettzellen aufbereitet und in die Brust injiziert.
Was ist ein Mommy Makeover?
Das Mommy Makeover ist eine Behandlung, die aus mehreren Einzeleingriffen besteht. Es richtet sich an Frauen, die mit ihrem After-Baby-Body unzufrieden sind und sich eine „Rundum-Verschönerung“ wünschen. Welche Eingriffe dafür infrage kommen, ist unterschiedlich: Neben Brustoperationen können dies auch Straffungs-OPs, Fettabsaugungen oder Intim-OPs sein. Ob ein Mommy Makeover sinnvoll ist, sollte in einem gemeinsamen Gespräch geklärt werden. Es ist an sich eine schöne Möglichkeit, den Körper zu formen und das Wohlbefinden zu steigern, aber nicht in jeder Situation geeignet. Mütter sind durch ihre (kleinen) Kinder häufig sehr eingespannt, was sich nur schwer mit der Ausfallzeit, Erholung und Heilung nach einer so umfangreichen OP vereinbaren lässt.
Mögliche Risiken von Implantaten
Jeder Eingriff birgt gewisse Risiken. Deshalb ist es wichtig, die Patientinnen umfassend zu informieren und zu unterstützen. Die wohl bekannteste Komplikation bei einer Brust-OP ist die Kapselfibrose. Um jeden Fremdkörper bildet sich eine weiche Gewebehülle (Kapsel) – so auch um das Brustimplantat. Verhärtet sich diese, kann es zu Schmerzen und Verformungen kommen, die eine Entfernung von Implantat und Kapsel erforderlich machen. Beim Rippling verwächst das Brustimplantat mit dem Unterhautfettgewebe, sodass unschöne wellenförmige Falten auftreten. Auch ein Bottoming Out ist möglich, bei dem das Implantat nach unten rutscht und eine sichtbare Wölbung unter der Brust verursacht. Ein seltenes Risiko ist das anaplastische großzellige Lymphom (ALCL), eine bösartige Gewebeveränderung, die durch Silikonimplantate hervorgerufen werden kann. Wir verfolgen ein ganzheitliches Konzept, das wir in enger Zusammenarbeit mit erfahrenen Gynäkologinnen umsetzen. Vor jeder Brust-OP findet eine Ultraschalluntersuchung statt, um Besonderheiten des Gewebes zu erkennen. Auch nach dem Eingriff gibt es regelmäßige Kontrollen (nach 14 Tagen, nach 6 Monaten, dann jährlich). So können wir mögliche Veränderungen am Gewebe oder Implantat frühzeitig feststellen und entsprechend handeln.
Ausblick: Was sind die Trends?
Die Brustchirurgie und die Brustimplantate haben sich in den letzten Jahrzehnten bereits stark weiterentwickelt – und werden dies auch in Zukunft tun. Vor allem in den Bereichen minimalinvasive Techniken, Behandlungen im Dämmerschlaf, die den Körper weniger belasten, und kleinere Implantate mit biokompatiblen Materialien sehe ich großes Potenzial. So werden beispielsweise bei Bruststraffungen zunehmend spezielle resorbierbare Netze eingesetzt, die das Weichgewebe stützen und stabilisieren. Auch die Verwendung von körpereigenem Gewebe wie Eigenfett, das wir bereits vielfach in unserer Praxis einsetzen, sehe ich als gute Möglichkeit für noch natürlichere und nachhaltigere Ergebnisse.

Dr. med. Pirkko Schuppan
Die Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie leitet ihre eigene Praxis in Köln.
www.plastischechirurgie-koeln.com