Straffer Body mit Cremes und Co.

03.01.2025
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Als Kosmetikerin beschäftigen wir uns in den meisten Fällen stärker mit dem Gesicht, Hals und Dekolleté als mit Bauch, Beinen und Po. Trotzdem bestehen unsere Kundinnen aus mehr als nur unserem primären Arbeitsfeld, und die Bedürfnisse umfassen somit auch den Körper der Kundschaft. 

Unser Körper unterliegt einem ständigen Wandel. Neben der chronologischen Alterung, die die Kollagensynthese beeinflusst, oxidative Disbalance hervorruft und somit Hautstruktur und Qualität beeinflusst, sind am Körper noch weitere Einflüsse von Bedeutung. 
Gewichtsschwankungen im Laufe unseres Lebens dehnen die Haut, auch Schwangerschaft und Stillzeit. Wiederholte Dehnungen über längere oder kürzere Episoden können zu Elastizitätsverlust, Dehnungs-streifen und Konturverlust führen. Gewichtsschwankungen haben zudem Einfluss auf den Durchmesser der Fettzellen, die die Ebenmäßigkeit der Hautoberfläche prägen. Gewebestrukturen der Dermis verändern sich unter Einfluss der Hautalterung, die Fettzellen der Subkutis drücken durch die veränderte Dermis und werden an der Oberfläche als Cellulite sichtbar. Auch Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe können eine Umfangsvermehrung zur Folge haben und die Hautoberfläche in ihrer Ebenmäßigkeit stören. 
Die vielfältigen Auswirkungen der Hautstrukturveränderungen sind nicht allen Personen angenehm und es gibt zahlreiche Ansätze, die Körperhaut in ihrer Regeneration zu unterstützen und Hautstraffung zu fördern. Lange hat sich der Mythos gehalten, dass Körperpflegecremes im Bereich der Hautstraffung wenig Effektivität aufweisen, und es haben sich verschiedene Geräteanwendungen auf dem Markt etabliert. 
Geräteanwendungen sind an die Behandler gebunden und somit auch an die Terminplanung, und nicht zuletzt sind sie eine Frage des Gel­des. Die topische Wirkstoffapplikation muss als Basis für die Körperpflege und die Hautstraffung Einzug in die Praxis und in den Alltag der Kundschaft finden. Daher ist die Prüfung der Effektivität entscheidend, um zu Pflegecremes überzeugend beraten zu können und mit dem Mythos aufzuräumen.

Hydratation und Elastizität 

Ein erster Schritt sind die Hydratation und Elastizität der Haut, die eine entscheidende Rolle in der Behandlung einnehmen. Durch tägliches Duschen, aber auch Kontakt zu synthetischen Fasern wird die Hautbarriere alteriert und beansprucht. Dies kann zu einer Erhöhung des transepidermalen Wasserverlusts (TEWL) führen und die Durchfeuchtung der Haut negativ beeinflussen. 
Von außen zugegebene Pflegestoffe, wie in einer Cremebasis enthalten, können die Hautbarriere auch am Körper stärken und einen entscheidenden Einfluss auf den Glow der Haut haben, indem der Feuch­tigkeitshaushalt wiederhergestellt wird.

Straffheit und Festigung

Neben den Grundlagen der Hautgesundheit spielen am Körper Straffheit und Festigung des Gewebes eine große Rolle. In einer Studie aus dem Jahr 2018 von Kavali C. M. et. al.  wurde eine hautstraffende Pflege gegen ein Placebo an Oberarmen getestet. Nach 12-wöchiger Anwendung konnte das Prüfprodukt einen signifikanten Effekt auf klassische Zeichen von Hautalterung erzielen wie Erschlaffung des Gewebes, feine Fältelung und UV-Schäden; und auch Hautdichte und Struktur, gemessen via Ultraschall, wurden verbessert. 
Die Hautqualitätsverbesserung ist hinsichtlich der Effekte, die mit verschiedenen Wirkstoffen zur Gesichtspflege gut erforscht sind, großartig, aber nicht verwunderlich. Was die Aufmerksamkeit aber noch auf die Körperpflege lenkt, ist, dass die Studie zusätzlich eine Verringerung des Umfangs von Oberarmen nach 12-wöchiger Anwendung feststellen konnte. 
Zurückgeführt wurde die Umfangsverringerung auf die In-vitro-Wirkung der Substanz auf Fettzellen, die unter Einfluss der Wirkstoffkombination Fette abbauten.2 Die Wirkstoffkombination wird in der Studie nicht explizit genannt, besteht aber aus einer Kombination aus Pflanzenextrakten, adipozytenaktiven Wirkstoffgruppen und Peptiden sowie Antioxidantien. 

Extrakte aus Algen

„Adipozytenaktive Wirkstoffkomponenten“ klingen vielversprechend. Pflanzenextrakte, die in diese Gruppe gezählt werden können, sind unter anderem Extrakte aus Algen. Durch Erhöhung der Mikrozirkulation und Aktivierung des Gewebes zeigen Algenextrakte einen positiven Effekt auf die Mobilisierung von Fett in subkutanen Hautschichten.3, 4 
Algen enthalten Antioxidantien, Polysaccharide und Vitamine, aber auch einzeln bekannte Wirkstoffe wie der Anti-Aging-Wirkstoff Astaxantin entstammen der Alge. Die besondere Wirkung der Wasserpflanze auf sowohl die Zirkulation als auch auf Gewebestrukturen und Fettzellen bietet eine multidimensionale Behandlung für Cellulitis.5, 6

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Zu den adipozytenaktiven Wirkstoffen zählen Extrakte der Rotalge. 
 

Koffein

Auch für Cellulite eingesetzt wird Koffein. Der Wirkstoff bearbeitet ebenfalls Fettzellen durch eine Unterbrechung von enzymatischer Aktivität und ist in topischer Applikation gut erforscht.7 Studien widmen sich der Kombination dieser und anderer Mechanismen, um die Behandlung der Körperkontur umfassend zu gestalten. 
Ein Kombi-Wirkstoff ist Sulfo-Carrabiose. Es handelt sich hierbei um ein Disaccharid, das den Abbau von Fettzellen fördert und gleichzeitig ihre Neubildung hemmt. Die Ergebnisse übertreffen die eines reinen Koffeinprodukts, und die Kombinationsbehandlung konnte in einer 28-tägigen Studie eine signifikante Verbesserung der Erscheinung von Cellulitis zeigen.8 Auch als ergänzende Maßnahme zu apparativen Verfahren zeigen Körperpflegecremes eine unterstützende und nicht zu unterschätzende Wirkung.9

Längere Anwendung nötig

Es stellt sich also die ausgezeichnete Unterstützung der Körperformung durch topische Applikation gezielter Wirkstoffkombinationen dar. Die Dauer der Studien weist aber auch darauf hin, dass belastbare Ergebnisse erst nach vierwöchiger und längerer Anwendung zu beobachten sind.

Persönliche Wellnessrituale

Im Stress des Alltags rückt die Körperpflege für viele Menschen in den Hintergrund, zudem sind in unseren Breitengraden Arme, Bauch und Beine meist in Kleidung gehüllt, so geraten sie schnell in Vergessenheit. 
Eincremen als Ritual und liebevolle Eigenbehandlung hat aber großes Potenzial! Nervenzellen der Haut leiten die Stimuli, ausgelöst durch die streichende Bewegung, den Geruch der Creme und auch das Geräusch beim Eincremen an unser Gehirn weiter. Wir sprechen den Körper und den Geist an. Das Oxytocin-Level, unser Glück, kann gesteigert werden, individueller Stress reduziert und die Wahrnehmung des eigenen Körpers, als auch der Wirkung der Creme lässt sich durch bedachtes, regelmäßiges Auftragen positiv beeinflussen.10, 11

Die Verbindung zum eigenen Körper kann durch tägliches Cremen unterstützt und positiv beeinflusst werden,  und auch das Wirkspektrum der Produkte profitiert von regelmäßiger Anwendung.

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Die Verbindung zum eigenen Körper kann durch tägliches Cremen positiv beeinflusst werden.
 

Literatur: 
    1    Goldie K, Kerscher M, Fabi SG, Hirano C, Landau M, Lim TS, et al. Skin Quality - A Holistic 360° View: Consensus Results. Clin Cosmet Investig Dermatol. 2021; 14:643–54. doi:10.2147/CCID.S309374.
    2    Kavali CM, Nguyen TQ, Zahr AS, Jiang LI, Kononov T. A Randomized, Double-Blind, Split-Body, Placebo-Controlled Clinical Study to Evaluate the Efficacy and Tolerability of a Topical Body Firming Moisturizer for Upper Arm Rejuvenation. Aesthet Surg J. 2021;41:NP472-NP483. doi: 10.
1093/asj/sjaa134.
    3    Pereira L. Seaweeds as Source of Bioactive Substances and Skin Care Therapy—Cosmeceuticals, Algotheraphy, and Thalassotherapy. Cosmetics. 2018;5:68. doi: 10.3390/cosmetics5040068.
    4    Jang WS, Choung SY. Antiobesity Effects of the Ethanol Extract of Laminaria japonica Areshoung in High-Fat-Diet-Induced Obese Rat. Evid Based Complement Alternat Med. 2013;2013:492807 doi:10.
1155/2013/492807.
    5    Al-Bader T, Byrne A, Gillbro J, Mitarotonda A, Metois A, Vial F, et al. Effect of cosmetic ingredients as anticellulite agents: synergistic action of actives with in vitro and in vivo efficacy. J Cosmet Dermatol. 2012; 11:17–26 doi:10.1111/j.1473-2165.2011.
00594.x.
    6    Berardesca E, Abril E, Rona C, Vesnaver R, Cenni A, Oliva M. An effective night slimming topical treatment. Int J Cosmet Sci. 2012;34:263–72. doi:10.1111/j.1468-2494. 2012.00712.x.
    7    Elias ML, Israeli AF, Madan R. Caffeine in Skincare: Its Role in Skin Cancer, Sun Protection, and Cosmetics. Indian J Dermatol. 2023;68:546–50. doi:10.4103/ijd.ijd_166_22.
    8    Vogelgesang B, Bonnet I, Godard N, Sohm B, Perrier E. In vitro and in vivo efficacy of sulfo-carrabiose, a sugar-based cosmetic ingredient with anti-cellulite properties. Int J Cosmet Sci. 2011;33:120–5. doi:10.1111/j.1468-2494.2010.00593.x.
    9    Teller C, Saqr H, Makino E, Huang P, Mehta R. Aesthetic Improvement With Topical Body Skin Treatment as a Complement to Cryolipolysis. J Drugs Dermatol. 2024; 23:269–74. doi:10.36849/JDD.7917.
    10    Spence C, Zhang T. Multisensory contributions to skin-cosmetic product interactions. Int J Cosmet Sci 2024. doi:10.1111/ics.12975.
    11    Kao Corporation. Research on Skin Care with a Focus on Stimulation that Creates Pleasant Feelings. 2018. www.kao.com/global/en/newsroom/news/release/ 2018/20181115-001/#:~:text=It%20was%20suggested%20that%20palms

Foto: Kristina Carmen Bernhöft

Kristina Carmen Bernhöft
Die Autorin ist Kosmetikwissenschaftlerin und Kosmetikerin und hat sich auf die Professionalisierung des Kosmetik-Handwerks spezialisiert. Aus- und Weiterbildung als Grundstein für sicheres Handeln liegen ihr besonders am Herzen. Instagram: @kristina.bernhoeft

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