Aloe Vera: Comeback eines Klassikers

01.08.2025
Foto: Valentyn Volkov/Shutterstock.com

Ob bei Hautalterung, Entzündungen oder Irritationen: Aloe vera wirkt von innen und außen und überzeugt mit über 400 wertvollen Inhaltsstoffen. Besonders das Gel aus dem Inneren der Blätter ist heute aus vielen Behandlungen nicht mehr wegzudenken. Wie genau die Pflanze wirkt und was sie im kosmetischen Kontext leisten kann, erfahren Sie im Artikel.

Die Wüstenlilie Aloe vera (Aloe Barbadensis) ist ein Liliengewächs, das seit Jahrtausenden für seine mehr als 400 Inhaltsstoffe an Vitaminen, Mineralstoffen und Flavonoiden bekannt ist und in all diesen Zeiten zu Heil- und Schönheitszwecken genutzt wurde und immer noch wird. Eine genügsame Pflanze, die Wärme liebt, nur wenig Wasser und Pflege benötigt. 
Cleopatra soll sie als Schönheitspaste verwendet haben, die sie hin und wieder durch Hagebutten-Öl ergänzte. Diese Paste findet heutzutage nur noch Anwendung in der Strahlentherapie zum Schutz vor Verbrennungen. 
Aus Überlieferungen von Hildegard von Bingen, einer Heiligen für Gesundheit und Wohlergehen, ist bekannt, dass sie im 12. Jahrhundert auf die Heilkraft der Aloe vera bei Hauterkrankungen und -entzündungen wie Akne und Geschwüre u.v.m. setzte.

Neu endeckt von der Kosmetikindustrie

Bis vor knapp 100 Jahren wurde die Aloe vera vorwiegend zu Heil-  und eher weniger zu reinen Schönheits-Zwecken verwendet. Dann wurde es plötzlich still um sie, bis die Kosmetikindustrie die kosmetische Wirkung ihres vielseitigen Gels im Inneren der Blätter vor einem Vierteljahrhundert für sich entdeckte, die aus drei Schichten bestehen:

  • der äußeren, die die Pflanze vor dem Austrocknen schützt
  • der darunterliegenden Faserschicht mit leicht gelblichem Saft, der eine heilende Wirkung hat
  • der innen liegenden Mesenchym-Schicht, die aus einem Gel zu fast 100 Prozent Wasser besteht und kosmetisch von großem Interesse ist.  

Äußere Anwendung

Äußerlich wird das Gel hauptsächlich in der Gesichts-, Körper- und Haar-Pflege angewendet.  Es kann die Hautbalance wiederherstellen, die Haut regenerieren, beruhigen, verjüngen und straffen. 
Und es kann nicht nur in unsere Epidermis, sondern auch in die tieferen Hautschichten und unser Gewebe eindringen und den Zellerneuerungsrhythmus deutlich erhöhen. Und es kann Feuchtigkeit speichern, binden und regulieren. 
Da die Aloe vera ebenfalls in der Lage ist, Entzündungen zu hemmen und bei Hautjucken, Sonnenbränden, Neurodermitis, Psoriasis, Brand- und Schnittwunden u.v.m. zu helfen, ist sie geradezu ein Tausendsassa, deren Potenzial sicher für unsere Branche noch längst nicht vollständig ausgeschöpft und erkundet ist. 

Innere Anwendung

Neben der äußeren Anwendung sind inzwischen auch die Vorzüge der inneren Anwendung in Form von Trinksäften und Nahrungsergänzungsmitteln bekannt. 
Hierfür werden häufig ganze Blätter verwendet. Um ein gutes Ergebnis zu erzielen, sollten täglich ein bis zwei Esslöffel Saft über sechs bis zwölf Wochen  eingenommen werden. Der Hauptbestandteil des Saftes sollte ein reines Aloe-vera-Gel sein, das für Reinheit und Qualität des jeweiligen Produkts steht. 
Wenn die Aloe vera ihre heilende Wirkung behalten soll, ist sie nach ganz klaren Regeln anzubauen, zu ernten, zu verarbeiten und zu konservieren. Aloe vera wird auch als Nahrungsergänzungsmittel, zum Beispiel in Kapselform mit Hyaluronsäure, Hagebutte wie zu Cleopatras Zeiten – plus Biotin gegen das Älterwerden eingesetzt. Das stärkt das Immunsystem und es unterstützt den Körper dabei, beweglich zu sein. 
Der Extrakt hat nicht nur eine feuchtigkeitsspeichernde Wirkung, sondern begünstigt auch die Speicherfähigkeit der Hyaluronsäure im Gewebe, was sich positiv auf die äußere und innere Schönheit auswirkt. Er wird auch in vielen anderen Zusammensetzungen angeboten. Feststeht: Sowohl Extrakte als auch Säfte können die Wundheilung fördern und gegen Entzündungen helfen, wobei der Hauptbestandteil der Säfte ein reines Aloe-vera-Gel sein muss. 
Doch Vorsicht vor Wechselwirkungen: Wer Cortison-Tabletten oder Diabetika einnimmt bzw.  spritzt, sollte mindestens zwei Stunden Pause zwischen den jeweiligen Einnahmen verstreichen lassen. 

Anwendung in der Kabine

In der Kabine eignen sich ganzheitliche Aloe-vera-Behandlungen und Kuren, die durch weiterführende Heimbehandlungen – innerlich und äußerlich – idealerweise ergänzt werden. Das stärkt vor allem die Abwehrkräfte, reinigt und entschlackt den Körper, verjüngt die Haut und polstert sie auf. Hautprobleme wie Akne, Neurodermitis, Psoriasis werden verbessert. 
Aloe vera spielt bei Slow-Aging und der Hautverjüngung eine sehr große wichtige Rolle. Zusammen mit EGF-haltigen Cremes lassen sich so – vor allem bei einer bereits sichtbar nachlassenden Hautelastizität – sehr gute Ergebnisse erzielen. Sie sind den natürlichen, in unserem Blut vorhandenen EGFs (Epidermal Growth Factor, einem zweiprozentigen Peptid und empfindlichen Protein) nachempfunden. Sie werden immer erst dann aktiviert, wenn unser Körper sie benötigt, wie beispielsweise dann, wenn wir uns in den Finger schneiden oder anderweitig verletzen. In dem Moment, in dem es passiert, regen sie unsere Hautzellen an, ihre Selbstheilungskräfte zu aktivieren und neues Kollagen zu produzieren. 
Das geschieht unter anderem auch bei einem medizinischen Vampirlifting, bei dem das EGF aus dem Eigenblut verwendet und mithilfe von Microneedling durch kleine Hautverletzungen in die Haut gebracht wird. Diese Behandlung darf ausschließlich von Medizinern genutzt werden. Beauty-Profis können hingegen eine vegane Alternative, das vegane Vampirlifting – eine unblutige Schönheits-Behandlung  –, anbieten, die ebenfalls sehr effektiv ist. Das verwendete pflanzliche EGF stammt unter anderem aus Gerstensamen- Extrakt. 
Weitere EGF-Zell-Booster können Weizensamen-, Algen-, Orchideen- und Moossamen-Stammzellen-Extrakte sein. 

1. Einzel-/ganzheitliche Aloe-Vera-Behand­lungen 

Ablauf der Gesichtsbehandlung:  

  • Reinigung mit Aloe-vera-Reinigungsgel
  • Enzym-Peeling und Vapozon mit Lavendel-Öl
  • Aloe-vera-Honig-Argan-Öl-Massage
  • Variante I: Ampullen-Serum-Konzentrat mit Aloe vera sanft mit den Händen einmassieren und anschließend mit einem Rosenquarz und Argan-Öl fortsetzen
  • Variante II: leitfähiges beruhigendes Aloe-vera-Gel für Behandlungen mit Radiofrequenz, Mesoporation, Iontophorese oder Ultraschall. Die jeweilige Behandlung eignet sich für eine zwei- bis dreimalige Kur nach jeweils vier bis sechs Wochen
  • Aloe-vera-Tuchmaske, die der körpereigenen Hautmatrix entspricht, zwischen zehn bis 60 Minuten einwirken lassen
  • Aloe-vera-Gel  
  • leichtes Tages-Make-up 
     

Ablauf der Körperbehandlung:

  • Abreibungen mit Aloe-vera-Saft
  • Aloe-vera-Honig-Argan-Öl-Massage
  • Hot-Stone-Auflage mit Vulkansteinen
     

Ablauf für die Heimbehandlung:

  • Zu Hause sollte die intensive Ampullen-Kur mit Serum Concentrate bei  Variante I sechs Tage fortgesetzt und bei Variante II um eine Woche ergänzt werden. Dadurch wird die Hautbarriere gestärkt, die Haut von innen heraus mit Nährstoffen und Feuchtigkeit versorgt. Am besten auch noch durch eine zusätzliche Einnahme von Aloe-vera-Saft bzw. einem Nahrungsergänzungsmittel mit Aloe vera.

2. Veganes Vampirlifting mit veganen EGF-Frischzellen 

Diese Aloe-vera-Behandlung eignet sich bei nachlassender Hautelastizität für Gesicht, Hals, Dekolleté und Hände.
Damit der pflanzliche EGF-Wirkstoff aus der Tabakpflanze Nicotinia Benthamiana, der wie unser Hautfett aufgebaut ist, in unsere Haut eindringen kann, braucht er eine Cremebasis aus reinem, pflanzlichem Zellmaterial und einen pflanzlichen Aktivator. Daraus ergeben sich Zellformen, die den menschlichen Hautlipiden ähnlich sind. 
Sie aktivieren das EGF-Molekül und lagern sich in den Zellwänden ein, wie das auch beim medizinischen Vampirlifting geschieht. Die Wirkstoffe, eingekapselt in Liposomen oder Phytoplasmacremes, werden wie in einem trojanischen Pferd so durch die Schutzbarriere geschleust.


Ablauf der Behandlung:

  • Aloe-vera-Hautreinigung  
  • Ferment-Peeling mit Vapozon und Hagebutten-Öl
  • Haut mit Aloe-vera-Wasser abpattern
  • Tuchmaske mit Aloe vera zwischen zehn bis 60 Minuten einwirken lassen
  • Aloe-vera-Maske auf Hals, Dekolleté, Hände
  • Frischzellencreme aus drei Komponenten-Aktivator, EGF-Serum und Plasmafluid anmischen
  • angemischte Frischzellencreme auf Gesicht, Hals, Dekolleté, Hände auftragen und sanft mit den Händen und im Anschluss daran mit einem Rosenquarz einmassieren
  • leichtes Tages-Make-up, sofern gewünscht, bzw. Glow-Powder
     

Ablauf für die Heimbehandlung:

Im Anschluss an diese Behandlung erhalten die Kunden die von Ihnen angemischte Creme, die für eine ca. zwei- bis  dreimonatige Weiterbehandlung für zu Hause. 
Um ein hervorragendes Ergebnis zu erzielen, eignet sich eine zwei- bis dreimonatige Profi-Kur-Behandlung mit weiterführender Heimbehandlung. 


Weitere Tipps:

Es wird sicherlich einige Ihrer Kundinnen geben, die bei sackenden Gesichtskonturen als erste Behandlung ein Vampirlifting mit Eigenblut bei einem Mediziner bevorzugen. 
Das dürfte kein Problem sein, da sich im Anschluss an die Eigenblutbehandlung bei Ihnen eine kosmetische Nachbehandlung mit veganen Frischzellen anbietet, zumal die Haut nach der Eigenblutbehandlung oft gereizt und gerötet ist. 
Ihre vegane  Behandlung bringt sofort Linderung und wird mit der von Ihnen angemischten Frischzellencreme zu Hause fortgesetzt. Das erhöht den positiven und länger anhaltenden Effekt. 

Foto: Christiane Laszig

Christiane Laszig
Die Fachkosmetikerin und Maskenbildnerin arbeitet für Film und Fernsehen und bildet Visagisten aus. Themenschwerpunkte der freien Autorin sind die Bereiche ganzheitliche Kosmetik, Anti-Aging und Make-up.

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