Sanfte Strategien bei Gefässlabilität

15.09.2025
Foto: karelnoppe/Shutterstock.com

Mit Mikrodermabrasion, Kaltplasma und Fruchtsäurepeeling lassen sich Gefäße stärken und die Haut verbessern. Kosmetikerin Julia Fessner stellt die drei Treatments vor. Wichtig für
nachhaltige Ergebnisse sind auch eine bewusste Ernährung und Darmgesundheit. Dafür gilt es, ein ­Bewusstsein bei den Kunden zu schaffen.

 Um eine gefäßlabile Haut zu behandeln, ist es wichtig, ihre Ursachen zu kennen und welche Symptome sich zeigen können. Die Ursachen können sehr vielseitig sein und werden von endogenen und exogenen Faktoren beeinflusst. Zu den inneren Auslösern zählen unter anderem die Genetik, Medikamentengabe oder der Darm. Sonneneinstrahlung, extreme Temperaturschwankungen oder mechanische Einflüsse sind hingegen den äußeren Faktoren zuzuordnen. 
Deshalb gilt es zunächst einmal, eine ausführliche „Kundenanamnese“ durchzuführen. Fragen Sie die Kundin auch, ob sie kürzlich Medikamente eingenommen hat oder noch nimmt. Bei Kortison oder auch Antibiotika ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass sich auf der Haut Nebenwirkungen zeigen, auch wenn die Einnahme bereits mehrere Wochen zurückliegt.
Die allgemeinen Symptome einer gefäßlabilen Haut können von leichten, diffusen Rötungen bis hin zu Entzündungen mit Papelbildung reichen. In der Kosmetik dürfen allerdings nur leichte Formen behandelt werden. Rötungen und leicht erweiterte Äderchen zählen zu diesen. Die Äderchen schaffen es nicht mehr aus eigener Kraft, sich zusammenzuziehen. 
Eine gefäßlabile Haut entsteht daher auch immer, wenn eine Art Bindegewebsschwäche besteht. Genau hier sollten wir in der Kosmetik ansetzen. Behandlungen, die gezielt auf die Stärkung des Bindegewebes und Gefäßstärkung setzen, sind jetzt sinnvoll. 
Wichtig ist, der Kundin vorab auch zu erläutern, dass es nach jeder Behandlung durchaus auch erst einmal zu einer temporären Verschlimmerung kommen kann, diese sich aber nach wenigen Tagen wieder legt.

Mikrodermabrasion

Eine Mikrodermabrasion hat neben der Hautverfeinerung auch einen anregenden Effekt. Das steigert kurzfristig die Durchblutung der Haut und führt zu einer erhöhten Chance, dass sich im Anschluss die Gefäße wieder zusammenziehen. Die Intensität der Mikrodermabrasion sollte sehr gering sein, um Hautverletzungen zu ve meiden. Weitere Vorteile sind eine gesteigerte Wirkstoffaufnahme und eine Verfeinerung der Hautstruktur. Vorsicht allerdings bei Knötchenbildung in späteren Stadien, diese dürfen nicht behandelt werden!e
Durch eine anschließende Mesoporation können gefäßstabilisierende Wirkstoffe in tiefere Hautschichten kommen. Ideal sind Wirkstoffe aus roten Beeren wie Johannis- oder Heidelbeerextrakt, aber auch adstringierende Wirkstoffe wie Hamamelis. Als gefäßstärkende Wirkstoffe gelten Zypresse- oder Mäusedornextrakt. 
Als Kur angewandt kann eine Mikrodermabrasion in Kombination mit Mesoporation eine deutliche Verbesserung erzielen. Alle vier Wochen sollte eine Behandlung erfolgen, und dies über einen Zeitraum von sechs bis acht Behandlungen. Für den bestmöglichen Erfolg sind eine passende Heimpflege essenziell und ein Lichtschutzfaktor von 50.

Kaltplasma

Kleinere Teleangiektasien und diffuse Rötungen lassen sich mit kaltem Plasma gut behandeln. Kaltes Plasma wirkt entzündungshemmend, anti-mikrobiell und verbessert die Durchblutung. Außerdem hat es eine entgiftende, entschlackende Wirkung und regt den Lymphfluss an. 
Es kann punktuell auf die betroffene Stellen aufgehalten werden oder im kompletten Gesicht angewendet werden. Hier wird flächendeckend von der Stirn bis zum Kinn von der Mitte nach außen gearbeitet. Jeder Abschnitt sollte mindestens dreimal in kreisenden Bewegungen nach außen bearbeitet werden. 
Das Treatment kann separat oder in eine große Gesichtsbehandlung integriert werden. Als Kurzbehandlung eignet sie sich als wöchentliche Kurbehandlung über eine Dauer von sechs bis acht Wochen.

Fruchtsäurepeeling

Eine ähnliche Wirkweise und Erfolge wie bei der Mikrodermabrasion erzielt auch ein leichtes Fruchtsäurepeeling. Dieses sollte bis zu einer Konzentration von maximal 20 Prozent und einem nicht zu stark sauren pH-Wert verwendet werden. Auch hier ist das Ziel eine kurzfristige Durchblutungssteigerung und eine verbesserte Wirkstoffaufnahme. 
Als Abschlussmaske eignen sich bei beiden Behandlungen sehr gut Algenkaltmodellagemasken wegen ihres okklusiven Effekts. Viele Hersteller bieten mittlerweile diese Masken für die gefäßlabile, zu Rötungen neigende Haut an.

Besser nicht anwenden

Es gibt auch Behandlungen, die sich bei gefäßlabiler Haut nicht so gut eignen. Zu diesen zählen unter anderem wärmeentwickelnde Geräte wie Radiofrequenz oder der klassische Vapozon, intensive Peelings (besonders mechanisch) oder starke Schälkuren und Thermomodellagen. 
Beim Microneedling kommt es auf die Stichtiefe, die Anzahl und Stärke der Nadeln und das Hautbild/Stadium der Haut an. Sanft durchgeführt kann es helfen, das Hautbild im Anfangsstadium zu verfeinern. 
Ist die Gefäßschwäche allerdings bereits fortgeschritten, sollte von einem  Needling aufgrund von Einblutungsrisiken abgesehen werden.

Wichtig: Darmgesundheit

Ein Darmungleichgewicht kann ebenfalls eine gefäßlabile Haut stark negativ beeinflussen. Hier ist eine Darmsanierung beziehungsweise ein Darmaufbau sehr sinnvoll. 
Mittlerweile gibt es dazu unzählige Präparate. Welches das passende ist, sollte die Kundin mit ihrem Arzt oder apothekenkundigen  Personal abklären. Wir als Kosmetikerinnen können allerdings auf die Wichtigkeit und den Zusammenhang zwischen Haut und Darm hinweisen.

Bewusstsein für Ernährung

Viele Betroffene kennen den Zusammenhang zwischen gefäßlabiler Haut und Ernährung nicht. Auch hier liegt es in den Aufgaben einer Kosmetikerin, ein Bewusstsein zu schaffen. Viel rotes Fleisch, besonders Schweinefleisch oder Innereien, haben einen hohen Anteil an Arachidonsäure. Diese fördert Entzündungsprozesse im Körper und kann somit zu einer Verschlimmerung führen; ebenso sehr histaminreiche Nahrung wie Tomaten oder Zitrusfrüchte. Auch ist von einem übermäßigen Verzehr von Zucker-, Milch- und Fertig-/Fast-Food-Produkten abzuraten. Genauso gelten scharfe Gewürze, Alkohol und zu viel Weizenprodukte als Intensivierer. Gute Lebensmittel sind Vollkornprodukte, grünes Gemüse wie Brokkoli, Zucchini, Mangold. Dieses ist reich an Antioxidantien, Ballaststoffen und wirkt entgiftend. 
Als Eiweißquelle sollte auf Huhn, Pute oder frischen (nicht geräucherten) Fisch zurückgegriffen werden. Kernobstsorten wie Äpfel und Birnen sind histaminarm und enthalten ebenfalls Ballaststoffe. Beerenfrüchte wie Heidel-, Him- und Erdbeeren besitzen einen niedrigen Fruchtzuckerspiegel und haben einen großen Zellschutz durch die enthaltenen Antioxidantien. Omega-3-reiche Lebensmittel wie Leinsamen oder Chiasamen wirken als Neutralisation von Arachidonsäure. 

Foto: Julia Fessner

Julia Fessner
Die ausgebildete Kosmetikerin ist Inhaberin von ­„Beauty ­Atelier“, Nidderau. 
www.beautyatelier-nidderau.de

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