Niacinamid im Dreifach-Check

27.10.2025
Foto: leonori/Shutterstock.com

Wirkstoffe und Wundermittel versprechen immer wieder revolutionäre Effekte auf die Haut. Doch was steckt wirklich dahinter? In dieser Serie nehmen wir Wirkstoffe unter die Lupe. Ein evidenzbasierter Blick auf Chemie, Hautpflege und Pharmazie zeigt, welche Substanzen tatsächlich wirken. 

1. Chemie

Niacinamid, auch Nicotinamid genannt, ist die amidierte Form von Vitamin B3 (Niacin). Chemisch handelt es sich um ein Pyridincarbonamid, das im Körper in die Coenzyme NAD+ (Nicotinamid-Adenin-Dinukleotid) und NADP+ umgewandelt wird. Diese spielen eine zentrale Rolle in oxidativen Redoxreaktionen, der Zellatmung und DNA-Reparatur. Niacinamid ist ein wasserlöslicher Wirkstoff mit hoher Stabilität gegenüber Licht und Hitze und zeichnet sich durch eine sehr gute Hautverträglichkeit aus.

2. Hautpflege

Niacinamid gilt als multifunktionaler Wirkstoff mit breitem Anwendungsspektrum. Es stärkt die Hautbarriere durch Förderung der Ceramidsynthese, reduziert den transepidermalen Wasserverlust und verbessert die Hautfeuchtigkeit.1 Studien zeigen, dass Niacinamid entzündungshemmend wirkt, die Talgproduktion reguliert und die Hautstruktur bei Acne vulgaris sichtbar verbessert.2
Außerdem hemmt es den Melanosomentransfer in die Keratinozyten und reduziert so Hyperpigmentierungen – ein Effekt, der bei regelmäßiger Anwendung für einen ebenmäßigeren Teint sorgt3. In klinischen Studien konnten sowohl eine Aufhellung von Pigmentflecken als auch eine Minderung von Hautrötungen nachgewiesen werden.
Typische Einsatzkonzentrationen in Kosmetika liegen zwischen zwei und zehn Prozent. Bereits ab fünf Prozent zeigen sich deutliche Effekte auf Hautbild, Porengröße und Sebumregulation.

3. Pharmazie

Niacinamid wird pharmazeutisch in oraler und topischer Form eingesetzt – unter anderem bei aktinischer Keratose, Rosacea und lichtbedingter Hautalterung.1, 3 Es wirkt dabei antioxidativ und unterstützt die DNA-Reparatur.4 Es ist gut verträglich, da es keine Vasodilatation induziert. In der topischen Dermatotherapie gilt es als bewährter Wirkstoff mit onkopräventivem Potenzial.


Literatur: 
    1    Tanno O, Ota Y, Kitamura N, Katsube T, Inoue S. Nicotinamide increases biosynthesis of ceramides as well as other stratum corneum lipids to improve the epidermal permeability barrier. Br J Dermatol. 2000 Sep; 143 (3): 524–31. doi: 10.1111/j.1365-2133.2000.03705.x. PMID: 10971324.
    2    Shalita AR, Smith JG, Parish LC, Sofman MS, Chalker DK. Topical nicotinamide compared with clindamycin gel in the treatment of inflammatory acne vulgaris. Int J Dermatol. 1995 Jun; 34 (6): 434-7. doi: 10.1111/j.1365-4362.1995.tb04449.x. PMID: 7657446.
    3    Hakozaki T, Minwalla L, Zhuang J, Chhoa M, Matsubara A, Miyamoto K, Greatens A, Hillebrand GG, Bissett DL, Boissy RE. The effect of niacinamide on reducing cutaneous pigmentation and suppression of melanosome transfer. Br J Dermatol. 2002 Jul; 147 (1): 20–31. doi: 10.1046/j.1365-2133.2002.04834.x. PMID: 12100180.
    4    Surjana D, Halliday GM, Damian DL. Nicotinamide enhances repair of ultraviolet radiation-induced DNA damage in human keratinocytes and ex vivo skin. Carcinogenesis. 2013 May; 34 (5): 1144–9. doi: 10.1093/carcin/bgt017. Epub 2013 Jan 24. PMID: 23349012.

Foto: Maxine Bennek

Maxine Bennek
Die Autorin ist Kosmetikwissenschaftlerin, Apothekerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin/Doktorandin. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Koordination und Durchführung von klinischen Studien sowie Forschung an Arzneimitteln und Medizinprodukten. 

Foto: BEAUTY FORUM

Dieser Artikel stammt aus dem Fachmagazin BEAUTY FORUM

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