Akne behandeln – Kosmetik oder Heilkunde?

28.10.2025
Foto: carol.anne/Shutterstock.com

In der täglichen Praxis begegnen der Kosmetikerin regelmäßig Kunden mit mehr oder weniger ausgeprägter Akne. Daher stellt die Aknebehandlung in den meisten Kosmetikinstituten einen festen Bestandteil des Behandlungskonzepts dar. Sie darf nur nicht so betitelt werden. Wir schauen uns den Fall genauer an und zeigen die Grenzen zwischen Kosmetik und Heilkunde auf. 

Akne bezeichnet eine Hauterkrankung, und laut gesetzlicher Grundlage arbeitet die Kosmetikerin am gesunden Menschen. Die Diagnose und Behandlung von Akne als Krankheit erfordert eine ärztliche oder heilpraktische Qualifikation. Eine begleitende Behandlung ist jedoch möglich und wird auch oft vom Arzt empfohlen.
Allerdings kann die Grenze zwischen Kosmetik und Heilkunde, also medizinischer Behandlung, in einigen Fällen sehr schmal sein. Da stellt sich oft die Frage: „Darf ich das behandeln oder muss ich die Kundin zum Arzt schicken?“ Dies ist nicht immer ganz leicht zu beantworten und stets eine Einzelfallentscheidung. Klare Regel ist: Wenn Sie sich unsicher sind, dann lieber auf Nummer sicher gehen und zum Arzt schicken. Einige Kunden leiden schon länger unter Akne und haben bereits einen Arzt aufgesucht, dann ist es oft leichter, denn hier liegen meist klare Anweisungen und vor allem eine Diagnose vor.

Akne – Entstehung und Charakteristika 

Allgemein ist der Begriff „Akne“ eine Sammelbezeichnung für Erkrankungen des Talgdrüsenapparats und der Haarfollikel (diese sind jedoch nicht zwingend betroffen).
Die Entstehung der Acne (vulgaris) wird durch eine erhöhte Sekretion der Talgdrüsen (Seborrhoe - fettige Haut) und eine Hyperkeratose im Bereich der Follikelausgänge forciert.
Die erhöhte Sekretion der Talgdrüsen beruht auf einer gesteigerten Empfindlichkeit gegenüber Androgenen, also männlichen Sexualhormonen, die auch bei Frauen vorkommen. Diese Empfindlichkeit ist individuell unterschiedlich ausgeprägt und genetisch bedingt.
In Zusammenhang mit einer Hyperkeratose kommt es durch die Seborrhoe zur Verklebung der Hornzellen und einer „Verstopfung“ des Follikels. Der so gestaute und mitunter verhärtete Talg bildet den Komedo, der schwarze Punkt auf den Blackheads (offener Mitesser) entsteht durch eine Reaktion des Melanins (Hautfarbstoff) und Sauerstoff. Dieser kann sich nun wiederum entzünden und zu weiteren aknetypischen entzündlichen Effloreszenzen wie Pusteln führen. 

Relevante Akneformen

Interessant in der kosmetischen Praxis ist in jedem Fall die Acne vulgaris. Generell gilt es, genau zu schauen, welche Akneform in welcher Ausprägung vorliegt. Regelmäßige Behandlungstermine (mindestens alle drei Wochen) in Kombination mit der richtigen Heimpflege und der Kundenaufklärung bringen meist den gewünschten Erfolg.

Acne comedonica (Komedonenakne)  

Diese (zunächst) meist leichte Form der Akne ist besonders durch eine Vielzahl an Komedonen, also Mitessern gekennzeichnet. Es liegt fast immer eine massive Hyperkeratose vor. Die Komedonen befinden sich auf der Stirn, der Nase und am Kinn, der klassischen T-Zone, später oft auch an den Wangen. Es können geschlossene Komedonen, sogenannte „White Heads“, oder offene Komedonen, „Black Heads“, vorkommen. Unbehandelt können sich Komedonen mitunter auch entzünden: Wird die Follikelwand des mit Talg gefüllten Komedos brüchig, kann Talg ins umliegende Gewebe austreten, in Kombination mit dem Propionibacterium entsteht dann meist eine Entzündung in Form einer Pustel.
Hier besteht die wichtigste Maßnahme in der Regulation der Keratose, also einer Abtragung der Hyperkeratose und für den weiteren Verlauf verhornungsregulierenden Maßnahmen. Denn insbesondere durch die Verhornung der Follikelausgänge wird das Abfließen des überschüssigen Talgs verhindert, die Folge ist dann eine Mitesserbildung.
Wenn keine Entzündungen vorliegen, kann hier mit mechanischen Peelings gearbeitet werden. Vorbereitend kann auch immer ein Enzym oder AHA-Peeling erfolgen. Besonders bei Komedonen spielt das mechanische Peelen eine entscheidende Rolle.
So können stark verhornte Bereich effektiv abgetragen werden, und auch das Ausreinigen fällt leichter. Das manuelle Ausreinigen spielt hier eine wichtige Rolle. Denn jeder Komedo kann sich, wenn er unbehandelt bleibt, letztendlich entzünden. Außerdem kann man mit einer sehr regelmäßigen Ausreinigung verhindern, dass der Kunde selbst an seiner Haut manipuliert.

Acne papulopustolosa 

Diese Form der Akne ist gekennzeichnet durch Komedonen, Pusteln und Papeln. Hier liegen immer auch entzündliche Prozesse vor. Auch hier sollte eine regelmäßige Intensivreinigung im Institut erfolgen. 
Auf mechanische Peelings und insbesondere Mikrodermabrasion sollte jedoch bei entzündlichen Prozessen verzichtet werden. In diesem Fall bieten sich eher Fruchtsäurepeelings an. Dadurch wird die Haut intensiv gepeelt, und auch ein positiver Effekt auf die Entzündungen durch die Fruchtsäure lässt sich verzeichnen. Hier werden dann zunächst die Komedonen entfernt und schließlich die Pusteln. Dabei ist auf konsequente Hygiene zu achten. Handschuhe sind bei einer Akenbehandlung Pflicht! Die Pusteln werden vorsichtig mit einer Blutlanzette oder einer Kanüle eröffnet und dann durch leichtes nach außen Ziehen und Schraubbewegungen extrahiert. Ein starkes Quetschen sollte auf jeden Fall vermieden werden. So könnte die Entzündung noch tiefer ins Gewebe gedrückt werden. 
Nach der Ausreinigung wird gründlich desinfiziert. Wer einen HF-Stab besitzt, kann diesen nun sehr gut einsetzen. Dadurch regeneriert sich das Gewebe, und die offenen Stellen verschließen sich. Dieser Prozess geht meist so schnell, dass man dabei zuschauen kann. Durch das Ozon, das sich beim Einsatz des HF-Stabs bildet, wird eine desinfizierende Wirkung erzielt. Hier gelten die Vorsichtsmaßnahmen für Stromanwendungen, außerdem darf vorher kein Alkohol auf der Haut sein (Funkengefahr!). Papeln, als rote feste Knötchen zu erkennen, liegen meist tiefer und sollten daher in Ruhe gelassen werden. Hier kann man mit austrocknenden Maßnahmen arbeiten. 

Acne conglobata 

Die schwerste Form der Acne vulgaris, mit zahlreichen Entzündungen tief im Gewebe, ist meist knotig verdickt und es bilden sich ganz charakteristisch Fistelgänge aus. Hier ist das Entstehen von Narben garantiert. Neben dem Gesicht sind hier auch oft das Dekolleté, die Oberarme und der Rücken betroffen. Diese Form der Akne gehört unbedingt in die Hände des Dermatologen. Wenn eine begleitende Behandlung gewünscht wird, ist diese meist auf ein konsequentes Ausreinigen beschränkt. Nach Abheilung der Entzündungen und wenn keine entsprechenden Medikamente mehr verwendet werden, kann dann mit Fruchtsäure und Mikrodermabrasion gearbeitet werden, um die Hautoberfläche zu glätten.

Zusammenarbeit Heilkunde und Kosmetik

Bitte informieren Sie sich genau da-rüber, ob Ihr Kunde momentan ärztlich verordnete Medikamente zur Aknetherapie einnimmt oder äußerlich anwendet. Viele dieser Präparate sind nicht in Kombination mit weiteren schälenden Kosmetika erlaubt, also beispielsweise Fruchtsäuren oder eine Tiefenschälkur. Diese Präparate entfetten die Haut oft sehr stark oder initiieren eine Schälung, sodass die Haut extrem empfindlich ist und die Kunden oft über eine heftiges Spannungsgefühl klagen. Bitte versuchen Sie nun keinesfalls, die Haut mit reichhaltigen Pflegeprä-paraten zu regulieren, da sonst der ärztlich eingeleitete Prozess unterbrochen und gestört wird. Die Schälung der Epidermis ist in diesen Fällen ausdrücklich erwünscht! 
Ein wichtiger Aspekt für viele Kunden ist, dass die Kosmetikerin sich mehr Zeit nehmen kann als der Derma-tologe, daher ist die begleitende Behandlung immer sehr wertvoll und wird von vielen Dermatologen mittlerweile befürwortet.

 

Exkurs: Akneformen

Weitere Akneausprägungen sind ­unter anderem:

  • Acne cosmetica (kosmetische ­Präparate als Auslöser)
  • Acne tarda (Erwachsenenakne)
  • Acne medicamentosa ­(Medikamentenakne)
  • Acne excoriée des jeunes filles
(Kratzakne – Skin Picking ­Disorder)
  • Acne inversa (Hidardenitis suppurativa, HS; Pyoderma fistulans significa, PFS): schwere Entzündungen mit teilweise noch unklarer Ursache. Diese Akneform spielt in der Kosmetik eine untergeordnete Rolle und sollte nur in der dermatologischen Praxis behandelt werden.
     
Foto: Susanne Pfau

Susanne Pfau 
Die staatlich geprüfte Kosmetikerin und Heilpraktikerin mit eigenem Institut ist Inhaberin der Firma Pfau Cosmetics und spezialisiert auf Pro­blemhaut und Pigmentflecken sowie Anti-Aging. www.susannepfau.de

Foto: MEDICAL

Dieser Artikel stammt aus dem Fachmagazin MEDICAL

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