
Wir kennen sie alle, die Kundin oder Kunden, die bei einer Erstberatung immer sagen: „Meine Pflegeroutine soll aber schnell und unkompliziert sein.“ Bedeutet schnell auch gleichzeitig husch, husch? Oder gibt es effektive Kurzlösungen, die einen maximalen Effekt bieten? Auf jeden Fall! Manchmal ist weniger sogar mehr – oder anders gesagt: Viel hilft nicht immer viel.
Wir leben in einer Zeit, in der die Zeit für uns selbst meist sehr kurz ist. Die Zielgruppe, die auf minimale, aber effektive Pflegeroutine Wert legt, sind meist die Mütter, die sich neben ihrem Beruf noch um die Kinder kümmern, oder die Fulltime-Businessfrauen.
Bei beiden Gruppen ist die Zeit im Bad ein entscheidender und auch einschneidender Faktor ihres Alltags. Sie sollte nicht zu lange dauern, aber gänzlich drauf zu verzichten ist auch keine Option. Oftmals sieht man es den Häuten auch an, dass sie gestresst wirken. Ein müdes, fahles Hautbild, gepaart mit Trockenheit und Rötungen ist hier schon fast „normal“.
Es kann aber auch eine Haut sein, die mit starken Unreinheiten zu kämpfen hat. Beide Hautbilder benötigen normalerweise intensive Pflege und eine gewisse Routine, um eine Verbesserung zu erlangen.
Peelings
Fragt man die Kundin, wie oft sie ein Peeling zu Hause durchführt, bekommt man meistens folgende Antwort: „Selten bis nie, hierfür habe ich keine Zeit .“ Viele Kundinnen verbinden mit einem Peeling noch das klassische mechanische Peeling, welches in der Anwendung wirklich zeitintensiver ist. Klärt man diese Kundin über andere Peeling-Methoden auf, wird sie mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Peeling durchführen.
So kann ein Enzym-Peeling wunderbar unter der Dusche angewandt werden, wenn zum Beispiel der Conditioner oder die Haarkur einwirkt. Anschließend wird dann alles auf einmal abgebraust. Noch zeitsparender ist dann sogar, der Kundin zu empfehlen, das Reinigungsprodukt mit unter die Dusche zu nehmen. Ihre Duschzeit verlängert sich höchstens um ein paar Sekunden, aber der Effekt für die Haut ist riesig.
Auch kann ein Fruchtsäureprodukt, bestenfalls sogar als Leave-on-Produkt in Form eines Serums oder einer Creme, verwendet werden. Je nach Hersteller wird dieses täglich, alle zwei/drei Tage oder einmal pro Woche abends aufgetragen und entfaltet über Nacht seine keratolytische Wirkung.
Die Kundin ersetzt ihre normale Nachtpflege mit dem Fruchtsäureprodukt und spart hier auch wieder Zeit. AHAs wirken nicht nur keratolytisch, sondern regen auch die Hautregeneration an, was zu einer Minderung von Fältchen, Pigmentstörungen, Unreinheiten und Aknenarben beitragen kann. Erklärt man dies der Kundin, wird sie sich freuen, da sie das Gefühl hat, ein „all for one“-Produkt anzuwenden.
Generell sollte ein Peeling in den Wintermonaten einmal pro Woche durchgeführt werden. Trockene Heizungsluft und die winterliche Kälte lassen die Haut schnelle verhornen. Die tägliche Pflege kann diese Hornschicht nur schwer durchbrechen und verliert so ihre Wirkung. Es kommt zu einem Spannungsgefühl, trockener, schuppiger Haut und einem fahlen Teint.
Reinigung
Eine weitere uns sehr bekannte Aussage in Bezug auf die Reinigung ist folgende: „Ich wasche mein Gesicht nur mit Wasser.“ Oder: „Ich benutzte Abschminktücher aus der Drogerie, die sind schnell und unkompliziert.“ Beides ist natürlich nicht das, was wir uns als Profis vorstellen.
Würden wir das so auch kommunizieren, wäre die Kundin sehr schnell eingeschnappt. Das „Wieso“ sie sich so reinigt, teilt sie uns bereits mit, und daran müssen wir in unserem Beratungsgespräch anknüpfen.
Haben wir eine Kundin, die selten bis gar kein Make-up verwendet, können wir ihr ein Mizellenwasser sehr gut als Reinigungsprodukt empfehlen. Dieses trägt sie einfach auf ein Wattepad auf und geht damit über das Gesicht. Im Anschluss benötigt sie auch kein Tonic und sollte sie Wimperntusche oder Augen-Make-up verwenden, kann sie dieses hiermit entfernen. Nicht umsonst werben viele Hersteller bei Mizellenwasser mit einer 3-in-1-Anwendung.
Eine gute Alternative auch für alle, die gerne mit Wasser reinigen, ist ein sanfter Reinigungsschaum. Zum einen kann dieser auch für die Entfernung von Augen-Make-up verwendet und zum anderen ganz problemlos auch unter der Dusche angewandt werden. Wichtig ist, ihr in diesem Kontext auch zu erklären, warum es sinnvoll ist eine richtige Reinigung durchzuführen.
Mein persönliches „K.-o.-Argument“ ist: „Reinigen Sie Ihre Bratpfanne, in der Sie vorher mit Öl etwas gebraten haben, auch mit Wasser?“ Bei dieser Frage realisieren viele erst den Sinn der Reinigung. Nur auf einer Haut, die von Schmutz, Talg und Make-up entfernt wurde, kann eine Pflege richtig und optimal wirken. Würde man das Pflegeprodukt auf eine nicht gereinigte Haut auftragen, würde sie nicht dort hingelangen, wo sie soll, und keine Wirkung zeigen.
Wirkstoffe
Für die kurze und schnell Extra-Portion an Wirkstoff kann wunderbar eine Ampulle empfohlen werden. Diese ist in der Anwendung zügiger als zum Beispiel eine Maske, da die Einwirkzeit entfällt. Es gibt sie für jedes Hautbedürfnis und jeden Hauttyp und sie kann ganz individuell eingesetzt werden.
Als hoch konzentriertes Wirkstoffelixier sieht die Kundin schnell Erfolge bei einem minimalistischen Zeiteinsatz. Sehr reichhaltige Ampullen können abends auch statt der Nachtpflege verwendet werden. Als besonderer Tipp kann die Ampulle auch als Serumersatz für ein Kurztrip über ein Wochenende eingesetzt werden.
Gibt man der Kundin dann noch eine Probe ihrer Tages- und Augencreme mit, ist sie dankbar, dass sie ihre komplette Pflege nicht einpacken muss. Dies spart besonders im Flugzeug enorm an Gewicht.
Der „zu viel“-Typ:
Es gibt den Pflegetyp, der zu viel Pflegeprodukte nimmt:
- Nicht immer hilft viel auch viel. Eine gute Pflegeroutine setzt sich aus fünf bis sieben Produkten zusammen:
- Reinigung, Tonic, Peeling, Serum, Augencreme, 24-Stunden-Pflege und Lichtschutzfaktor.
- Sehr kosmetikaffine Kundinnen sind oftmals dazu geneigt, nicht nur ein Serum, sondern zum Beispiel auch zwei oder drei aufeinander aufzutragen.
- Oder sich nicht mit einem Produkt zu reinigen, sondern quasi eine Doppelreinigung durchzuführen. Hierbei werden zwei unterschiedliche Reinigungsprodukte verwendet. All dies kann dazu führen, dass die Haut überpflegt wird und die Gefahr einer perioralen Dermatitis besteht.
- Eine relativ „neue“ Generation, bei der dies oft vorkommt sind Teenies bis junge Erwachsene. Der Auslöser bei dieser Gruppe sind die sozialen Medien.
- Influencer, die Werbeverträge mit diversen Firmen haben, empfehlen mehrere Produkte, und diese Kundengruppe ist die Zielgruppe. Oftmals sind die Produkte für die jeweiligen Häute nicht geeignet oder zu aggressiv, und es kommt zu Reaktionen.
- Ein ähnliches Beispiel sind hier auch junge Mädchen oder Frauen, die sich diverse Make-up-Tutorials in den sozialen Medien anschauen. Es werden noch viele weitere Produkte empfohlen. Das Ergebnis für die Haut ist oftmals eine Kombination aus mangelnder/richtiger Reinigung, falscher/zu viel Pflege, was zu einer gestörten Hautbarriere führt.

Julia Fessner
Die Autorin ist ausgebildete Kosmetikerin und Inhaberin von „Beauty Atelier“ in Nidderau.
www.beautyatelier-nidderau.de