Chemical Peels

29.12.2025
Foto: New Africa/Shutterstock.com

Peelings, ob mechanisch, enzymatisch, mit Laser oder chemisch, regen die Regeneration der Haut an. Traditionell werden chemische Peelings bei medizinischen Indikationen wie beispielsweise Akne, Keratosen, Narben und Hyperpigmentierung eingesetzt. In Form von Fruchtsäuren (AHA) sind sie heute im Anti-Aging-Bereich weit verbreitet.

Chemische Peelings enthalten Stoffe, die nicht nur aus der chemischen Synthese stammen, sondern vielfach natürlichen Ursprungs oder in Pflanzenextrakten enthalten sind (Kräuterschälkuren). Die Bezeichnung „chemisch“ bezieht sich indes darauf, dass die Peelingwirkung auf chemischen Abläufen beruht.
So verändern Säuren die Struktur einer Proteinumgebung in der Weise, dass sie Wasserstoffbrücken lösen und die Sekundärstruktur der Proteine zerstören („denaturieren“). Das gilt sowohl für das Stratum corneum als auch für aktive Bereiche der Epidermis und darunter.
Der Denaturierung folgt eine Irritation, die bei weiterem Eindringen in eine Koagulationsnekrose übergeht. Gleiches passiert übrigens bei der Einwirkung basischer Medien – etwa Natronlauge (nach kurzer Zeit) oder Natriumcarbonat (Soda; nach längerer Zeit). 
Während Säuren zwar eine Zerstörung der entsprechenden Schichtstruktur bewirken, sie aber nicht direkt abtragen, findet bei Basen (Laugen) eine Lösung der einzelnen Bestandteile statt – leicht nachzuvollziehen durch das unmittelbar einsetzende schlüpfrige Gefühl auf der Haut.

Säurestärken

Nicht jede Säure hat bei vergleichbarer molarer Konzentration die gleiche Wirkung. Gleiche molare Konzentration bedeutet, dass in einer Lösung gleich viele Säuremoleküle enthalten sind. Das heißt, bei gleicher prozentualer Konzentration enthält Milchsäure (Alpha-Hydroxysäure [AHA]; M = 90,08 g/mol) etwa dreimal so viel Säuremoleküle wie 2-Hydroxy-5-octanoylbenzoylbenzoesäure (Beta-Hydroxysäure [BHA]; M = 264,32).  
Um als Säure wirksam zu sein, kommt es darauf an, wie effektiv die Wasserstoffatome (H) von Säuren durch Reaktion mit Wasser (H2O) Hydronium- alias Oxonium-Ionen (H3O+) bilden. Man nennt dies die Dissoziation einer Säure. 

Langkettige Säuren wie die Palmitinsäure mit einer Molmasse von M = 256,43 etwa haben daher schon deshalb keine Wirkung, weil sie in Wasser gar nicht löslich sind.
Aus der Hydronium-Konzentration resultieren Säurestärke und pH einer Säure. Je niedriger der pH, umso aggressiver ist die Säure.
Ob ein Säurepeeling oberflächlich oder tiefer wirksam ist, hängt weiter von der molekularen Struktur der Säure ab. Die oben genannte BHA ist ein Salicylsäure-Derivat, das einen großen lipophilen Rest enthält, der sie weniger aggressiv werden lässt als die zugrunde liegende Salicylsäure, deren Molmasse (M = 138,12) nur etwa noch die Hälfte beträgt. 
Stärker als die Salicylsäure wirkt Trichloressigsäure mit einer zwar höheren Molmasse (M = 163,39), aber mit einem durch die Chloratome stark polaren Aufbau. Sie wird in der ärztlichen Medikation verwendet, wenn das Peeling über die Abtragung des Stratum corneum hinausgeht. 
Zu den AHA-Säuren gehören auch Glykolsäure und Mandelsäure. Letztere ist mit der Brenztraubensäure, einer Alpha-Ketosäure [AKA], verwandt; beide tragen einen aromatischen Rest. 
Neben den AHA-Säuren werden auch Polyhydroxysäuren [PHA] eingesetzt, die schon aufgrund ihrer hohen Molmasse im prozentualen Vergleich milder wirken. Die typischen Vertreter sind Lactobionsäure und D-Gluconsäure, die im festen Zustand als Gluconsäure-∂-lacton (GDL) vorliegt. GDL wird in Lebensmitteln auch als Säuerungsmittel (E 575) und Backpulverkomponente genutzt. 

Vitamin-A-Säure

Auf den ersten Blick liegt es nahe, auch Vitamin-A-Säure (Retinsäure; INN: Tretinoin) in die Kategorie Säurepeeling einzuordnen. Dem ist aber nicht so. Mit ihrem Molgewicht (M = 300,43) liegt sie sogar über der  Palmitinsäure, kann aber aufgrund der ungesättigten Isoprenstruktur wesentlich besser in die Haut ein­dringen. 
Vitamin-A-Säure wirkt biochemisch, indem sie in physiologische Regelkreise eingreift und dort eine starke Regenerationswirkung anregt, in deren Verlauf auch die obersten Hautschichten abgestoßen werden. Ähnliche, aber schwächere Wirkungen gehen von Vitamin A (Retinol), dessen Estern und Vitamin-A-Aldehyd (Retinal) aus. Sie werden allesamt zu Retinsäure verstoffwechselt, die unter anderem auch komedolytisch wirkt. Die direkte Behandlung mit Retinsäure ist in der Kosmetik verboten.

Phenolische Verbindungen

Während sich die Säurepeelings von der Hautoberfläche durch das Stratum corneum „tiefer“ vorarbeiten, die biochemische Wirkung der Retinsäure nach ihrer Penetration durch die Hornschicht stattfindet, beruht die dritte Variante des chemischen Peelings auf der Gewebetoxizität der eingesetzten Verbindungen, die letztendlich eine Abstoßung der betroffenen Hautschichten zur Folge hat.
Phenolische Verbindungen dominieren in diesem Bereich. Noch heute wird das giftige Phenol (Hydroxybenzol) in der ärztlichen Behandlung eingesetzt. Häufig verwendet werden Polyphenole wie Hydrochinon (1.4-Dihydroxybenzol) und Resorcin (1.3-Dihydroxybenzol). In Kosmetika ist Hydrochinon verboten und Resorcin als Komponente in Haarfärbemitteln mit Anwendungsbeschränkungen versehen. Phenolische Verbindungen wirken antimikrobiell. Daher setzt man sie auch zur Akne-Behandlung ein. 
Zu bemerken ist, dass auch Salicylsäure (2-Hydroxybenzoesäure) und 2-Hydroxy-5-octanoylbenzoylbenzoesäure eine phenolische Hydroxygruppe tragen. Sie sind aber aufgrund der benachbarten Säuregruppe toxikologisch unbedenklich.
Eine häufig zusammen mit Phenol genutzte Verbindung ist das Croton-öl. Neben Triglyceriden mit hohen Anteilen Ölsäure enthält Crotonöl hochkomplexe Terpene, die Entzündungen auslösen, epidermolytisch wirken und die Zellproliferation steigern – unter anderem auch bei bestehenden Tumoren.  

Peelingtiefe

Ziele chemischer Peelings sind etwa die Beseitigung von Pigmentstörungen, Altersflecken, Keratosen, Narben und Falten, die kosmetisch stören. Aber auch die Behandlung bei dermatologischen Indikationen wie der Akne gehören dazu. Dementsprechend stellt sich die Frage nach der Tiefenwirkung des Peelings, denn einerseits möchte man am Zielort eine hohe Effektivität erreichen, andererseits jedoch möglichst geringe Kollateralschäden anrichten. 
Die Tiefe eines Peelings (oberflächlich, mittel, tief) ist abhängig davon, ob die Einwirkung durch Säuren (AHA, BHA, PHA, AKA) biochemisch (Retinsäure) oder gewebetoxisch (Phenole, Crotonöl) erfolgt. 
Darüber hinaus spielen molare und prozentuale Konzentration der Wirkstoffe sowie Zeitdauer der Einwirkung eine Rolle. Das heißt, selbst anfänglich „milde wirkende“ Stoffe können bei hoher Dosierung und langer Einwirkung tiefere Hautschichten erreichen und zu unbeabsichtigten Nebenwirkungen führen. Eine ungefähre Orientierung gibt die Klassifizierung in der Tabelle. 
Während oberflächliche chemische Peelings häufiger, beispielsweise im mehrwöchigen Abstand, durchgeführt werden, rechnet man bei Trichloressigsäure mit Abständen von einem bis zu mehreren Jahren. Inwieweit dies kosmetisch oder medizinisch indiziert ist, steht auf einem anderen Blatt. Die häufige Anwendung von Fruchtsäurepeelings stresst die Haut und macht sie auf Dauer empfindlich und pergamentartig.

Chemische Peelings sind durch starke Rötung und Hautablösung gekennzeichnet, zum Teil schmerzhaft und hinterlassen die Haut in einem wenig ansprechenden Zustand. Dies unterscheidet sie von den oberflächlichen mechanischen und enzymatischen Peelings. 
Vor- und Nachsorge sind wie bei ästhetischen Eingriffen durchzuführen.3

Kombinationen

Insbesondere in der Medizin werden häufig Mischungen verwendet. Sie bieten möglicherweise in speziellen Fällen Vorteile, sind aber, wie die folgende Liste zeigt, zuweilen personen-, zeit- und trendgebunden. Direkte Vergleiche gibt es naturgemäß selten. 

  • Baker-Gordon-Formel4: Phenol + 2,1 % Crotonöl
  • Brody`s combination5: Trockeneis (festes CO2) + 35%ige Trichloressigsäure
  • Coleman‘s combination5: 70%ige Glycolsäure + 35%ige Trichloressigsäure
  • Jessner6: 14 % Resorcin, 14 % Milchsäure (85%ig), 14 % Salicylsäure und Ethanol
  • Jessner-modified7 : 17 % Milchsäure, 17 % Salicylsäure, 8 % Citronensäure in Ethanol
  • Hetter4: Phenol + ≤1,6 % Crotonöl
  • Monheit‘s combination7: Jessner + 35%ige Trichloressigsäure
     

Zum Teil agiert man bei oberflächlichen Behandlungen (AHA-Säuren) mit Peelings, deren pH durch Zusatz von Puffersubstanzen auf einen höheren Wert eingestellt ist.

Nebenwirkungen

Ähnlich wie bei Salzsäureunfällen kann es mit Säuren bei unvorsichtiger Anwendung (zu hohe Konzentration, lange Dauer der Einwirkung) zu Verätzungen kommen, die bis tief in das Gewebe reichen. 
An Nachwirkungen kommen vor:  

  • Infektionen inkl. viraler Natur (Warzen), insbesondere auch bei oberflächlichen Peelings, unter anderem weil das Mikrobiom vollständig zerstört ist.
  • Mittlere und tiefe Peelings können bleibende Narben erzeugen.  
  • Pigmentstörungen und Lichtempfindlichkeit
  • Akne und Rosacea
  • Grießkörner-ähnliche Zysten
  • Beschleunigte Hautalterung

Literatur:
    1     https://de.wikipedia.org/wiki/Crotonöl 
    2     T. Soleymani, J. Lanoue, Z. Rahman, A Practical Approach to Chemical Peels, J Clin Aesthet Dermatol. 11 (8), 21–28 (2018)
    3    H. Lautenschläger, Synergieeffekte: Vor- und Nachsorge bei ästhetischen Eingriffen, Beauty Forum 2024 (9), 94–96
    4    C.G. Wambier et al., Advanced chemical peels: Phenol-croton oil peel, J. of the American Academy of Dermatology 81 (2), 327–336 (2019)
    5    M. I. Rendon et al., Evidence and Considerations in the Application of Chemical Peels in Skin Disorders and Aesthetic Resurfacing, J Clin Aesthetic Dermatol 3, 32–43 (2010)
    6    A. A. O‘Connor et al., Chemical peels: A review of current practice, Australasian J. of Dermatology 59 (3), 171–181 (2018)
    7    M. Landau, Chemical peels, Clinics in Dermatology 26 (2), 200–208 (2008)
 

Foto: Dr. Hans Lautenschläger

Dr. Hans Lautenschläger
Der promovierte Chemiker ist seit 1998 geschäftsführender Gesellschafter der Koko Kosmetikvertrieb GmbH & Co. KG in Leichlingen und spezialisiert auf die Entwicklung, die Herstellung und den Vertrieb physiologischer Hautpflegemittel. www.dermaviduals.de

Foto: BEAUTY FORUM

Dieser Artikel stammt aus dem Fachmagazin MEDICAL

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