Zart schattiert

28.09.2022
Foto: mikeforemniakowski/Shutterstock.com

Im Permanent Make-up hat in den vergangenen Jahren ein Umdenken stattgefunden. Während früher ein möglichst dichter, intensiver Farbeintrag gearbeitet wurde, so ist dies heute passé. Der Trend geht zu immer leichteren, zarteren Schattiertechniken. Schulungsleiterin Sabine Bundschuh stellt die neuesten Trends und Techniken vor.

Powder, Ombré, Fluffy oder Silky? Wie hätten Sie denn gerne Ihr Permanent Make- up? Sie müssen das nicht wirklich wissen, denn die Technik, mit der schattiert wird, ist letztendlich immer die gleiche: Mit möglichst feinen Nadeln wird die Farbe mittels spezieller Techniken in die Haut eingearbeitet. Dass diese leichte Pigmentiermethode eine Vielzahl unterschiedlicher Namen bekommen hat, liegt nicht zuletzt am Marketing. Viele Permanent-Make-up-Artistinnen kreieren immer neue Bezeichnungen für diese Art des Pigmentierens, um sich von der Konkurrenz abzuheben.

Fotos: Sabine Bundschuh, Praxis + Schule für Permanent Make-up

1. Powder Brows

Unter diesem Oberbegriff lassen sich diverse Bezeichnungen wie Ombré Brows, Fluffy Brows, Silky Brows, Soft Shading Brows, Venus Brows und viele weitere vereinen. Dabei wird die Farbe zart pigmentiert und nach vorne (zur Nase hin) und nach oben (Richtung Stirn) mit einem Farbverlauf von dunkel zu hell gearbeitet, – so wie auch natürliche Augenbrauen nach oben und zur Nase hin zarter verlaufen.

Diese Technik kann bei jeder Kundin jeden Alters pigmentiert werden. Dabei ist es gleichgültig, ob die Haut eher trocken oder fettig ist. Am Ende dürfen keinerlei Linien oder dunkle Flecken sichtbar sein. Der Farbeintrag sollte gleichmäßig sanft und mit zartem Auslauf gearbeitet werden. Die Haltbarkeit beträgt zwei bis drei Jahre in Abhängigkeit vom UV-Licht und der Zellerneuerung.

Fotos: Sabine Bundschuh, Praxis + Schule für Permanent Make-up

2. Härchentechnik, Microblading

Wünscht die Kundin ein ganz natürliches Ergebnis, so verlangt sie meistens die Härchentechnik für ihre Augenbrauen. Aber Vorsicht: Die feinen Härchen verschwimmen beim Verheilen auf Mischhaut oder eher fettiger, großporiger Haut. Dabei ist es gleichgültig, ob die Linien mit Microblading, der asiatischen Handmethode, bei der feine Linien mittels einer ultradünnen Klinge (Blade: gebündelte Akupunkturnadeln) gesetzt werden, oder mit der Maschine eingearbeitet werden.

Am besten sind die Resultate auf einer feinen, glatten und trockenen Haut. Das Alter spielt keine Rolle, lediglich die Textur der Haut entscheidet darüber, ob die Härchen auch nach der Abheilung als solche sichtbar sind. Auf einer eher öligen Haut werden die ursprünglich feinen Linien beim Verheilen verlaufen und sehen schließlich wie dicke „Balken“ aus oder wie schattierte Augenbrauen. Die Haltbarkeit beträgt ein bis drei Jahre, je nachdem wie intensiv die Kundin in die Sonne geht und wie aktiv ihre Zellerneuerung ist.

Fotos: Sabine Bundschuh, Praxis + Schule für Permanent Make-up

3. Aquarell Lips

Auch bei den Lippen finden wir Bezeichnungen wie Nude, Ombré, Aquarelle, Fresh Perfect, Pop, Soft, 3-D und Babydoll. Gemeint sind ebenfalls leichte Techniken, mit denen die Lippen voll ausschattiert werden. Dabei gehören dunkel abgesetzte Konturen um die Lippen herum endgültig der Vergangenheit an. Heute ist es verpönt, eine deutlich sichtbare Kontur zu zeichnen. Der Übergang von der Lippen- zur Gesichtshaut soll möglichst zart und natürlich gestaltet werden, ohne sichtbare Kanten und Konturen.

Bei Nude und Ombré Lips wird zudem mit weißer Farbe (Titandioxid) gearbeitet, um entweder die natürliche rote Lippenfarbe aufzuhellen oder um einen Farbverlauf von hell zu dunkel zu gestalten, um der Lippe optisch mehr Volumen zu geben. Die Haltbarkeit beträgt zwei bis drei Jahre in Abhängigkeit von der Zellerneuerung. Das UV-Licht lässt rote Farbe nicht so schnell verblassen wie dunkelbraune oder schwarze Farbe.

Fotos: Sabine Bundschuh, Praxis + Schule für Permanent Make-up

4. Smokey Eyes

Ein großer Trend sind schattierte Eyeliner. Hier wird mittels einer Pendeltechnik die schwarze Farbe so gesetzt, dass ein Smokey-Eyes-Effekt entsteht. Der Farbverlauf wird von außen nach innen und von unten nach oben abgeschwächt.

Mutige setzen noch eine Zusatzfarbe wie Grün oder Blau ein. Bedenken sollte man jedoch, dass Grün später schwer wieder zu entfernen ist. Es gibt keinen Laser, der Grün rückstandslos entfernen kann. Und die neuen sogenannten Remover sind eine heikle Angelegenheit, vor allem direkt am Auge. Bei den Removern handelt es sich um flüssige Entferner, die in die Haut eingearbeitet werden, um die Pigmente wieder herauszuschwemmen. Es gibt Milchsäure-Remover, basische Remover und Salzsäure-Remover. Hier gilt: je wirkungsvoller, desto risikoreicher die Zusammensetzung.

Je nach Lidstellung kann so ein schattierter Lidschatteneffekt das Auge größer und ausdrucksvoller erscheinen lassen oder – im Fall tief liegender Augen mit einem ausgeprägten Schlupflid – das Auge noch kleiner wirken lassen. Hier kommt es auf die professionelle Einschätzung des PMU-Artisten an. Sie oder er muss ein Gesicht richtig „lesen“ können, um die richtige Wahl für den geeigneten Eyeliner zu treffen. Die Haltbarkeit beträgt ein bis fünf Jahre. Da wenig direkte Lichteinstrahlung auf das Augenlid trifft, hält die Farbe sehr lange.

Fazit

Als Permanent-Make-up-Artistinnen sollten wir uns regelmäßig weiterbilden und stets auf dem neuesten Stand der Pigmentiertechniken sein. Unsere Kundinnen können nicht wissen, welche Methoden bei ihrer Haut am besten zum Einsatz kommen sollte. Hier sind sie auf die Erfahrung und das Können ihrer Pigmentierer angewiesen.

Je erfahrener die Permanent-Make-up-Artistinnen sind, desto besser sind die Voraussetzungen, dass die richtige Methode für die Haut der Kundin Anwendung findet. Feine Linien können auf einer fettigen, großporigen Haut nach der Abheilung einfach nicht fein bleiben. Wer das weiß und konsequent anwendet, spart sich und seiner Kundin unschöne Ergebnisse. Eine zarte Schattierung ist im Zweifelsfall stets die bessere Wahl. Profis wissen, dass sich der gewählte Farbton mit der Zeit durch den Einfluss des UV-Lichts verändern wird. Je wärmer (mehr Rot) die Farbe ist, desto rötlicher wird sie auch verblassen. Eine sehr kühle, dunkle Farbe wird mit der Zeit aschig-gräulich abheilen.

Trends kommen und gehen, das gilt auch für PMU. Daher arbeiten Experten die Farben leichter, transparenter ein. So können die Form und Farbe bei der Kundin individuell über die Zeit angepasst werden. Umgekehrt gilt: Je intensiver und dichter die Farbe in der Haut ist, desto weniger Gestaltungsmöglichkeiten sind gegeben. Gerade am Auge ist die Haut extrem dünn. Daher sollte man bedenken, dass ein Eyeliner einem Tattoo gleichzusetzen ist. Die Farbe wird hier ein Leben lang halten.

Foto: Autorin

Sabine Bundschuh

ist vereidigte Sachverständige für Permanent Make-up für die Handwerkskammer Hannover. Seit mehr als zehn Jahren arbeitet sie als PMU-Artistin mit eigenem Ausbildungszentrum. www.permanent-make-up-microblading-schulung.de

Mehr zu den Themen:

Das könnte Sie auch interessieren

Mehr aus der Rubrik Make-up & Style