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Anamnese beim Waxing

Auch beim Waxing ist die Anamnese mithilfe eines Fragebogens ein äußerst nützliches Instrument, um Hautzustand, Haare und Wünsche unserer Kunden kennenzulernen und festzuhalten. Ein Waxing-Fragebogen dient als professioneller Einstieg in die Behandlung und verfolgt dabei gleich mehrere Ziele: Anhand der gewonnenen Informationen können wir das richtige Wachs, die optimale Waxing-Technik und die passenden Pflegeprodukte auswählen. Auch eine Beratung zum etwaigen Wunsch nach weiteren Waxings an anderen Körperstellen kann in diesem Zuge stattfinden. Wir wollen unsere Kunden bei ihrer bisherigen Haarentfernungstechnik abholen, sie bei der Umstellung auf das Waxing begleiten und eine vertrauensvolle Beziehung zu ihnen aufbauen.

Ablauf der Anamnese

Die Anamnese ist so individuell wie jeder Waxing-Kunde. Dennoch hilft uns ein Schema, an dem wir uns orientieren können. Kunden können den Waxing-Fragebogen vorab zu Hause oder auch im Wartebereich ausfüllen. Dies nimmt nicht mehr als etwa drei Minuten in Anspruch. Alternativ gehen wir die einzelnen Fragen gemeinsam mit den Kunden durch. Ein Fragebogen bietet die Möglichkeit, alle wichtigen Informationen schriftlich festzuhalten, um bei späteren Waxing-Terminen wieder darauf zurückzugreifen.

Struktur des Fragebogens

Wie könnte ein Waxing-Fragebogen aussehen? Welche Fragen liefern uns wichtige Informationen? Diese neun Vorschläge sollen als Inspiration dienen, den Inhalt des Waxing-Fragebogens professionell zu gestalten.

1. Wie wurden die Härchen bisher entfernt?

Um unsere Neukunden gut abzuholen, müssen wir in Erfahrung bringen, welche Haarentfernungsmethode in der Vergangenheit zum Einsatz gekommen ist. Viele Neukunden haben noch keinerlei Erfahrung mit Waxing. Manche von ihnen kennen es lediglich an kleinen Flächen wie der Oberlippe, haben jedoch noch nie ein Waxing an größeren Körperflächen bekommen.

Viele unserer Kunden haben etliche Jahre durchweg rasiert. Andere haben bislang einen Epilierer verwendet, und manche Neukunden wurden vielleicht zuletzt mit Zuckerpaste enthaart. Für uns sind alle diese Informationen relevant. Haben Neukunden noch keinerlei Waxing-Erfahrung, sollten wir behutsam vorgehen, unsere Vorgehensweise und auch die anschließende Heimpflege erklären. Unsere Neukunden haben meist viele Fragen. Wir nehmen uns dafür Zeit.

2. Wie sind Ihre Erfahrungen mit der Behandlung?

Kunden haben unterschiedliche Erfahrungen mit Haarentfernungen gesammelt. Während einige jegliche Art der Enthaarung gut vertragen, mussten andere in der Vergangenheit mit Rasurbrand, Entzündungen und eingewachsenen Haaren kämpfen. Nicht jeder erzählt von sich aus auf der Behandlungsliege von etwaigen Problemen.
Daher ist es notwendig, dass wir die Kunden direkt danach fragen. Um die Haut und ihre Reaktion auf das Waxing gut einzuschätzen, ist es für uns hilfreich, wie die Haut auf die bisherige Form der Haarentfernung reagiert hat. Daraus können wir eine erhöhte Sensibilität und den Bedarf an Heimpflege erkennen, gleich in der Behandlung darauf eingehen und umfassend beraten.

3. Wie beurteilen Sie Ihren Haarwuchs?

Die meisten Kunden beurteilen ihren eigenen Haarwuchs als sehr schnell. Tatsächlich ist der Haarwuchs an den einzelnen Körperarealen allerdings unterschiedlich schnell. Das Tempo hängt von mehreren Faktoren wie genetischer Veranlagung, Alter und Geschlecht ab.

Mit der Frage nach dem Haarwuchs wollen wir das persönliche Empfinden abklopfen und verstehen, ab welcher Haarlänge unsere Neukunden sich unwohl fühlen. Diese Information ist für die Termintaktung und Kundenzufriedenheit wichtig. Beurteilen unsere Kunden den Haarwuchs als sehr schnell und fühlen sich nach drei Wochen schon zugewuchert und unwohl, wäre entsprechend ein Waxing-Rhythmus nach drei Wochen vorzuschlagen. Manch andere verspüren dagegen erst nach vier bis fünf Wochen den Drang nach einem Folgetermin.

Die richtige Terminierung ist ein unterschätzter Erfolgsfaktor beim Waxing. Müssen unsere Kunden zu lange auf einen Folgetermin warten, fühlen sie sich irgendwann so unwohl, dass sie beispielsweise zum Rasierer greifen. Selbst bei Stammkunden sollten Sie in regelmäßigen Abständen abfragen, ob sich der Waxing-Rhythmus noch passend anfühlt.

4. An welchen Stellen möchten sie ein Waxing?

Viele Neukunden testen das Waxing erst einmal an „sicheren“ Arealen wie den Unterschenkeln und Achseln. Doch oft hegen sie den unausgesprochenen Wunsch, das Waxing an anderen Körperteilen, zum Beispiel dem Intimbereich, auszuprobieren, fühlen sich dabei aber unwohl.

Durch einen Waxing-Fragebogen bieten wir den Raum, diese Wünsche anzusprechen, ohne dass die Kunden den ersten Schritt machen müssen. Gemeinsam können wir einen Waxing-Plan erstellen. Wir können uns Haut und Haare im Wunschareal anschauen und Vertrauen schaffen, indem wir unser Vorgehen erklären. Manchmal können ein Test-Patch oder ein paar ermutigende Worte eine echte Hilfe sein, um Ängste oder Barrieren abzubauen. So hilft es beispielsweise zu erwähnen, dass wir täglich Menschen jeglicher Figur ohne Kleidung behandeln und dies für uns normal ist.

5. Was ist ihr Hauttyp?

Mit dieser Frage möchten wir uns die Kundensicht auf den Hauttyp einholen. Als Kosmetikerinnen werfen wir einen Blick auf die Haut und tasten sie mit unseren Fingern ab. Wir können den Hauttyp und -zustand dann bereits gut abschätzen und das zu enthaarende Areal typgerecht auf das Waxing vorbereiten. Haben wir Neukunden mit sehr trockener Haut (Sebostase), so ist die Barrierefunktion aufgrund der niedrigen Talgproduktion herabgesetzt. Die einzelnen Hautschuppen liegen locker auf der Epidermis. Beim Waxing können mehr Schüppchen abgetragen werden, wodurch es zu Mikroverletzungen der Haut kommen kann.

Um dies zu verhindern, liefert uns diese Frage den Hinweis, einen gründlichen Blick auf die Haut zu werfen und sie mit einem Vorbehandlungsöl vorzubereiten.

6. Schwitzen Sie viel?

Das Schwitzverhalten unserer Kunden ist sehr individuell und unter anderem abhängig von Raumtemperatur, Körperareal, Alter und Anspannung. Wird die Frage mit „Ja“ beantwortet, können wir gleich mit vorbeugenden Maßnahmen behandeln. Moderne Hochleistungswachse bekommen die Haare trotz Schweiß gut zu packen.

Ist die Haut jedoch sichtbar mit Feuchtigkeit überzogen, dann ist die Schweißmenge zu groß, und die Haftung des Wachses wird reduziert. Die Haarentfernung regt zudem oft zusätzlich den Schweißfluss an. Zu Beginn der Behandlung können wir die Haut dann reinigen, mit einem Kosmetiktuch abtupfen und etwas Hautpuder auftragen, vorzugsweise talkfreien Puder. Ideal ist zum Beispiel ein Puder mit Bentonit. Dieser kann mehr Feuchtigkeit absorbieren und hält das Areal sehr lange trocken.

7. Neigen Sie zu Hämatomen?

Unschöne Blutergüsse können an manchen Körperstellen vermehrt entstehen, insbesondere wenn unsere Kunden regelmäßig Blutverdünner wie Aspirin einnehmen.

Ist ein Hämatom entstanden, können wir durch sofortiges Kühlen die Ausbreitung eindämmen. Diese Frage macht deutlich, ob unsere Kunden eine erhöhte Tendenz zu Hämatomen aufweisen. Wenn ja, bedeutet dies für uns, dass wir sehr sorgfältig spannen und das Wachs nur sehr kleinflächig abziehen.

8. Haben Sie Haut­probleme?

Waxing ist mit modernen Wachsen sehr schonend und sanft zur Haut. Dennoch ziehen wir Haare aus dem Haarfollikel. Dafür müssen Haut, Haar und Gewebe gesund sein.

Mit dem Waxing-Fragebogen wollen wir sicherstellen, dass die Haut gesund ist. Manchmal können wir Hautprobleme mit dem bloßen Auge nicht sofort erkennen. Wir benötigen die Auskunft unserer Kunden. So bekommen einige vielleicht an der Oberlippe sehr oft einen Herpes, andere haben eine Tendenz zu Hautpilzen oder rissige Haut im Intimbereich. In jedem Fall müssen wir Kosmetikerinnen davon Kenntnis haben. Denn wir müssen mit unseren Fachkenntnissen abwägen, ob die Haut gesund genug für ein Waxing ist.

9. Sind Sie schwanger?

Die meisten Kunden möchten auch während ihrer Schwangerschaft nicht auf die Enthaarung mit Wachs verzichten. In den allermeisten Fällen ist es problemlos möglich, während der gesamten Schwangerschaftszeit mit dem Waxing fortzufahren, solange die Patienten gesund sind und aus frauenärztlicher Sicht kein Einwand besteht.

Sollten unsere Kunden aufgrund der hormonellen Umstellung zu Hautpilzen, bakteriellen Infekten und anderen Hautproblemen neigen, dann kann dieser Teilbereich am Körper nicht enthaart werden. Manchmal führen Wassereinlagerungen im Unterschenkelbereich zu einem höheren Schmerzempfinden. Das Liegen auf der Behandlungsliege wird mit fortschreitender Schwangerschaft schwieriger. Daher sollten die Termine zum Ende der Schwangerschaft kürzer sein.

Optimal vorbereitet

Gezielte Fragestellungen im Vorfeld helfen uns, die Waxing-Behandlung optimal auf unsere Kunden zuzuschneiden. Kunden wissen unser professionelles Vorgehen zu schätzen, was das Vertrauen und die Kundenbindung stärkt. Natürlich könnten wir die Fragen auch zu Beginn und während der Behandlung mündlich durchgehen. Die Erfahrung lehrt uns jedoch, dass man während der Waxing-Behandlung Fragen vergisst und somit relevante Informationen fehlen. Daher sind wir mit einem schriftlichen Fragebogen besser bedient.