Was ist schön?

06.04.2022
Foto: Cristina Conti/Shutterstock.com

In der Beauty-Branche befassen wir uns alle täglich mit dem Begriff Schönheit. Doch woher kommt der Begriff und was bedeutet er eigentlich? Und wie kann sich die innere Schönheit auf die äußere übertragen? Diesen Fragen geht Ron Kuhwede, Berater für Innen- und Außenwirkung, im ersten Teil der Serie zum Thema „Innere Schönheit“ auf den Grund.

Schneewittchens Stiefmutter fragte den Spiegel: „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“ Dieser antwortete schonungslos: „Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier, aber Schneewittchen ist tausendmal schöner als Ihr.“

Woher weiß der Spiegel, wer die Schönste im Lande ist? Liegt es daran, dass die Menschen, von Eitelkeit getrieben, sich täglich in den Blicken des eigenen Spiegelbildes baden? Oder hat es etwas damit zu tun, dass ein Spiegel uns stets die schonungslose Wahrheit über unseres Äußeres zeigt? Doch liegt Schönheit nicht im Auge des Betrachters?

Bedeutung von Schönheit

Fangen wir am besten ganz von vorn an: Bevor wir über Schönheit sprechen, sollten wir erst einmal definieren, was Schönhei ist. Das Wort Schönheit besteht aus dem Wort „schön“ und der Endung „-heit“.Schön bedeutet laut Duden: „Jemandes ästhetisches Empfinden sehr angenehm berührend, höchstes, bewunderndes Wohlgefallen.“ Die Endung „-heit“ steht für einen „Zustand, eine Beschaffenheit, eine Eigenschaft.“ Die Herkunft des Wortes „schön“ stammt vom althochdeutschen Wort „scōni“ ab, was „ansehnlich, scheinend, rein, herrlich, gut, angenehm“ bedeutet. Die gotische Herkunft von „skauns“ oder „skauneis“ bedeutet „anmutig“.

Die meisten dieser Begriffe aus der Etymologie (Wortherkunft) deuten auf Aspekte hin, die nichts mit dem Äußeren zu tun haben. Und doch haben wir gelernt, dass Schönheit etwas mit unserem Aussehen zu tun hat.

Schön von innen und außen

In gewisser Weise ist das auch richtig, denn unser Äußeres ist der Spiegel des Inneren. Wenn wir uns täglich Fast Food zuführen, viel Alkohol trinken und wenig schlafen, wird man uns das irgendwann ansehen. Somit hat die etymologische Verbindung mit Reinheit durchaus etwas mit der Schönheit zu tun. Denn rein kann nur das sein, was ungetrübt ist. Fast Food und Nikotin zahlen nicht unbedingt auf das Konto der Reinheit ein.

Auch bei unseren Gedanken entscheiden wir, ob wir reine oder toxische Gedanken in uns tragen. Die Wirkungsweise von Gedanken auf unser Gemüt kennen wir inzwischen aus der Psychologie und der Bewusstseinsforschung bestens. Schlechte Gedanken können uns ebenso „vergiften“ wie schlechtes Essen. Kaum jemand würde auf die Idee kommen, faule Äpfel zu essen. Doch faule Gedanken finden täglich den Einzug in unseren Kopf.

Nicht nur die Volksweisheit „Du bist, was du isst“ entspricht der Wahrheit, sondern auch „Du bist, was du denkst“. Denn schlussendlich lässt sich alles auf eine Form der Energie beziehungsweise der Wellen zurückführen, wie uns die Quantenphysik beweist. Somit wird also jeder Bissen Nahrung und jeder Gedanke zu einem Teil von uns und drückt sich somit irgendwann auch im Äußeren aus. Deswegen sprechen wir übrigens auch von Ausdruck. Ausdrücken können wir nur das, was bereits in uns vorhanden ist.

Reinheit gleich Schönheit?

Werfen wir einen Blick in die Natur und fragen uns, was uns mehr anspricht: reines oder getrübtes Wasser, weißer Schnee oder schmutziger, eine gesunde grüne Pflanze oder eine vertrocknete braune?

Die meisten von uns werden wohl die erste Option wählen. Überall in der Natur strebt das Leben nach Reinheit, also nach Schönheit. Selbst der Organismus unseres Körpers ist auf stetige Reinigung ausgelegt, wir kennen das von der Funktion von Leber und Nieren. Ist es nicht interessant, dass eine der Funktionen von Wasser in unserem Körper die Reinigungsfunktion ist? Eine weitere Funktion ist das Lösen und das Transportieren. Demnach steht auch hier Wasser für Klarheit, Natürlichkeit und Reinheit.

Reinheit wiederum bedeutet für jedes Lebewesen Gesundheit. Denn nur, was rein ist, kann auch gesund sein.

Damit haben wir die etymologischen Begriffe des Wortes Schönheit durch eine logische Schlussfolgerung aus der Beobachtung der Natur ableiten können. Klarheit, Reinheit, Natürlichkeit: All diese Begriffe stehen im direkten Zusammenhang mit der Schönheit.

Selbst in der Mathematik gibt es eine Definition von Schönheit: Schönheit wird in der Mathematik und anderen Wissenschaftszweigen als Hinweis für die Wahrheit einer Theorie oder einer Aussage angesehen. Diese Definition wird von einem Zitat von Plato wunderbar untermauert, der einst sagte: „Das Wahre, das Schöne, das Gute.“ Auch John Keats, ein britischer Dichter der Romantik, sagte: „Schönheit ist Wahrheit, Wahrheit ist Schönheit.“ Demnach gilt alles – in seinem natürlichen Zustand – als wahr. Nur der Mensch kann die Lüge in die Welt bringen, eine Sache trüben, verunreinigen. Der Mensch entscheidet, seine Gedanken, Worte und Taten rein, natürlich und klar zu halten oder ob sie schmutzig und dunkel sind.

Mit sich im Reinen sein

Es lassen sich noch zahlreiche weitere Beispiele finden, die uns deutlich machen, dass wir einen direkten Einfluss auf unsere Schönheit haben; auf das, was aus unserem Innersten nach außen scheint. Meist kümmern wir uns aber nur um unser Äußerstes und vergessen das Innere vollkommen. Doch was bringt es, die Schale des Apfels täglich zu putzen, wenn er doch von innen heraus fault? Mit übertriebenem Make-up und Schönheitsoperationen versuchen wir, dann das zu kaschieren, was unweigerlich irgendwann zum Vorschein treten muss: die „eigene Unreinheit“ im Sinne von mangelhafter Ernährung, destruktiven Gedanken sowie toxischen Worten. Kurz gesagt: ein falsches geistiges Streben.

Laut der International Society of Aesthetic Plastic Surgery gab es 2017 weltweit bis zu 10,7 Millionen schönheitschirurgische Eingriffe. Fast jede zweite Frau findet ihr Gewicht zu hoch, obwohl sie normalgewichtig ist und nur vier Prozent der Frauen weltweit finden sich schön. Diese Ergebnisse lieferte eine wissenschaftliche Studie zum Thema Schönheit im Auftrag einer weltweit bekannten Kosmetikfirma. Wir scheinen als Menschheit also noch weit entfernt von der wahren Schönheit zu sein.

Foto: Ron Kuhwede
Ron Kuhwede

Er ist der Experte für Innen- und Außenwirkung. Als Berater, Trainer und Redner begleitet er Menschen zu innerer Stabilität und geistiger Klarheit.“

www.weltenwandler.net; www.kuhwede.com
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