9 Fragen zu Permanent Make-up

24.02.2016
Foto: Holger Hoffmann

Es klingt für Ihre Kundinnen zu schön, um wahr zu sein: Statt jeden Tag Zeit fürs Schminken aufzuwenden, wäre Permanent Make-up (PMU) eine Möglichkeit. Holger Hoffmann weiß, worauf Sie achten müssen, wenn Sie PMU anbieten oder überlegen, es in ihr Behandlungsangebot aufzunehmen. Wir haben ihn für unsere Serie "FAQ" befragt.

1.) Welche Bereiche können pigmentiert werden?

Im Gesichtsbereich werden vor allem die Konturen gearbeitet, also Augenbrauen, Wimpernverdichtungen, Lidstrich oder Wimpernrekonstruktionen sowie Lippenkonturen mit entsprechender Einschattierung oder Lippenlicht.
Des Weiteren sind im Kopfbereich die Behandlung von Narben, Farbangleichungen, Schönheitsflecken, Sommersprossen oder Vitiligo möglich. Außerdem können ausgefallene oder licht gewordene Haare mittels Stoppeln oder Schattierungen aufgefüllt werden.

Im Körperbereich stehen die finalen optischen Arbeiten nach einer medizinischen Vorgeschichte im Vordergrund. Dazu gehören vor allem die Mamillenrekonst- ruktionen nach einer Tumorbehandlung, Narbenbehandlungen sowie Farbangleichung von depigmentierten Hautarealen durch Vitiligo, Laser oder andere Umstände.
Ebenso werden Hauttransplantationen behandelt, deren Hautoberfläche farblich nicht zum Umfeld passt, oder körpereigene Gewebsprothesen perfektioniert.


2.) Wie lange hält Permanent Make-up in der Regel?

Man sollte keine generelle Aussage wie drei bis fünf Jahre treffen, weil es einfach nicht stimmt. Von Kunde zu Kunde, von Methode zu Methode und von Farbe zu Farbe hält es wenige Monate bis ewig!
Die Haltbarkeit ist von zwei Faktoren abhängig: von der verwendeten Farbe und der Farbtiefe. Unterschiedliche Farbqualitäten liefern unterschiedliche Haltbarkeiten. So ist zum Beispiel ein mineralisches Schwarz deutlich weniger haltbar als ein Kohlenstoffschwarz.
Mineralische Farben müssen spätestens alle ein bis zwei Jahre nachgearbeitet werden. Organische Farben halten etwa doppelt so lang oder länger.

Aber auch die Farbtiefe hat einen entscheidenden Einfluss auf die Haltbarkeit. Eine Farbe, die sich vom eigenen Hautgewebe deutlich abhebt, ist noch sehr lange zu sehen. Sehr natürliche Farben mit einem minimalen Kontrast zum hauteigenen Farbton sind bereits nicht mehr sichtbar, wenn nur ein kleiner Teil der Farbe verstoffwechselt wurde.

Natürlich spielt die Stichtiefe eine weitere Rolle. Wenn das PMU nur wenige Tage oder Wochen hält, wurde die Farbe nur epidermal eingebracht und wird nach außen wegregeneriert. Erst wenn die Farbe in die papilläre Dermis eingebracht wird, hält sie erst semi-permanent.

3.) Gibt es einen Soforteffekt?

Natürlich erkennt man die Farbe sofort. Anfangs sogar noch viel deutlicher als vielleicht gewünscht. In den ersten Tagen nach der Behandlung ist das Ergebnis bis zu zwei Töne dunkler als nach vier Wochen. Zuerst sind Epidermis und Dermis gefärbt und eine minimale Wundkruste verdunkelt zusätzlich das Design. Die Kruste fällt nach wenigen Tagen ab und die Epidermis wächst ungefärbt über die Pigmentierung.

4.) Ist die Behandlung schmerzfrei?

Nach meiner Vorgehensweise spüren die Kunden ein Kribbeln oder Kratzen. Im Laufe der letzten Jahre haben sich Nadelschliffe und Gerätetechnik derart weiterentwickelt, dass man seine Kunden nicht mehr quälen muss wie in den Neunzigerjahren. Wer mit einem sehr alten Gerät und einer alten Technik arbeitet, wird sich dieser Probleme immer noch gegenübersehen.

5.) Wie lange dauert die Behandlung?

Die Beratung dauert ca. eine Stunde, die erste Pigmentierung ca. zwei Stunden, die Nachkontrolle ca. eine Stunde. Man kann also für die gesamte Behandlung vier bis fünf Stunden Arbeit anlegen. Bei einem Stundenpreis eines einfachen Handwerkers von 80 bis 120 Euro die Stunde plus Material kommt man also auf einen durchschnittlichen Preis von 450 bis 700 Euro je nach Aufwand. Je mehr Erfahrung und Routine dann ins Spiel kommen, steigt der Stundenlohn an, weil man für die gleiche Leistung irgendwann weniger Zeit aufwenden muss.

6.) Kann "nachgebessert" werden?

Korrekturen sind ein Thema für sich. Kleinstkorrekturen sind kein Problem. Größere Bereiche sind besser zu lasern als mit Hautfarben zu reparieren. Man sieht es einfach, wenn zuvor nicht ordentlich gearbeitet wurde. Die Kunden sind zwar immer sehr dankbar, wenn das Ergebnis danach deutlich besser ist, aber eine Korrektur wird selten so schön wie ein von vornherein gelungenes PMU.
Schadenvermeidung durch regelmäßiges Training ist besser als Schadensbegrenzung. Es gibt zwar auch Tattooentferner-Chemikalien, die sind aber sehr fragwürdig in Wirkung, Zusammensetzung und Zulassung.

7.) Ist man farblich gebunden oder werden die Farben passend zum Hauttyp "gemischt"?

Man kann Farben selbstverständlich mischen! Allerdings gibt es auch in diesem Bereich Einschränkungen und Gefahrenzonen. Wer seinen Kunden verbietet zu mischen, will nur mehr Farben verkaufen. Jede Anwenderin und jeder Anwender muss sich nur an eine Regel halten: hydrophile Farben nicht mit lipophilen oder hydrophoben Farben mischen.
Glycerinbasierte Farben nicht mit glycerinfreien mischen. Fast alle Anbieter schließen eine Haftung aus, wenn mit Farben anderer Anbieter gemischt wird.

8.) Wie sollte jemand geschult sein, der PMU anbieten möchte?

Wie in allen handwerklichen Bereichen gilt: Blitzausbildung ist nicht gleich Blitzerfolg. Crashkurse von drei bis vier Tagen empfehle ich nicht. Selbst Ausnahmetalente brauchen mehr Hintergrundinformation als in so kurzer Zeit vermittelt werden kann. Ich würde als Interessent prüfen, wie Kunden und Anwender in sozialen Netzwerken aufgestellt sind, dort einmal nachfragen, wie Schüler ihre persönliche Erfahrungen teilen und wo sie sich wohlgefühlt haben. Ich würde mir die Modelle ansehen und Seminarabsolventen fragen. Meine Empfehlung geht Richtung Blockunterricht, d.h. einige Tage Schulung und dann zu Hause üben. Dann wieder einige Tage Schulung und weitertrainieren.

Nach drei Monaten sollte auch ein Langsamlerner ausreichend Sicherheit in den Bereichen Visagistik, Dermatologie/ Anatomie, Pigmentologie, Gerätekunde, Arbeitstechniken und Anwendungsparameter gesammelt haben und an ausreichend vielen echten Modellen trainiert haben, um selbstsicher und erfolgreich PMU anbieten zu können.


9.) Was muss die Kosmetikerin kalkulieren, wenn sie PMU anbieten möchte?

Drei Monate Blockunterricht (11 Tage) inklusive Pigmentiergerät dürfen rund 6.000 Euro kosten. Permanent Make-up wird immer als sehr lukratives Geschäft dargestellt. Nur sollte sich jede Interessentin klar darüber sein, dass man nur dann 500 bis 700 Euro für eine Behandlung in Rechnung stellen kann, wenn sie einwandfrei ist. Selbst wenn nur zwei Kunden die Woche behandelt werden, kommen die Kosten für die Ausbildung schnell wieder rein. Die Kundenakquise ist aber nicht so leicht, wenn man bei null anfängt. Ich empfehle, schon während der Ausbildung an Modellen zu arbeiten, um vorzeigbare Beispiele aufweisen und selbstbewusst und selbstsicher die Behandlung anbieten zu können. Wer schon einen Kundenstamm hat, ist klar im Vorteil. Wer keinen eigenen Kundenstamm hat, sollte befreundete Friseure, Nageldesigner und Kosmetikerinnen bitten, Werbung für einen zu machen.

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