Wenn sich die Haut nach Kontakt mit Kälte verändert, kann es sich um eine Kälteurtikaria handeln. Was das genau ist und wie Prävention, Pflege und Treatments aussehen, verrät Dr. med. Hans-Peter Schoppelrey, Dermatologe und Mitinhaber des Haut- und Laserzentrums an der Oper in München.
MEDICAL BY BEAUTY FORUM: Was ist eine Kälteurtikaria?Dr. med. Hans-Peter Schoppelrey: Die Kälteurtikaria ist eine spezielle Form der Nesselsucht, bei der Betroffene nach dem Kontakt mit Kälte mit Hautveränderungen, genauer mit stark juckenden Quaddeln reagieren. So bezeichnet die Kälteurtikaria eine allergieähnliche Reaktion, die durch die Ausschüttung von Histamin ausgelöst wird.
Wer ist besonders betroffen?Besonders häufig betroffen von einer Kälteurtikaria sind Frauen – übrigens doppelt so häufig wie Männer. In der Regel setzen die Symptome bereits in jungen Jahren ein, halten für einen gewissen Zeitraum an und können dann durchaus von alleine wieder verschwinden. So spontan die Kälteallergie also kommt, so schnell kann sie sich auch wieder zurückziehen.
Was sind die Auslöser?Eine Kälteurtikaria wird durch die Exposition von Kälte ausgelöst. Zum Beispiel direkter Kontakt mit Eis, das Essen kalter Speisen, schnelle Temperaturänderungen oder der Sprung in kaltes Wasser gelten als mögliche Auslöser für eine Kälteurtikaria.
Welche Symptome treten auf?In erster Linie verursacht eine klassische Kälteurtikaria Quaddeln auf der Haut, die mit Juckreiz und Schwellung verbunden sind. Es gibt aber auch ausgeprägtere Formen der Kälteurtikaria, bei denen Kreislaufprobleme auftreten und im schlimmsten Fall sogar ein allergischer Schock. Dies ist dann auch gleichzeitig die große Gefahr bei dieser Erkrankung.
Wie erfolgt die Diagnose?Für das Erstellen einer Diagnose werden in der Regel Cool Packs unterschiedlicher Temperaturen auf die Haut gelegt. Reagiert der Körper bei dem Kontakt mit der Kälte mit Nesseln, liegt eine Kälteurtikaria vor.
Welche Therapiemöglichkeiten stehen zur Verfügung?
In erster Linie kommen bei der Therapie einer bestehenden Kälteurtikaria antiallergische Medikamente und allen voran Antihistaminika zum Einsatz. In manchen Fällen ist aber auch die Gabe von Kortison erforderlich. Zudem besteht die Möglichkeit einer sogenannten Hardening-Therapie, bei der die Haut langsam an Kälte gewöhnt wird. Der Patient wird wiederholt Kälte in Form von Cool Packs ausgesetzt, die zunehmend kälter und kälter werden. Vergleichbar mit einer Hyposensibilisierung sollte die Therapie aufgrund der Gefahr möglicher allergischer Reaktionen ausschließlich unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.
Wie können sich Betroffene schützen?Ganz klar: Betroffene müssen sich in erster Linie vor Kälte so gut es geht schützen und zum Beispiel auf den Sprung in den kalten See im Sommer besser verzichten.
Was gilt es bei der kosmetischen Pflege oder Treatments zu beachten?
Betroffene sollten auch bei kosmetischen oder ästhetischen Behandlungen darauf
achten, dass diese mit keinerlei Kälteeinwirkung verbunden sind. So muss zum Beispiel nach Unterspritzungen unbedingt auf das Auflegen von Cool Packs verzichtet werden. Des Weiteren handelt es sich bei der Kälteurtikaria um die wohl einzige Erkrankungen, bei der die Kryolipolyse nicht durchgeführt werden darf.