Falten füllen

05.04.2023
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Als Faltenkiller gelten Filler, Botulinumtoxinpräparate und Biostimulatoren. Aber was können die Produkte? Wo liegen ihre Vor- und Nachteile? Und welche Kombinationen empfehlen sich für welche Falten? Hier erfahren Sie die Antworten.

Filler sind Füllprodukte, die feinere und gröbere Falten ausgleichen sowie unschöne Einsenkungen und Dellen im Gesicht glätten. Am meisten verbreitet sind die Hyaluronsäure-Filler. Diese enthalten die natürlich in der Haut vorkommende Hyaluronsäure, allerdings nicht in der natürlichen Form, sondern in einer vernetzten und daher wesentlich länger haltbaren Form.

Hyaluronsäure-Filler

Es gibt heute mehr als 160 Produkte. Diese unterscheiden sich im Wesentlichen durch den Grad der Vernetzung, der ihre physikalischen Eigenschaften wie Festigkeit und Elastizität und ihre Haltbarkeit bestimmt.

Es gibt leicht vernetzte Präparate, die in erster Linie die Hautfeuchtigkeit und die Hautspannung verbessern, mittelgradig vernetzte Produkte für feinere und mittlere Fältchen und Falten und hochvernetzte, stark visköse Präparate mit langer Haltbarkeit zur Volumenauffüllung.

Die Haltbarkeit der Hyaluronsäurepräparate beträgt vier bis über zwölf Monate. Unverträglichkeiten können sehr selten durch das Vernetzungsmittel (meist BDDE) auftreten. Diese äußern sich durch Rötung, Schwellung, unter Umständen auch durch eitrige Knötchen und Knoten.

Eigenfett

Ein weiterer gängiger Filler ist das Eigenfett. Es hat den Vorteil der besten Verträglichkeit, die Möglichkeit, auch große Mengen zur Volumenauffüllung anzuwenden und den der langen Haltbarkeit, da ein höherer Prozentsatz des eingespritzten Eigenfetts einwächst. Der Nachteil der Eigenfetttransplantation ist der erhebliche Aufwand bei der Gewinnung und Aufbereitung des Eigenfetts.

Collagen-Booster

Die Alternative zu den Hyaluronsäurefillern und zum Eigenfett ist die Einspritzung von Collagen-Boostern. Es sind dies synthetische Polyester, die einen starken Reiz in der Lederhaut setzen, neues eigenes Kollagen aufzubauen. Einige Wochen nach Einspritzung dieser Collagen-Booster (Calciumhydroxylapatit, Polycaprolacton, Polymilchsäure) ist die Haut dicker, fester und Falten und Einsenkungen sind aufgefüllt.

Die Collagen-Booster werden vollständig im Gewebe zu Wasser und Kohlendioxid abgebaut. Unverträglichkeiten können durch überschießende Kollagenneubildung, die sich durch Verhärtungen und Knoten äußert, auftreten. Der Nachteil der Collagen-Booster ist, dass diese nicht wie die Hyaluronsäurepräparate durch ein enzymatisches Gegenmittel (Hylase) aufgelöst werden können.

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Biostimulatoren

Eine andere Möglichkeit, neues Kollagen aufzubauen, ist die Einspritzung von PRP (Platelet Rich Plasma). Dies ist eigenes Blutserum, das mit Wachstumsfaktoren aus den eigenen Blutplättchen (Thrombozyten) angereichert ist. Die Wachstumsfaktoren stimulieren die kollagenbildenden Fibroblasten, neues Kollagen aufzubauen, wodurch die Haut wieder fester und straffer wird. Bei regelmäßiger Anwendung verbessert sich das Hautbild, und feine Fältchen, insbesondere an den Unterlidern, verschwinden.

Da zum Aufbau neuer Kollagenfasern Vitamin C benötigt wird, kann der Aufbauprozess durch die Einschleusung von ­Vitamin-C-Konzentraten in die Haut verstärkt werden. Die Einschleusung kann mittels Laser-, Radiofrequenz- oder Microneedelingtechniken erfolgen.

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Botulinumtoxin

Das Bakterium Clostridium botulinum kann in unvollständig sterilisierten Nahrungsmitteln (Wurst, Gemüse), zum Beispiel durch falsch hergestellte Konserven, ein Eiweiß namens Botulinumtoxin produzieren. Wenn dieses Eiweiß in größerer Menge in den Körper gelangt, führt es zu einer generalisierten Muskellähmung und damit auch zu einer Atemlähmung, die tödlich verlaufen kann.

In den letzten 35 Jahren wurde entdeckt, dass dieses Eiweiß in sehr geringer Menge in einzelne Muskeln eingespritzt werden kann und dann zu einer isolierten Schwächung dieses einen Muskels führt. Des Weiteren stellte sich heraus, dass der Effekt vollständig reversibel ist, das heißt, sich vollständig zurückbildet. Dies sind die Grundlagen für den heute weitverbreiteten Einsatz des Botulinumtoxins in der Medizin sowohl für medizinische als auch für kosmetische Zwecke.

In der kosmetischen Medizin können geringe Mengen des Botulinumtoxins in überaktive mimische Muskeln gezielt eingespritzt und die durch die Überaktivität dieser mimischen Muskeln entstandenen Fältchen und Falten geglättet werden.

Im Laufe der Jahre wurden immer mehr Indikationen für den Einsatz des Botulinumtoxins gefunden. In der kosmetischen Medizin kann es praktisch im gesamten Gesicht und am Hals angewendet werden.

Typische Anwendungen in der Medizin sind Muskelverspannungen oder spastische Kontrakturen, übermäßiges Schwitzen, Bruxismus (Knirschen), Schließmuskelkrämpfe (Speiseröhre, Harnwege, Analkrämpfe), um nur einige Indikationen zu nennen.

In Deutschland sind fünf zugelassene Präparate für die ästhetische Anwendung auf dem Markt. Auf dem asiatischen Markt gibt es weitere Produkte. Die Wirksamkeit all dieser Präparate ist gleich, die Haltbarkeit ist geringfügig unterschiedlich. Die Produkte werden synthetisch durch Bakterienkulturen hergestellt und als Pulver geliefert, das zur fertigen Lösung aufgelöst werden muss.

Nur ein neues Präparat wird bereits als fertige Lösung geliefert. Dieses wird auch als „Liquid Botox“ bezeichnet. Seine Vorteile sind die standardisierte Konzentra­tion und die sofortige Verfügbarkeit ohne die Notwendigkeit der vorherigen Auflösung.

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Botox-Alternativen

Einen entspannenden Effekt auf mimische Muskeln haben auch die Substanzen „Argireline“ und Spilanthol, Letzeres wird auch als „Bio-Botox“ bezeichnet. Bei äußerlicher Anwendung in Cremeform führt es zu einer Entspannung der Haut, wodurch feine Fältchen reduziert werden können. Gewonnen wird der Inhaltsstoff aus den Blüten der brasilianischen Jambu-Pflanze. Die Substanz wirkt wie ein Lokalanästhetikum.

„Argireline“ ist ein Hexapeptid, das heißt eine Substanz aus sechs Aminosäuren, die eine Botox-ähnliche Wirkung bei äußerer Anwendung entfaltet. Der Wirk
mechanismus ist dabei ähnlich wie der des Botulinumtoxins. Die Ausschüttung des Botenstoffs Acetylcholin wird gehemmt. Bei regelmäßiger äußerlicher Anwendung können mimische Muskeln entspannen und dadurch feine Fältchen geglättet werden.

Kombinationen

Die oben genannten Präparate können sehr vorteilhaft kombiniert werden. Botulinumtoxin wird in der Regel in der oberen Gesichtshälfte, insbesondere zur Verbesserung von Stirn- und Zornesfalten, sowie von Lachfältchen und der sogenannten „bunny lines“ an der Nasenwurzel eingesetzt. Darüber hinaus können hängende Mundwinkel angehoben und Halsfalten reduziert werden.

Für Falten und Einsenkungen in der unteren Gesichtshälfte eignen sich vor allem die Hyaluronsäurefiller, bei größeren Falten und Volumendefiziten auch das Eigenfett. Für lange Haltbarkeit kann stattdessen auch ein Collagen-Booster verwendet werden. Zur Verbesserung der Hautqualität können gleichzeitig PRP-Injektionen durchgeführt werden. Schließlich können die Creme-Präparate zur Selbstanwendung zusätzlich eingesetzt werden.

Foto: Autor
Dr. Hans-Ulrich Voigt

Facharzt für Dermatologie, Allergologie Phlebologie, Dermatologie am Dom, München

www.dermatologie-am-dom.de

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