
Man sagt, dass in einem Unternehmen alles irgendwie Marketing ist. Ebenso ist alles, was Sie nach außen hin tun, Selbstmarketing für Ihre Person und Ihre Leistung. Und dieses Außenbild können und sollten Sie aktiv positiv beeinflussen. Selbstbewusstsein, ein starkes Auftreten, eine gute Kommunikationsfähigkeit und eine gelungene Selbstpräsentation unterstützen Sie dabei.
Klappern gehört zum Handwerk? Das stimmt schon. Aber Sie sollten dies nicht übertreiben. Denn: Dick auftragen fällt unangenehm auf. Ein klares, positives Profil (Self Branding) ist wichtiger. Durch Ihre „Andersartigkeit“ werden Sie von Ihren Kunden wahrgenommen, fallen auf, und verschaffen sich bewusst eine eigene Identität, die unverwechselbar ist. Diese Schritte können Sie unternehmen, um Ihr Self Branding zu stärken:
1. Selbstmarketing als Marke
Mit Ihrer Außenwirkung werden Sie als „Marke“ wahrgenommen. Und gehen bei der Vielzahl der konkurrierenden Anbieter nicht unter. Haben Sie ein klares, positives Profil aufgebaut, so spricht man darüber. Doch: Die Meinungsbildung des Publikums ist langfristig angelegt, der Erfolg stellt sich nicht von heute auf morgen ein.
Eine Idee für ein gelungenes Profil
Sie könnten zum Beispiel mit dem Thema Ökologie punkten. Interessant ist dies dann, wenn Sie mehr tun, als gesetzlich gefordert. Nur die Übererfüllung von Vorschriften und die Unterschreitung der Grenzwerte sind interessant. Schon Ihre Auswahl der Lieferanten nach deren Umweltbewusstsein (Think green) bringt Ihnen Zustimmung und Sympathien. Es ist wie ein Sechser im Lotto, wenn Sie mehr tun als ökologisch vorgeschrieben und dies glaubhaft vermitteln können.
Be different or die
Man kann es auch auf Deutsch sagen: „Unterscheide dich von anderen – oder stirb!“ So wie jedes kosmetische Produkt ein Erscheinungsbild hat, so haben auch Sie die Chance auf ein unverwechselbares Erscheinungsbild. Man spricht vom „Ich-Produkt“. Am besten ist es, wenn Sie sich selbst promoten. Alle Wahrnehmungen, die jemand von Ihnen hat, beeinflussen Ihre Außenwahrnehmung. Sie schaffen sich ein ganz persönliches Image, unabhängig von Ihrem Kosmetikinstitut. Wichtig ist auch, was in den sozialen Netzwerken über Sie steht, denn Ihre Kunden kommentieren im Netz Ihre Leistung.
Beurteilungskriterien Ihrer Leistungen
Sie werden dabei nach drei Bereiche beurteilt: Muss-, Plus- und Soll-Faktoren.
- „Muss-Faktoren“ (Basisqualität): Sie lösen bei Nichterreichen der Kundenerwartung auf jeden Fall Unzufriedenheit aus, erzeugen aber bei Erreichen noch keine Übererfüllung der Erwartungen. Erstklassige Produkte und Behandlungen gehören dazu.
- „Plus-Faktoren“ (Überraschungsqualität): Leistungen, die der Kunde nicht automatisch von Ihnen erwartet, zum Beispiel. Samstagsbehandlungen, exklusive Fachzeitschriften in der Wartezeit, breite Produktpalette für Behandlungen, telefonische Nachbetreuung auf Wunsch, gelegentliches Überziehen der üblichen Behandlungszeit. Auch Events und Kundenseminare werden geschätzt und als Plus vermerkt. Werden sie nicht angeboten, sind die Kunden deswegen aber nicht unzufrieden.
- „Soll-Faktoren“ (Erwartungsqualität): Günstiger Standort, Angebot an Parkplätzen, kundenorientierte Öffnungszeiten. Und natürlich eine erstklassige und aktualisierte Homepage. Alles hängt auch mit den Erwartungen der verschiedenen Kundengenerationen zusammen.
Gutes Marketing
Was gutes Selbstmarketing ist, wird an einem Beispiel deutlich:
Wenn ein junger Mann ein Mädchen kennengelernt hat und ihr sagt, was für ein großartiger Mensch er ist, so ist das Reklame. Wenn er ihr sagt, wie attraktiv sie aussieht, ist es Public Relation. Und so viel wirksamer …

Ein freundliches, offenes Wesen und ein herzlicher Umgang mit den Kunden ist das beste Selbstmarketing.
2. Marketing durch die lokale Presse
Veröffentlichungen prägen Ihr Erscheinungsbild, sie erhöhen aber auch Ihr Selbstbewusstsein. Eine redaktionelle Berichterstattung in den Medien wird von den meisten Menschen als glaubwürdiger und objektiver eingestuft als Werbebotschaften.
Öffentlichkeitsarbeit hat auf das Publikum positive Auswirkung, das ist seit Langem unbestritten. Außerhalb der sozialen Medien hat die Presse den größten Effekt. Sie erreichen Ihre Kunden nicht nur durch Inserate in der Tageszeitung, sondern auch durch Reportagen zu einem bestimmten Anlass.
Die Redaktion ins Boot holen
Zu einer guten Öffentlichkeitsarbeit gehört auch ein gutes Verhältnis zur Redaktion. Durch den regelmäßigen Dialog entsteht ein Vertrauensverhältnis, was bei Veröffentlichungswünschen hilfreich sein kann. Lassen Sie sich also hin und wieder bei Veranstaltungen sehen, bei denen Sie in Kontakt mit der lokalen Presse kommen und entsprechende Kontakte knüpfen können.
Die Pressemitteilung
Schreiben Sie doch einmal selbst einen Bericht für die Presse für eine Sonderbeilage über Schönheit und Pflege. Ihr Manuskript hat maximal 40 Anschläge je Zeile und höchstens 30 Zeilen pro Seite. Denken Sie beim Schreiben immer an die Leser: Nicht was Sie alles können, interessiert Kunden, sondern was sie davon haben (Sie-Technik). Eine Pressemitteilung ist keinesfalls ein Werbetext für Sie – das führt eher zu Ablehnung. Der Pressetext sollte eher darauf abzielen, welchen Benefit die potenziellen Kunden von dem Besuch in Ihrem Institut haben.
Das Interview
Noch wirksamer, als eine Pressemitteilung zu verfassen, ist es, die Redaktion zum Interview vor Ort einzuladen, vor allem bei irgendwelchen Neuigkeiten. Für das Interview müssen Sie kein Profi-Sprecher sein. Sie brauchen sich über Ihre Performance keine großen Gedanken zu machen: Sie müssen nicht druckreif sprechen. Erfahrungsgemäß dauert ein Interview etwa 30 Minuten. Lampenfieber ist dabei völlig normal und passiert meist nur beim ersten Mal. Zeitungsbeilagen mit Sonderthemen, die mehrmals im Jahr erscheinen, bieten die Möglichkeit für Reportagen und Interviews.

Eine attraktive Website, die immer aktuell gehalten wird, ist wichtig für Ihr Image.
3. Ihr Image in den Blickpunkt nehmen
Kritische innere Stimmen zum Thema Selbstmarketing sollten Sie vermeiden: „Auf Image habe ich keinen Einfluss.“ – „Das Image kann man sowieso nicht ändern.“ – „Da mache ich mir gar keine Gedanken.“ Es sind nämlich oft nur Kleinigkeiten, die das Image ausmachen, so wie im Sport nur Zehntelsekunden über den Sieg entscheiden.
Das positive Image sukzessive aufbauen
Image ist ein permanenter Prozess, der alle Aktivitäten umfasst, die die Öffentlichkeit wahrnimmt. Jeder Kundenkontakt ist ein Baustein für das Erscheinungsbild.
Zu Ihrer guten Reputation zählt auch Ihre Mitgliedschaft in einem regionalen Sportverein. Oder im Chor. Oder im Gemeinderat. Oder in der Prüfungskommission. Oder als Autorin für Zeitschriften. Mit all diesen Aktivitäten können Sie Ihre Außenwahrnehmung beeinflussen und positiv verändern. Doch Vorsicht: Die Gefahr besteht, dass Sie sich mit Nebenbeschäftigungen überhäufen und überfordern.
Image durch die Website
Ihre Website ist wie ein Schaufenster, sie prägt Ihr Außenbild. Mit einer attraktiven Website verschafft man sich ein Image und erreicht auch die Nichtkunden. Der User muss sich dort gut zurechtfinden, Bilder und Informationen müssen sein Interesse wecken. Nur eine gelungene Website führt zu einer längeren Verweildauer und verstärkt das Image.
Wer viel im Internet unterwegs ist, erkennt schnell, wenn eine Seite veraltet ist. Ihr Auftritt im Netz muss permanent aktualisiert werden. Basisinformationen werden gerne angeklickt: ihre besonderen Leistungsmerkmale, Referenzadressen zufriedener Kunden, Kontaktformular für Anfragen. Neben den Sachinformationen soll die Website Emotionen wecken, der Kunde soll die Seite mögen.
Image durch Bewertungsportale
Empfehlungsmarketing findet immer häufiger im Internet statt. Es gibt immer mehr Portale, auf denen Ihre Kunden ihre Erfahrung mit Ihnen kommentieren und bewerten. Obwohl Bewertungen im Netz auch kritisch gesehen werden, gibt es Interessenten, die sich umsehen, welcher Anbieter Empfehlungsgeber hat. Positive Bewertungen sind im digitalen Zeitalter gute Imageträger. Umfragen zeigen, dass die Bewertungen durch Kunden besonders beachtet werden, und auch Ihre Stellungnahme zu kritischen Anmerkungen.
Sie können Kunden auch bitten, eine positive Bewertung auf Ihrem Portal abzugeben. Sie können zum Beispiel kleine Kärtchen an Ihrem Tresen auslegen, und um eine schöne Google-Bewertung bitten. Oder diesen Hinweis auch auf Ihre Visitenkarten drucken.
Fazit
Nicht nur mit Ihrer Expertise, Ihren hervorragenden Produkten und Ihren perfekten Behandlungen bauen Sie ein gutes Image auf: Ihr ganzes Wesen und Auftreten bestimmen, wie Sie von außen wahrgenommen werden. Sie können das Bild, wie Sie von Ihren Kunden wahrgenommen werden, also vielschichtig beeinflussen. Mit allem, was Sie tun und sagen. Wichtig ist dabei aber immer: Authentisch bleiben und Sie selbst sein!
Selbstmarketing aus Kundensicht
Very best case
- Ihr „Ich-Produkt“ fällt auf Anhieb auf.
- Sie können mit besonderen Leistungen gut punkten.
- Ihr ökologischer Fußabdruck ist erkennbar und steht auf Ihrer Website.
- Die Presse ist für Sie so wichtig wie die Kunden.
- Sie sind auch mal bereit, am Samstag zu arbeiten.
Second best case
- Es gibt nur wenige Unterschiede zum Wettbewerb.
- Sie bieten nur Basisqualität an.
- Klimaschutz und Nachhaltigkeit nur wie gesetzlich vorgeschrieben.
- Für Pressemitteilungen haben Sie weder Lust noch Zeit.
- Ihre Behandlungszeiten sind von Montag bis Freitag.

Bitten Sie Kunden nach der Behandlung freundlich, eine gute Bewertung bei Google zu hinterlassen.

Rolf Leicher
Der Diplom-Betriebswirt aus Heidelberg ist Fachautor für Betriebs- und Personalführung sowie Marketing.