Früher über einen Kamm geschert, ist die personalisierte Hautpflege der neueste Streich der Schönheitsindustrie, die damit die individuellen Bedürfnisse und Vorlieben ihrer Kunden in den Vordergrund rückt. Von speziell formulierter Hautpflege bis hin zur maßgeschneiderten Beauty-Routine – „Customized Skin Care“ macht Schluss mit dem Experimentieren von Produkten, die nichts bewirken!
Artikel anhören
Trocken, fettig, Mischhaut – es ist ein recht kleines Spektrum, in das die Haut bei der Auswahl der richtigen Pflege passen soll. Aber was ist, wenn der eigene Hauttyp nicht exakt zu einer der drei Gruppen geordnet werden kann? Wie findet man heraus, welche Bedürfnisse die eigene Haut hat und wie befriedigt man diese? Jede dieser Fragen läuft auf die gleiche Antwort hinaus: „Customized Skin Care“ – personalisierte Hautpflege, die auf der Erkenntnis beruht, dass die Haut eines jeden Menschen einzigartig ist und generische Produkte von der Stange längst nicht die gleiche Wirkung erzielen wie maßgeschneiderte Hautpflege, die den Ansprüchen des jeweiligen Hauttyps gerecht wird.
Denn „wirkungsvoll ist eine Creme nur dann, wenn sie nicht nur die ungefähre Beschaffenheit der Haut betrachtet, sondern Faktoren wie Genetik, Lebensstil, Ernährung und Umwelt in die Bestimmung individueller Hautbedürfnisse einbezieht“, wie eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung IPA herausfand.
Es gilt also, erst einmal Informationen zu sammeln, die den eigenen Hauttyp und seine individuellen Ansprüche definieren.
Methoden zur Bestimmung
Die Methoden zur Feinabstimmung von „Customized Skin Care“ reichen von intuitiven mobilen Apps über lustige Online-Quizze hin zu persönlichen Beratungsgesprächen. Dabei werden Fragen zu dem Lebensstil, den Hautproblemen, dem Teint, Allergien, Empfindlichkeiten, Vorlieben und Ziele gestellt:
- Wie ernährt man sich?
- Wird regelmäßig Sport getrieben?
- Raucht man vielleicht und, falls ja, wie oft?
- Trägt man Make-up?
- Welche Shampoos bzw. Waschgels werden genutzt, um die Haut zu reinigen?
Mit diesen Informationen lassen sich dann aber nicht nur maßgeschneiderte Pflegeprodukte anmischen, die gezielt und wirkungsvoll die Hautleiden behandeln – sie geben auch Aufschluss über das „Warum“ der Hautreaktion.
Denn oft liegt die Ursache für erste Falten, Trockenheit oder Unreinheiten gar nicht an der Pflege, sondern daran, wie wir unseren Körper behandeln bzw. wie unser emotionaler Zustand ist. Steht man etwa unter Stress, schüttet der Körper unter anderem vermehrt das Hormon Cortisol aus, was bei lang anhaltender Anspannung zu einem Cortisolmangel führt. Das wiederum zieht eine geschwächte Immunabwehr und höhere Entzündungsbereitschaft – auch in der Haut – nach sich, die sich dank übertriebener Talgproduktion durch verstopfte Poren und Pickeln zeigt.
„Wir sind einzigartig, ...
... und unsere Schönheitsprodukte sollten es demnach auch sein!" (Judith Lorenzon)
So individuell wie wir sollte auch die Hautpflege sein. So gilt es, erst einmal Informationen zu sammeln, die den eigenen Hauttyp und seine individuellen Ansprüche definieren.
Wachstumschancen für den globalen Kosmetikmarkt
Laut einer Trendprognose wird der Markt für personalisierte Kosmetik bis 2025 voraussichtlich 27 Milliarden Dollar erreichen.
Das und die Tatsache, dass laut einer anderen Studie von der Beratungs-und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte, 20 Prozent der Verbraucher bereit sind, für personalisierte Produkte oder Dienstleistungen einen Aufschlag von 20 Prozent zu zahlen, zeigen, dass die Menschen nicht nur an personalisierter Schönheit interessiert, sondern auch bereit sind, in sie zu investieren.
Damit wird das Konzept der Personalisierung weiter vorangetrieben. Als logische Konsequenz erhalten Kunden eine noch differenzierte Betrachtung ihrer Haut und setzen damit der ewigen Suche ein Ende. Denn hat man die Wurzel des Problems entdeckt, braucht es keine unnötigen Pflegeprodukte mehr. Das spart auf lange Sicht Kosten (und Nerven)! Kosmetikbrands profitieren ebenfalls vom sich evolvierenden Trend, mit Blick auf Werte wie Umsatzvolumen, Kundenzufriedenheit und Markenimage.
So können sich Unternehmen, die der steigenden Nachfrage Rechnung tragen, einen nicht unerheblichen Wettbewerbsvorteil sichern: Laut einer Studie des Marktforschungsunternehmens Forrester entscheiden sich 77 Prozent der Verbraucher für eine Marke, die exklusive Produkte anbietet, die auf die spezifischen Bedürfnisse jedes Einzelnen zugeschnitten sind. Genau diese Kunden sind es dann auch, die zu echten Botschaftern für die Marke werden, indem sie diese als Referenz für personalisierte Kosmetik betrachten und sie ihren Freunden und Verwandten empfehlen.
Fazit
Die personalisierte Hautpflege ist ein Trend, der die Schönheitsindustrie umgestaltet, indem er den Kunden ein hohes Maß an Individualisierung bietet.
Mit „Customized Skin Care“ spart man sich nicht nur langes Experimentieren mit Cremes und Co., sondern lernt außerdem, mehr Achtsamkeit und Verständnis für den eigenen Körper zu haben.
Durch den Einsatz fortschrittlicher Technologien wie das Tiefenhautanalysesystems oder Big Data und KI zur Analyse von Kundendaten können Unternehmen zudem Produkte entwickeln, die genau den Bedürfnissen und Vorlieben des Einzelnen entsprechen. Dies führt zu mehr Kundenzufriedenheit, Loyalität sowie Umsatz und verbessert gleichzeitig das Image und den Ruf der Marke. Wir sind einzigartig, und unsere Schönheitsprodukte sollten es demnach auch sein!
Das „Ich“ als Schlüssel für maßgeschneiderte Pflege
- Die Haut hat eine ganz eigene Persönlichkeit, angefangen bei der Zusammensetzung ihres Mikrobioms bis zu ihrer Veranlagung für Verletzungen und der Art und Weise, wie sie auf äußere Einflüsse, einschließlich der Hautpflege reagiert.
- Um den „Charakter“ unserer Haut richtig einzuschätzen, braucht es deshalb eine umfassende Analyse, die weit über die oberflächliche Betrachtung hinausgeht.
- So spielen bei Hautproblemen wie beispielsweise Unreinheiten, Rosazea und Neurodermitis viele Faktoren neben der Genetik eine Rolle, unter anderem Alter, Schlafroutine, Ernährung und Fitness.
Judith Lorenzon
Die Autorin arbeitete, bevor sie sich der Beauty-Branche widmete, für den Tagesspiegel. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Turin und berichtet für Fachmagazine über die neuesten Trends der Beauty-Industrie.