Lymphdrainage – Schwellungen ade

16.01.2025
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Die Lymphdrainage ist mehr als nur eine sanfte Massage. Sie hilft, Schwellungen abzubauen, unterstützt das Immunsystem oder hilft bei Lymphödem oder Lymphstau, zum Beispiel nach Operationen. Wie die Technik - manuell und apparativ - funktioniert, welche Effekte sie auf Körper und Wohlbefinden hat und wo die Abgrenzung zur Heilkunde liegt, erfahren Sie hier. 

Der Begriff Lymphe kommt aus dem Lateinischen, lympha bedeutet, „klares Wasser“. Eine Drainage bezeichnet gemeinhin sowie im kosmetischen und medizinischen Sinne eine Behandlungsmaßnahme zur Ableitung von Flüssigkeiten. 
Bei der Lymphdrainage, die als kosmetische Spezialbehandlung von der klassischen kosmetischen Körpermassage abgegrenzt werden kann, handelt es sich um eine spezielle Massagetechnik, bei der der Transport von Lymphflüssigkeit in den Lymphgefäßen angeregt wird. Lymphdrainagebehandlungen im medizinischen Bereich sind im Kosmetikinstitut nicht zu verorten, diese können beispielsweise von speziell ausgebildeten Physiotherapeutinnen und -therapeuten durchgeführt werden. Im Kosmetikinstitut kann eine kosmetische Lymphdrainage nach Erwerb einer entsprechenden Qualifikation Anwendung finden, im Rahmen derer der gesund erhaltende und präventive Charakter der Behandlung eines gesunden Kunden oder einer gesunden Kundin im Vordergrund steht. 
 

Das lymphatische System  des Körpers

Das Lymphsystem, das auch als lymphatisches System bezeichnet wird, stellt einen Teil des körpereigenen Immunsystems dar und zieht sich durch den gesamten menschlichen Körper. Neben Abwehrfunktionen erfüllt es wichtige Aufgaben hinsichtlich des Flüssigkeitstransports im Körper und steht in einem engen Austausch mit dem Blutkreislauf. Die Lymphgefäße sorgen dafür, dass im Gewebe aufgenommene Lymphe wieder in den Blutkreislauf gelangt. Zu den lymphatischen Organen zählen die Lymphknoten, die sich gehäuft im Bereich des Halses, der Achseln sowie auch in der Leistenregion befinden. Die Lymphe wird in den Lymphknoten gefiltert, das heißt, schädliche Stoffe werden entfernt. Bei entzündlichen Reaktionen im Körper, zum Beispiel einer Infektionserkrankung, können die Lymphknoten daher anschwellen.
 

Manuelle oder apparative Lymphdrainage

Zur Lymphdrainage können einerseits manuelle Techniken eingesetzt werden – andererseits können auch apparative Verfahren Anwendung finden. 
Bei der apparativen Lymphdrainage, die mitunter auch als maschinelle Lymphdrainage bezeichnet wird, werden spezielle Manschetten mit Luftkammern an den betroffenen Körperpartien wie beispielsweise den Beinen oder den Armen befestigt, die dann nach einem speziellen Muster aufgepumpt werden. Diese Technik macht sich den dabei entstehenden Druck zunutze, der für die Drainagewirkung verantwortlich ist. Im Rahmen neuerer Untersuchungen wurde auch die Anwendung von speziellen Massagerobotern für die apparative Lymphdrainage erprobt.1 
Die heutzutage angewendete kosmetische manuelle Lymphdrainage ist zurückzuführen auf Dr. E. Vodder, der im Jahre 1936 erstmalig die manuelle Lymphdrainage als „Hautbehandlung mit Lymphmassage“ vorstellte. 
Zugrunde liegt dieser Technik eine Pump-Saug-Wirkung der durch-geführten Massage, die auf das Bindegewebe und damit das Lymph-
gefäßsystem einwirkt. Mittels dieser leichten, stimulierenden Reize soll der Lymphfluss angeregt werden.
Abgrenzen lässt sich die manuelle Lymphdrainage zur herkömmlichen (kosmetischen) Körpermassage vor allem dadurch, dass bei dieser Technik eine besondere Beachtung der Lymphbahnen gegeben ist und die Lymphe aktiv in Richtung der Lymphknoten abtransportiert werden soll.
Zu den Grundgriffen der manuellen Lymphdrainage gehören Ausstreichgriffe, kreisende Bewegungen, Pumpgriffe, Schöpfgriffe und Drehgriffe, die in speziellen Kombinationen ausgeführt werden. Ein weiterer Unterschied zur klassischen (kosmetischen) Körpermassage ist, dass bei der manuellen Lymphdrainage in der Regel keine Massagemittel (zum Beispiel Massageöle) angewendet werden, die eine Gleitwirkung verstärken würden.
Indikationen und Kontra-indikationen 
Die Lymphdrainage stellt eine kosmetische Spezialbehandlung dar, die sich seit vielen Jahrzehnten in Kosmetikinstituten etabliert hat. Die kosmetische Lymphdrainage kann den normalen, gesunden Lymphfluss fördern; im Zuge der Indikationen einer manuellen Lymphdrainage werden mitunter die entödemisierende, also entstauende Wirkung, die positive Wirkung auf das Immunsystem sowie die positive Wirkung auf das vegetative Nervensystem angeführt. 
Hinsichtlich der Kontraindikationen werden zum Beispiel das Auftreten bösartiger Tumoren, Herzerkrankungen, Thrombosen, infektiöse Hauterkrankungen und akute Entzündungen sowie Keloidnarben genannt. 
Im Rahmen eines ausführlichen Anamnese- beziehungsweise Auf­klärungsgesprächs sollten der Kun­denwunsch  besprochen und Kontraindikationen ausgeschlossen werden. Auch ist hier klar abzugrenzen und im Einzelfall zu entscheiden, ob sich eine kosmetische Lymphdrainage eignet oder ob auf die Durchführung einer medizinischen Lymphdrainage verwiesen werden sollte.
 

Das Lymphödem

Bei dem Lymphödem handelt es sich um eine Flüssigkeitsansammlung im Binde- und Stützgewebe, die auftritt, wenn die sich dort befindliche Flüssigkeit beziehungsweise Lymphe über das Lymphgefäßsystem nicht in ausreichendem Maße abtransportiert werden kann. Dabei spricht man von einer sogenannten Insuffizienz, also Schwäche des Lymphgefäßsystems.
Bei einem Lymphödem kann sowohl die manuelle Lymphdrainage sowie auch die apparative Lymphdrainage Einsatz finden. Diese sollte durch weitere Maßnahmen ergänzt werden. Dazu zählen eine Kompressionsbehandlung mittels Bandagen oder Strümpfen, eine Bewegungstherapie in Kompression sowie die geeignete Hautpflege der Körperpartien unter Kompressionsbehandlung. Besonders unter Kompressionsstrümpfen und/oder -bandagen kann die Haut durch das dort entstehende Milieu gereizt und strapaziert werden.
 

Einteilung des
Lymphödems

Im Allgemeinen lässt sich das Lymphödem – je nach Schwere – in verschiedene hierarchisch aufeinander aufbauende Stadien einteilen: 
- Stadium 0 (Latenzstadium)
- Stadium 1 (reversibles Stadium)
- Stadium 2 (spontan irreversibles Stadium) 
- Stadium 3 (sogenannte Elefantiasis, die die abnorme Vergrößerung eines Körperteils durch Lymphstau beschreibt). 

Was die Kosmetikerin tun kann

Kunden können im Kosmetikinstitut entsprechende Empfehlungen zur geeigneten Reinigung und Pflege der Haut an die Hand gegeben werden. 
Dies ist von hoher Relevanz, um dem Auftreten unerwünschter Hauterscheinungen im Behandlungsareal vorzubeugen, beispielsweise durch die Verwendung von rückfettenden, rückfeuchtenden und filmbildenden Pflegeprodukten bei klinisch trockener Haut (Xerosis cutis).
Je nach Hautzustand können auch Pflegeprodukte gewählt werden, die zusätzlich spezielle Wirkstoffe enthalten, zum Beispiel zur Juckreizreduzierung. Hinsichtlich der Reinigung sollten möglichst milde Hautreinigungsmittel (mindestens pH-hautneutral, keine potenziell irritativen Inhaltsstoffe, keine Seifen, sondern besser Syndets etc.) Anwendung finden, um die Haut nicht zusätzlich zu strapazieren.
Ein weiteres in der Literatur beschriebenes Einsatzgebiet der manuellen Lymphdrainage ist ein Lymphstau oder Lymphödem nach Operationen, die im Zusammenhang mit einer Brustkrebserkrankung stehen, besonders wenn im Rahmen dieser Lymphknoten, beispielsweise im Bereich der Achseln, entfernt werden mussten. 
Im Rahmen mehrerer wissenschaftlicher Übersichtsarbeiten konnten die Sicherheit und der Nutzen dieser Behandlungsmethode im oben genannten Einsatzgebiet nachgewiesen werden.2, 3 
Ferner wurden die potenziell positiven Effekte einer manuellen Lymphdrainage, in diesem Fall kombiniert mit einer myofaszialen Therapie zur Lockerung und Mobilisierung des Fasziensystems, im Rahmen der Behandlung eines Fibromyalgiesyndroms (eine chronische Schmerzerkrankung) beschrieben, wobei die Verfassenden der Übersichtsarbeit einschränkend angeben, dass in diesem Bereich weitere Studien hinsichtlich der Wirksamkeit benötigt werden, um die Bildung eines abschließenden Fazits zu ermöglichen.4 
Von großer Relevanz erscheint es daher für Kosmetikerinnen, auch über kosmetische Spezialbehandlungen, wie hier die Lymphdrainage, gut informiert zu sein, um Kunden adäquat gesundheitsorientiert beraten und unterstützen zu können.

Literatur:
    1    Pawar M, Wazir HK, Kapila V. A Lymphatic Drainage Robot for Lymphedema Rehabilitation. Annu Int Conf IEEE Eng Med Biol Soc. 2022 Jul; 2022: 2598–2601.
    2    Thompson B, Gaitatzis K, Janse de Jonge X, Blackwell R, Koelmeyer LA. Manual lymphatic drainage treatment for lymphedema: a systematic review of the literature. J Cancer Surviv. 2021 Apr; 15 (2): 244–258.
    3    Ezzo J, Manheimer E, McNeely ML, Howell DM, Weiss R, Johansson KI, Bao T, Bily L, Tuppo CM, Williams AF, Karadibak D. Manual lymphatic drainage for lymphedema following breast cancer treatment. Cochrane Database Syst Rev. 2015 May 21;(5):CD003475.
    4    Algar-Ramírez M, Úbeda-D‘Ocasar E, Hervás-Pérez JP. Efficacy of manual lymph drainage and myofascial therapy in patients with fibromyalgia: A systematic review. Schmerz. 2021 Oct; 35 (5): 349–359.

Foto: Alexander_P, DuxX

Spezielle Manschetten mit Luftkammern werden an Körperpartien befestigt, die dann nach ­einem speziellen Muster aufgepumpt werden. 

Foto: PD Dr. rer. nat. habil. 
Cara Bieck, B.Sc., M.Ed.

PD Dr. rer. nat. habil.  Cara Bieck, B.Sc., M.Ed.
Die Autorin ist in der Abteilung Dermatologie, Umweltmedizin und  Gesundheitstheorie am Institut für Gesundheitsforschung und Bildung an der Universität Osnabrück tätig.
www.igb.uni-osnabrueck.de

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