
Interview mit Kristina Carmen Bernhöft

Kristina Carmen Bernhöft
Die Kosmetikwissenschaftlerin und Kosmetikerin hat sich auf die Professionalisierung des Kosmetik-Handwerks spezialisiert. Aus- und Weiterbildung als Grundstein für sicheres Handeln liegen ihr besonders am Herzen.
Instagram: @kristina.bernhoeft
Immer mehr Studien zeigen, dass Long COVID auch die Haut betreffen kann. Dies reicht von Ausschlägen und Entzündungen bis hin zu Haarausfall. Welche Hautsymptome treten dann besonders häufig auf?
Etwas wie klassische Symptome gibt es nicht – aber es gibt Hautauffälligkeiten, die öfter auftreten. Hierzu gehören verschiedene Ausschläge mit intensiver Rotfärbung, Papelbildung, aber auch Schwellungen. Die Ausschläge sind an verschiedenen Körperstellen zu finden, und so hat sich der Begriff der „COVID-Zehen“ gebildet, da auch hier intensive Hautsymptome auftreten können. Durch Veränderung der Durchblutung kommt es besonders um die Nägel herum zu Schwellung und Rötung, auch ein Lymphstau ist möglich. Andere Patienten erleben Quaddelbildung am Körper, mit oder ohne Juckreiz. Ebenfalls belastend und im Bereich der Kosmetik sind Haarausfall und auch die Ergrauung von Haaren während und nach einer COVID-19-Infektion.
Welche Behandlungsansätze gibt es für diese Hautveränderungen?
Ebenso wie es keine „klassischen“ Symptome gibt, bestehen auch keine festen Behandlungsstrategien. Im Allgemeinen werden Symptome behandelt, um die Lebenssituation der Betroffenen möglichst effektiv zu verbessern.
Bei Hautausschlägen entsteht oft ein unangenehmes Hautgefühl wie Druck, durch vermehrte Durchblutung ein Wärmegefühl, aber auch Juckreiz ist nicht unüblich. Kühlende Cremes und Salben können das Hautgefühl verbessern und Schwellungen reduzieren. Im medizinischen Bereich werden kurzfristig auch kortisonhaltige Präparate angewendet.
Was raten Sie betroffenen Personen und was kann die Kosmetikerin hier leisten?
Erkrankungen mit ungewissem Verlauf führen zu viel Verunsicherung. In der Nagelpflege kann es zu Kontakt mit den sogenannten COVID-Zehen oder auch Händen kommen – es liegt eine Schwellung rund um den Nagel vor, Rötung und teilweise eitergefüllte Pusteln. Durch die Reizung der Nagelumgebung und der Betroffenheit der Blutgefäße in diesem Bereich ist äußerste Vorsicht bei der Nagelpflege geboten. Verzichten Sie auf intensive Nagelhautentfernung mit Fräsern und setzen Sie lieber auf leichte, kühlende Cremeformulierungen.
Bemerken Sie eine insgesamt erhöhte Reaktivität der Haut nach einer COVID-19-Infektion, behandeln Sie beruhigend und setzen Sie auf antioxidative Ansätze, um der Haut zusätzlichen Schutz zu ermöglichen. UV-Schutz ist ebenfalls wichtig, um die Aktivierung von Melanin in stärker geforderten Hautarealen zu mindern – sonst sind nach Ansicht der Symptome auch Hyperpigmentierungen denkbar. Die Kosmetik bietet neben den klinischen Erfolgen von Produkten und Behandlungen auch die Möglichkeit, Rituale und Wohlfühlmomente in den Alltag einzubetten. Ein Effekt, der nicht zu unterschätzen ist, und ebenfalls zur emotionalen Entlastung im Alltag von Betroffenen führen könnte. Die Arbeit der Kosmetik ist also auch in diesem Bereich in meinen Augen eine ganzheitliche, die zur Unterstützung von Haut und Mensch in der Long-COVID-Reise beitragen kann.
Quellen:
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Prof. Dr. med. Cord Sunderkötter. Das Symptom der „Covid-Zehen“ (auch: akrale Dermatose, Pseudochilblain oder Forstbeulen-ähnliche Dermatose bei von COVID-19). Deutsche Dermatologische Gesellschaft. 2020 August. Halle (Saale), Deutschland.