Hautkrebs vor­beugen

10.10.2024
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Hautkrebs ist weltweit eine der häufigsten Krebs­arten, und die
Inzidenz nimmt stetig zu. Gemäß der Deutschen Krebshilfe  erhalten in Deutschland jährlich rund 309.000 Menschen die
Diagnose Hautkrebs. Dabei ist die häufigste Diagnose heller
beziehungsweise ­weißer Hautkrebs. Aber auch der schwarze Hautkrebs, das ­maligne Melanom, tritt zunehmend häufiger auf. Prävention und Früherkennung zählen zu den wichtigsten  Präventionsmaßnahmen. Was über die Studienlage bekannt  ist, erfahren Sie hier. Außerdem gibt es Tipps, was Sie als  Kosmetikerin Ihren Kunden empfehlen können. 

Circa 370 von 100.000 Menschen erhalten jährlich die Diagnose Hautkrebs, wobei es sich bei 320 Menschen um den hellen (weißen Hautkrebs) handelt.1 Er wird in Basalzell- und Plattenepithelkarzinom unterteilt, die beide nur sehr selten metastasieren und damit in der Regel heilbar sind. 
Beide Krebsformen treten bevorzugt an sonnenexponierten Arealen wie Gesicht, Nacken oder insbesondere bei Männern, durch lichtes Haar, auch an der Kopfhaut auf. Das Basalzellkarzinom (Basaliom) stellt die häufigste Form dar, die in der Regel lokal begrenzt ist. Das Plattenepithelkarzinom (Spinaliom) ist hingegen aggressiver und kann in seltenen Fällen metastasieren. Es tritt ebenfalls meist in sonnenexponierten Regionen auf. 
Von der Diagnose Hautkrebs sind insbesondere ältere Menschen betroffen. Circa 50 von 100.000 Menschen erkranken am bösartigen malignen Melanom. Melanome können bereits sehr früh Metastasen bilden und sind dann oft nicht mehr heilbar. Daher gilt das Melanom als äußerst aggressiver Krebsform. Heute erkranken jedoch auch immer mehr jüngere Menschen am malignen Melanom. Bei Frauen zwischen 20 und 29 Jahren zählt es inzwischen zu der häufigsten Krebsart, bei Männern zu den dritthäufigsten.


Risikofaktoren


Zu den bedeutsamsten Risikofaktoren für die Entstehung von Hautkrebs gehört nach derzeitigem wissenschaftlichen Kenntnisstand UV-Strahlung. So hat bereits im Jahr 2009 die International Agency for Research on Cancer (IARC) solare und künstliche UV-Strahlung, also auch solche, die in Solarien eingesetzt wird, als karzinogen der Klasse 1 eingestuft.2
Ferner zählt der Hauttyp zu den Risikofaktoren. Der Hauttyp, genauer der Hautphototyp, gemäß des Dermatologen Thomas B. Fitzpatrick, sowie die Intensität der Sonnenstrahlung sagen aus, wie lange die Haut der Sonne ausgesetzt werden kann, ohne dass ein Schaden entsteht. 
Menschen mit heller Haut, also einem Hautphototyp I oder II, erkrankten gemäß wissenschaftlichen Studien deutlich häufiger an Hautkrebs als Menschen mit einen dunkleren Hautphototyp.3 Das erklärt auch die hohen Hautkrebsraten in Australien, denn hier trifft eine sehr intensive Sonnenbelastung auf viele Menschen mit heller und sonnenempfindlicher Haut. Dennoch bedeutet das keinesfalls, dass Menschen mit dunklerer Haut nicht an Hautkrebs erkranken können. So ist beispielsweise der Sänger Bob Marley im Alter von 36 Jahren an Hautkrebs verstorben.4
Als Risikofaktor für das maligne Melanom gilt neben vielen Pigmentmalen auch die Genetik. Untersuchungen haben bereits in den 1990er-Jahren gezeigt, dass das Risiko, am schwarzen Hautkrebs zu erkranken, höher ist, wenn in der Familie bereits Hautkrebs aufgetreten ist.5 
Letztlich zählt auch ein geschwächtes Immunsystem zu den Risikofaktoren von Hautkrebs, da die körpereigene Abwehr dafür sorgt, dass ein Großteil der sonnenbedingten Hautschäden repariert werden kann.Ein geschwächtes Immunsystem ist deshalb mit einem höheren Hautkrebsrisiko verbunden. Daher sollten Patienten mit einem geschwächten Immunsystem, beispielsweise nach einer Organtransplantation, bei der Einnahme von Immunsuppressiva oder bei einer HIV-Infektion auf einen sehr konsequenten Sonnenschutz achten und auf Sonnenbaden komplett verzichten.6

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Das Basalzellkarzinom stellt die häufigste Krebsform dar.

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Das Plattenepithelkarzinom ist der zweithäufigste weiße Hautkrebs.

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Das maligne Melanom ist ein unregelmäßiger, schwarzer Fleck. 

Kundenempfehlungen 

Gemäß der S3-Leitlinie für Hautkrebsprävention sollten Mediziner bei einem  Aufklärungsgespräch folgende Empfehlungen geben, die auch die Kosmetikerin
an Ihre Kunden weitergeben kann: 


– Starke Sonnenexpositionen vermeiden:

  • Mittagssonne meiden
  • Aufenthalt in der Sonne so kurz wie möglich
  • Schatten aufsuchen
  • Sonnenbrände vermeiden
  • auf den UV-Index achten
     

– die Haut langsam an die Sonne gewöhnen

  • schützende Kleidung tragen


– Sonnenschutzmittel benutzen, ohne die Expositionszeit zu verlängern: 

  • individuelle Hautempfindlichkeit beachten
  • über die verschiedenen Hauttypen informieren


– Beratung über individuelle Schutzmaßnahmen in Abhängigkeit vom Hauttyp der Kunden
– auf mögliche Nebenwirkungen von Medikamenten in der Sonne verweisen
– besonders Kinder schützen
– Sonnenstudios meiden
– Sonnenbrille tragen 

 

Bewusstsein schaffen für das Thema Hautkrebs


Die Prävention sowie die frühzeitige Erkennung und wirkungsvolle Behandlung von Hautkrebs ist essenziell und hat sich in der Dermatologie etabliert. Aber auch die Kosmetikerin, die täglich im direkten Kontakt mit der Haut ihrer Kunden steht, kann wichtige Tipps im Umgang mit der Sonne geben. Grundsätzlich geht es darum, mehr Bewusstsein für das Thema Hautkrebs zu schaffen, und dies obliegt nicht allein den Medizinern. 
Für den Bereich der Kosmetik sind die Primär- und Sekundärprävention relevant. Gemäß der S3-Leitlinie für Hautkrebsprävention wird die Primärprävention als Risikovermeidung und die Sekundärprävention als Früherkennung definiert.7


Primäre Prävention

 
Ziel der primären Prävention ist es, übermäßige UV-Expositionen der Haut zu verhindern. Dies gilt in erster Linie für UV-Expositionen durch die Sonne bei Aufenthalt im Freien. Aufklärung ist dabei der erste Schritt. Kosmetikerinnen können im Gespräch mit ihren Kunden über die Gefahren von übermäßiger Sonnenexposition aufklären und zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Sonne raten. 
Sonnenschutzmittel sollten immer ausreichend und circa 30 Minuten, bevor man nach draußen geht, aufgetragen werden. Für ausgedehnte Outdoor-Aktivitäten empfiehlt die Skin Cancer Foundation einen wasserfesten Breitband-Sonnenschutz mit einem LSF von 30.8
Aktuell weisen Studien daraufhin, dass Sonnencreme nicht vor Hautkrebs schützt. Das liegt am sogenannten Sonnencreme-Paradoxon. Die Studie von 2023 zeigt, dass Menschen, die sich eincremen, sich in falscher Sicherheit wiegen. Im guten Glauben, bestens vor Hautkrebs geschützt zu sein, bleiben sie zu lange in der Sonne. 
Keine Sonnencreme schützt jedoch zu 100 Prozent vor den schädlichen Strahlen der Sonne. 
Ein Teil der Strahlung gelangt immer ungehindert auf die Haut. Zudem wird Sonnencreme zumeist nicht flächendeckend und in ausreichender Menge auf die Haut appliziert. 
Ferner gelangen bei längerem Sonnenbaden meist UV-A-Strahlen, die weniger gut durch Sonnencremes abgehalten werden, auf die Haut. 
Sie führen zu einer vorzeitigen Hautalterung und können darüber hinaus durch indirekte Wege karzinogene Schäden an der DNA anrichten.9
Darüber hinaus ist es sinnvoll, über den Nutzen des UV-Indexes aufzuklären. Er ist ein adäquates Mittel, um das Risikobewusstsein im Umgang mit der Sonne zu fördern. 

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Durch das Hautkrebsscreening können schwarzer und heller Hautkrebs entdeckt werden. 

Sekundäre Prävention


Das Hautkrebsscreening ist eine Schlüsselkomponente der Sekundärprävention. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass das Screening zu einem Anstieg der Detektionsrate (Entdeckung) vom schwarzen und hellen Hautkrebs führt.10, 11 
Obwohl Kosmetikerinnen keine Diagnosen stellen dürfen, können sie auf verdächtige Hautveränderungen aufmerksam machen und den Kunden raten, eine dermatologische Praxis aufzusuchen. Wichtig ist hierbei, Veränderungen wie asymmetrische Formen, unregelmäßige Ränder, Farbvariationen, Durchmesser über sechs Millimeter und Veränderungen über die Zeit zu erkennen (ABCDE-Regel). 
Der Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) bietet auf seiner Homepage Hinweise und Tipps zur monatlichen Selbstkontrolle, auf die zusätzlich verwiesen werden kann.12
Abschließend ist festzuhalten, dass die Kosmetikerin auch bei der Nachsorge unterstützen kann. Kunden, die sich bereits einer Hautkrebsbehandlung unterzogen haben, benötigen spezielle Pflege. Kosmetikerinnen können hier durch milde, nicht irritierende Pflegeprodukte unterstützen und bei der Regeneration der Haut helfen.


Literatur:
    1    www.krebshilfe.de/informieren/ueber-krebs/krebsarten/hautkrebs (Stand: August 2024).
    2    El Ghissassi F, Baan R, Straif K, Grosse Y, Secretan B, Bouvard V, Benbrahim-Tallaa L, Guha N, Freeman C, Galichet L, Cogliano V; WHO International Agency for Research on Cancer Monograph Working Group. A review of human carcinogens – part D: radiation. Lancet Oncol. 2009 Aug; 10 (8): 751–2. 
    3    Shope CN, Andrews LA, Neimy H, Linkous CL, Khamdan F, Lee LW. Characterizing Skin Cancer in Transplant Recipients by Fitzpatrick Skin Phototype. Dermatol Ther (Heidelb). 2023 Jan; 13 (1): 147-154. 
    4    www.skincancer.org (Stand August 2024).
    5    Halpern AC, Altman JF. Genetic predisposition to skin cancer. Curr Opin Oncol. 1999 Mar; 11 (2): 132–8. 
    6    Schrom KP, Kim I, Baron ED. The Immune System and Pathogenesis of Melanoma and Non-melanoma Skin Cancer. Adv Exp Med Biol. 2020; 1268: 211–226. 
    7    Hübner IM, Breitbart E, Wenzel G, Follmann M; Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention (ADP) e. V.; Deutsche Krebsgesellschaft e. V. S3-Leitlinie Prävention von Hautkrebs: Evaluation und Aktualisierungsprozess [S3 guideline on skin cancer prevention: evaluation and updating procedure]. Dermatologie (Heidelb). 2023 Apr; 74 (4): 262–269. German. 
    8    www.skincancer.org (Stand: August 2024).
    9    Alli S, LeBeau J, Hasbani A, Lagacé F, Litvinov IV, Peláez S. Understanding the Perceived Relationship between Sun Exposure and Melanoma in Atlantic Canada: A Consensual Qualitative Study Highlighting a „Sunscreen Paradox“. Cancers (Basel). 2023 Sep 26;15 (19):4726. 
    10    Breitbart EW, Waldmann A, Nolte S, Capellaro M, Greinert R, Volkmer B, Katalinic A. Systematic skin cancer screening in Northern Germany. J Am Acad Dermatol. 2012 Feb; 66 (2): 201–11. 
    11    Kornek T, Augustin M. Skin cancer prevention. J Dtsch. Dermatol. Ges. 2013 Apr; 11(4):283-96; quiz 297–8. 
    12    www.gemeinsam-gegen-hautkrebs.de/hautkrebs-selbstuntersuchung (Stand: August 2024).

Foto: Dr. phil. Meike Streker

Dr. phil. Meike Streker 

Die Kosmetikwissenschaftlerin ist Expertin für evidenzbasierte Kosmetik und besitzt umfassende Erfahrungen im Bereich kosmetische und klinische Forschung. www.meikestreker.de

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