Technologie trifft Haut

19.11.2025
Technologie trifft Haut

 Technologische Innovationen wie Künstliche Intelligenz, datenbasierte Diagnostik und Co.  revolutionieren zunehmend die Dermatologie und Kosmetik. Im Interview sprechen zwei  Experten über aktuelle Entwicklungen und die Zukunft personalisierter Hautbehandlungen.

MEDICAL: Welche technologischen Innovationen haben für Sie das Potenzial, dermatologische und kosmetische Behandlungen voranzutreiben?
Georg Khazaka: Die Individualisierung medizinischer Maßnahmen spielt auch in der Dermatologie eine immer größere Rolle. Neben bildgebenden Verfahren bietet insbesondere die sensorische Erfassung ein wertvolles In-strument, um das Verständnis der Haut und ihrer Reaktionen zu vertiefen. Objektive Mess-ergebnisse ermöglichen es, individuelle Bedürfnisse präziser zu erfassen und näher am Patienten zu arbeiten. Die Potenziale der Künstlichen Intelligenz (KI) sind hier bei Weitem noch nicht ausgeschöpft – besonders die Verbindung zwischen subjektivem Empfinden und objektiven Daten bietet noch viel Raum für Weiterentwicklungen.
Christiane Uhl: In der dermatologischen Forschung beobachten wir einen deutlichen Schwerpunkt auf der Untersuchung von Zusammensetzung und Funktion der Hautbarriere. Eine intakte Barrierefunktion ist essenziell, um Hautgesundheit zu erhalten und zahlreiche Dermatosen wirksam zu behandeln. Neben dem transepidermalen Wasserverlust, der als klassischer Barriereindikator gilt, rücken weitere Parameter in den Fokus: Hautoberflächenfeuchtigkeit, pH-Wert und dessen Gradient in den oberen Hautschichten, ebenso wie die Zusammensetzung der Barrierelipide und des Hautmikrobioms. Eng damit verbunden ist die Erforschung von Entzündungsmechanismen und Signalwegen – ein Thema, das gerade vor dem Hintergrund zunehmender Allergien und atopischer Erkrankungen an Bedeutung gewinnt. Ein weiteres spannendes Feld betrifft die Analyse der Penetrationswege von Wirkstoffen durch die Hautbarriere. Neben gezielter Wirkstoffpenetration spielt diese Information eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Produkten zum Hautschutz. Hier sehen wir großes Innovationspotenzial. Auch in der Kosmetikwelt wächst das Interesse an der Hautbarriere. Beiträge in einschlägigen Fachzeitschriften zeigen deutlich: Es geht längst nicht mehr nur um reine Schönheitsbehandlungen. Vielmehr steht im Vordergrund, durch die Kombination gezielter Behandlungen mit geeigneten Produkten die Hautgesundheit nachhaltig zu fördern.

MEDICAL: Welche Entwicklungen sehen Sie im Bereich der technologiegestützten Hautbehandlungen auf uns zu kommen? Wie könnten diese die Praxis von Dermatologen und Kosmetikerinnen verändern?
Georg Khazaka: Für zukünftige Entwicklungen bietet KI enormes Potenzial, neue Behandlungsansätze zu entwickeln und Therapien individueller wie auch wirksamer zu gestalten. Entscheidend ist, dass die Forschung große Mengen objektiver Daten zum Hautzustand sowie zu Effekten verschiedener Behandlungen sammelt. Eine stärkere Technologisierung dermatologischer Praxen und Kosmetikinstitute kann diesen Prozess erheblich unterstützen und neue Erkenntnisse fördern.
Gleichzeitig sind wir uns bewusst, dass der Einsatz von KI im medizinischen Umfeld besondere Anforderungen an den Datenschutz stellt. Dies macht die Entwicklung von Verfahren zur Datenerhebung zu einer komplexen Herausforderung. Eine einheitliche, umfassende Anamnese von Patienten und Kunden kann den Einsatz von KI deutlich effizienter und zielgerichteter machen.

MEDICAL: Inwiefern trägt die Forschung dazu bei, personalisierte Therapien zu entwickeln und Behandlungsergebnisse zu verbessern?
Christiane Uhl: Datenbankgestützte Erkenntnisse ermöglichen es, die Reaktionen der Haut auf Produkte und Behandlungen präziser vorherzusagen. Besonders im Zusammenspiel von Datenbanken und KI sehen wir großes Potenzial: Bestimmte Hauteigenschaften können gezielt kategorisiert und den jeweils Erfolg versprechendsten Anwendungen zugeordnet werden. So lassen sich Therapieformen und Behandlungen noch individueller abstimmen – mit dem Ziel, die Ergebnisse nachhaltig zu optimieren.

Christiane Uhl

Christiane Uhl
Vertriebsleiterin für Deutschland und Österreich bei Courage + Khazaka electronic und bietet Schulungen und Beratung bei wissenschaftlichen Fragestellungen und Projekten zur Messung von Hautfunktionen.

Georg Khazaka

Diplom-Ökonom Georg Khazaka
Geschäftsführer bei Courage + Khazaka electronic. Durch wissenschaftliche Projekten, Messen und Konferenzen gilt er als anerkannter Experte auf dem Gebiet der Hautmesstechnologien. www.courage-khazaka.com 

Foto: MEDICAL

Dieser Artikel stammt aus dem Fachmagazin MEDICAL

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