Skin Glow: Hautqualität

19.11.2025
Skin Glow

Hautqualität ist ein allgegenwärtiger Begriff, doch was bedeutet er? Welche Merkmale bestimmen die Qualität der Haut, und woran erkennen wir, ob sie als „gut“ gilt? Wissenschaftliche Studien ­zeigen, dass schon kleine Veränderungen in der Hautqualität unsere Wahrnehmung von Jugendlichkeit, ­Attraktivität und Gesundheit maßgeblich beeinflussen. In dieser Serie nehmen wir vier Hautmerk­male, die entscheidend für unser Wohlbefinden und äußeres Erscheinungsbild sind, unter die Lupe. 

Ob ein Gesicht strahlt, hängt nicht nur vom Lächeln ab – sondern oft von einem schwer zu fassenden Faktor: Skin Glow. Er gilt als Inbegriff einer gesunden, vitalen Haut und wird in der Ästhetik zunehmend gezielt analysiert und behandelt.
Eine anerkannte Definition liefert die Arbeit von Goldie et al., die vier zen-trale Hautqualitätsmerkmale bzw. Wahrnehmungskategorien (englisch: Emergent Perceptual Categories, kurz EPC) beschreibt: Hautfestigkeit, Ebenmäßigkeit der Hautoberfläche, Ebenmäßigkeit des Hauttons und Skin Glow.1

Was bedeutet „Skin Glow“?

Skin Glow bezeichnet die natürliche Strahlkraft der Haut – die Fähigkeit, Licht gleichmäßig und lebendig zu reflektieren.2,3 Es ist jedoch das am schwersten zu definierende Merkmal und wird häufig mit Begriffen wie Leuchtkraft, Helligkeit, Lebendigkeit oder Teint umschrieben.1 
Der natürliche Hautglanz entsteht durch das Zusammenspiel eines gleichmäßigen Hauttons, einer homogenen Hautoberfläche, einer optimalen Feuchtigkeitsversorgung und einer effizienten Lichtreflexion. Pigmentveränderungen, Rötungen, Rauigkeit oder Ansammlungen abgestorbener Hautzellen können diesen Effekt hingegen mindern. Auch der Hydratationsgrad ist entscheidend – trockene Haut wirkt matt und reflektiert Licht ungleichmäßig.1–3
Nicht jede Hautveränderung entsteht durch den natürlichen Alterungsprozess. Bestimmte Faktoren wirken wie „Gegenspieler“ und nehmen dem Teint seine Frische, indem sie Struktur, Farbe und Oberflächenglätte negativ beeinflussen. Diese sogenannten Detractors umfassen beispielsweise Hyperpigmentierungen, Rötungen, Trockenheitsfältchen oder eine ungleichmäßige Lichtreflexion. Sie lenken den Blick weg vom harmonischen Gesamtbild und lassen die Haut müde oder fahl erscheinen. 
Für eine gezielte Hautanalyse – und erst recht für individualisierte Behandlungskonzepte – ist es daher entscheidend, diese Störfaktoren klar zu identifizieren und ihre Ausprägung zu bewerten. Nur so lässt sich der Weg zu einem gleichmäßig strahlenden Hautbild ebnen. Goodman et al. (2024) beschreiben zentrale Faktoren, die den Skin Glow beeinträchtigen können (siehe Kasten).3 
Alles, was die mikroskopische Glätte oder den harmonischen Farb- und Lichtfluss stört, wirkt sich negativ auf den Glow aus.

Skin Glow messbar machen

Roessle et al. führten mit 300 gesunden Probandinnen an der Universität Hamburg eine Studie durch, in der alle vier EPCs in Relation zum Alter untersucht wurden. Um Skin Glow objektiv zu erfassen, empfehlen Goldie et al. ergänzend zu subjektiven Bewertungen spezielle Messgeräte, die auch in der Studie verwendet wurden:1 Ein spezielles Glanzmessgerät misst die Glanzintensität der Haut über Lichtreflexion – je glatter und gleichmäßiger, desto höher der Wert. Ein spezielles medizintechnisches Messgerät bestimmt über Absorptionsanalyse den Erythem- und Melaninindex und liefert Hinweise zu Gefäßaktivität und Pigmentgehalt.1
Ende August 2025 wurde in einer Publikation von Roessle und Kerscher4 der Einfluss des Alters auf die genannten Parameter (Glanzwert, Erythem- und Melaninindex) untersucht und Referenzbereiche ermittelt, die den gemessenen Wert von „unterdurchschnittlich“ bis „überdurchschnittlich“ einordnen.

Faktoren, die den Glow beeinflussen

Diese zentralen Faktoren können den Skin Flow beeinflussen.  Sie lassen sich in vier Kategorien einteilen:

Hauttyp

  • Übermäßig ölig
  • Übermäßig trocken

Gleichmäßigkeit der Hautfarbe 

  • Erytheme, Teleangiektasien
  • Pigmentierungen (zum Beispiel Melasma)
  • Hypopigmentierungen

Oberflächenunregelmäßigkeiten

  • Narben
  • Vergrößerte Poren
  • Linien/Falten
  • Papeln
  • Erkrankungen (zum Beispiel ­Ekzem, Psoriasis)
  • Sebaceous Hyperplasia ­(Talgdrüsenvergrößerung)
  • Keratosen (raue, verdickte ­Stellen)

Allgemeine dermale  Gesundheitsmerkmale

  • Fahle Haut
  • Dünne/schlaffe Haut
  • Solare Elastose (sonnen-
geschädigtes Bindegewebe)
  • Laxität/Erschlaffung
  • Volumenverlust3

Wege zu mehr Strahlkraft

Gezielte Behandlungen können Glow-Detractors reduzieren und die Hautqualität sichtbar verbessern. Besonders wirksam sind injizierbare Substanzen wie Hyaluronsäure (HA), HA mit Glycerol, Hybridfiller oder verdünntes Calciumhydroxylapatit. Studien belegen, dass diese Wirkstoffe nicht nur die Durchfeuchtung und Elastizität steigern, sondern auch Glanz, Pigmentierung und feine Linien positiv beeinflussen.1, 5, 6
Einige Parameter überschneiden sich mit anderen EPCs – etwa Erythem- und Melaninindex, die auch für einen gleichmäßigen Hautton entscheidend sind.1 Das zeigt: Wer die Pigmentierung optimiert, gewinnt oft auch an Glow. Selbst Botulinumtoxin, intradermal appliziert, konnte in Studien Erythem reduzieren7 – ein weiterer Ansatz zur Glow-Optimierung.
Für Kunden und Patienten, die sanft oder präventiv vorgehen möchten, bieten topische Wirkstoffe wie Vi-tamin C, Niacinamid oder Hyaluronsäure nichtinvasive Alternativen.1, 8 Sie wirken antioxidativ, fördern eine gleichmäßige Pigmentierung und verbessern die Feuchtigkeitsbindung – Grundvoraussetzungen für ein gesundes Strahlen.

Fazit

Skin Glow ist mehr als ein kosmetischer Trend – er ist ein sichtbares und messbares Zeichen für Hautgesundheit. In der Praxis ist er besonders relevant, da er den ersten Eindruck maßgeblich prägt. Die Kombination aus visueller Einschätzung, Anamnese und objektiver Messung macht Skin Glow zu einem wertvollen Instrument in Beratung, Behandlung und Verlaufsdokumentation. Wer seine Detractors gezielt reduziert, steigert nicht nur die Strahlkraft, sondern optimiert gleichzeitig weitere Aspekte der Hautqualität.

Literatur:
    1    Goldie K, Kerscher M, Fabi SG, et al. Skin Quality – A Holistic 360° View: Consensus Results. CCID. 2021; Volume 14:643–654. doi:10.2147/CCID.S309374
    2    Humphrey S, Manson Brown S, Cross SJ, Mehta R. Defining Skin Quality: Clinical Relevance, Terminology, and Assessment. Dermatologic Surgery. 2021; Published Ahead of Print. doi:10.1097/DSS.0000000000003079
    3    Goodman GJ, Armour K, Ong D, et al. An absence of imperfections: A proposed framework for defining, assessing, and achieving skin glow. J of Cosmetic Dermatology. 2024; 23(1):161–171. doi:10.1111/jocd.16063
    4    Roessle A, Kerscher M. Objectification of Skin Glow: In Vivo Evaluation of 300 Women in Relation to Age. J of Cosmetic Dermatology. 2025; 24 (S4): e70373. doi:10.1111/jocd.70373
    5    Hertz-Kleptow D, Hanschmann A, Hofmann M, Reuther T, Kerscher M. Facial skin revitalization with CPM®-HA20G: an effective and safe early intervention treatment. CCID. 2019; Volume 12: 563-572. doi:10.2147/CCID.S209256
    6    Chao YY, Kim JW, Kim J, Ko H, Goldie K. Hyperdilution of CaHA fillers for the improvement of age and hereditary volume deficits in East Asian patients. CCID. 2018; Volume 11:357–363. doi:10.2147/CCID.S159752
    7    Dicker V, Serna Posada MDM, Galeano Piedrahita E, Vasquez Villegas S, Perez Madrid C. Intradermal Microdroplet Injection of Standard-Diluted Incobotulinumtoxin A for the Treatment of Erythematotelangiectatic Rosacea: A Study From a Dermatology Center in Medellín, Colombia. Cureus. Published online February 13, 2025. doi:10.7759/cureus.78957
    8    Rattanawiwatpong P, Wanitphakdeedecha R, Bumrungpert A, Maiprasert M. Antiaging and brightening effects of a topical treatment containing vitamin C, vitamin E, and raspberry leaf cell culture extract: A split-face, randomized controlled trial. J of Cosmetic Dermatology. 2020; 19 (3): 671–676. doi:10.1111/jocd. 13305

Alena Rössle

Alena Rössle, M. Sc. 
Die Kosmetikwissenschaftlerin forscht als Doktorandin an der Universität Hamburg rund um das Thema Hautqualität. Die Koordination von kosmetischen und klinischen Studien gehört neben der Tätigkeit als ­Dozentin zu ihren Schwerpunkten als wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Arbeitskreis Prof. 
Kerscher. Als Heilpraktikerin steht bei ihr die Hautgesundheit stets mit einem Blick für die ­Ästhetik im Vordergrund. 

Foto: MEDICAL

Dieser Artikel stammt aus dem Fachmagazin MEDICAL

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