Die Auswahl der passenden Pflegeprodukte für ein Kosmetikinstitut sollte individuell von der Betreiberin entschieden werden. Entscheidet man sich für Naturkosmetik, so können verschiedene Gründe eine Rolle spielen. In diesem Artikel befasst sich unsere Autorin mit der Frage, welche dies sein könnten und ob Naturkosmetik entschiedene Vorteile bringt.
Zunächst gilt: Wo Naturkosmetik draufsteht, ist nicht immer Naturkosmetik drin. Im Idealfall ist sie entsprechend zertifiziert (zum Beispiel mit dem NATRUE- oder BDIH-Siegel).
Die wichtigsten Siegel
Das NATRUE-Label gilt als zuverlässiger, überprüfbarer und internationaler Standard für echte Natur- und Biokosmetik. Heute sollen mehr als 10.200 Kosmetikprodukte und Rohstoffe auf dem weltweiten Markt das NATRUE-Label tragen. 
Um den Naturkosmetikstandard des bekannten Prüfzeichens BDIH auch international auszuweiten, hat der BDIH die International Organic and Natural Cosmetics Corporation (IONC GmbH) gegründet. Zusammen mit Cosmebio und Ecocert Greenlife SAS (beide Frankreich), ICEA (Italien) und Soil Association (Großbritannien) entstand im Jahr 2010 die COSMOS-Standard-Signatur, die seit 2017 für die teilnehmenden internationalen Bio- und Naturkosmetikhersteller für Neuentwicklungen verpflichtend ist.
Die Qual der Wahl
Auch das Angebot an Naturkosmetik für den Institutsbereich ist inzwischen sehr groß. Der Begriff „Naturkosmetik“ ist in Deutschland nicht gesetzlich geregelt. Somit gibt es keine einheitliche Definition und kein staatliches Siegel, wie dies zum Beispiel mit dem „Bio-Siegel“ für Produkte des ökologischen Landbaus im Lebensmittelbereich der Fall ist. Es werden eine Reihe Naturkosmetiklinien von den verschiedensten Anbietern beworben. 
Leider ist dabei gelegentlich auch sogenanntes „Greenwashing“ zu beobachten. Eine entsprechende Zertifizierung der Pflegeprodukte kann hier Sicherheit geben. Allerdings: Je nach den Bedingungen für die Siegelabgabe gelten teilweise unterschiedliche Kriterien. Dazu kann und sollte man sich im Internet auf den Seiten der Zertifizierer oder auch auf öffentlichen Seiten, zum Beispiel der Verbraucherzentrale, unbedingt umfassend informieren.
Was macht Naturkosmetik zu Naturkosmetik?
Generell kann man sagen: Die Inhaltsstoffe der Pflegemittel, die entsprechend zertifiziert werden können, müssen fast ausschließlich natürlichen Ursprungs sein, das heißt, es kommen pflanzliche Öle (fette und ätherische Öle), Wasser (auch zum Beispiel Mineral- und Quell- sowie Fruchtwässer und Hydrolate) und natürlich gewonnene Rohstoffe aus Pflanzen, Früchten, Samen, aber auch tierische Rohstoffe, zum Beispiel Bienenwachs und Propolis, infrage. 
Naturidentische Stoffe dürfen nur dann Verwendung finden, wenn eine Gewinnung dieser Stoffe direkt aus der Natur mit vernünftigem Aufwand technisch nicht realisierbar ist. 
Naturnahe Stoffe haben nur dann eine Berechtigung, wenn ihre Funktion nicht von Naturstoffen übernommen werden kann. 
Biokosmetik muss einen festgelegten Anteil an chemisch unveränderten Rohstoffen beinhalten, und die Inhaltsstoffe müssen aus kontrolliert biologischer Erzeugung stammen. In der als „Vegan“ gekennzeichneten Kosmetik wird auf tierische Rohstoffe verzichtet, trotzdem muss es sich jedoch nicht gleichzeitig auch um reine Naturkosmetik handeln. 
Warum Gilt Naturkosmetik als besser?
- Gut für die Haut: Produkte auf natürlicher Basis gelten als verträglicher als herkömmliche Kosmetikprodukte.
 - Kein Greenwashing: Kontrollierte Naturkosmetikprodukte betreiben kein „Greenwashing“, das heißt, es wird nicht mit Bildern von Früchten oder Blättern auf den Verpackungen der Anschein erweckt, sehr natürlich zu sein, auch wenn nur ein Bruchteil der Inhaltsstoffe auf Pflanzenbasis ist.
 - Hochwertigere Inhaltsstoffe: In Naturkosmetikprodukten werden keine Mineralöle oder deren Derivate verwendet. Inhaltsstoffe auf Mineralölbasis haben dagegen in der Kosmetikindustrie eine lange Tradition – sie sind kostengünstig und gelten als gut verträglich.
 - Keine synthetischen Stoffe: Synthetische Inhaltsstoffe werden ausgeschlossen, denn in den Produkten dürfen nur Inhaltsstoffe duften und färben, die diese Eigenschaften von Natur aus mitbringen (organische und mineralische Pigmente). Als Duftstoffe werden Blütenwasser, Kräuterextrakte und ätherische Öle eingesetzt. Aber auch manche natürlichen Stoffe können bei empfindlicher Haut zu Reaktionen führen.
 - Nachhaltigere Verpackung: Oft wird von Naturkosmetikherstellern auch bei der Verpackung auf Ökologie geachtet. Dazu kann ein Minimum an Verpackung gehören. Zudem spielen kurze Lieferwege, regenerative Energien und hohe Recyclinganteile durch wiederverwertbare Verpackungen eine Rolle.
 - Verzicht auf synthetische Konservierungsmittel: In der Naturkosmetik sind nur wenige naturidentische Zusatzstoffe erlaubt. Beispielsweise werden Bioalkohol, Heilpflanzenauszüge und ätherische Öle zur Konservierung der Pflegeprodukte eingesetzt. Synthetische Konservierungsstoffe können dagegen häufig Kontaktallergien und Reizungen der Haut hervorrufen. Auch bei der Auswahl der Verpackung soll zum Beispiel durch die Wahl von Airless-Spendern eine zu schnelle Verkeimung der Produkte vermieden werden.
 - Kein Mikroplastik: Statt PeelingKörpern, die – wenn sie in die Umwelt gelangen – zu Mikroplastik zerfallen können, setzt die Naturkosmetik für Rubbeleffekte in Peelings oder Duschgels natürliche Zutaten wie Jojobawachskügelchen, Tonerde. gemahlene Olivenkerne oder Walnussschalen ein.
 - Bessere Rohstoffe: Viele Naturkosmetikfirmen beziehen Rohstoffe von landwirtschaftlichen Kooperativen in Entwicklungsländern oder haben eigene Rohstoffprojekte initiiert. Ökologische Produktion, gute Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung sollen die Lebensgrundlagen vor Ort nachhaltig verbessern.
 
Fazit
Aus diesem Gründen kann Naturkosmetik nicht nur als eine Beauty-Trendwelle gesehen werden. Es kann eine bewusste Entscheidung für die eigene Gesundheit, die Gesundheit der Kunden, die Umwelt und ethische Prinzipien sein.
    
          Marina Westermann
Die Autorin ist Kosmetikerin und Bankfachwirtin und betreibt in Bischweier ein Naturkosmetikinstitut mit dem Spezialgebiet Kräuterwissen.  www.natur-wohlfuehlzeit.de
    
        
    
  
Dieser Artikel stammt aus dem Fachmagazin BEAUTY FORUM
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