
Rötungen zählen zu den häufigsten Hauterscheinungen, die in der kosmetischen Praxis behandelt werden. Ob vorübergehende Flushs, dauerhafte Erytheme oder Teleangiektasien – gerötete Haut kann ästhetisch sehr belastend wirken, vor allem im Gesicht. Welche Wirkstoffe und Wirkstoffstrategien gegen Gefäßlabilität und chronische Rötungen helfen, erfahren Sie hier.
Ursache für Rötungen und Gefäßlabilität ist meist eine erhöhte Gefäßreaktivität, bei der Kapillaren schnell und sichtbar auf innere oder äußere Reize reagieren. Mit dem richtigen Hautpflegekonzept, insbesondere dem gezielten Einsatz beruhigender, entzündungshemmender und gefäßstärkender Wirkstoffe, lassen sich Rötungen deutlich reduzieren und die Haut wieder ins Gleichgewicht bringen.
Rötungen verstehen: Aus-löser und Mechanismen
Hinter Rötungen der Gesichtshaut steht meist eine gesteigerte Reaktionsbereitschaft der Blutgefäße, sei es durch Umweltfaktoren wie UV-Strahlung und Temperaturwechsel, durch Genussmittel (Alkohol, scharfe Speisen), Stress oder kosmetisch unverträgliche Produkte. Oft berichten Betroffene zusätzlich von Juckreiz, Hitzegefühl oder Spannungszuständen, obwohl objektive Messparameter (zum Beispiel TEWL oder Hautfeuchte) kaum auffällig erscheinen. Wichtig ist daher, neben dem sichtbaren Hautbild auch subjektive Empfindungen systematisch zu erfragen.
Ein häufig übersehener Faktor bei Rötungen ist die gestörte Hautbarriere: Eine erhöhte Durchlässigkeit der Epidermis kann entzündliche Reize begünstigen und Rötungen verstärken. Auch wenn Rosacea nicht im Mittelpunkt jeder Rötungsthematik steht, zeigt sie beispielhaft, wie chronische Entzündungsprozesse zu anhaltenden Erythemen, Gefäßerweiterungen (Couperose), Papeln, Pusteln und sogar Augenbeteiligung führen können, häufig mit deutlichen psychischen Auswirkungen.
Trigger erkennen
- Anfallsartige Rötungen verlaufen oft in Schüben. Ausgelöst werden sie durch sogenannte Triggerfaktoren. Typisch sind flüchtige Flushs, die mit der Zeit in dauerhafte Erytheme übergehen können. Zu den häufigsten Auslösern zählen:
- UV-Strahlung
- Temperaturschwankungen
- Alkohol, Nikotin, scharfe Speisen
- psychischer Stress
- aggressive Reinigungsprodukte oder Peeling
- Wirkstoffe gegen Rötungen
Eine strukturierte Hautpflegeroutine mit milden Reinigern, täglichem Lichtschutz und barriere- und gefäßstärkenden Formulierungen ist nicht nur therapeutisch sinnvoll, sondern auch entscheidend zur Verbesserung der Lebensqualität. Ergänzend kann ein korrigierendes Make-up helfen, Rötungen optisch zu kaschieren und das Selbstbild zu stärken. Speziell die Rosacea ist nicht heilbar. Die Symptome können jedoch gemindert werden, sodass eine langfristige Stabilisierung des Hautbildes erreicht werden kann.
Bereits sichtbare Teleangiektasien lassen sich durch kosmetische Wirkstoffe und Verfahren nicht wieder reparieren. Hier zählt vor allem der präventive Wirkansatz. Idealerweise werden kosmetische und medizinisch-dermatologische Verfahren miteinander kombiniert. Eine begleitende kosmetische Pflege und Nachsorge sind empfehlenswert.
Der Einsatz eines pflanzlichen 5-fach-Wirkkomplexes aus Ross-kastanie, Mäusedorn, Süßholzwurzel, Asiatischem Wassernabelkraut und Ringelblume wirkt auf mehreren Ebenen (anti-inflammatorisch, gefäßstärkend, beruhigend) und setzt gleichzeitig an dem Ursprung der Rosacea, der Cathelicidin-Expression, an. Aber auch jeder der pflanzlichen Wirkstoffe hat für sich einen positiven Effekt auf gefäßlabile Haut:
Escin aus der Rosskastanie hat eine kräftigende Wirkung auf die Kapillarwände, wirkt gefäßverdichtend und setzt so die Kapillarpermeabilität herab. Der Inhaltsstoff hat einen gefäßprotektiven, hautberuhigenden und antiirritativen Effekt und fördert den Abbau von Ödemen.
Die schützende Wirkung auf das Gefäßsystem des Wurzelextraktes aus dem stechenden Mäusedorn (Ruscus Aculeatus Root Extract) sowie seine adstringierende Wirkung mindern Rötungen. Gleichzeitig wirkt der Extrakt sich stärkend auf das Lymphsystem aus und hat eine anti-inflammatorische Wirkung.
Glycyrrhizinsäure aus der Süßholzwurzel (Ammonium Glycyrrhizate) wirkt sich durch seine reizlindernde Eigenschaft positiv bei geröteter und juckender Haut aus. Der Extrakt aus dem indischen Wassernabelkraut (Centella Asiatica Leaf Extract) wird vor allem bei Wunden, Entzündungen, Verbrennungen sowie hypertrophischen Narben eingesetzt, denn er fördert die Regeneration des Bindegewebes. Diese Wirkung ist auch zielführend bei Rosacea und gefäßlabiler Haut. Mithilfe des Extraktes werden die elastischen Fasern der Haut gestärkt und die Kollagensynthese gesteigert.
Die heilungsfördernden Eigenschaften des Calendula-Blüten-Extraktes (Calendula Officinalis Flower Extract) reduzieren die Entzündungsneigung der Haut. Zusätzlich hat der Blüten-Extrakt eine feuchtigkeitssteigernde Wirkung.
Darüber hinaus wirkt Epigallocatechingallat im Grünen Tee stark antioxidativ, entzündungshemmend und vasokonstriktorisch. In-vitro- und In-vivo-Studien belegen eine Reduktion von UV-bedingtem Erythem und oxidativem Stress, ein wertvoller Bestandteil in Seren, Cremes oder Masken für empfindliche Haut.
Flavonoide wie Rutin wirken kapillarstabilisierend, reduzieren die Durchlässigkeit der Gefäße und mildern entzündungsbedingte Schwellungen. Besonders Troxerutin wird in Studien zur Verbesserung der Mikrozirkulation eingesetzt – etwa bei venöser Insuffizienz. In kosmetischen Anwendungen zeigen sich vielversprechende Ergebnisse zur Minderung von Gefäßreaktionen.
UV-Strahlung als Risikofaktor
Die UV-Strahlung ist einer der wichtigsten Cofaktoren für die Entstehung von Gefäßveränderungen in der Haut. Eine Studie hat gezeigt, dass eine lebenslange UV-Strahlenbelastung signifikant mit dem Vorhandensein von Rosacea assoziiert ist. UV-B-Strahlung unterstützt die Angiogenese und kann die Expression des vaskulären endothelialen Wachstumsfaktors hochregulieren. Dadurch wird die Proliferation an Endothelzellen erhöht, wobei Teleangiektasien sowie neue Blutgefäße entstehen. UV-A-Strahlung sorgt für eine Überexpression der Metalloproteasen, die mit dermaler Kollagendegeneration bei einer Rosacea assoziiert sind.
Pflegekonzepte entwickeln
Ein durchdachtes Pflegekonzept ist das Fundament jeder kosmetischen Behandlung bei Rötungen und Gefäßlabilität. Da ein erhöhter transepidermaler Wasserverlust (TEWL) bei geröteter Haut häufig vorliegt, ist die tägliche Anwendung feuchtigkeitsspendender Pflegeprodukte essenziell. Diese unterstützen gezielt die Barrierefunktion, indem sie hauteigene Lipidstrukturen wie Sphingolipide imitieren und ein regeneratives Hautmilieu fördern.
Beratung und Begleitung
Viele Betroffene fühlen sich durch Rötungen im Gesicht psychisch belastet, noch bevor sie medizinisch auffällig sind. Gerade deshalb ist die individuelle Beratung durch die medizinische Kosmetikfachkraft essenziell: Trigger identifizieren, Pflegeprodukte anpassen, Behandlungsmodule erklären. Das subjektive Empfinden (zum Beispiel Brennen, Hitze, Spannungsgefühl) sollte immer ernst genommen und dokumentiert werden.
Rötungen sind kein rein kosmetisches Problem. Sie spiegeln häufig barrierebedingte, entzündliche oder vaskuläre Prozesse wider. Mit gezielter Pflege, gut gewählten Wirkstoffen und professioneller Hautanalyse lassen sich sichtbare Rötungen reduzieren, die Haut beruhigen und das Wohlbefinden der Betroffenen verbessern.
Entscheidend ist: Hautpflege muss individuell, triggerbewusst und regenerationsfördernd sein, dann ist echte Veränderung sichtbar und spürbar möglich.
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Anna Holling-Tersteeg
Die Autorin ist Kosmetikwissenschaftlerin und staatlich geprüfte Kosmetikerin. Sie hat die Leitung PR, Kommunikation und KosWis-Strategie bei Medicos Kosmetik/Aesthetico. www.aesthetico.de