Alles Psyche?

01.02.2023
Foto: Nina Buday/Shutterstock.com

Die Haut ist zwar ein sehr widerstandsfähiges Organ, gleichzeitig ist sie aber auch sehr sensibel. Sie reagiert beispielsweise auf unsere mentale Gesundheit, psychischen Stress oder unterdrückte Wut mit Pickeln, rissiger Haut oder Herpes. Die ganzheitliche Kosmetikerin Jessica Luft erklärt anhand von drei Hautsymptomen die mögliche psychosomatische Bedeutung dahinter und wie Sie von einer ganzheitlichen Betrachtungsweise profitieren können.

Die Weisheit „Die Haut ist der Spiegel der Seele!“ ist uns allen geläufig – und das zu Recht. Schließlich ist die Haut das größtes Organ. Meist nehmen wir dieses Organ aber gar nicht so wichtig, wie wir sollten.

Ist die Hautfunktion gesund, schenken wir der Haut in der Regel kaum Beachtung – es funktioniert ja alles! Die Haut erledigt unbemerkt ihre Arbeit: Sie schützt uns, gibt uns das Gefühl von Geborgenheit und lässt uns fühlen. Gerät unsere Haut aber aus dem Gleichgewicht, spüren wir das Ausmaß an Körper und Seele und erkennen, was die Haut für unseren Organismus leistet.

Ganzheitliche Betrachtung

Klassischerweise wird, sobald sich ein Hautproblem entwickelt, immer zuerst versucht, dieses mit Hautpflegeprodukten und kosmetischen Behandlungen wieder in den Griff zu bekommen. Das ist auch nicht verkehrt, denn so können wir die Haut von außen unterstützen und Symptome lindern. Allerdings werden so eben nur die Symptome behandelt und nicht die Ursache, die das Hautproblem ausgelöst hat.

Das Bewusstsein für ganzheitliche Hautgesundheit wächst stetig, und so sind sich viele Beauty-Experten einig: Hautpflege endet nicht bei der täglichen Pflegeroutine, sondern sie beginnt erst hier! Denn auch unser Darm, unsere Ernährung, unser Lifestyle und, was viele nicht wissen, auch unser Mindset spielen für die Hautgesundheit eine bemerkenswerte Rolle.

In der ayurvedischen Lehre, aber auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin wird Emotionen schon seit Jahrtausenden eine enorme Kraft hinsichtlich unserer Genesung zugesprochen. Und auch in unserer westlichen Kultur beschäftigen sich immer mehr Ärzte und Psychologen mit diesem Ansatz, von dem auch Kosmetikerinnen profitieren können. In dem Moment, in dem man aufhört, Hautthemen als Problem zu sehen, sondern als Signal des Körpers, der mit uns sprechen möchte, tut sich für uns und unsere Kundinnen eine ganz neue Welt der Hautpflege auf – denn Hautpflege ist eben auch Seelenpflege.

Hinweis

Kosmetikerinnen dürfen keine Hautkrankheiten behandeln. Sie können aber begleitend zur Therapie eines Dermatologen behandeln. Oder sie geben den Kundinnen Ratschläge, bevor sie diese zum Dermatologen schicken. Mit der Unterbewusstseinsarbeit in Kombination mit dem Fachwissen über die Haut können Kosmetikerinnen ihren Kundinnen einen ganz neuen Blickwinkel auf ihre Schönheit geben. Natürlich ist es wichtig, sich davor auf diesem Gebiet weiterzubilden, zum Beispiel mit fundierten Weiterbildungen rund um das Thema Psychosomatik und Hautgesundheit oder mit einer Ausbildung zum Mental Coach.

1. Unreine Haut

Unreine Haut ist eine der häufigsten Hautkrankheiten in den westlichen Regionen der Welt. Rund 80 Prozent aller Teenager sind davon betroffen, und auch immer mehr Frauen im Erwachsenenalter leider unter unreiner Haut. In der Psychosomatik heißt es, jeder Pickel steht für einen kleinen Wutausbruch. Und für angestaute Energie, die heruntergeschluckt wurde. Daher sucht sich die Energie den Weg durch die Haut an die Oberfläche, um wahrgenommen zu werden.

Die unreine Haut will demnach also zeigen, dass eine Konfliktsituation vorliegt, die wir unbedingt lösen sollten. Das beste Beispiel sind die typischen „Stresspickel“, denn auch Stress ist eine Art von Konflikt, der uns zur Weißglut treiben kann. Da unreine Haut meistens mit Beginn der Pubertät ausbricht, ist es auch möglich, dass unsere Sexualität die Symptomatik verstärken kann. Natürlich muss sich unser Hormonsystem in der Pubertät erst mal neu orientieren, besteht die unreine Haut aber auch über dieses Alter hinaus, lohnt es sich auf jeden Fall, etwas genauer auf dieses Thema zu schauen.

Mögliche Gedankengänge, die zu so einem Konflikt führen können, sind zum Beispiel:
  • „Ich bin wütend.“
  • „Ich will nicht erwachsen werden.“
  • „Ich möchte gerne … tun, aber ich möchte keinen enttäuschen.“
Hier könnte für ein ganzheitliches Verständnis nachgehakt werden:
  • Wann litten Sie zum ersten Mal unter unreiner Haut?
  • Welchen Konflikt gab es damals?
  • Welche Emotionen erlauben Sie sich nicht auszuleben?

2. Trockene, Rissige Haut

Menschen mit trockener, rissiger Haut sind häufig sehr feinfühlige und emphatische Menschen. Diese Eigenschaften machen es einem aber oft schwer, klare Grenzen im Alltag zu setzen. Da die Haut auch ein Abgrenzungsorgan ist, liegt der Gedanke nahe, dass trockene, rissige Hautstellen stellvertretend Grenzen ziehen, um zu schützen. Solche Hautsymptome könnte somit ein Ausdruck fehlender Liebe oder Geborgenheit sein. Betroffene dürfen lernen, ihren Wert anzuerkennen und zu sich zu stehen.

Mögliche Gedankengänge, die zu so einem Konflikt führen können, sind zum Beispiel:
  • „Ich bin nicht gut genug.“
  • „Ich bin nicht liebenswert.“
  • „Ich möchte gerne … tun, aber ich darf das nicht. Ich möchte keinen enttäuschen.“
Hier könnte für ein ganzheitliches Verständnis nachgehakt werden:
  • Seit wann leiden Sie unter trockener, rissiger Haut?
  • Fehlte es zu diesem Zeitpunkt an Geborgenheit?
  • Von welchen nahestehenden Personen könnten Sie sich verletzt fühlen, haben es aber verdrängt?

3. Herpes

Herpes ist ebenfalls ein äußerst spannendes Phänomen. Ihm sagt man in der Psychosomatik nach, dass er dann auftritt, wenn sich zu viel unausgesprochene Energie ansammelt. Man kann sich das so ähnlich vorstellen wie bei unreiner Haut. Beim Herpes geht es auch um unterdrückte Energien, aber vor allem darum, dass Wahrheiten zurückgehalten werden, zum Beispiel aus der Angst heraus, seine Liebsten zu verletzen. Man geht über seine eigenen Grenzen und schluckt seine Emotionen herunter, dabei rufen sie förmlich danach, ausgesprochen zu werden.

Diese Energie sammelt sich dann so lange an, bis sie es nicht aushält und „aus den Lippen platzt“. Diese Erfahrung durfte ich auch am eigenen Leib erleben: Ich hatte jahrelang selbst mit regelmäßigen Herpesausbrüchen zu kämpfen, bis ich gelernt habe, meine Wahrheit zu sprechen und meinen Emotionen Raum zu geben, auch wenn es manchmal schwerfällt.

Mögliche Gedankengänge, die zu so einem Konflikt führen können, sind zum Beispiel:
  • „Ich muss mich anpassen, um gemocht zu werden.“
  • „Mir hört eh keiner zu.“
  • „Meine Meinung ist nicht wichtig.“
Hier könnte für ein ganzheitliches Verständnis nachgehakt werden:
  • Wann haben Sie das erste Mal Herpes bekommen?
  • Wem haben Sie dabei innerlich Vorwürfe gemacht und Ihre Wut dabei heruntergeschluckt?
  • Was brauchen Sie, um vergeben zu können?
Bild: Autorin

Jessica Luft

Die staatlich anerkannte Kosmetikerin ist zudem ausgebildete Make-up-Artistin und Ernährungsberaterin. Sie führt in Nagold ihr ganzheitlich ausgelegtes Kosmetikinstitut.

www.whiteroses-beauty.de

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