
In dieser Ausgabe führen wir unser Finanzlexikon für selbstständige Kosmetikerinnen fort. Wir behandeln spannende Themen von A wie Altersvorsorge bis Z wie Zielgruppenanalyse. Heute geht es um B wie Budgetplanung, C wie Costumer Analysis, D wie Dienstleistungspreise und E wie Existenzgründung.
Es ist in der heutigen wettbewerbsintensiven Kosmetikbranche unerlässlich, dass Kosmetikerinnen nicht nur über praktische Fähigkeiten verfügen, sondern auch grundlegende Kenntnisse in Bereichen wie Budgetplanung, Kundenanalyse und Dienstleistungspreise haben. Gemeinsam erarbeiten wir einen Überblick über diese zentralen Aspekte und geben Tipps zur praktischen Anwendung in der täglichen Unternehmensführung.
Budgetplanung
Die Budgetplanung besteht in der Erstellung eines detaillierten Budgets, um die Einnahmen und Ausgaben realistisch zu planen und wirtschaftliche Stabilität sicherzustellen.
Dazu werden im ersten Schritt die in der Vergangenheit erzielten finanziellen Erfolge und Kosten geprüft. Im nächsten Schritt wird ein realistisches und attraktives Wachstum des Unternehmens angenommen und die Zahlen werden daraufhin hochgerechnet. Ein gut durchdachtes Budget hilft nicht nur bei der Kontrolle der finanziellen Mittel, sondern ist auch ein wichtiges Werkzeug zur Identifikation finanzieller Engpässe und zur Förderung des langfristigen Wachstums.
Tipps zur Budgetplanung
- Erfassung der Einnahmen: Neben den Standardbehandlungen hast du in der Regel auch Umsätze aus Produktverkauf, Gutscheinen und Sonderaktion. Erfasse alle Einnahmequellen und liste diese auf. Prüfe, welche in der Vergangenheit am meisten verkauft wurden. Diese Trends im Auge zu behalten, hilft bei der Budgetplanung vor allem für zukünftige Marketing- und Anzeigenkosten.
- Auflistung der Ausgaben: Erstelle eine vollständige Liste aller monatlichen fixen und variablen Kosten, einschließlich Miete, Gehälter, Versicherungen, Beiträge, Marketing und Materialkosten.
- Verwendung von Tools: Nutze einfache Budgetplanungs-Tools oder -Software wie Microsoft Excel oder spezialisierte Finanzsoftware, die es erleichtert, Einnahmen und Ausgaben zu verfolgen und zu analysieren. Hierdurch lassen sich überdurchschnittlich hohe Ausgaben einfacher identifizieren und frühzeitig Gegenmaßnahmen einleiten.
Customer Analysis
Die Customer Analysis (zu deutsch Kundenanalyse) ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Marketingstrategie und umfasst die Identifikation und Analyse deiner Zielgruppe.
Ein tiefgehendes Verständnis der Bedürfnisse und Wünsche deiner Kunden ermöglicht es dir, maßgeschneiderte Dienstleistungen und Angebote zu entwickeln. In deinem Institut hast du üblicherweise A-, B- und C-Kunden. Hierbei stellen die A-Kunden die sogenannten Premiumkunden dar. B- und C-Kunden sollten kontinuierlich in Richtung A-Kunden entwickelt werden. Dies kannst du durch Mehrwerte, Zusatzleistungen und Produktverkäufe erreichen.
Tipps zur Kundenanalyse
- Befragungen durchführen: Nutze Online-Umfragen oder persönliche Gespräche, um wertvolles Feedback von bestehender und potenzieller Kundschaft zu erhalten.
- Datenanalyse: Verwende Kundenmanagement-Tools (CRM) zur Erfassung und Analyse von Kundendaten und Verhaltensweisen, um Trends zu identifizieren und deine Angebote entsprechend anzupassen.
- Kundenprofile erstellen: Entwickle detaillierte Kundenprofile oder Personas, um die spezifischen Bedürfnisse und Interessen deiner Zielgruppen besser zu verstehen.
Dienstleistungspreise
Die Dienstleistungspreise sind ein weiteres zentrales Element der unternehmerischen Strategie und beeinflussen direkt den Umsatz. Die Festlegung wettbewerbsfähiger Preise für deine angebotenen Dienstleistungen sollte nicht nur die Kostenstruktur des Instituts berücksichtigen, sondern auch die Marktpreise sowie die Erwartungen deiner Zielgruppe. Bei der Festlegung dieser Preisstrategie ist demnach sowohl deine unmittelbar regionale Konkurrenz ausschlaggebend, aber auch die Positionierung und das Alleinstellungsmerkmal deines Instituts und dessen Angebots. Du musst nicht immer der billigste Anbieter sein. Du darfst auch gern der teuerste sein, wenn du dich durch eine besondere Leistung oder ein Alleinstellungsmerkmal von allen anderen abhebst.
Tipps zur Preisgestaltung
- Marktforschung betreiben: Analysiere die Preisgestaltung der Wettbewerber, um ein Gefühl für branchenübliche Preisspannen zu bekommen und deine Dienstleistungen entsprechend zu positionieren.
- Kostenanalyse durchführen: Stelle sicher, dass alle Kosten in deine Preisstrategie einfließen, darunter Materialkosten, Betriebskosten und Personalkosten. Für einen möglichst hohen Gewinn sollten die Kosten (wenn möglich) gesenkt werden, ohne zu Qualitätsverlusten zu führen.
- Flexible Preisgestaltungen: Berücksichtige verschiedene Preismodelle wie zum Beispiel Paketpreise oder saisonale Sonderaktionen, um eine breitere Kundengruppe anzusprechen und den Umsatz während weniger geschäftiger Zeiten zu steigern.
Existenzgründung
Die Existenzgründung steht bei jedem Institut am Anfang und muss daher natürlich hier in unserem Lexikon auch behandelt werden. Eine Existenzgründung ist eine herausfordernde, aber durchaus auch sehr lohnende Aufgabe. Bevor man ein Kosmetikinstitut gründet, sollte man sich über die rechtlichen Anforderungen, Finanzierungsmöglichkeiten und die Entwicklung eines überzeugenden Geschäftskonzepts im Klaren sein. Überzeugend deswegen, weil es meist in der Wunschregion bereits mehrere Anbieter gibt, die sich sehr erfolgreich etabliert haben. Um hier Kunden abzuwerben oder Nicht-Kosmetikkunden von den eigenen Leistungen zu überzeugen, bedarf es eben eines überzeugenden Nutzens für die zukünftige Kundschaft.
Zusammenfassend sind die Themen Budgetplanung, Kundenanalyse, Dienstleistungspreise und Existenzgründung essenziell für den Erfolg eines Kosmetikinstituts. Kosmetikerinnen, die diese Aspekte verstehen und anwenden, können nicht nur die Effizienz ihres Unternehmens verbessern, sondern auch die Zufriedenheit und Loyalität ihrer Kunden steigern.
Durch die Anwendung einfacher Instrumente wie Budgetierungssoftware, Umfrage-Tools oder CRM-Systeme können Kosmetikerinnen effektive Strategien entwickeln und umsetzen, um ihr Geschäft erfolgreich zu führen und weiterzuentwickeln. Hier liegen gut 90 Prozent des Erfolgs in der Planung, und daran sollte keinesfalls gespart werden. Die Kombination von fachlichem Können und betriebswirtschaftlichem Wissen ist der Schlüssel, um im dynamischen und oft recht sensiblen Markt der Kosmetikbranche erfolgreich zu sein.
Tipps zur Existenzgründung
- Businessplan erstellen: Ein detaillierter Businessplan ist unerlässlich. Er sollte dein Geschäftsmodell, deine Zielgruppe, Marketingstrategien und finanzielle Prognosen umfassen. Keine leichte Aufgabe, für die man sich für Recherchen, Planung und Zahlenspiele durchaus ein paar Monate Zeit lassen sollte. Es geht schließlich um nichts weniger als die wirtschaftliche Existenz. Und die sollte möglichst gut ausfallen.
- Rechtliche Anforderungen kennen: Informiere dich über die notwendigen Genehmigungen, Lizenzen und rechtlichen Anforderungen in deiner Region, um sicherzustellen, dass du alle Vorschriften einhältst. Hygienevorschriften, Markennamen, Umsatz-, Einkommen- und Gewerbesteuer sind nur ein paar Beispiele, bei denen so mancher zu späterem Zeitpunkt plötzlich ein böses Erwachen erleben musste.
- Finanzierungsmöglichkeiten prüfen: Prüfe und vergleiche verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten wie Bankkredite, private Investoren oder Förderprogramme, die für Existenzgründer in der Kosmetikbranche zur Verfügung stehen. Nicht alles musst du aus eigener Tasche bezahlen, jedoch sind an einige dieser Finanzierungsmöglichkeiten auch gern harte Vorgaben geknüpft.

Der Autor ist als Unternehmensberater tätig und hat sich auf nachhaltige Unternehmensführung, Imageentwicklung und Marketingstrategien für Kosmetikinstitute, Heilpraktiker und Beauty-Profis spezialisiert. www.thomas-pretschner.de