Unsere Haut ist mehr als nur eine Hülle – sie ist ein lebendiges Organ mit eigenem Mikrobiom. Ihre Gesundheit hängt eng mit der Darmflora zusammen. Wer strahlende Haut will, sollte auch auf seinen Darm achten – und auf das, was täglich auf den Teller kommt.
Die Haut ist mit knapp zwei Quadratmetern Fläche das größte menschliche Organ. Sie bildet einen Schutzschild und schirmt das Innere des Körpers vor Sonne, Kälte, Strahlung und schädlichen Mikroorganismen ab, lässt Menschen durch zahlreiche Sinneszellen und Rezeptoren Empfindungen spüren oder scheidet Schweiß aus, um den Körper zu kühlen. Gleichzeitig bildet das Organ ein eigenes Ökosystem, auf dem – wie im Darm – zahlreiche Bakterien, Viren und Pilze leben, die meisten in den obersten Schichten der Epidermis und in den Haarfollikeln.
Ein Blick auf die sichtbaren Hautflächen im Gesicht, am Hals oder an den Händen verrät viel über den Lebensstil: Ungesundes Essen, wenig Schlaf, Zigaretten, Alkohol oder auch häufiges Sonnenbaden sieht man der Haut an. In diesen Fällen neigt sie zu Pickeln und Rötungen, ist trocken oder rissig.
Keinem anderen Organ wird deshalb so viel Aufmerksamkeit geschenkt. Der Markt für Kosmetikartikel und Nahrungsergänzungsmittel, die einer schönen Haut dienen sollen, boomt. Cremes, Lotions und Masken gehören für viele zur täglichen Beauty-Routine, um makellose Haut, strahlenden Teint und jugendliches Aussehen zu erhalten.
Hingegen wurde die Bedeutung der Ernährung für Gesundheit und Alterung der Haut lange Zeit unterschätzt. Unterschätzt wurde aber auch, welchen entscheidenden Einfluss der Darm auf die Hautgesundheit hat.
Darmbakterien und das Hautbild
Obwohl Haut und Darm auf den ersten Blick recht unterschiedliche Organe sind, besteht zwischen ihnen eine enge Beziehung. Mediziner sprechen auch von einer Darm-Haut-Achse. Diese beschreibt die wechselseitige Verbindung zwischen dem Verdauungssystem und der Haut. Denn die Haut hält über das Blut- und Lymphsystem sehr engen Kontakt zu allen Schleimhäuten des Körpers, so auch zum Verdauungstrakt. Gleichzeitig unterstützen die Darmbakterien nicht nur die Verdauung, sondern produzieren auch wichtige Botenstoffe. Diese beeinflussen verschiedene Stoffwechselprozesse im Körper, die sich direkt auf das Hautbild auswirken können – etwa auf Entzündungen, die Kollagenproduktion, den Feuchtigkeitshaushalt oder den Hormonhaushalt. Ebenfalls haben 70 Prozent der Immunzellen ihren Hauptwohnsitz im Darm: Ist das Organ gesund, wird auch das körpereigene Abwehrsystem gestärkt, und Entzündungen werden reduziert.
Säureschutzmantel der Haut bewahren
Um den vielfältigen Aufgaben gerecht zu werden, ist die Haut aus drei miteinander verbundenen Schichten aufgebaut: der Außenschicht oder Epidermis (Oberhaut), die von der Umwelt abschirmt, der Dermis (Lederhaut), die die Haut über Blut- und Lymphgefäße mit Nährstoffen versorgt, und der Subdermis (Unterhaut), einer lockeren Schicht Bindegewebe, die als Wärme- und Energiespeicher fungiert. Außerdem umgibt ein Säureschutzmantel das Flächenorgan, der durch körpereigene saure Substanzen wie Schweiß, Talg und Hornzellen gebildet wird. Ein intakter Säureschutz kann Mikroorganismen sowie negative Umwelteinflüsse von der Haut abwehren und sie so vor Infektionen, Allergien, Reizung und Austrocknung schützen.
Daher gilt es den schwach sauren pH-Wert von circa 5,5 bis 5,7 auf der Haut konstant zu halten. Viele nutzen deshalb auch Pflegeprodukte, allerdings enthalten viele dieser Kosmetika chemische Substanzen wie Konservierungs- und Duftstoffe oder auch Weichmacher, die die Haut reizen und dem natürlichen Säureschutzmantel eher schaden, als die Barriere zu stärken. Wer seine Haut erfolgreich gesund erhalten möchte, sollte deshalb vor allem auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung achten und den Darm so optimal versorgen. Denn nur ein gesunder Darm versorgt auch die Haut mit ausreichend und wichtigen Nährstoffen.
Darmbakterien mit Nährstoffen „füttern“
Im gesunden Darm gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Bakterien, Viren und Pilze. Gute und nützliche wie auch krank machende Bakterienstämme leben in einem fein ausjustierten Verhältnis zueinander. Zu den „guten“ Bakterien zählen zum Beispiel Laktobazillen (Milchsäurebakterien) und Bifidobakterien, die das Immunsystem, die Verdauung oder die Aufnahme von Nährstoffen unterstützen. Sie nimmt man beispielsweise über Joghurt, Kefir oder fermentiertes Gemüse auf. Zu den „schlechten“ Bakterien gehören etwa Kolibakterien und Clostridien, die zu Magen-Darm-Beschwerden führen können und etwa durch verunreinigte Lebensmittel aufgenommen werden. Damit das Gleichgewicht bestehen bleibt, bedarf es einer darmgesunden Ernährung, die reichlich Ballaststoffe, sekundäre Pflanzenstoffe sowie entzündungshemmende Omega-3-Fettsäuren liefert. Vor allem Ballaststoffe, beispielsweise in Getreide, Gemüse oder Hülsenfrüchten enthalten, stellen aufgrund ihrer resistenten Stärke das ideale „Futter“ für die Darmbakterien dar. Beim Verstoffwechseln der Ballaststoffe entstehen wertvolle kurzkettige Fettsäuren – Buttersäure und Propionsäure –, die als Energiequelle für die Darmzellen dienen und eine entzündungshemmende Wirkung ausüben, von der auch die Haut profitieren kann.
Eiweiß, Vitamine und Zink für Kollagenaufbau und Bindegewebe
Auch sekundäre Pflanzenstoffe wie Polyphenole, die reichlich in frischem Obst, Gemüse, Kräutern und Hülsenfrüchten enthalten sind, werden für den Körper erst mithilfe der Darmbakterien verwertbar. Das spielt insbesondere für die Haut eine wichtige Rolle, da die Polyphenole starke antioxidative Wirkung besitzen und freie Radikale abfangen sowie unschädlich machen können, die im Körper entstehen und auch zur Hautalterung beitragen. Sekundäre Pflanzenstoffe sorgen außerdem dafür, dass sich die gesundheitsfördernden Darmbakterien wohlfühlen, sich vermehren, die Darmschleimhaut gesund erhalten und damit eine reibungslose Nährstoffaufnahme ermöglichen. Darüber hinaus benötigen eine schöne Haut und ein gesunder Darm auch hochwertiges Eiweiß, B-Vitamine, Vitamin C, Vitamin A und Zink zum Aufbau von Schleimhäuten, Bindegewebe und Kollagen sowie für deren Regeneration. Diese einzelnen Bausteine findet man in den verschiedensten natürlichen Lebensmitteln wie Gemüse, Obst, Fleisch oder Fisch.
Fett für geschmeidige Zellwände
Gemüse, Hülsenfrüchte, Obst sowie ausreichend Flüssigkeit in Form von Wasser stellen damit regelrechte Haut-Booster dar, die die Basis für eine optimale Versorgung der Haut und des Darms bilden. Doch die Darmflora kann sich abhängig von Faktoren wie ungesunder Ernährung, Stress, Alkoholkonsum oder der Einnahme von Medikamenten verändern. Die heutige Ernährungs- und Lebensweise wirkt sich oft negativ auf die Gesundheit aus: Zusatzstoffe, zu viel Zucker oder eine ballaststoffarme Nahrung schädigen etwa die Darmschleimhaut und Medikamente, zum Beispiel Antibiotika, vernichten Bakterien.
Fett ist nicht der Feind
Wer etwas für seine Haut und auch für seinen Darm tun möchte, ob krankheitsbedingt oder rein aus kosmetischen Gründen, sollte deshalb dauerhaft auf frische und gesunde Lebensmittel setzen. Dazu gehört auch Fett: Dem Gerücht, dass eine zu fetthaltige Ernährung zu unreiner Haut führt, gilt es keine Beachtung zu schenken. Lebensmittel, die reich an „guten“ mehrfach ungesättigten Fettsäuren sind, wie hochwertige pflanzliche Öle, Nüsse und Samen oder fettreiche Fische, sorgen für flexible und geschmeidige Zellwände, die leichter Nährstoffe aufnehmen und auch Stoffwechselendprodukte abgeben können. Zudem wirken die Omega-3-Fettsäuren entzündungshemmend – davon profitieren der Darm und auch die Haut.
Silvia Bürkle
Die Autorin studierte Ernährungswissenschaften und war in der Lebensmittelindustrie tätig, außerdem arbeitet sie im Bereich Ernährungsberatung. Sie ist Mitgründerin des Stoffwechselprogramms Metabolic Balance. www.metabolic-balance.de
Dieser Artikel stammt aus dem Fachmagazin BEAUTY FORUM
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