Den Richtigen finden

21.04.2023
Illustration: Oqvector/Shutterstock.com

Wie Sie sich beim Depotpartnerwechsel vor bösen Überraschungen schützen – Es ist wie im wahren Leben: Was nicht mehr glücklich macht, kann weg! Und das gilt neben Kleidungsstücken oder dem eigenen ­Lebenspartner auch für das Partnerdepot im Institut. Haben Sie bereits über einen Wechsel nachgedacht? Wie Sie hierbei am besten vorgehen und worauf es besonders zu achten gilt, lesen Sie hier.

Sie sind auf der Suche nach einem neuen Depotpartner, der perfekt zu Ihnen passt? Dann wissen Sie sicher, wie weitreichend diese Entscheidung für Sie, Ihre Arbeit und Ihre Kundenzufriedenheit ist. Aber beginnen wir doch von vorne: Egal ob Sie nach Jahren der Partnerschaft mit einem bestimmten Unternehmen (oder mehreren) oder gerade ganz neu das erste Mal nach dem richtigen Partner für sich suchen, sie sollten vorab Ihre Ziele stets klar vor Augen haben. Was ist Ihnen besonders wichtig und was wollen Sie vermeiden?

Klingt fast wie in einem Ratgeber für Liebesbeziehungen, ist aber tatsächlich genauso intensiv. Denn die richtige Wahl des Depotpartners kann Sie fliegen lassen, Sie auf den Boden bringen oder sich sogar (wenn es nicht passt) negativ auf Ihr Kosmetikinstitut auswirken.

Es muss einfach passen

Sie sind besonders naturverbunden, achten auf Ihre Ernährung, sind ­gerne im Grünen und wollen auf die passende Naturkosmetik zurückgreifen? Mit einem mittelpreisigen Segment werden Sie höchstwahrscheinlich bei Ihren A-Kunden (sehr wichtige Kunden, die regelmäßig einkaufen und Termine buchen) nicht weit kommen.

So will die ­Geschäftsfrau, die das pulsierende Großstadtleben liebt, vermutlich auch nicht für ihren Lebenspartner so tun, als ob sie gerne ohne Internet in der Einöde lebt.

Ergo: Ihr Partnerunternehmen sollte zu Ihnen und Ihren Werten passen. Aber selbst wenn Sie schon viele Jahre am Markt sind und jetzt im Laufe Ihrer Erfahrungen eine Umstrukturierung vornehmen wollen, sollte das absolut kein Beinbruch für Sie sein!

Ihre Priorisierung

Schreiben Sie für sich auf, was Ihnen wichtig ist. Am besten nehmen Sie sich ein großes Stück Papier und stellen eine Mindmap mit all den Dingen zusammen, die Ihnen wichtig sind, und beginnen, diese zu priorisieren.

Ein Beispiel könnte sein:

❶ Frei von Tierversuchen

❷ Aktueller Wissensstand

❸ Reine Institutsmarke (nicht anderweitig erwerbbar)

❹ Fortbildungsmöglichkeiten

❺ Medizinische Kosmetik

❻ Umweltmaßnahmen

❼ Verträglichkeit

❽ Werbemaßnahmen

und so weiter. Nur keine Scheu, seien Sie dabei so ehrlich zu sich selbst, wie Sie nur sein können. Der Prozess, sich zu positionieren, kann eine Weile dauern. Gespräche mit Kollegen über Ups und Downs können helfen. Fragen Sie doch mal bei Ihrer Lieblingskollegin nach, was für sie die wichtigsten Punkte bei der Wahl ihrer Depotmarke sind/waren.

Fragen, analysieren, testen,

Sie wissen jetzt, wer Ihr Traumpartner wäre? Glückwunsch! Nun beginnt der weitaus schwierigere Teil: die Suche. Blättern Sie in Fachzeitschriften, markieren Sie sich interessante Marken, die Ihren Wünschen und Vorstellungen entsprechen, gehen Sie auf Messen, beginnen Sie, verschiedene Marken zu analysieren und zu kontaktieren, und dann machen Sie sich Notizen.

Ich weiß, wie banal das klingt, aber wirklich: Fertigen Sie Pro- und Kontralisten an. Was wie ein Klischee wirkt, kann bei der Depotwahl entscheidend sein und ist nicht ganz so emotional fragwürdig wie bei einem menschlichen Wesen. Testen Sie die Marke, dabei meine ich nicht nur deren Produktsortiment, stellen Sie kritische Fragen, sehen Sie sich an, wie mit Ihnen umgegangen und wie schnell reagiert wird.

Wenden Sie die gleichen Methoden, die Ihnen bereits bei Ihrer Mitarbeitersuche helfen, auch bei der Suche Ihrer neuen Depotfirma an. Hierzu müssen Sie vielleicht auch mal unbequemere Fragen stellen (natürlich nicht ohne den nötigen Respekt).

Praxis-Tipp

Auch wenn es im ersten Moment vielleicht etwas übertrieben wirken mag: Recherchieren Sie, ob die Marke bereits mehrfach bei Rechtsfragen diskutiert wurde. Das hätte bereits so mancher Kosmetikerin einiges an Ärger erspart, auch mir.

Auf Herz und Nieren

Ich weiß, in der Euphorie, eine neue tolle Marke für sich entdeckt zu haben, schwebt man gerne mal mit einer rosaroten Brille wie auf Wolken davon. Versuchen Sie aber Abstand zu gewinnen und scheuen Sie den Vergleich zu anderen Marken nicht. Nehmen Sie nicht nur zum Unternehmen Kontakt auf, sondern suchen Sie gezielt nach Kollegen, die bereits (lange) mit der entsprechenden Brand arbeiten. Suchen Sie nach Bewertungen der Depotfirma im Internet und vielleicht sogar auf Arbeitgeberbewertungsportalen.

Warum dies ein guter Anhaltspunkt für Sie ist? Ist das Arbeitsklima im Unternehmen eher ungenügend, kommt das vermutlich auch bei Ihnen als Partner an. Niemand wird gerne mit Problemen alleine gelassen oder ohne den nötigen Respekt behandelt.

Nicht blenden lassen

Inzwischen haben Sie durch Ihre gute Recherche und Testung der Produkte ein paar Firmen mehr aussortieren können und befinden sich in der engeren Auswahl: Gehen Sie auf Schulungen. Selbst wenn keine neue Partnerschaft entstehen sollte, lernen Sie mit Sicherheit dazu, und wenn es nur nette Kollegen sind oder die Gewissheit, warum Sie mit der Marke arbeiten oder lieber nicht arbeiten wollen. Doch Vorsicht: Gerade auf den Grundseminaren neigt man dazu, sich von der Euphorie anstecken zu lassen. Entscheiden Sie in Ruhe und mit Abstand.

Natürlich sind bei den Neueinsteigerseminaren alle immer supergut gelaunt, und die Kosmetikmarke erstrahlt in hellem Licht. Seien Sie deshalb vorbereitet.

Nicht blenden lassen

Sie sind sich sicher, den richtigen Partner gefunden zu haben? Denjenigen, bei dem ihr Herz schneller pocht und mit dem Sie glauben, auch langfristig zusammenarbeiten zu können? Wunderbar, doch bevor es in die Praxis geht: Prüfen Sie jeden Vertrag sorgfältig, bevor Sie sich einer Marke (eventuell) ganz exklusiv verschreiben.

Ist der Vertrag für beide Seiten fair oder doch eher einseitig? Können Sie unter den Bedingungen des Vertrags mehr oder weniger aus sich und Ihrer Selbstständigkeit herausholen? Gehen Sie in die Diskussion, bestehen Sie auf Fairness und versäumen Sie diesen Punkt nicht (falls er notwendig ist).

Mein Fazit

Ich berichte aus Erfahrung: Aus so einer unstimmigen Zusammenarbeit wieder herauszukommen ist wesentlich nervenaufreibender, als sich damit vorab ausführlicher zu befassen. Der Vertrag sollte nie zum Nachteil der Fachfrau oder des Fachmannes unterschrieben werden, nur damit man überhaupt mit einer Firma arbeiten darf/kann.

Denn wie in einer echten Beziehung ist es ein Geben und Nehmen. Wird es irgendwann einseitig, zerbricht die gute Partnerschaft auf lange Sicht. Ist es ausgewogen und leicht, werden Sie Ihre Erfolge, bis dass der Tod Sie scheidet, gemeinsam feiern können.

Foto: Evelyne Fleischer
Evelyne Fleischer

Die Autorin ist staatlich geprüfte ­Kosmetikerin sowie doppelte Cidesco-Absolventin und Inhaberin des rein ­veganen Kosmetikinstituts „Living – Medical Beauty & Spa“ in Karlsruhe.

www.kosmetikinstitut-living.de

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