Es gibt Stoffe, bei denen immer wieder Verwirrung hinsichtlich ihrer Bezeichnung und Anwendung im medizinischen oder kosmetischen Kontext besteht. In dieser Serie stellt die promovierte Chemikerin Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu die prominentesten Beispiele vor und klärt auf.
Als Butter wird ein kosmetischer Rohstoff bezeichnet, wenn es sich um eine streichfähige, halbfeste Fettmasse (in der Regel pflanzlichen Ursprungs) handelt, die durch Pressen, Raffinieren oder Hydrieren von Ölen gewonnen wird. (Nach den letzten Beschlüssen des EU-Parlaments zur Namensgebung von pflanzlichen Produkten frage ich mich allerdings, wann die „Butter“ drankommt).
Die bekannteste „Butter“ ist sicherlich die Kakaobutter, die überwiegend in der Lebensmittelindustrie eingesetzt wird.
Natürlich kann man Butter auch synthetisch herstellen, zum einen durch das Hydrieren von Pflanzenölen (wie auch bei der Margarine) oder durch Mischen von Pflanzenölen mit Wachsen. Aber auch die altbekannte Vaseline kann als eine Art Butter verstanden werden. Hier sind unterschiedliche Paraffinöle mit Wachsen gemischt.
Sheabutter, die in der Kosmetik als Butyrospermum Parkii Butter bezeichnet wird, ist ein Rohstoff, der zunehmend in Pflegeprodukten eingesetzt wird. Das reicht von der Body Lotion über Gesichtscremes zu Lippenpflege von der Baby- über Sensitivpflege und After-Sun-Produkte zu Haarpflegeprodukten.
Der Claim „mit Sheabutter“ gibt dem Produkt ein hohes Pflegeversprechen, das auf die Lipidzusammensetzung der Sheabutter zurückgeführt wird.
Sheabutter kann aber auch alleine (wie Vaseline) angewendet werden. Bei der Vermarktung von Sheabutter als Produkt selbst werden große Gewinnmargen erzielt.1
Der Rohstoff Sheabutter
Sheabutter ist ein Rohstoff, der in Afrika (wie Weihrauch oder Gummi Arabicum auch) gewonnen wird. Die Sheanüsse wachsen an Bäumen, die auch Karitébäume genannt werden. Der Bereich ihres Anbaus, den man Sheagürtel nennt,2 zieht sich südlich der Sahara von West- über Zentral- nach Ost-Afrika und ist 5000 Kilometer lang. Die Hauptanbauländer liegen in Westafrika, besonders in Burkina Faso, wo es Frauenkooperativen sind, die die Nüsse sammeln und verarbeiten.
Vergleicht man das Fettsäureprofil von Shea- mit Kakaobutter3, ergeben sich wichtige Unterschiede. So ist bei Sheabutter das Verhältnis Stearinsäure:Ölsäure circa 1:2, während bei Kakaobutter Starinsäure:Ölsäure: Plamitinsäure etwa im Verhältnis 1:1:1 vorliegen. Insgesamt gehen die Besonderheiten der Sheabutter aber über das Fettsäureprofil hinaus. Es sind die sogenannten unverseifbaren Anteile, die diesen Rohstoff so besonders machen.
Pentacyclische Triterpene und Phytosterole in der Sheabutter
In dem Anteil der unverseifbaren Anteile der Sheabutter sind die für die Hautbarriere wirksamen Substanzen enthalten. Eine wichtige Gruppe sind die pentacyclischen Triterpene, die sich auch in vielen pflanzlichen Inhaltsstoffen finden. In der Sheabutter finden sich:
- alpha-Amyrin ca. 27 Prozent
- beta-Amyrin ca. 10 Prozent
- Butyrospermol ca. 25 Prozent
- Parkeol ca. 5 Prozent
- Lupeol ca. 22 Prozent
Sie liegen nicht in reiner Form vor, sondern sind mit einer Säure verestert, am häufigsten ist es die Zimtsäure. Sie haben günstige Wirkungen auf die Lipid-Barriere der Haut. Belegt sind ihre antientzündliche Wirkung und die Förderung der Wundheilung jeweils in In-vitro-Untersuchungen.4
Besonders Lupeol gilt als die Sub-stanz mit dem größten Potenzial für die Haut. Ihm werden wundheilende, antientzündliche und antioxidative Eigenschaften zugeschrieben. Zudem soll es die Hautregeneration beschleunigen und sich positiv auf die Kollagensynthese auswirken.5
Von den Phytosterolen finden sich Campesterol, beta-Sitoterol und Stigmasterol in der Sheabutter. Phytosterole gelten als wirksame Bestandteile zur Stärkung der Hautbarriere. Sie können alternative zu Cholesterin in der Lipidbarriere des Stratum Corneum integriert werden.6
Damit wirken sie hautbefeuchtend und reduzieren Irritationen. Zusätzlich regen sie in vitro die Ceramid-Synthese an.7 Wie bei vielen Hypothesen zur Wirksamkeit von Pflanzeninhaltsstoffen beruhen die Untersuchungen der Wirkmechanismen auf in vitro Untersuchungen, klinische Belege zu einzelnen Substanzen fehlen in der Regel. Dagegen gibt es Untersuchungen mit kompletten Shea-Formulierungen, die sich günstig auf die Haut erweisen.
Für den kosmetischen Einsatz ist der Beleg der Wirkmechanismen allerdings zweitrangig, denn die relevanten kosmetischen Wirkungen sind die Stärkung der Hautbarriere, die Verringerung der Hauttrockenheit und der günstige Einfluss auf die Hautregeneration. Doch Sheabutter wird zunehmend in der Lebensmittelindustrie eingesetzt, dort zum Ersatz von Kakaobutter. Denn die Erträge von Kakao gehen aufgrund des Klimawandels zurück, und so suchen Lebensmittelhersteller nach (billigen) Alternativen. Sheabutter ist da naheliegend. Allerdings gibt es innovative Ansätze, in denen mittels Fermentation Kakaobutter-Äquivalente erzeugt werden können.8 Das gelingt dann bestimmt auch bald für andere Spezialfette.
Literatur:
1 https://dejayu.de/bio-shea-butter-fair-oder-verarscht/
2 https://globalshea.com/
3 www.mdpi.com/2673-6918/4/1/3
4 www.cosmeticsandtoiletries.com/research/literature-data/article/ 21835355/shea-butter-extract-for-bioactive-skin-care
5 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/ 21118697/
6 https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC11171835/
7 https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC7939263/
8 https://planet-a-foods.com/de/portfolio/butter
Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu
Die Autorin ist unabhängige
Beraterin und war als Chemikerin
in der kosmetischen Produktentwicklung tätig.
www.dejayu.de
Dieser Artikel stammt aus dem Fachmagazin MEDICAL
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