Schutz vor Sonne

07.04.2025
Foto: New Africa/Shutterstock.com

Die Fälle von Hautkrebs – besonders von hellem Hautkrebs – haben laut Statistischem Bundesamt in den vergangenen 20 Jahren stark zugenommen. Im Jahr 2022 wurden rund 75 Prozent mehr Hautkrebsfälle behandelt als noch im Jahr 2002.1 Dieser Trend kann auf den demografischen Wandel, aber auch auf Folgen des Klimawandels zurückzuführen sein. Durch die steigenden Temperaturen ist zu erwarten, dass die Zahlen weiter steigen werden. Entsprechend sollten Maßnahmen zum Schutz vor Ultraviolett-Strahlung (UV-Strahlung) kommuniziert und ernst genommen werden. 

Maßnahmen des Sonnenschutzes im Rahmen der Prävention von Hautkrebs kommen auch einem Anti-Aging oder Well-Aging zugute, denn solare UV-Strahlung ist an über 80 Prozent der Hautalterungsprozesse beteiligt.2
 

Photoaging

Vorzeitige, UV-bedingte Hautalterung, die hauptsächlich auf UVA-Strahlung zurückzuführen ist, wird  als Photoaging bezeichnet. Sie  macht sich durch vermehrte Faltenbildung, einen Verlust von Elastizität beziehungsweise dem „Erschlaffen“ der Haut und die Entstehung von Hyperpigmentierungen beziehungsweise einer unregelmäßigen Pigmentierung bemerkbar. Bedacht werden sollte, dass UVA-Strahlen auch durch Glasscheiben dringen und somit die Haut das ganze Jahr über belasten. 
Die tägliche Verwendung eines Sonnenschutzmittels erscheint daher – besonders im Bereich des Gesichts, Halses und Dekolletés – als sehr empfehlenswert.3 Entsprechend ist der Schutz vor UV-Strahlung nicht nur ein Thema für den Sommerurlaub, sondern auch für den Alltag.

Kunden Empfehlungen geben

Sonnenschutzmittel sind immer dann zu verwenden, wenn die Haut nicht durch einen textilen Sonnenschutz bedeckt werden kann, zum Beispiel im Gesicht.4 Auf dem Markt ist mittlerweile ein breites Spektrum verschiedener Sonnenschutzmittel verfügbar, das von Cremes über Gele oder Lotionen bis hin zu Sprays reicht. Kosmetikerinnen sollten ihre Kunden bei der Auswahl eines geeigneten, auf den Hauttyp abgestimmten Sonnenschutzmittels unterstützen. 
Zu berücksichtigen sind besonders persönliche Vorlieben hinsichtlich der Galenik des Sonnenschutzmittels. Wird die Galenik des Sonnenschutzmittels als angenehm empfunden, ist davon auszugehen, dass das Sonnenschutzmittel auch gerne in ausreichender Menge und Frequenz verwendet wird. Auch die Verwendung von getönten Sonnenschutzmitteln kann die Akzeptanz erhöhen, besonders wenn diese als Ersatz oder Ergänzung der dekorativen Gesichtskosmetik verstanden wird. 
Bei einer zu Trockenheit neigenden Haut empfehlen sich beispielsweise fetthaltigere Sonnencremes, wohingegen die fettige Haut von leichteren Creme-Gel-Texturen profitiert. 
Im Rahmen der Beratung können Kunden individualisierte Konzepte an die Hand gegeben werden, die sich ideal in den bestehenden Heimpflegeplan einfügen sollten. Da das Eincremen der Lippen mit flüssigen Sonnenschutzmitteln als unan-genehm empfunden werden kann, können für die Lippen spezielle UV-Schutz-Lippenstifte empfohlen werden, die diesen sensiblen Bereich schützen.
Unabhängig von der Textur sollten Sonnenschutzmittel einen Breitbandfilter enthalten, der sowohl  UVA- als auch UVB-Strahlen filtert und einen Lichtschutzfaktor (Ultraviolet Protection Factor, UPF) von mindestens 30 (hohes Schutzniveau) – besser sogar 50+ (sehr hohes Schutzniveau) – besitzen. 
Zudem sollte das Sonnenschutzmittel circa 30 Minuten vor dem Aufenthalt in der Sonne aufgetragen werden; auch ein regelmäßiges  Nachcremen (in der Regel alle zwei Stunden, aber auch zum Beispiel nach dem Schwimmen und Abtrocknen) ist von großer Wichtigkeit. Sonnenschutzmittel blockieren UV-Strahlung, jedoch niemals vollständig. Sie sollten daher als Ergänzung anderer UV-Schutzmaßnahmen (zum Beispiel textiler Sonnenschutz) verstanden werden.


Wie UV-Filter funktionieren

Generell kann zwischen physikalischen (mineralischen beziehungsweise anorganischen) und chemischen (organischen) UV-Filtersubstanzen unterschieden werden. Physikalische UV-Filtersubstanzen reflektieren und streuen die UV-Strahlung. Chemische UV-Filtersubstanzen absorbieren die UV-
Strahlung und wandeln sie in Wärme um. Häufig wird in Sonnenschutzmitteln eine Mischung aus physika-
lischen und chemischen UV-Filtersubstanzen eingesetzt, besonders wenn ein hoher UV-Schutzfaktor (UPF) erreicht werden soll. 
Sonnenschutzmittel: Mehr ist mehr!
Die optimale Menge Sonnenschutzmittel beträgt 2 mg pro cm² Haut. diese Menge wird in der Praxis häufig nicht erreicht. Sie ist aber notwendig, um den ausgelobten Sonnenschutz zu erreichen. Es darf also an der Menge des Sonnenschutzmittels nicht gespart werden. 
Für den ganzen Körper benötigt ein durchschnittlicher Erwachsener circa vier gehäufte Esslöffel Sonnenschutzmittel. Geringere Mengen reduzieren den UPF . Zur besseren Abschätzung der korrekten Menge Sonnenschutzmittel wurde die „11-Zonen x 2-Finger-Regel“ eingeführt: Zwei Streifen eines Sonnenschutzmittels werden von der Spitze bis zum Ansatz von Zeige- und Mittelfinger aufgetragen, und diese Menge wird auf vordefinierte Bereiche appliziert, zum Beispiel Kopf, Gesicht und Hals.


Hautkrebsprävention

Seit einigen Jahren wird in wissenschaftlichen Fachkreisen über neuartige Ansätze der Hautkrebsprävention mittels spezieller Wirkstoffe, die topisch appliziert werden, diskutiert. 
Als Beispiele dafür sind Nicotinamid (Vitamin B3; auch Niacinamid und Nikotinsäureamid), Polyphenole aus Grüntee-Extrakten, Photolyase, 8-Oxoguanine Glycosylase, topische Retinoide sowie COX-Inhibitoren anzuführen.5 
Für Nicotinamid konnte bereits in Studien gezeigt werden, dass dieser Wirkstoff, wenn er vor und direkt nach einer UV-Exposition aufgetragen wird, eine Reduktion der UV-induzierten Immunsuppression unterstützen kann.6 
Für Polyphenole aus Grüntee-Extrakten konnte in Studien gezeigt werden, dass diese, wenn sie vor einer UV-Exposition aufgetragen werden, zu einer Reduktion von UV-induzierten Rötungen7 sowie zu einer Reduktion einer DNA-Schädigung führen können. Das ist auf die Verminderung der Bildung reaktiver Sauerstoffspezies (ROS) und damit der Abmilderung der Entstehung von oxidativem Stress zurückzuführen.8
Diese Ansätze befinden sich noch in der wissenschaftlichen Prüfung, und weitere wissenschaftliche Studien werden benötigt, um abschließende Aussagen über die Wirksamkeit an der menschlichen Haut treffen zu können.
 

Foto: New Africa/Shutterstock.com

Um sich vor der Sonne zu schützen, stehen verschiedene Sonnenschutzmittel wie Cremes, Gele, Lotionen und Sprays bereit. 

Literatur:
    1    Statistisches Bundesamt. 2024. Zahl der Woche: 75 % mehr stationäre Hautkrebsbehandlungen im Jahr 2022 als 20 Jahre zuvor. Abrufbar unter: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemit­teilungen/Zahl-der-Woche/2024/PD24_22_p002.h
    2    Flament F, Bazin R, Laquieze S, Rubert V, Simonpietri E, Piot B. Effect of the sun on visible clinical signs of aging in Caucasian skin. Clin Cosmet Investig Dermatol. 2013 Sep 27; 6: 221–32.
    3    Krutmann J, Schalka S, Watson REB, Wei L, Morita A. Daily photoprotection to prevent photoaging. Photodermatol Photoimmunol Photomed. 2021 Nov;37(6): 482-489.
    4    Symanzik C, John SM. Sun protection and occupation: Current developments and perspectives for prevention of occupational skin cancer. Front Public Health. 2022 Dec 23; 10:1110158. doi: 10.3389/fpubh.2022.1110158.
    5    Rosenthal A, Stoddard M, Chipps L, Herrmann J. Skin cancer prevention: a review of current topical options complementary to sunscreens. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2019 Jul; 33(7): 1261–1267.
    6    Sivapirabu G, Yiasemides E, Halliday GM, Park J, Damian DL. Topical nicotinamide modulates cellular energy metabolism and provides broad-spectrum protection against ultraviolet radiation-induced immunosuppression in humans. Br J Dermatol. 2009 Dec; 161(6): 1357–64.
    7    Katiyar SK. Skin photoprotection by green tea: antioxidant and immunomodulatory effects. Curr Drug Targets Immune Endocr Metabol Disord. 2003 Sep; 3(3): 234-42.
    8    Elmets CA, Singh D, Tubesing K, Matsui M, Katiyar S, Mukhtar H. Cutaneous photoprotection from ultraviolet injury by green tea polyphenols. J Am Acad Dermatol. 2001 Mar; 44(3): 425-32.

Foto: PD Dr. rer. nat. habil. Cara Bieck, B.Sc., M.Ed.

PD Dr. rer. nat. habil.  Cara Bieck, B.Sc., M.Ed. 
Die Autorin ist in der Abteilung ­Dermatologie, Umweltmedizin und Gesundheits­theorie am Institut für Gesundheitsforschung und ­Bildung an der Universität Osnabrück tätig. www.igb.uni-osnabrueck.de

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