
Bei Kindern und Babys ist die Hautbarriere noch nicht vollständig entwickelt, weshalb ihre Haut besonders empfindlich ist und somit einen besonderen Pflegeanspruch hat. Vielen Eltern ist der grundlegende Unterschied zwischen der Haut von Kindern und erwachsener Haut nicht bewusst. Kosmetikerinnen können daher eine bedeutende Rolle bei der Pflege von Baby- und Kinderhaut einnehmen, indem sie Eltern umfassend beraten und aufklären.
Die Hautgesundheit ist von zentraler Bedeutung für das menschliche Wohlbefinden. Als größtes Organ übernimmt die Haut eine Vielzahl lebenswichtiger Funktionen, darunter die Regulation der Körpertemperatur sowie den Schutz vor mechanischen Verletzungen, Infektionen, Hitze und anderen Umwelteinflüssen.
Die Barrierekapazität der Haut nimmt dabei eine zentrale Rolle ein, da sie neben schützenden Eigenschaften vor allem für die Aufrechterhaltung des Feuchtigkeitshaushalts von zentraler Bedeutung ist. Die Schutzfunktion der Haut bei Babys ist aufgrund der nicht ausgereiften Hautbarriere noch eingeschränkt.1
Untersuchungen zeigen, dass das Stratum corneum im gesamten ersten Lebensjahr in Bezug auf Wasserspeicher- und Transportfunktionen nicht mit dem Stratum corneum Erwachsener vergleichbar ist. Es nimmt zwar Feuchtigkeit schneller auf, gibt diese aber auch schneller ab, als Erwachsenenhaut. Zudem ist das Stratum corneum ca. 30 Prozent, die Epidermis etwa 20 Prozent dünner als bei Erwachsenen.2
Pflegeempfehlungen
Pflegeempfehlungen für die Kleinsten gibt es viele, die sich jedoch in den vergangenen 15 Jahren geändert haben. Gemäß einem europäischen Experten-Meeting der Charité von 2016 wurden ältere Empfehlungen zur Pflege von Babyhaut anhand wissenschaftlicher Daten erneuert.3
Demnach werden allabendliche Bäder (mindestens aber zwei- bis dreimal die Woche) für fünf bis zehn Minuten mit lauwarmem Wasser empfohlen.
Damit der Prozess der Hautreifung nicht beeinflusst wird, sollte auf Badezusätze verzichtet werden. Reinigungsprodukte für Babys sollten generell äußerst mild sein und einen hautphysiologischen pH-Wert haben. Nach dem Baden können geeignete Emollientien auf die Haut aufgetragen werden, was insbesondere bei Kindern mit atopischer Dermatitis (Neurodermitis) und/oder einem Risiko für die Hauterkrankung empfohlen wird. Darüber hinaus sollten Pflegeprodukte der Jahreszeit angepasst sein, das heißt, das bei niedrigen Temperaturen der Emollientiengehalt höher als der Wasseranteil sein sollte. Im Sommer hingegen reichen meist leichte Lotionen.
Über einen kürzeren Zeitraum kann auch Babyöl gegen Hauttrockenheit appliziert werden. Besteht eine neonatale oder infantile Akne, sollte auf Emollientien verzichtet werden, um eine follikuläre Okklusion zu vermeiden.
Um eine Windeldermatitis vorzubeugen, wird empfohlen, die Windeln so oft wie nötig zu wechseln, damit der Po sauber und trocken bleibt. Der Intimbereich sollte vorsichtig mit Wasser und Wattetupfern aus Baumwolle oder anderen für die Windelpflege entwickelten pH-gerechten Tüchern getrocknet werden.4
Von Baby- bis Teeniehaut
Nicht nur bei der Pflege der Babyhaut können Kosmetikerinnen eine tragende Rolle einnehmen. Auch bei der Hautpflege von Teenagern ist die Beratung essenziell, da diese Lebensphase durch hormonelle Veränderungen geprägt ist, die sich stark auf die Haut und letztlich auf die Psyche auswirken können.
Akne, Haarprobleme und Hyperhidrose sind typische dermatologische und kosmetische Herausforderungen in diesem Lebensabschnitt.5
Eine fundierte Beratung durch Hautexpertinnen ist essenziell, um Hauterkrankungen vorzubeugen und die psychische Gesundheit zu stützen. Physiologisch verändert sich unter anderem während der Pubertät die Zusammensetzung des Hautmikrobioms signifikant.
Laut einer Studie von 2022 nimmt die Prävalenz von Streptokokken und Ascomycota mit zunehmendem Tanner-Stadium ab, während lipophile Mikroorganismen wie Cutibacterium, Corynebacterium und Malassezia dominieren.6
Diese Veränderungen unterstreichen die Bedeutung einer angepassten Hautpflege, um die Hautbarriere zu stabilisieren und sekundäre Infektionen zu vermeiden.
Einfluss der sozialen Medien
Zudem hat das Internet einen nachhaltigen Einfluss auf Kinder und Jugendliche. Plattformen wie TikTok, YouTube und Instagram sind seit geraumer Zeit voller Hautpflegevideos, häufig erstellt von Teenagern. Die Generation Alpha hat sich mittlerweile fest in der Beauty-Welt etabliert und übertrifft mit Ausgaben von beeindruckenden 4,7 Milliarden Dollar für Hautpflege und Make-up im Jahr 2023 jede andere Altersgruppe.7
Die allgegenwärtigen Hautpflegeroutinen in sozialen Medien prägen das Verhalten junger Menschen erheblich. Eine Studie aus dem Jahr 2018 zeigt, dass der gesellschaftliche Druck, Schönheitsideale zu erfüllen, die Wahrscheinlichkeit erhöht, entsprechende Routinen in den Alltag zu integrieren.8
Es ist grundsätzlich erfreulich, dass Kinder und Jugendliche sich frühzeitig mit Hautpflege beschäftigen, da eine passende Pflege entscheidend für gesunde Haut ist.
Allerdings sollte diese auf verlässlichen Informationen basieren. Daher ist es wichtig, Eltern darüber aufzuklären, dass kostspielige Anti-Aging-Produkte unnötig sind und dass junge Menschen Hautpflege mit Bedacht betreiben sollten, ohne sich von Trends und Influencern in sozialen Medien leiten zu lassen. Denn solche Trends können ernsthafte Folgen haben, darunter Hautausschläge, allergische Reaktionen oder sogar Verbrennungen.
„Sephora-Kids“ und Retinol
Ein Beispiel hierfür ist der mediale Hype um retinolhaltige Produkte, bekannt unter dem Begriff „Sephora-Kids“. Viele Jugendliche griffen aufgrund falscher Empfehlungen zu Retinol-Produkten in der falschen Annahme, diese würden ihrer unreinen Haut helfen, obwohl sie eigentlich für reifere Haut entwickelt wurden.9
Tatsächlich handelt es sich dabei um einen weitverbreiteten Irrtum. Zwar wird Vitamin A, insbesondere Retinsäure, als Arzneimittel gegen Akne eingesetzt, jedoch sollte die Anwendung bei junger Haut stets unter ärztlicher Aufsicht und nach gründlicher Anamnese erfolgen.
Vitamin-A-Derivate bergen ein hohes Risiko für Nebenwirkungen und können insbesondere bei junger Haut zu Barriereschäden führen.10 Unrealistische Versprechungen von Influencern verstärken dieses Problem und können eine übermäßige Hautpflege begünstigen, die letztlich mehr schadet als nützt.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Eltern und Jugendliche über die Risiken unnötiger oder unsachgemäßer Hautpflege informiert werden sollten. Pflegeprodukte sollten auf die Bedürfnisse der jugendlichen Haut abgestimmt sein und keine Anti-Aging-Wirkstoffe enthalten. Expertenwissen sollte gegenüber Empfehlungen aus sozialen Medien priorisiert werden.
Die zunehmende Kommerzialisierung der Hautpflegebranche, speziell im Bereich der Produkte für Kinder und Jugendliche, macht es erforderlich, evidenzbasierte Beratung bereitzustellen, um langfristige Hautgesundheit zu fördern und Schäden durch übermäßige oder falsche Produktanwendung zu verhindern. Letztlich ist es entscheidend, dass Hautpflege in jungen Jahren mit Augenmaß und unter wissenschaftlich fundierter Anleitung erfolgt.
Literatur:
1. Nikolovski J, Stamatas GN, Kollias N, Wiegand BC. Barrier function and water-holding and transport properties of infant stratum corneum are different from adult and continue to develop through the first year of life. J Invest Dermatol. 2008 Jul;128(7):1728-36.
2. Stamatas GN, Nikolovski J, Luedtke MA, Kollias N, Wiegand BC. Infant skin microstructure assessed in vivo differs from adult skin in organization and at the cellular level. Pediatr Dermatol. 2010 Mar-Apr;27(2):125-31
3. Blume-Peytavi U, Lavender T, Jenerowicz D, Ryumina I, Stalder JF, Torrelo A, Cork MJ. Recommendations from a European Roundtable Meeting on Best Practice Healthy Infant Skin Care. Pediatr Dermatol. 2016 May;33(3):311-21
4. Blume-Peytavi U, Kanti V. Prevention and treatment of diaper dermatitis. Pediatr Dermatol. 2018 Mar;35 Suppl 1:s19-s23.
5. Akutsu N, Ooguri M, Onodera T, Kobayashi Y, Katsuyama M, Kunizawa N, Hirao T, Hosoi J, Masuda Y, Yoshida S, Takahashi M, Tsuchiya T, Tagami H. Functional characteristics of the skin surface of children approaching puberty: age and seasonal influences. Acta Derm Venereol. 2009;89(1):21-7.
6. Park J, Schwardt NH, Jo JH, et al. Shifts in the skin bacterial and fungal communities of healthy children transitioning through puberty. J Invest Dermatol. 2022;142(1):212-219.
7. Madhumita M, Ponnarasu S. Nurturing Youth: Ethical Considerations in Pediatric Skincare Marketing. Pediatr Dermatol. 2024 Nov 3.
8. https://aytm.com/post/sephora-kids-gen-alpha-skincare Stand Januar 2025
9. “The ‘Sephora kid’ Trend Shows Tweens Are Psyched About Skincare. But Their Overzealous Approach Is Raising Concerns, CNN Business: Stand Jan 2025
10. Farnes SW, Setness PA. Retinoid therapy for aging skin and acne. Postgrad Med. 1992 Nov 1;92(6):191-6, 199-200.

Dr. Meike Streker
Die Kosmetikwissenschaftlerin ist Expertin für evidenzbasierte Kosmetik und besitzt umfassende Erfahrung im Bereich kosmetische und klinische Forschung. https://meikestreker.de