
Stress ist für viele Menschen ein täglicher Begleiter – doch was bedeutet Stress eigentlich und welchen Einfluss nimmt er auf uns und unsere Haut?
Stress kommt vom englischen Wort „stress“ und bedeutet so viel wie „Druck“, „Belastung“, „Anspannung“. Im lateinischen Wort „stringere“ steckt die Bedeutung: „anspannen“. Generell beschreibt Stress Situationen, in denen wir auf höhere Anforderungen entsprechend reagieren müssen.
Dies kann sowohl psychisch als auch physisch sein. Evolutionär betrachtet, war Stress ein wichtiger Faktor, der unsere Vorfahren in gefährlichen Situationen in eine erhöhte Handlungsbereitschaft versetzte. Daher wird in Stresssituationen auch das Hormon Adrenalin ausgeschüttet.
Dieses erhöht den Blutdruck, den Blutzuckerspiegel und auch den Muskeltonus. Wir sind also in Alarmbereitschaft und bereit für die Situation. Heute ist diese Reaktion in vielen Situationen gar nicht mehr notwendig – wir werden selten durch wilde Tiere angegriffen und sehen uns auch in der Regel nicht mit Gefahren konfrontiert, wie es unsere Vorfahren taten.
Positiver und negativer Stress
Aber unsere Welt ist heute insgesamt stressiger geworden, schneller, hektischer, voller – überfrachtet von Reizen. Heute unterscheiden wir im allgemeinen zwei Arten von Stress:
- Den Eustress – positiven Stress, der uns anspornt, Ziele zu erreichen. Wir sind aufmerksamer und motiviert, und nach Erreichen des Ziels werden entsprechend Glückshormone ausgeschüttet.
- Der negative Stress wird als Dystress bezeichnet und ist gekennzeichnet von Belastung, Überforderung und negativen Gedanken.
Stress äußert sich ganz unterschiedlich: Müdigkeit, Verspannungen, aber auch ein unruhiges Hautbild können unter anderem die Folgen in unterschiedlicher Ausprägung, je nach Veranlagung des Einzelnen, sein.
Schon der Naturphilosoph Gotthilf Heinrich von Schubert schrieb in seinem 1830 erschienen Werk „Die Geschichte der Seele“:
„(...) Ganz besonders bemerkenswert erscheint noch der Zusammenhang, in welchem häufig die Krankheiten der Seele mit dem Erscheinen und Verschwinden von Hautausschlägen stehen. (...)“
Klassische Beispiele für stressbedingte Hautveränderungen sind: Neurodermitis, unklare Ekzeme, Nesselsucht, Hautunreinheiten, akute Schübe bei Psoriasis, periorale Dermatitis und viele mehr.
Beispiel Neurodermitis
Man sagt: „Neurodermitiker tragen ihre Seele auf der Haut“, und tatsächlich beobachten viele Betroffene immer wieder den Zusammenhang zwischen ihrer Befindlichkeit oder dem Stresspegel und ihrer Haut. Gerade bei exponierten, also für die Außenwelt gut sichtbaren Stellen geraten junge Erwachsene schnell in einen Teufelskreis:
- Die ekzematösen Stellen sind da, es juckt, und es ist für alle sichtbar, wie unschön die Haut ist.
- Die betroffenen Bereiche werden eventuell zu verbergen versucht (durch Rollkragenpullover, Schal etc.).
- Dadurch bedingt, wird ein zusätzlicher mechanischer Reiz geschaffen und natürlich der dadurch entstehende psychische Druck = Stress.
- Die Erscheinungen werden eben durch diese Umstände noch massiver.
Beispiel Hautunreinheiten
Durch Stress wird vermehrt Adrenalin ausgeschüttet, dieses Hormon aktiviert auch die Androgene, also die männlichen Sexualhormone im Körper. Dadurch wird die Entstehung von Hautunreinheiten begünstigt: Es kommt zu erhöhter Talgproduktion und stärkerer Verhornung der Follikelausgänge.
Behandlungsstrategien
- Die fängt bereits mit der Begrüßung der Kundin an. Es sollte vor allem auf Ruhe und genügend Zeit geachtet werden. Oftmals kommen diese Kundinnen ganz abgehetzt zum Termin und sind froh, überhaupt pünktlich zu sein.
- Hier ist es nun an Ihnen, etwas Druck aus der Sache zu nehmen. „Es ist alles gut“, „Sie sind ja jetzt hier.“ Das sind Sätze, die der Kundin ein gutes Gefühl geben. Natürlich wollen wir hier keine typischen Zuspätkommer unterstützen, aber ich denke, Sie kennen Ihre Kunden am besten und wissen, wer tatsächlich gerne zu spät kommt.
- Lassen Sie Ihre Kundin also in Ruhe ankommen und bieten Sie ggf. an, die Toilette aufzusuchen.
- Danach können Sie ein Getränk reichen. Tee oder Wasser sind hier sehr gut geeignet. Heiße, aromatisierte Kompressen sind ebenfalls ein sehr schönes Welcome-Ritual.
- Führen Sie die Kundin nun in den bereits vorbereiteten Behandlungsraum. Leise Entspannungsmusik, dezenter Raumduft und eine gedimmte Beleuchtung stimmen die Kundin auch hier sanft auf die Behandlung ein. Besprechen Sie noch kurz die Wünsche für die Behandlung und starten Sie dann, indem Sie der Kundin einen Bademantel reichen. Die Alltagskleidung abzulegen, hat neben dem Aspekt der Gemütlichkeit auch eine psychologische Komponente – wir lassen den Alltag hinter uns.
- Die Behandlung sollte natürlich auf das entsprechende Hautbild der Kundin zugeschnitten sein, es bieten sich jedoch bestimmte Methoden an, um die Kundin während der Behandlung herunterzubringen: Druckpunktmassage oder manuelle Lymphdrainage funktionieren ganz hervorragend und sind rhythmischer und ruhiger als eine klassische Massage.
- Behandlungsextras für die Augen haben ebenfalls eine sehr entspannende Wirkung. Wichtig für gestresste Kunden ist oftmals der Zeitfaktor – die Behandlung sollte pünktlich enden, denn sonst kommt sie womöglich schon wieder in Stress.
- Wenn die Kundin nun also schon Ausprägungen von Stress auf der Haut zeigt, dann sollte das Gespräch gesucht werden, um aufzuklären, dass bestimmte Hautveränderungen durchaus stressbedingt sein können.
- Tipps für zu Hause und auch der Rat, dass die Kundin kleine Rituale und Beauty-Pausen in den Alltag einbauen sollte, können helfen und der Kundin aufzeigen, dass Sie sie begleiten und bereit sind, mit ihr individuelle Lösungen zu suchen.

Susanne Pfau
Die staatlich geprüfte Kosmetikerin und Heilpraktikerin mit eigenem Institut ist Inhaberin der Firma Pfau Cosmetics. Sie ist spezialisiert auf Problemhaut und Pigmentflecken sowie Anti-Aging.