
Was der Haut hilft, sich selbst zu helfen: Bei der biomimetischen Hautpflege werden durch bestimmte Wirkstoffe und Treatments die naturgegebenen Selbstheilungsprozesse der Haut angeregt und nachgeahmt. Diese Methode soll frühzeitiger Hautalterung vorbeugen; die Haut soll länger frisch und jugendlich aussehen. Wie Kosmetikerinnen nach dem Ansatz der Biomimetik arbeiten können und was die Kundin zu Hause tun kann, lesen Sie hier.
Schon wieder ein neuer Trend? Jein. Biomimetik ist nichts Neues, sondern hat ihre Wurzeln in der Naturwissenschaft. Wissenschaftler und Dermatologen beschäftigen sich schon Jahrzehnte mit der Nachahmung natürlicher Prozesse der Haut, um ihre biologischen Funktionen zu unterstützen. Doch erst seit einigen Monaten, etwa seit die Themen Hautbarriere und Mikrobiom populärer werden, erfährt dieser Ansatz mehr Beachtung und Relevanz.
Während klassische Hautpflegeprodukte oft darauf abzielen, die Haut zu beruhigen oder sichtbare Mängel zu korrigieren (Anti-Aging), konzentriert sich biomimetische Hautpflege darauf, die Haut von innen heraus zu optimieren und ihre Schutzbarriere zu stärken.
Was sagt die Forschung?
Eine interessante Studie, die das Konzept biomimetischer Hautpflege stützt, wurde von der European Society for Dermatological Research (ESDR) durchgeführt. Sie zeigte, dass die Wiederherstellung der Hautbarriere mit den richtigen Lipiden und Feuchtigkeitsmolekülen ein relevanter Aspekt bei der Linderung von Hautproblemen wie Ekzemen, Psoriasis und trockener Haut ist.
Insbesondere lipidhaltige Produkte, die die Zusammensetzung der natürlichen Hautbarriere kopieren, können die Hautfunktion signifikant verbessern und die Regeneration beschleunigen. Des Weiteren hat die Forschung um Hautalterung und Regeneration gezeigt, dass Peptide – also kurze Ketten von Aminosäuren, die ebenfalls natürlicherweise in der Haut vorkommen – die Hautzellen zur Reparatur und Neubildung animieren können.
Durch die Einführung biomimetischer Peptide in Hautpflegeprodukte können Kosmetikmarken eine Unterstützung für die natürlichen Reparaturprozesse der Haut anbieten. Die Produkte setzen auf hohe Biokompatibilität.
Das bedeutet: Sie enthalten Wirkstoffe, die die Haut gut aufnehmen kann und keine schädlichen Reaktionen hervorrufen.
Biomimetik: Der Benefit für jede Haut
Jeder Hauttyp profitiert von der biomimetischen Pflege – gerade dann, wenn die Hautbarriere angegriffen ist und die Haut durch Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung und UV-Strahlung strapaziert wird. Diese potenziell schädlichen äußeren Einflüsse können zu verschiedenen Hautproblemen, zum Beispiel trockener Haut, Faltenbildung und Entzündungen führen.
Bei sensibler Haut zielt die biomimetische Hautpflege darauf ab, die natürliche Hautbarriere zu stärken. Das kann langfristig die Empfindlichkeit gegenüber Umweltfaktoren abschwächen. Die Wirkung von Ceramiden bei der Verbesserung der Hautbarriere und der Reduzierung von Hautrötungen und Reizungen wurde in mehreren Studien und Fachartikeln untersucht. Beispielsweise zeigt das Journal of Clinical and Aesthetic Dermatology, dass die Verwendung von Ceramiden in Hautpflegeprodukten hilft, Hautprobleme wie Akne und Ekzeme zu lindern, indem sie die Haut vor übermäßiger Trockenheit schützt und entzündliche Reaktionen verringert.
Einer trockenen Haut fehlt es oft an Lipiden und Feuchtigkeit, da die Hautbarriere nicht intakt ist und die Haut so schlechter Fette, Feuchtigkeit und Co. speichern kann. Biomimetische Produkte liefern die nötigen rückfettenden und hydrierenden Wirkstoffe, zum Beispiel Hyaluronsäure, Ceramide oder ungesättigte Fettsäuren für ein ebenmäßiges und strafferes Hautbild.
Verliert die Haut mit zunehmendem Alter ihre Fähigkeit zur Regeneration und Hydratation, regen biomimetische Wirkstoffe (Peptide und Antioxidantien) bei der reifen Haut die natürliche Zellerneuerung an, was die Hautstruktur positiv beeinflussen kann.
Auch bei Akne kann der biomimetische Ansatz Erfolg bringen. Wie? Wird eine intakte Hautbarriere wiederhergestellt, ist die Haut widerstandsfähiger gegen Keime. Das kann entzündlichen Prozessen vorbeugen. Gleichzeitig werden Produkte mit entzündungshemmenden Peptiden und natürlichen Feuchthaltemitteln verwendet, die die Haut beruhigen, ohne sie auszutrocknen.
Ähnlich verhält es sich bei fettiger Haut, die durch ein Ungleichgewicht der Talgproduktion entsteht. Wird zu viel Talg produziert, verstopft das die Poren. Ceramide und Peptide helfen, die Feuchtigkeit zu bewahren, ohne die Talgproduktion zu erhöhen. Studien zeigen, dass diese Wirkstoffe Hautirritationen und Entzündungen reduzieren und die Haut vor äußeren Reizen schützen können?.
Biomimetische Anwendungen im Institut
In Kosmetikstudios kann biomimetische Hautpflege sowohl in Behandlungen als auch in individuell zusammengestellten Hautpflegeprogrammen eingesetzt werden. Ein Beispiel? Bei einer biomimetischen Gesichtsbehandlung werden die verwendeten kosmetischen Produkte auf die individuellen Hautbedürfnisse abgestimmt. Zunächst bedarf es einer Hautanalyse. Basierend auf deren Ergebnissen, werden die Produkte zur Reinigung und Pflege der Haut ausgewählt. Nun kann als Treatment, ein Microneedling, durchgeführt werden. Das erhöht die Wirkstoffaufnahme der Haut und regt die Regeneration und Reparaturmechanismen an. Als Feuchtigkeits-Booster wird nun eine Maske aufgetragen, die intensiv hydriert und die Hautbarriere kräftigen soll.
Zu Hause kann die Kundin ihre Haut mit einer biomimetischen Feuchtigkeitscreme pflegen. Diese sollte Lipide, Fettsäuren und natürliche Feuchthaltemittel (Natural Moisturizing Factor) wie Hyaluronsäure und Glycerin enthalten. Für alle, die zu Hause noch einen Schritt weitergehen möchten, bieten sich biomimetische Seren mit Peptiden und Ceramiden an, um gezielt die Hautregeneration anzukurbeln. Besonders in der kalten Jahreszeit, wenn die Haut durch Kälte und Heizungsluft stärker beansprucht wird, sind diese ideal.
Sind Biomimetik und Slow-Aging die Zukunft?
Durch den gezielten Einsatz hautidentischer Wirkstoffe wie Ceramiden, Peptiden und natürlicher Feuchthaltemittel repariert sich die Haut wie von selbst. Das passt perfekt zu den Bedürfnissen moderner Konsumenten, die langfristige Hautgesundheit und einen bewussten Umgang mit Pflegeprodukten schätzen. Biomimetische Pflege verbindet Wissenschaft mit einem ganzheitlichen Ansatz und ist damit nicht nur ein vorübergehender Trend, sondern auch ein fortwährendes Konzept für die Zukunft der Hautpflege im Sinne der Philosophie des Slow-Aging: Sie unterstützt die natürlichen Prozesse der Haut und stärkt deren Schutzmechanismen, anstatt sie zu überfordern oder nur kurzfristige Effekte zu erzielen. Dieser Ansatz hilft, die Hautalterung zu verlangsamen, ohne die Haut unnötig zu belasten, und sorgt für ein gesundes, jugendliches Hautbild.
Die Hautbarriere stärken – das Ziel von Biomimetik
Die Hautbarriere, auch Stratum corneum genannt, ist die äußerste Schicht der Haut, bestehend aus Zellen und Lipiden. Sie bewahrt die Haut vor äußeren Einflüssen wie Bakterien, Schadstoffen und UV-Strahlen und reguliert den Wasserhaushalt, indem sie Feuchtigkeitsverluste verhindert.
Eine intakte Hautbarriere ist entscheidend für die Immunabwehr und schützt vor Entzündungen. Schäden können durch übermäßige Reinigung, aggressive Pflegeprodukte sowie ein Übermaß an UV-Strahlung entstehen. Auch das Alter schwächt die Hautbarriere.
Die Folge ist eine erhöhte Anfälligkeit für Trockenheit, Irritationen und Infektionen. Ebenso ist das Risiko für allergische Reaktionen und chronische Hautprobleme höher. Prävention, konsequenter UV-Schutz sowie eine hauttypgerechte Pflege mit Wirkstoffen wie Ceramiden, Peptiden und Hyaluronsäure können die lädierte Barriere stärken.
Die wichtigsten biomimetischen Wirkstoffe
- Ceramide sind Lipide, die der Haut helfen, Feuchtigkeit zu speichern. Sie haben auch einen positiven Effekt auf die Hautbarriere und dienen zum Schutz der Haut vor Umwelteinflüssen.
- Hyaluronsäure ist ein Feuchtigkeitsspender, der in der Haut vorkommt und große Mengen Wasser binden kann. Sie macht die Haut straffer und praller.
- Peptide sind kurzkettige Aminosäuren, die die hauteigene Kollagenproduktion anregen. Die Haut wird fester, und Falten werden reduziert.
- Squalan ist ein natürlicher Bestandteil der Haut, der für seine feuchtigkeitsspendenden und schützenden Eigenschaften bekannt ist. Es ist ideal bei einer sensiblen Haut. In Ölen, Seren und Cremes kommt pflanzliches Squalan aus der Olive oder aus Zuckerrohr zum Einsatz.
- Linolsäure ist eine essenzielle Fettsäure, die in der Hautbarriere vorkommt und Entzündungen reduzieren kann. Besonders hilfreich ist sie bei Hauterkrankungen wie Akne und Rosazea.
- Alpha-Hydroxy-Säuren (AHAs) sind Säuren, die die oberste Hautschicht exfolieren und die Zellerneuerung fördern. Sie können die Hauttextur optimieren, Hyperpigmentierung minimieren und feine Linien mildern.
- Glykosaminoglycane (GAGs) sind Zuckerverbindungen, die in der Hautmatrix vorkommen und Feuchtigkeit binden. Sie tragen zur Elastizität bei, liefern Feuchtigkeit und unterstützen die Hautfestigkeit.
- Vitamin C (Ascorbinsäure) ist ein starkes Antioxidans, das die Haut vor freien Radikalen schützt und die Kollagenproduktion anregt. Es steigert die Hautaufhellung, mindert Pigmentflecken und sorgt für einen ebenmäßigen Hautton.
- Coenzym Q10 ist als potentes Antioxidans bekannt, das in den Hautzellen vorkommt und den Zellstoffwechsel unterstützt. Es kann Falten minimieren und die Haut vor potenziell schädlichen Umwelteinflüssen schützen.

Lea Becker
Die freie Journalistin recherchiert in den Bereichen Lifestyle, Mode und Beauty für Fachzeitschriften, Print- und Onlinemagazine und Blogs. Ihr Schwerpunkt sind die Themen Hauptpflege und dekorative Kosmetik.