
Dr. med. Christian Drerup erklärt den Unterschied zwischen Komedonen und Sebaceous Filaments.
Komedonen („Mitesser“) und Sebaceous Filaments (Talgfilamente) sind zwei häufig beobachtete Erscheinungen in der täglichen Praxis – insbesondere im Bereich der Nase, Stirn und des Kinns –, die jedoch leicht verwechselt werden können. Komedonen sind klassische Anzeichen einer Akne (Acne vulgaris) und entstehen durch eine Verhornungsstörung im Follikelkanal mit konsekutiver Talgretention. Es wird zwischen offenen (schwarze Punkte durch Oxidation des Talgs an der Luft) und geschlossenen Komedonen (weißliche Erhebungen unter der Haut) unterschieden. Komedonen sind pathologische Hautveränderungen, die als Vorläufer entzündlicher Akneformen gelten können. Sie treten meist multipel auf, bevorzugt im Gesicht, am Rücken und Dekolleté, insbesondere in der Pubertät, aber auch bei der Akne tarda (Spätakne ab Mitte 20).
Sebaceous Filaments hingegen sind eine normale physiologische Erscheinung, die durch die Ansammlung von Talg, abgestorbenen Hautzellen und Bakterien im Follikel entstehen. Sie erscheinen als feine, meist grau-gelbliche oder bräunliche Punkte in den Poren – typischerweise auf der Nase oder angrenzenden Arealen. Anders als Komedonen sind sie nicht mit einer Hyperkeratose assoziiert und stellen keinen pathologischen Befund dar. Sie treten bei fettiger Haut häufiger auf, insbesondere bei erhöhter Talgproduktion. Ihr primärer Zweck ist es, den Talg leichter an die Hautoberfläche zu transportieren.
Klinisch unterscheiden sich beide Befunde vor allem durch ihr Erscheinungsbild und Verhalten: Komedonen können isoliert stehen, während Talgfilamente diffus in größerer Zahl auftreten und durch sanften Druck leicht entleerbar sind – der austretende Talg ist fadenförmig und gleichmäßig. Ein weiterer Hinweis ist die Persistenz: Talgfilamente bilden sich rasch wieder neu, während Komedonen bestehen bleiben oder sich entzünden können.
Therapeutisch ist bei Komedonen eine gezielte Aknetherapie mit keratolytischen Substanzen (zum Beispiel Retinoide, Salicylsäure) und gegebenenfalls antibakterieller Behandlung indiziert. Sebaceous Filamente hingegen benötigen keine medizinische Behandlung, lassen sich aber bei kosmetischem Wunsch durch regelmäßige sanfte Exfoliation und talgregulierende Pflegeprodukte (zum Beispiel Niacinamid, Toner mit BHA) vorübergehend reduzieren. Für die Patientenaufklärung ist es wichtig zu betonen, dass Talgfilamente kein Ausdruck unreiner Haut sind, sondern physiologisch auftreten – anders als Komedonen, die ein Zeichen aknöser Hautveränderungen darstellen und einer gezielten dermatologischen Therapie bedürfen.

Dr. med. Christian Drerup
Der Facharzt für Dermatologie und niedergelassene Arzt in Hamburg ist Gründer einer teledermatologischen Plattform, bei der Patienten online eine dermatologische Diagnose durch Hautärzte gestellt bekommen.
www.doctorderma.de