Vitamine sind lebenswichtige, organische Verbindungen, die an zahlreichen Reaktionen des Stoffwechsels beteiligt sind. In der Hautpflege haben alle Vitamine spezifische Aufgaben, zur Pflege einer vitalen Haut sind jedoch acht besonders hervorzuheben.
Jedes einzelne Vitamin erfüllt bestimmte Aufgaben, aber der Körper kann nur wenige dieser Stoffe selbst herstellen. Für die Eigensynthese von Vitamin D benötigt es ausreichende Sonnenexposition. Niacin kann der Körper ebenfalls selbst aus der Aminosäure Tryptophan (Aufnahme zum Beispiel aus Nüssen) herstellen. Die Einteilung erfolgt in die fettlöslichen (lipophilen) Vitamine A, D, E und K (Merksatz: EDEKA) und die wasserlöslichen (hydrophilen) Vitamine des B-Komplexes und Vitamin C.
1. Vitamin A (Retinol)
Dieses Vitamin ist der Goldstandard der Anti-Aging-Pflege und das mit unter wichtigste Vitamin für vitale Haut. Die Vitamin-A-Säure ist die biologisch aktivste Form dieses natürlichen Antioxidans. Sie löst die oberste Hautschicht und regt die Produktion neuer Hautzellen an. Dadurch werden sogar tiefe Falten, Hyperpigmentierungen und die Elastizität der Haut verbessert. Die Säure ist allerdings verschreibungspflichtig und darf in kosmetischen Mitteln nicht eingesetzt werden.
Kosmetisch kommen das ebenfalls wirksame Retinol oder seine Derivate zum Einsatz. Diese Stoffe werden erst in der Haut in Vitamin-A-Säure umgewandelt. Die klinische Wirksamkeit von Vitamin A und seinen Derivaten ist wissenschaftlich gut erforscht und wurde in zahlreichen Studien belegt, vor allem die glättende und Anti-Falten-Wirkung.
Neben der Bildung neuer Hautzellen stimuliert Vitamin A auch die Produktion der gewebestützenden Elastin- und Kollagenfasern. Falten werden auf diese Weise verhindert und gemindert, die Haut erscheint sichtbar glatter.
Die sehr gute Wirksamkeit hat jedoch auch Schattenseiten: Bei Produktformulierungen mit Vitamin A gilt es zu beachten, dass es sauerstoffinstabil ist. Und Vitamin A kann zu Hautirritationen führen, insbesondere wenn die Haut nicht an den Wirkstoff gewöhnt ist. So kommt es anfangs häufig zu Rötungen, trockener Haut oder Schuppung. Tipp: Langsam die Haut an den Wirkstoff gewöhnen!
2. Vitamin D (Calciferole)
Vitamin D gehört zu den lebenswichtigen Vitaminen. Es ist fettlöslich, kann über die Nahrung aufgenommen werden, aber auch im Gegensatz zu den meisten anderen Vitaminen vom Körper selbst mithilfe von UV-Strahlung gebildet werden.
Vitamin D ist ein Hormon (biochemischer Botenstoff des Körpers) mit vielfältigen Aufgaben. Zu den wichtigsten zählen die Regulierung des Calciumhaushaltes, die Stärkung (Mineralisierung) der Knochen sowie die Unterstützung des Immunsystems. In der kosmetischen Hautpflege ist Vitamin D als Inhaltsstoff verboten und spielt keine relevante Rolle.
3. Vitamin E (Tocopherol)
Das fettlösliche Antioxidans kommt im „fettliebenden“ (lipophilen) Anteil der Zellmembranen vor. Der Schutz vor freien Radikalen ist die vorrangige Funktion des Vitamins.
Freie Radikale sind Moleküle, die die Zellen schädigen können. Grundsätzlich vermag die Haut durch zahlreiche Eigenschutzmechanismen eine Reihe von Schädigungen selbst zu reparieren.
Dieser Eigenschutz ist jedoch begrenzt, und bei zu starker Belastung durch freie Radikale kommt es zu deutlichen Membranschäden. Eine Zelle mit beschädigter Zellwand kann ihre Funktionen nicht mehr wahrnehmen.
Je mehr Zellen fehlerhaft arbeiten oder beschädigt werden, desto eher kommt es zu sichtbaren Alterserscheinungen. Besonders gut erforscht ist die antioxidative Wirkung des Alpha-Tocopherols.
In der Pflege für vitale Haut wird Vitamin E eingesetzt, um das Hautrelief zu glätten, das Feuchthaltevermögen des Stratum corneum zu erhöhen, die Epithelisierung (Neubildung der Hautzellen) zu beschleunigen und um vor Schäden durch UV-Strahlung zu schützen. In Anlehnung an klinische Studien empfiehlt sich eine Kombination aus Vitamin E und C, da der antioxidative Schutz dadurch deutlich besser ist.
4. Vitamin B3 (Niacinamid)
Dieser sehr populäre Wirkstoff ist ein echtes Power-Paket. Von Anti-Akne bis Anti-Aging kann er alles abdecken und spielt für den Hautstoffwechsel eine wichtige Rolle.
Der Wirkmechanismus der beschleunigten Hauterneuerung und die Stimulierung der Kollagenproduktion machen Niacinamide für reife Haut sehr interessant, da es ihre Elastizität erhöht und zur effektiven Faltenreduzierung führt. Diese Wirkung wurde in Studien eindrucksvoll belegt. Interessant im Zusammenhang mit der Wirksamkeit von Niacinamid gegen Hautalterung ist auch ein Ergebnis einer In-vitro-Untersuchung, wonach Niacinamide mit fortschreitendem Alter die abnehmende Synthese von Ceramiden anregen.
Die Stärkung der Hautbarriere durch die Reduzierung des TEWL (Transepidermaler Wasserverlust) ist ein weiterer positiver Mechanismus, der vor allem trockene Haut verbessern kann.
Darüber hinaus zeigt Vitamin B3 gute Wirksamkeit bei ungleichmäßiger Pigmentierung. Durch Inhibierung des Transports von Pigmentkörperchen (Melanosomen) in die oberen Hautschichten wird die Hautaufhellung gefördert. Auch Rötungen und übermäßige Sebumproduktion kann Niacinamid positiv beeinflussen und wird folglich auch bei unreiner Haut und Akne verwendet.
5. Vitamin B5 (Pantothenat)
Der Wirkstoff ist eine Vitaminvorstufe und wird in der Haut zu Pantothensäure umgewandelt. Er ist an regenerativen Stoffwechselprozessen der Haut beteiligt und wird erfolgreich in der topischen (äußerlichen) Behandlung eingesetzt.
Vitamin B5 verbessert das Feuchthaltevermögen der Haut und fördert ihre Elastizität und Geschmeidigkeit. Des Weiteren wirkt es stimulierend auf die Zellneubildung (Epithelisierung) im Rahmen der Wundheilung. Auch wirkt es dem bei empfindlicher Haut häufig vorliegenden Juckreiz und Entzündungen entgegen.
6. Vitamin B7 (Biotin)
Es wurde früher als Vitamin H bezeichnet, wobei das „H“ die Bedeutung für Haare und Haut signalisiert. Wie alle B-Vitamine hilft auch Biotin dem Körper, Nahrung in Energie umzuwandeln, und ist an Stoffwechselprozessen von Fett, Eiweiß und Kohlenhydraten beteiligt.
Es dient im Besonderen der Nährstoffversorgung der Haarwurzel und regt die Bildung von Keratin an, weswegen es auch immer populärer in Haar- und insbesondere Kopfhautpflegeprodukten eingesetzt wird! Mängel hingegen führen zu Haarausfall. Biotin ist darüber hinaus auch ein wichtiger Baustein für gesunde, vitale Haut und starke Fingernägel.
7. Vitamin B12 (Cyanocobalamin)
Das Vitamin kann fast nur mit tierischer Nahrung aufgenommen werden, wo es in Leber und Nieren konzentriert vorkommt.
Mangelzustände können folglich bei Vegetariern und Veganern auftreten, die aber mit Supplementen oder durch nicht tierische Quellen (beispielsweise mit der Alge Spirulina maxima) gegensteuern können. Vitamin B12 ist wichtig für die Produktion der roten Blutkörperchen, den Schutz und die Regeneration der Nervenzellen und die DNA-Bildung.
8. Vitamin C (Ascorbinsäure)
Vitamin C ist einer der am besten untersuchten Anti-Aging-Stoffe zur Erhaltung vitaler Haut. Er vereint gleich mehrere nachgewiesene Wirkungen zur Minderung der Hautalterung.
Belegt sind unter anderem die Aktivierung der Kollagensynthese, die signifikante Hautaufhellung durch Inhibierung der Tyrosinase und eine stark antioxidative Wirkung. Vitamin C induziert sowohl die Zunahme elastischer Fasern als auch von Kollagen im Bindegewebe, was zur Verbesserung der Hauttextur, des Faltenreliefs und der Hautrauigkeit beiträgt. Die Elastizität der Haut wird gefördert und Fältchen gemindert.
Unregelmäßige Pigmentierungen können durch die aufhellende Wirkung von Vitamin C ebenfalls behandelt werden. Durch seine antioxidative Wirkung schützt es die Hautzellen als Radikalfänger vor Zellschädigungen und Lichtschädigungen. Zudem wirkt es kapillarstärkend, was mit zunehmendem Alter von Vorteil ist.
Ein großer Nachteil des Vitamins ist jedoch seine Empfindlichkeit gegenüber Sauerstoff und Licht. Daher sind stabilisierende Maßnahmen (Einsatz von Komplexbildnern und pH-Wert-Regulierung) notwendig, und es empfiehlt sich die Verwendung von stabilen Vitamin-C-Derivaten.
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Dr. med. Christine Schrammek-Drusio
Die Geschäftsführerin der Dr. med. Christine Schrammek Kosmetik GmbH ist Dermatologin und Allergologin. Als Anti-Aging-Expertin entwickelt sie Behandlungsmethoden, unter anderem die Kräuterschälkur „Green Peel“ sowie dermatologische Pflegeprodukte.
Christina Drusio
Die Autorin ist Teil der Inhaberfamilie und Mitglied der Geschäftsführung der Dr. med. Christine Schrammek Kosmetik GmbH. Sie ist Fachärztin für Dermatologie und als Expertin zum Thema Haut eine geschätzte Referentin bei internationalen Vorträgen und Seminaren.