Aufgedeckt: Beauty-Mythen

16.08.2023
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In dieser neuen Serie widmen wir uns verbreiteten Beauty-Mythen aus Ästhetik, Dermatologie und Kosmetik. Unsere Experten decken auf und erklären die Hintergründe.

„Fettabsaugung beseitigt Cellulite."

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Die Liposuktion ist in erster Linie eine Methode, um Fett abzusaugen, und nur bedingt zur Behandlung von Cellulite geeignet. Sie steht laut DGÄPC-Statistik seit Jahren unter den Top fünf ästhetischer Behandlungsmaßnahmen der Patienten. Bei den Männern stand sie im Jahr 2022 sogar auf Platz eins. Sie ist nach wie vor die effektivste Methode, bei altersbedingter Fettumverteilung und genetisch bedingten Fettdepots die Körpersilhouette bleibend ästhetisch zu formen und zu optimieren. Zudem kommt sie bei der operativen Behandlung des Lipödems zum Einsatz.

Bei der Liposuktion werden genetisch ungünstig beziehungsweise unvorteilhaft verteilte Fettzellen zwischen Unterhaut und Muskulatur in den betroffenen Bereichen entfernt. Obwohl eine Liposuktion nicht zur Behandlung von Cellulite eingesetzt wird, kann sie als Nebeneffekt bei einem mäßigen Cellulitebefund gute, aber nicht garantierte Ergebnisse erzielen, da sich durch den Abheilungsprozess das Gewebe strafft und durch die Entfernung der Fettzellen der Druck auf die Unterhaut und das Bindegewebe verringert. Da es sich hierbei, je nach genetischer Veranlagung, um keinen garantierten Effekt handelt, gibt es andere Methoden, wie die Laserlipolyse oder Heliumplasma, die man mit einer Liposuktion kombinieren kann, um die Cellulite zu mindern. Im Übrigen ist Ziel dieses Verfahrens niemals die Behandlung einer generell übergewichtigen Person, sondern die Harmonisierung der Körperproportionen.

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Dr. med. Helge Jens

Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Vorstand DGÄPC, Aachen

„Eine Hyaluronsäure-­Injektion an der Nase ist ­unbedenklich."

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Minimalinvasive, nicht operative Methoden erfreuen sich über die letzten Jahre hinweg steigender Nachfrage. Gerade in den sozialen Medien lassen sich viele Patientinnen und Patienten sowie Influencerinnen und Influencer per Video bei ihren Behandlungen begleiten. Dennoch stellen Injektionen in keinem Fall nur eine Bagatelle dar. Die Nase zählt bei Filler-Injektionen zum risikoreichsten Teil des Gesichts, auch wenn die Injektion selbst technisch relativ leicht und schnell durchzuführen ist. Der Grund dafür liegt darin, dass die Anatomie der Arterien an der Nase extrem variabel ist, besonders nach vorhergegangenen Nasenoperationen.

Die gefährlichste Nebenwirkung einer Fillerbehandlung stellt eine versehentliche Injektion in eine Arterie dar. Dadurch kann es zu einem Gefäßverschluss kommen, wodurch die von der Arterie durchblutete Haut nicht mehr mit Sauerstoff versorgt werden kann. Es kommt zu einer Nekrose der Haut. Im schlimmsten Fall wird eine Arterie verschlossen, die das Auge versorgt, es kommt zu einer Erblindung, die in den seltensten Fällen behandelbar ist. Leider sind schon Hunderte solcher Fälle nach Fillerbehandlungen der Nase weltweit dokumentiert, in Deutschland mehrere Dutzend. Deswegen setzen Naseninjektionen einen enormen Erfahrungsschatz des Behandlers, besonders im Hinblick auf Notfallbehandlungen von Fillerkomplikationen voraus, weil das Zeitfenster bis zur Erblindung nur sehr kurz ist.

Dr. med. Said Hilton
Dr. med. Said Hilton

Präsident der DGBT e. V., Facharzt für Dermatologie, Düsseldorf

„Ein Lipödem gefährdet die psychische Gesundheit."

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Das Leid einer Lipödem-Patientin beginnt meist schon vor der Diagnosestellung. Der Körper verändert sich, und weder Sport noch Ernährung können maßgeblichen Einfluss darauf nehmen. Zu den körperlichen Merkmalen dieser Erkrankung zählen nicht nur eine proportionale Dissonanz zwischen Rumpf und Extremitäten, sondern auch Druckschmerz, erhöhte Neigung zu Wasser­einlagerungen, einhergehend mit starkem Cellulitebefund, und eine rasche Hämatombildung ohne ersichtlichen Grund. Es ist also eine Mischung aus optischem und körperlichem Problem.

Die Praxis zeigt, dass Depressionen und/oder Angsterkrankungen sowie Essstörungen und eine Einflussnahme auf den Selbstwert vor allem dann resultieren, wenn der Leidensweg bisher schon recht lang gewesen ist. Bei den Patientinnen, die sich bei mir in der Praxisklinik einer Therapie der Erkrankung mittels Liposuktion unterziehen, stelle ich fest, dass ausnahmslos alle nicht nur durch die deutliche Linderung der körperlichen Symptome, sondern vor allem durch die positive Einflussnahme auf die optischen Probleme, die mit einem Lipödem eingehergehen, deutlich mehr Selbstwert und ein positiveres Lebensgefühl erhalten. Dennoch ist festzuhalten, dass es derzeit noch keine validen Zahlen über ein gleichzeitiges Auftreten zwischen einem Lipödem und einer psychischen Erkrankung gibt.

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Dr. med. Christoph Krüss

Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Mitglied des Vorstands DGÄPC, Praxisklinik Colonnaden, Hamburg

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