KI als Kosmetik-Assistentin

14.10.2025
Foto: Beauty Hero/Shutterstock.com

Die Hautpflege war lange standardisiert: Es gab die Einteilung in Mischhaut, fettige Haut, trockene Haut, sensible Haut. Vier Routinen, Pflege-
serien und ein Regal. Heute wissen wir: Die Hautbiologie ist um einiges komplexer. Sie wird durch unsere Gene beeinflusst, die Umwelt, Hormone, Ernährungsgewohnheiten, Krankheiten und Stress. Personalisierte Kosmetik soll diesen Schwankungen gerecht werden. Der neue Helfer hierbei: künstliche Intelligenz. Was sie leisten kann, lesen Sie in diesem Artikel.

Künstliche Intelligenz in der Kosmetik ist keine Zukunftsmusik mehr:  Die KI kann helfen,  Muster zu erkennen und Produkte sowie Behandlungen zuzuordnen. Zum Beispiel über Analysesysteme und digitale Erstberatungen via Avatar. Echte fachkosmetische Betreuung können diese Systeme allerdings (noch) nicht ersetzen. Darüber hinaus kann die KI auch im Institutsmarketing eine große Hilfe sein, fast wie eine persönliche Marketingassistenz. Insgesamt also eine Allroundkraft, die von der Hautanalyse bis zum Schalten von Werbeanzeigen (Google Ads) und Social-Media-Postings Unterstützung leisten kann.

Hautanalyse mit KI

Was vor wenigen Jahren noch Utopie war, ist heute Realität: KI kann Hautzustände erfassen, den Feuchtigkeitsgehalt analysieren oder anhand hochauflösender Bilder Porenstrukturen und Pigmentierungen mit riesigen Datenbanken vergleichen. KI-Analysesysteme generieren Empfehlungen zur individuellen Hautpflege, für Wirkstoffmischungen oder Behandlungen. Künstliche Intelligenz kann somit:

  • Sehen und zählen: etwa die Porengröße, Faltentiefe, Sebumverteilung, Erytheme, Pigmentierungen, UV-Spots
  • Vergleichen: identische Fotoserien erstellen, reproduzierbare Scores zeigen (zum Beispiel die Elastizität oder den Hautglanz), belastbare Vorher-Nachher-Analysen durchführen. Auch und vor allem in der Dermatologie und der Anti-Aging-Medizin.
  • Multispektral denken: RGB-/UV-/NIR-Bilder verknüpfen. Auf diese Weise werden Veränderungen sichtbar, die dem bloßen Auge entgehen.

Vermarktung im Institut

Dass sich Hautveränderungen objektiv dokumentieren lassen, kann ein Vorteil fürs Institut sein, zum Beispiel bei Vorher-Nachher-Vergleichen und wenn es darum geht, neue Kundinnen mit Fakten zu überzeugen. 

Virtuelle Hautberatung und Chatbots

Selfie-Tools mit Fragebögen und Bildauswertungen sowie Chatbots sind im Kommen. Und sie können eine erste Orientierung liefern: Hautprobleme einordnen, priorisieren (was ist zur individuellen Hautpflege wichtig?) und Denkanstöße geben (schon an den Sonnenschutz gedacht?). 
Je nach Tool werden Standortdaten zur Luftfeuchtigkeit oder UV-Belastung miteinbezogen oder konkrete Produktempfehlungen ausgeworfen. KI-Beratungen per Avatar werden auf Webseiten von Herstellern und Marken immer beliebter. Interessierte kommen so innerhalb von Sekunden in den Genuss einer Erstberatung oder kleinen Pflegetipps. 

Individuelle Produktentwicklung mit KI

Algorithmen können Anamnesen, Bilddaten und Vorlieben (Texturen und Düfte) verknüpfen und individuelle Mischungen, konkrete Präparate oder Wirkstoffprofile vorschlagen. Kein Problem für die KI und interessant für Hersteller, kosmetisch ausgerichtete Apotheken – und auch für das Kosmetikinstitut. Zum Beispiel dann, wenn es um das Zusammenstellen einer personalisierten Hautpflege geht oder um die Auswahl des passenden Serums. 
Etabliert haben sich solche Tools in der Institutskosmetik zwar noch nicht. Mit Blick auf die rasante Entwicklung ist aber davon auszugehen, dass sich das schnell ändern wird. Hinzukommt: Mithilfe von KI-Assistenten sind sowohl der Aufwand als auch die benötigte technische Expertise überschaubar.

Chancen für Kosmetikinstitute

In folgenden Bereichen kann der Einsatz von KI für ein Kosmetikinstitut hilfreich sein, mehr Umsatz zu generieren oder als Marketinginstrument zu dienen:

1. Unterstützte Hautanalyse

Hautanalysegeräte auf der Basis von KI können im Institut eine Bereicherung sein. Insbesondere, wenn es um die Behandlung komplexer Hautprobleme wie die Akne, Pigmentierungen, eine barrieregestörte Haut oder Couperose geht. Das objektive Erfassen von Daten, immer kombiniert mit echtem Fachwissen einer qualifizierten Kosmetikerin oder eines Kosmetikers, kann die professionelle Beratung stärken und eine fundierte Basis für kosmetische Behandlungen sein. 

2. Dokumentation

Hilfreich kann die KI auch bei der Dokumentation sein. Anamnesen können ohne Zeitaufwand archiviert und Behandlungsverläufe verglichen werden. Fotoserien lassen sich automatisch einer Kundin oder einem Kunden zuordnen und mit Licht- und Distanzangaben versehen. Messwerte (Falten, Poren, Elastizität) lassen sich, abhängig vom KI-System, als Zeitreihe darstellen oder direkt mit kosmetischen Maßnahmen verknüpfen: Welche Behandlung, welche Ampulle, welches Intervall? Möglich sind außerdem Schnittstellen zum Online-Buchungskalender oder zum CRM. Alles in allem steht hier der Zeitgewinn im Vordergrund.

3. KI im Kosmetik-
Marketing

Im Marketing ist die KI schon jetzt nicht mehr wegzudenken:

  • Mithilfe von Gemini, ChatGPT und Co. verwandeln Sie Beratungsprotokolle oder häufige Fragen in Beiträge für Social Media oder Ihren Blog auf Ihrer Webseite. Aus einem langen Beratungstext erzeugen Sie in Windeseile gleich mehrere Varianten für Ihren Newsletter, Ihren Flyer, eine Kundeninformation zu einer neuen Behandlung oder ein kurzes Video für Instagram.
  • KI-Modelle können analysieren, für welche Themen sich Ihre Kunden interessieren, und erstellen aus diesen Erkenntnissen einen Redaktionsplan, der Saisonalitäten, Trends, den UV-Index oder freie Institutstermine berücksichtigt. In vielen Fällen reichen hierfür bereits die kostenfreien Tools wie ChatGPT aus.
  • Bei bezahlten Werbekampagnen (Google- oder Meta-Ads) kann die KI Suchanfragen auswerten oder thematisch passende Anzeigentexte in gleich mehreren Variationen vorschlagen. Eine Unterstützung, mit der sich spürbar Zeit und Budget einsparen lassen. Und wenn Sie doch lieber selbst schreiben möchten? Dann lassen Sie sich ruhig einmal von der KI inspirieren und „brainstormen“ Sie Ihren nächsten Newsletter.

Und wo liegen die Grenzen?

So beeindruckend die Möglichkeiten mit KI auch sind: Der persönliche Dialog in seiner Gesamtheit ist durch die KI kaum zu ersetzen. Eine KI-Analyse kann keine Hauttextur fühlen, Spannungsgefühle nicht ausreichend beurteilen und emotionale Aspekte nicht empathisch einordnen. Und: Algorithmen lernen aus Beispielen und machen Fehler. Wurden Modelle beispielsweise überwiegend mit hellen Hauttönen trainiert, können Ergebnisse bei sehr dunklen oder sehr hellen Hauttypen verzerrt sein. Deshalb gilt immer: Resultate kritisch lesen und mit der eigenen Beurteilung abgleichen.

Eine gute Nachricht

In Zeiten von Automatisierung wächst das Bedürfnis nach persönlicher Zuwendung und einer vertrauensvollen Betreuung. Aber die KI kann die ganzheitliche Beurteilung ergänzen – im Rahmen einer „kollegialen Unterstützung“. In der Hautdiagnose, zur Inspiration, wenn es um Behandlungsoptionen geht oder die erste Kundenansprache auf Ihrer Webseite. Und natürlich in fast allen Bereichen des Marketings.

Fazit

KI kann Prozesse beschleunigen. Die Regie sollte sie allerdings nicht übernehmen! Bleiben wir wachsam: Strategien, Behandlungskonzepte, Ton und Kundenansprache gehören in die eigenen Hände. Idealerweise entstehen diese im Institut und nicht im Algorithmus. Nicht auf der Strecke bleiben sollte auch unsere ganz eigene Kreativität – und natürlich die menschliche Nähe. Letztlich ist es genau diese, die Ihre Berufung ausmacht.

Elke Klein

Elke Klein
Die Autorin ist Gesundheitswissenschaftlerin und PR-Beraterin. Sie betreibt einen Blog und unterstützt Kosmetikerinnen beim Thema „Digitales Marketing“. www.cline-cosmetics.de

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