In dieser Business-Serie stellen wir dir Beauty-Experten vor, die bereits gut besuchte Institute führen. Welche für sie und vielleicht später auch für dich selbst und dein Institut die erfolgswirksamsten Maßnahmen und Strategien sind? Wir haben für dich nachgefragt.
BUSINESS: Was war dein Antrieb, ein eigenes Unternehmen zu gründen?
Hannelore Thoma: Meine Affinität zu Farben und Schminke war von Kindesbeinen an da. Es war das Größte für mich, wenn ich zur Karnevalszeit lackierte Fingernägel haben durfte (so war das damals in den 70-er Jahren noch). Ich habe als kleines Mädchen auch immer meiner Mutter beim Schminken zugesehen. Daher wolle ich unbedingt Visagistin werden. Nach meiner Ausbildung zur Kosmetikerin, die ich vorweg machten wollte, wusste ich, dass ich hier meine Talente für die Farben, Formen und Kreativität voll ausleben konnte.
Was war deine wichtigste Stärke für den Erfolg?
Meine Willenskraft, meine Entscheidungskraft, meine Beharrlichkeit und meine Disziplin.
Ich wollte alles von Grund auf richtig lernen und habe da viel Energie reingesteckt. Wenn man etwas wirklich gerne machen möchte, empfindet man den Weg dorthin als nicht mühsam, sondern sieht diese Zeit als guten Lehrmeister an.
Welches war deine größte Schwäche und wie hast du sie in den Griff bekommen?
Was vielleicht eine Schwäche für mein Fortkommen war und ist, ist meine Empathie und das zu große Mitgefühl, das ich allem und jedem entgegenbringe. Persönliche Schicksale von Kunden beschäftigen mich oft sehr. Krankheiten oder Leiden, die mir berichtet werden, bringen mich oft zu sehr aus meiner Mitte. Dann vermischen sich Beruf und Privates, und das ist eigentlich nicht so gut.
Wie hast du dich finanziert und was ist dein bester Tipp?
Eigenkapital ist hier mein Tipp. Ohne Eigenkapital wird es schwierig, sich wirklich seriös und gut aufzustellen. Eine gute Einrichtung (auch wenn sie gebraucht erworben wird) hat ihren Preis. Wer hier auf billig und einfach setzt, nur um ins Arbeiten zu kommen, wird nicht im richtigen Kundenklientel ankommen und auf lange Sicht nicht die Karriere machen, die eigentlich geplant war.
Es muss zum Start nicht die High-EndKosmetikliege im fünfstelligen Eurobereich sein, aber auf einem Gartenstuhl oder einer Holzliege will auch niemand für hochwertige Behandlungen liegen. Das Interieur muss wertig und sauber sein. Der erste Eindruck zählt immer.
Worauf bist du besonders stolz?
Auf meine vielen Freunde, die mich damals unterstützt haben und an mich geglaubt haben. Meine Freundinnen sind seit der ersten Stunde zur Kosmetikbehandlung gekommen und haben mich weiterempfohlen, sodass ich mein Netzwerk bei der Gründung mit einer guten Mundpropaganda starten konnte.
Was würdest du rückblickend heute anders machen?
Ich würde in den Austausch mit Firmengründerinnen gehen und mir von ihrem Start erzählen lassen. Aus den Fehlern der anderen kann man sicherlich für sich etwas mitnehmen und lernen. Außerdem würde ich Existenzgründer-Seminare besuchen und alle Möglichkeiten ausschöpfen, um an gute Finanzierungsmöglichkeiten zu kommen.
Das hätte ich sicherlich noch besser machen können. Wichtig ist auch ein guter Steuerberater. Professionelle Unterstützung im Umgang mit Steuern und Finanzamt ist einfach super wichtig.
Was rätst du Kolleginnen, die heute als Beauty-Expertin erfolgreich werden wollen?
Am Anfang nicht zu viele verschiedene Dienstleistungen anbieten. Wer alles anbietet, wird nicht wirklich als Expertin für ein relevantes Gebiet angesehen. Einen großen Park an apparativer Kosmetik gleichzeitig anzuschaffen, finde ich auch schwierig. Man kennt den Bedarf und das Budget der Kundinnen noch gar nicht so richtig. „Lerne und wachse mit deinen Aufgaben und Herausforderungen“ war immer meine Devise.
Ich habe immer das angeboten, wozu ich selber das bestmögliche Talent hatte und das ich authentisch an meine Kunden vermitteln konnte. Etwas anzubieten (Beispiel Permanent Make-up oder Hydrafacial), weil es einen höheren Endpreis in die Kasse spült, aber die persönlichen Skills (oder Kapital) gar nicht dafür vorhanden sind, wäre ein Fehler aus meiner Sicht. Der Erfolg in der Langfristigkeit bleibt hier definitiv auf der Strecke.
Wenn du Meister in einer Sache bist, kannst du Lehrling in einer neuen werden. So macht es auch mehr Spaß, und die Kunden werden dir die Authentizität und Expertise für diese Behandlung nicht absprechen.
Was sind deine Pläne für die Zukunft mit deinem Institut?
Ich möchte meine Kunden weiterhin auch zufriedenstellen, sodass alle gerne und regelmäßig bei mir sind, auch vielleicht in Zeiten, wenn das Geld für Kosmetik eigentlich nicht so sehr auf der Liste an Platz Nummer eins steht. Deswegen sind Weiterbildungen so wichtig. Sie garantieren mir, dass ich richtig und gut berate und behandle. Dies verschafft mir die Akzeptanz bei meinen Kunden, die es braucht, um langfristig im Geschehen und am Markt sowie in der Interaktion mit den Kunden zu bleiben.
Das Interview führte Andrea Röthe.
Im Interview:
Hannelore Thoma
Die Kosmetikerin betreibt seit 20 Jahren ein eigenes Kosmetikinstitut und gibt Schulungen und Workshops. www.thoma-kosmetik.de