Hyaluronsäure, Squalan, Urea: Wussten Sie, dass viele Wirkstoffe, die der Haut durch Cremes und Co. zugeführt werden, bereits in ähnlicher Struktur von Natur aus in der Haut vorkommen? Wir stellen Ihnen die wichtigsten hautidentischen Wirkstoffe vor und erklären, warum besonders eine sensible Haut von der Behandlung mit ihnen langfristig profitiert.
Immer mehr Menschen klagen beim Dermatologen und bei der Kosmetikerin über eine empfindlichere und sensiblere Haut. Die Ursachen für eine zu Rötungen und Reizungen neigende Haut sind vielfältig.
Ein Hauptfaktor ist die Luftverschmutzung durch Schadstoffe und Allergene. Studien belegen, dass Schadstoffe die Hautalterung beschleunigen und Entzündungen fördern können. Auch die Veränderung des Klimas hat einen Einfluss auf die Hautgesundheit: Extreme Temperaturschwankungen, trockene Luft oder hohe Luftfeuchtigkeit strapazieren den Teint. Ebenso kann ein stressiger und belastender Lebensstil über die Haut sichtbar werden, da er einen Einfluss auf das Mikrobiom hat. Wird es langfristig aus der Balance gebracht, kann das Neurodermitis oder Psoriasis fördern.
Sogar die Ernährung hat einen direkten Einfluss auf die Haut: Alkohol, Zucker, Fast Food und ein Mangel an Nährstoffen und Antioxidantien können die Haut anfälliger für Irritationen machen.
Wird eine eh schon empfindliche Haut mit gestörter Hautbarriere dann noch falsch gepflegt – also mit vielen verschiedenen synthetischen Inhaltsstoffen oder ätherischen Ölen überfordert –, entstehen Rötungen, Juckreiz, Abschuppungen und Ekzeme.
Wirkstoffe, die die Haut erkennt
Möchte die Kosmetikerin die Hautgesundheit ihrer Kunden verbessern, ist es wichtig, sanfte Pflegeprodukte zu wählen, die sowohl die Hautbarriere als auch das Mikrobiom wieder aufbauen und stärken. Funktioniert das hauteigene Abwehrsystem, können Umweltreize und Keime weniger Schaden anrichten.
Ebenso kann die Haut ihren Feuchtigkeitsgehalt leichter selbst regulieren, was sie länger frisch und jugendlich aussehen lässt.
Um die Haut mild, aber effektiv zu regenerieren, haben sich hautidentische Wirkstoffe etabliert, die in ihrer Molekülstruktur hauteigenen Wirkstoffen ähneln. Der Vorteil: Sie werden besonders gut aufgenommen und wirken effektiv. Da die natürliche Synthese dieser Stoffe mit dem Alter nachlässt, ist es sinnvoll, die pflanzlichen oder gut verträglichen synthetischen Varianten zuzuführen. Studien zeigen, dass hautidentische Wirkstoffe die Feuchtigkeitsspeicherung, Hautregeneration und Anti-Aging-Effekte verbessern, da sie gezielt an den natürlichen Prozessen der Haut ansetzen und diese unterstützen, statt sie zu überlasten.
Möchte die Kosmetikerin die Hautgesundheit ihrer Kunden verbessern, ist es wichtig, sanfte Pflegeprodukte zu wählen, die sowohl die Hautbarriere als auch das Mikrobiom wieder aufbauen und stärken.
1. Hyaluronsäure sorgt für mehr Feuchtigkeit
Hyaluronsäure ist ein Glycosaminoglykan, das in der extrazellulären Matrix der Haut vorkommt und für die Feuchtigkeitsbindung in der Haut verantwortlich ist.
Das Molekül kann das 1000-Fache des eigenen Gewichts an Wasser speichern. Etwa 50 Prozent des gesamten Hyaluronsäure-Vorrats des Körpers lagert in der Haut. Mit dem Alter lässt die körpereigene Produktion von Hyaluronsäure nach. Dann macht es Sinn, diese durch Hautpflege einer trockenen und dehydrierten Haut zuzuführen, damit die Haut aufgepolstert wird und glatter erscheint. In Cremes, Seren und Co wird Hya-
luronsäure wegen ihrer feuchtigkeitsbindenden Eigenschaften verwendet. Sie zieht Wasser an die Hautoberfläche und bringt so den Soforteffekt einer durchfeuchteten Haut.
Es gibt verschiedene Molekülgrößen von Hyaluronsäure, die unterschiedlich tief in die Haut eindringen: Während hochmolekulare Hyaluronsäure die Hautoberfläche hydratisiert, kann niedermolekulare Hyaluronsäure tiefer in die Hautschichten eindringen und dort längerfristig Feuchtigkeit binden.1
2. Kollagen gegen Absackung und Erschlaffung
Kollagen ist ein Protein, das circa 70 Prozent des Trockengewichts der Haut ausmacht. Es begünstigt die Struktur des Bindegewebes, sorgt für Festigkeit und Elastizität. In topischen Produkten fördert Kollagen die Hautelastizität und -festigkeit. Obwohl das in Cremes enthaltene Kollagen aufgrund seiner molekularen Größe nicht tief in die Haut eindringen kann, hilft es dennoch, Feuchtigkeit an der Hautoberfläche zu binden und die Hautoberfläche glatter erscheinen zu lassen.
Hydrolysiertes Kollagen, das in kleineren Peptiden vorliegt, kann besser absorbiert werden und unterstützt die Hautregeneration indirekt durch Förderung der körpereigenen Kollagenproduktion. Früher wurde das Kollagen für die Kosmetikindustrie von Tieren gewonnen.
In den letzten Jahren wurde die Nachfrage nach veganen Alternativen immer größer, was zu einer Entwicklung von pflanzlichem Kollagen führte. Eine der innovativsten Methoden zur Herstellung von veganem Kollagen ist die Verwendung von Mikroorganismen. Durch Fermentation können spezielle Bakterien oder Hefen gezielt so programmiert werden, dass sie Kollagen oder kollagenähnliche Proteine synthetisieren. Dies geschieht oft mit gentechnisch veränderten Organismen (GMO).
Gut zu wissen: Es gibt kosmetische Wirkstoffe, die die hauteigene Kollagensynthese ankurbeln. Das sind Vitamin C, pflanzliche Aminosäuren, Antioxidantien und Algenextrakte.
3. Ceramide beugen Feuchtigkeitsverlust vor
Ceramide sind Lipidmoleküle, die etwa 50 Prozent der Lipidmatrix in das Stratum corneum (oberste Hautschicht) ausmachen. Sie sind entscheidend für die Aufrechterhaltung der Hautbarriere und den Schutz vor transepidermalem Wasserverlust. Die Lipide helfen, die Haut gegen Umweltstressoren und Reizstoffe zu schützen, indem sie die Integrität der Hautbarriere aufrechterhalten.
Ceramide sind in der Beauty-Welt seit einiger Zeit sehr populär, da immer mehr Menschen unter einer sensiblen Haut leiden und ihre Hautbarriere nicht mehr widerstandsfähig gegen potenziell schädliche Umweltreize ist. Heutzutage werden Ceramide häufig aus pflanzlichen Quellen wie Weizen, Reis, Soja und Mais extrahiert.
Eine der innovativsten Methoden ist die biotechnologische Synthese. Hierbei werden Mikroben oder Hefen verwendet, um die Ceramide durch Fermentation herzustellen.2
4. Squalan baut die Hautbarriere auf
Squalan ist ein gesättigtes Hydrocarbon, das durch die Hydrierung von Squalen aus der Olivenhaut oder Zuckerrohr gewonnen wird. Squalan wirkt als Emollient, welches die Haut geschmeidig hält und ihre Lipidbarriere stärkt.
Es bildet eine nicht fettende Schutzschicht, die die Haut vor Feuchtigkeitsverlust schützt. Durch seine leichte, nicht fettende Textur zieht Squalan schnell ein und verbessert die Hautelastizität. Es ist nicht komedogen und schützt vor transdermalem Wasserverlust (TEWL). Es ist besonders nützlich bei trockener und empfindlicher Haut.3
5. Urea exfoliert sanft
Harnstoff ist ein natürlicher Bestandteil des Feuchthaltefaktors (NMF) in der Haut. Es wirkt als hygroskopisches Mittel, welches Feuchtigkeit anzieht und bindet. Urea hilft dabei, alte abgestorbene Hautzellen, die sich nicht selbst ablösen, zu entfernen, sodass die Haut glatter und frischer aussieht.
In Konzentrationen von fünf bis zehn Prozent erhöht Urea die Hautfeuchtigkeit, verbessert die Hautbarriere und macht die Haut geschmeidiger. Höhere Konzentrationen (zehn bis 40 Prozent können bei der Behandlung von extrem trockenen oder verhornenden Hautzuständen wie Ichthyose oder Keratosis pilaris eingesetzt werden.
Die gängigste Technik zur Gewinnung von Urea für die Hautpflege ist die chemische Synthese. Harnstoff wird synthetisch aus Ammoniak und Kohlendioxid hergestellt.
6. Glycerin reguliert den Feuchtigkeitsgehalt
Glycerin ist ein natürlicher Bestandteil des Hautfeuchthaltefaktors. Es ist ein stark hygroskopisches Molekül, das Wasser anzieht und in der Haut hält. Glycerin hilft, die Hautfeuchtigkeit zu erhöhen und die Hautbarriere zu stabilisieren.
Es ist besonders nützlich bei trockener und empfindlicher Haut. Mittlerweile wird Glycerin auch häufig aus pflanzlichen Ölen wie Palm-, Soja- oder Rapsöl gewonnen. In diesem Fall erfolgt die Herstellung durch einen ähnlichen Prozess der Veresterung und Hydrolyse, der eine reinere Form von Glycerin ergibt, die für die Verwendung in der Kosmetikindustrie geeignet ist.
7. Zink lindert Irritationen
Zink ist ein essenzielles Mineral, das in der Haut vorkommt und für die Zellteilung, Wundheilung und Regulierung der Hautölproduktion wichtig ist. Zink hat entzündungshemmende und antibakterielle Eigenschaften, die bei der Behandlung von Akne und Hautirritationen hilfreich sein können.
Es unterstützt auch die Regeneration der Haut und kann bei der Heilung von Hautschäden helfen. Zink wird meist aus mineralischen Quellen wie Zinkerz gewonnen.
Quellenangaben:
1. Hyaluronsäure:
Pavicic, T., Gauglitz, G. G., Lersch, P., Schwach-Abdellaoui, K., Malle, B., Korting, H. C., & Farwick, M. (2011). Efficacy of Cream-Based Novel Formulations of Hyaluronic Acid of Different Molecular Weights in Anti-Wrinkle Treatment. Journal of Drugs in Dermatology, 10(9), 990-1000.
2. Ceramide:
Kim, M., Jung, S., Kim, D., Jeong, Y., & Chung, H. (2018). Skin Barrier Improvement and Anti-aging Effects of a Cream Containing Ceramide or Filaggrin Breakdown Products. Journal of Cosmetic Dermatology, 17(3), 409-416.
3. Squalan:
Huang, Z.-R., Lin, Y.-K., & Fang, J.-Y. (2009). Biological and Pharmacological Activities of Squalane and Related Compounds: Potential Uses in Cosmetic Dermatology. Molecules, 14(1), 540-554.
Lea Becker
Die freie Journalistin recherchiert in den Bereichen Lifestyle, Mode und Beauty für Fachzeitschriften, Print- und Onlinemagazine und Blogs. Ihr Schwerpunkt sind die Themen Hautpflege und dekorative Kosmetik.