Diabetisches Fußsyndrom

01.12.2025
Foto: Olga Apanasenko/Shutterstock.com

Das diabetische Fußsyndrom ist eine häufige Folgeerkrankung des Diabetes mellitus. Durch Nervenschäden und Durchblutungsstörungen entstehen leicht Wunden am Fuß, die schlecht heilen und sich infizieren können. Eine frühzeitige Erkennung und konsequente Pflege sind entscheidend, um schwere Komplikationen zu vermeiden.

Die langfristig erhöhten Blutzuckerwerte bei Diabetes – unabhängig davon, ob es sich um Typ 1 oder Typ 2 handelt – können im Laufe der Zeit zu Folgeschäden an Nerven und Blutgefäßen führen. Besonders betroffen sind häufig die Füße, da Durchblutungsstörungen und eine diabetische Neuropathie das Schmerzempfinden vermindern und die Wundheilung beeinträchtigen. Bereits kleine Verletzungen können sich dadurch unbemerkt entzünden und schwerwiegende Komplikationen nach sich ziehen – bis hin zum sogenannten diabetischen Fußsyndrom. Doch was sind die Ursachen des Typ-1- und Typ-2-Diabetes?

Ursachen des Typ-1-
Diabetes

Die Ursachen des Typ-1-Diabetes sind bisher nur zum Teil bekannt. Bekannt ist, dass Typ-1-Diabetes eine polygene Erkrankung ist, das heißt, an der Entstehung sind viele verschiedene Gene beteiligt. Bisher sind mehr als 20 krankheitsrelevante Genorte bekannt. Das höchste Risiko, an Typ-1-Diabetes zu erkranken, haben Menschen mit familiärer Belastung, die zusätzlich ein Risikogen in sich tragen.  Außerdem entwickelt sich eine Reaktion des Immunsystems, die die körpereigenen insulinproduzierenden Zellen – die Betazellen in den Langerhans’schen Inseln der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) – angreift und zerstört. Körpereigene Abwehrzellen, die T-Zellen, richten sich dabei gegen die eigenen Betazellen und lösen so eine chronische Entzündung in den Langerhans´schen-Inseln aus – was letztlich zum Untergang der Betazellen führt. 
Je früher im Leben dieser Entzündungsprozess beginnt, desto schneller verläuft er meistens. Sind die insulinproduzierenden Zellen dann zu einem großen Teil oder vollständig zerstört, kann keine Glukose mehr in die Zellen gelangen, weil der Botenstoff Insulin fehlt.  Die Folge: Der Blutzucker steigt. Welche Faktoren dazu führen, dass diese Autoimmunreaktion entsteht, wird intensiv erforscht. Umwelteinflüsse wie frühkindliche Ernährung und Infektionen stehen im Blickpunkt der Untersuchungen.

Ursachen des Typ-2-
Diabetes

Wenn ein Typ-2-Diabetes entsteht, kommen verschiedene Ursachen beziehungsweise Auslöser zusammen. Bekannte Faktoren sind bisher die Erbanlage, Übergewicht und Bewegungsmangel, Unempfindlichkeit gegenüber Insulin, eine gestörte Insulinausschüttung und eine gestörte Produktion bestimmter Darmhormone. Die bekannten Faktoren im Detail:
Wie beim Typ-1-Diabetes muss auch beim Typ-2-Diabetes eine genetische Veranlagung vorhanden sein. Aber ohne die auslösenden Faktoren Übergewicht und Bewegungsmangel würde diese Erbanlage nicht zutage treten. 
Beides wird durch einen ungesunden Lebensstil, der teilweise schon in jungen Jahren gelebt wird, verursacht; dadurch kann ein Typ-2-Diabetes bereits bei Kindern und Jugendlichen auftreten.

Qualifizierte Fußanalyse

Eine qualifizierte Fußanalyse umfasst sowohl die visuelle Inspektion als auch biomechanische Aspekte. Zu Beginn werden die Füße auf strukturelle Auffälligkeiten, Schwellungen, Haut- und Nagelveränderungen, statische Abweichungen sowie eventuelle Gang- und Haltungsprobleme untersucht.
Im Rahmen der klinischen Befundung erfolgt die Überprüfung von Beinlängenunterschieden sowie der Muskel- und Gelenkfunktion. Sämtliche Ergebnisse werden sorgfältig dokumentiert. Häufig bringen Patienten bereits wichtige Informationen mit, etwa ärztliche Diagnosen oder Angaben zur Einlagenversorgung. Die biomechanische Analyse dient der genauen Bewertung der Fußstellung und ist unter anderem für die Empfehlung oder Anpassung orthopädischer Hilfsmittel von wesentlicher Bedeutung. Abschließend werden die Befunde ausgewertet, schriftlich festgehalten und therapeutische Maßnahmen zur Behandlung und Prävention fußbezogener Beschwerden definiert. 
Bei Bedarf erfolgt die Abstimmung mit anderen medizinischen Fachdisziplinen – dennoch können viele podologische Maßnahmen eigenständig durchgeführt werden.

Die Erstaufnahme

Bei der ersten Konsultation werden die persönlichen Stammdaten des Kunden aufgenommen. Neben klassischen Karteikarten kommen zunehmend digitale Dokumentationssysteme zum Einsatz.
Zentrales Ziel der Anamnese ist es, aktuelle Beschwerden sowie individuelle Besonderheiten zu erfassen. Eine neutrale und offene Schilderung durch den Kunden ist dabei wesentlich. In einem ausführlichen Vorgespräch können Sie häufig wertvolle Hinweise auf mögliche Ursachen bestimmter Probleme gewinnen. Wichtig: Es erfolgt keine medizinische Diagnosestellung. Hinweise zur Konsultation eines Facharztes oder zur Ergänzung durch Ernährungsberatung dürfen jedoch gegeben werden und unterstützen die interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Podologische ­Fußbehandlung

Die podologische Fußbehandlung dient der Erhaltung und Wiederherstellung der Fußgesundheit. Sie umfasst präventive und pflegerische Maßnahmen, um Haut und Nägel fachgerecht zu versorgen.

  • Fachgerechte Pflege der Haut und Nägel am Fuß (zum Beispiel Hornhautabtragung, Nagelbearbeitung).
  • Behandlung pathologischer Veränderungen am Fuß, solange keine Infektion oder tiefe Wunde vorliegt.
  • Druck- und Reibungsschutzmaßnahmen (zum Beispiel Entlastungspflaster, Orthesen, Polsterungen).
  • Beratung zur Fußhygiene, Schuhwahl und Hautpflege.
  • Wundbeobachtung und -dokumentation.
  • Sichtkontrolle des Fußes auf Läsionen, Rötungen, Druckstellen oder Ulzera.
  • Dokumentation und Weiterleitung an den behandelnden Arzt bei auffälligen Befunden.
  • Podologen arbeiten eng mit Diabetologen, Hausärzten und gegebenenfalls Wundmanagern zusammen.
  • Sie führen ärztlich verordnete podologische Behandlungen nach  PodG (§ 1 Abs. 2 Podologengesetz) durch.

Was Podologen nicht dürfen

  • Keine Wundbehandlung, wenn es sich um offene, infizierte oder tiefe Wunden (zum Beispiel Ulcus, Nekrose) handelt.
  • Keine ärztliche Diagnosestellung oder Verordnung von Medikamenten/Verbandsstoffen
  • Keine invasiven Maßnahmen (zum Beispiel chirurgisches Debridement, Injektionen).

Schmerzbewertung

Zur Einschätzung der Schmerzintensität eignet sich die Verwendung einer visuellen Schmerzskala von eins bis zehn, die dem Patienten eine präzise Selbsteinschätzung ermöglicht.
Darüber hinaus liefern Ihnen folgende Angaben wichtige Erkenntnisse für die weitere Behandlungsplanung:

  • Berufliche Tätigkeit (stehend, gehend, sitzend),
  • Schuhwerk (orthopädisch, konfektioniert, bequem),
  • Nutzung von orthopädischen Einlagen (zum Beispiel diabetesadaptiert),
  • Schuhgröße,
  • Körpergröße und Körpergewicht.
     

Achtung: Kosmetische Fußpflege dürfen kein diabetisches Fußsyndrom behandeln, da es sich um eine medizinische Indikation handelt.

Foto: Melanie Roithner

Melanie Roithner
Die Autorin ist Inhaberin von zwei Podologiepraxen. Außerdem ist sie auch IHK-zertifizierter Podologie-Coach.

Foto: BEAUTY FORUM

Dieser Artikel stammt aus dem Fachmagazin BEAUTY FORUM

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