Hormontherapie: Ja oder nein?

11.06.2025
Foto: Cagkan Sayin/Shutterstock.com

Die Wechseljahre sind für viele Frauen ein Balanceakt zwischen neuen Herausforderungen und der Suche nach Lösungen, um sich weiterhin wohl in ihrem Körper zu fühlen. Hitze­wallungen, Schlafprobleme, Stimmungsschwankungen oder Hautveränderungen – die Bandbreite der Wechseljahres-Symptome ist groß.

Eine der häufigsten Fragen, die sich Frauen in dieser Phase stellen: Soll ich eine Hormonersatztherapie (HRT) machen – oder gibt es sanftere Alternativen? Während einige Frauen auf HRT schwören, haben andere Bedenken wegen möglicher Nebenwirkungen. Doch die Entscheidung ist längst nicht mehr ein einfaches „Ja oder Nein“, sondern eine Frage individueller Lösungen.

Hormontherapie – für wen ist sie sinnvoll?

Die Hormonersatztherapie galt lange als Standardlösung für Wechseljahres-Symptome, wurde aber durch verschiedene Studien kritisch hinterfragt. Heute weiß man: HRT ist nicht für jede Frau notwendig, kann aber in bestimmten Fällen eine wirksame Option sein.

Vorteile einer Hormontherapie:

  • Effektive Linderung typischer Wechseljahres-Symptome wie Hitzewallungen, Schlafstörungen und innere Unruhe.
  • Schutz vor Osteoporose, da Östrogen eine entscheidende Rolle bei der Knochengesundheit spielt.
  • Positive Effekte auf Haut und Schleimhäute, wodurch Trockenheit reduziert werden kann.
  • Möglicher Schutz für das Herz-Kreislauf-System, insbesondere bei Frauen, die früh in die Wechseljahre kommen.

Welche Risiken gibt es?

Die Einnahme von Hormonen muss individuell abgewogen werden, da sie nicht für jede Frau geeignet ist. Vor allem bei bestehenden Erkrankungen oder einem erhöhten Risiko für Brustkrebs oder Thrombosen sollte eine genaue ärztliche Abklärung erfolgen.
Wichtig ist auch die Form der Hormontherapie: Während ältere Präparate ein höheres Risiko für Nebenwirkungen hatten, gibt es heute moderne Ansätze, die mit bioidentischen Hormonen arbeiten und gezielter dosiert werden können.

Natürliche Alternativen: Funktionieren sie denn wirklich?

Nicht jede Frau möchte oder kann eine Hormontherapie machen. Doch es gibt Alternativen, die Wechseljahres-Symptome lindern können – allerdings mit individuell unterschiedlicher Wirksamkeit.


Phytoöstrogene – pflanzliche Helfer gegen hormonelle Schwankungen
Phytoöstrogene sind pflanzliche Stoffe, die eine ähnliche Wirkung wie Östrogen haben können. Besonders bekannt sind:
 

  • Soja-Isoflavone: In asiatischen Ländern, in denen Soja regelmäßig konsumiert wird, berichten Frauen von weniger Wechseljahres-Symptomen.
  • Rotklee: Wird häufig als Nahrungsergänzungsmittel angeboten und soll sanft Hitzewallungen reduzieren.
  • Leinsamen: Enthält Lignane, die eine hormonregulierende Wirkung haben können.
  • Adaptogene – Pflanzenstoffe für mehr Balance
     

Adaptogene sind pflanzliche Substanzen, die helfen können, den Körper besser an Stress anzupassen  und das hormonelle Gleichgewicht zu stabilisieren. Besonders bekannt sind:

  • Ashwagandha: Kann beruhigend wirken und Schlafqualität verbessern.
  • Maca-Wurzel: Wird häufig zur Steigerung der Energie und Libido eingesetzt.
  • Rhodiola Rosea: Kann helfen, Stressresistenz zu erhöhen und Stimmungsschwankungen auszugleichen.

 

Mikronährstoffe – kleine Helfer mit großer Wirkung
Viele Frauen haben während der Wechseljahre einen erhöhten Bedarf an bestimmten Nährstoffen:
 

  • Magnesium: Unterstützt das Nervensystem und hilft bei Schlafproblemen.
  • Vitamin D und Kalzium: Wichtig für die Knochengesundheit.
  • Omega-3-Fettsäuren: Entzündungshemmend und gut für Herz und Haut.
     

Eine gezielte Nährstoffversorgung kann viele Wechseljahres-Symptome positiv beeinflussen.


Personalisierte Medizin – der neue Ansatz in der Hormontherapie
Während früher oft pauschale Hormonpräparate verschrieben wurden, geht der Trend heute in Richtung personalisierte Medizin. Dabei stehen drei Aspekte im Fokus:
 

  • Individuelle Hormonspiegel-Analyse: Bevor eine Therapie empfohlen wird, werden die Hormon-
werte genau bestimmt, um eine pass­genaue Behandlung zu ermög­lichen.
  • Einsatz von bioidentischen Hormonen: Diese Hormone entsprechen in ihrer Struktur den körpereigenen Hormonen und werden vom Körper besser verwertet.
  • Kombination aus Schulmedizin und Naturheilkunde: Immer häufiger werden hormonelle Therapien mit natürlichen Ansätzen wie Phytoöstrogenen oder Mikronährstoffen kombiniert, um eine sanfte und nachhaltige Unterstützung zu gewährleisten.
     

Viele Frauen profitieren von diesem maßgeschneiderten Ansatz, da er eine optimale Balance zwischen Wirksamkeit und Sicherheit bietet.


Longevity-Strategien: Schlafoptimierung und Stressmanagement

Neben Hormonen oder pflanzlichen Alternativen spielen zwei Faktoren eine zentrale Rolle für das Wohlbefinden in den Wechseljahren: Schlaf und Stressbewältigung.


Schlafoptimierung – die unterschätzte Gesundheitsstrategie
 

  • Feste Schlafenszeiten: Ein regelmäßiger Rhythmus hilft, die innere Uhr zu stabilisieren.
  • Schlafumgebung verbessern: Dunkle, kühle Räume und der Verzicht auf Bildschirme vor dem Schlafengehen unterstützen einen besseren Schlaf.
  • Magnesium und Melatonin: Können helfen, die Schlafqualität zu verbessern.
  • Stressmanagement – warum innere Ruhe der Schlüssel ist
  • Achtsamkeit und Meditation: Senken nachweislich das Stresslevel und stabilisieren die Psyche.
  • Bewegung als Stressregulator: Moderate Bewegung wie Yoga oder Spaziergänge setzen körpereigene Glückshormone frei.
  • Soziale Unterstützung: Der Austausch mit anderen Frauen in derselben Lebensphase stärkt das emotionale Wohlbefinden.
     

Gezielte Maßnahmen für besseren Schlaf und weniger Stress tragen langfristig dazu bei, die Perimenopause-Symptome und Wechseljahres-Symptome zu mildern und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern.


Fazit: Wissen ist Macht – und Selbstfürsorge der Schlüssel
Wechseljahre bedeuten Veränderung – aber sie müssen kein Kontrollverlust sein. Mit den richtigen Strategien können Sie sich nicht nur wohler fühlen, sondern sogar gestärkter aus dieser Phase hervorgehen. Ihr Wohlbefinden liegt in Ihrer Hand.

Foto: Valentina Ullrich

Valentina Ullrich
Die Autorin hat Kommunikationswissenschaften und Psychologie studiert und zusätzlich einen MBA abgeschlossen. 2020 gründete sie ein Unternehmen für Periodengesundheit. Heute ist sie CEO und Gründerin von Frieda Health, einer digitalen Klinik für Frauen in den Wechseljahren. www.frieda.health

Foto: BEAUTY FORUM

Dieser Artikel stammt aus dem Fachmagazin BEAUTY FORUM

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