Dass sich die Bedürfnisse unserer Haut zwischen den Jahreszeiten erheblich unterscheiden, ist bereits bekannt. Ganz spezifische Bedürfnisse werden jedoch auch durch unterschiedliche Umweltbedingungen hervorgerufen. Diesem Mechanismus muss die Hautpflege selbstverständlich entsprechen. Doch wie können Sie die Hautpflege Ihrer Kunden den jeweiligen klimatischen Bedingungen anpassen?
Zwei Jahreszeiten stehen dabei stark im Fokus: der Winter und der Sommer. Im Winter steht der Fokus auf intensive Feuchtigkeit und Schutz vor Austrocknung.
Im Sommer hingegen stehen leichtere Formulierungen und starker Lichtschutz im Vordergrund.
Die wichtigsten Merkmale der Winterhautpflege:
- Hautreinigung: sanfter als im Sommer, um Hautreizungen und Austrocknung zu vermeiden. Geeignet sind Reinigungsöle.
- Lichtschutz: ist wichtig besonders bei Schnee (Reflektion des Sonnenlichts) und als Schutz vor Wind und Kälte.
- Feuchtigkeit: intensive Feuchtigkeitspflege und fetthaltige Cremes oder Öle zum Schutz der Haut und zur Minimierung des Feuchtigkeitsverlustes.
- Pflege: Produkte mit okklusiven Inhaltsstoffen sind günstig, sie stärken die Hautbarriere und verhindern Feuchtigkeitsverlust. Ideal zum Beispiel Sheabutter, Squalan oder Ceramide. Panthenol und Allantoin können zudem Rötungen und Irritationen lindern.
- Exfoliation, nicht zu häufig und eher sanft. Die ohnehin trockene Winterhaut könnte sonst zu stark gereizt werden. Ideal ist es, die Haut ein- bis zweimal pro Woche sanft zu peelen, ohne die Haut zu schädigen. So werden abgestorbene Hautzellen entfernt.
„Die Tonisierung der Haut ...
... ist ein Bindeglied zwischen Reinigung und Pflege." (Waltraud Böhme)
Wirkstoffe von Hyaluronsäure bis Panthenol
- Hyaluronsäure: ein sehr guter Feuchtigkeits-Booster. Als natürlicher Bestandteil der Haut spielt Hyaluronsäure eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung des Feuchtigkeitsgehaltes der Haut. Kann sie doch bis zum 1.000-Fachen ihres Eigengewichtes Wasser binden. Feine Falten und Linien können deutlich minimiert werden, die Haut erhält ein pralleres und somit jugendlicheres Aussehen.
- Vitamin C: der Antioxidantienstar. Als freies Radikal neutralisiert es schädliche Umwelteinflüsse auf der Haut und regt die Kollagenproduktion an. Bekämpft Zeichen der Hautalterung und wirkt hauttonausgleichend und reduziert somit Hyperpigmentierungen. Produkte mit Hyaluronsäure in verschiedenen Molekülgrößen können sowohl in die oberen Hautschichten eindringen als auch die Hautoberfläche schützen.
- Glycerin als Feuchtigkeitsbewahrer: Glycerin ist ein bewährter Feuchtigkeitsspender, der die Hautbarriere stärkt und Wasser in der Haut bindet. Es hilft, den Feuchtigkeitsverlust durch kalte Luft und Heizungsluft zu verhindern. Zudem wirkt es glättend und verbessert die Hautelastizität und macht die Haut glatter und weicher.
- Ceramide: bilden als natürliche Lipide einen natürlichen Hautbarriereschutz. Sie schließen Feuchtigkeit ein und wirken so regenerierend.
- Sheabutter: ebenfalls ein natürlicher Fettspender, ist reich an Vitaminen und Fettsäuren. Wirkt beruhigend und entzündungshemmend. Unterstützt Heilungsprozesse auf besonders trockenen und rauen Stellen.
- Squalan: leichtes Öl und hautähnliches Lipid, das aus Oliven oder Zuckerrohr gewonnen wird, wirkt nicht fettend und wird schnell von der Haut aufgenommen. Es schützt die Haut vor Feuchtigkeitsverlust und macht sie geschmeidig, ohne ein fettiges Gefühl zu hinterlassen.
- Vitamin E: als Antioxidans schützt es die Haut vor freien Radikalen, die durch Umwelteinflüsse wie UV-Strahlung und verschmutzte Luft entstehen können. Es wirkt pflegend und feuchtigkeitsspendend, macht die Haut weich und geschmeidig.
- Jojobaöl: ist ein natürliches hautähnliches Wachs. Es kann tief in die Haut eindringen und sie mit Feuchtigkeit versorgen, ohne Poren zu verstopfen. Es schützt vor Kälte und Trockenheit und stärkt die Hautbarriere.
- Allantoin: wirkt beruhigend und heilend. Fördert die Zellregeneration und hilft, Rötungen zu reduzieren.
- Aloe vera: ist ein intensiver Feuchtigkeitsspender. Beruhigt und erfrischt die Haut.
- Omega-Fettsäuren: sowohl Omega-3- als auch Omega-6-Fettsäuren wirken auch tief in der Haut nährend, schützend und entzündungshemmend. Sie kommen besonders in Ölen wie Nachtkerzenöl oder Leinsamenöl vor. Es ist ein wichtiger Wirkstoff für trockene und rissige Haut, ideal für die Winterhautpflege.
- Retinol: als eine Form von Vitamin A gilt als wichtiger Anti-Aging-Wirkstoff. Es fördert sowohl die Zell- als auch die Kollagenproduktion. Die Haut wirkt nach Anwendung glatter und straffer. Retinol hält durch seine leichte exfolierende Wirkung die Hautporen frei und ist somit bei Akne besonders günstig. Zu beachten ist, dass Retinol langsam in die Hautpflegeroutine eingeführt werden sollte (einschleichen), da es sonst zu temporären Hautirritationen kommen könnte.
- Niacinamid: auch bekannt als Vitamin B3, gilt als wahrer Allesskönner. Sozusagen als Allrounder. Die Wirkung basiert auf Stärkung der Hautbarriere. Zudem wirkt Niacinamid regulierend auf die Talgdrüsenproduktion und reduziert das Auftreten von feinen Linien und Falten. Aufgrund seiner entzündungshemmenden Wirkung ist es bei Akne und allgemein empfindlicher Haut angezeigt.
- Panthenol: auch unter der Bezeichnung Provitamin B5 bekannt, wirkt feuchtigkeitsspendend und beruhigend zugleich. Dieser wahre „Hautberuhiger“ wirkt zudem stärkend auf die Hautbarrierefunktion ein und ist deshalb bei gereizter Haut oder auch nach Sonnenexposition angezeigt. Zudem fördert Panthenol die Wundheilung.
Anwendungstipps für die optimale Winterhautpflege
Unabhängig von Jahreszeiten sollte eine sinnvolle Hautpflegeroutine immer die individuellen Hautbedürfnisse berücksichtigen. Hinzu kommen aus eingangs erwähnten Gründen die Aspekte der jahreszeitlichen Anforderungen. Über alle in der Hautdiagnose erfassten Daten ist ein regelmäßiges Monitoring problemlos möglich und zudem auch wichtig. Nur so kann unerwünschten Hautveränderungen schnell Paroli geboten werden. Wichtig dabei ist die richtige Reihenfolge der Produktanwendung. Reinigen, tonisieren, pflegen, so der grobe Ablauf.
Auf eine adäquate Reinigung folgt die Anwendung eines passenden Toners (Gesichtswasser) zur Vorbereitung der Haut auf die folgenden Pflegeschritte. Da insbesondere seitens der Kunden die Bedeutung eines Toners oft unterschätzt wird, ein paar zusätzliche Worte zum Toner: Nur zu oft herrscht selbst unter Fachkräften die Meinung, dass die Verwendung eines Toners nicht zwingend notwendig sei. Aber die Tonisierung der Haut ist ein Bindeglied zwischen Reinigung und Pflege. Toner helfen, hartnäckige Make-up-Reste und verbliebene Hautunreinheiten von der Gesichtshaut zu entfernen.
Wichtigste Funktion aber ist die Einregulierung des pH-Wertes der Haut. Viele Reinigungsprodukte, insbesondere die stark reinigend und entfettend wirkenden, können den pH-Wert der Haut temporär verändern, ihn in den alkalischen Bereich verschieben. Dies kann zu Hautreizungen und Trockenheit führen. Die Anfälligkeit der Haut für Infektionen könnte dadurch steigen. Und genau hier zeigt sich die Bedeutsamkeit der Verwendung eines Toners: Einregulierung des Haut-pH-Wertes auf das normale Niveau, Stärkung der Hautbarriere, schnellere Regenerierung der Haut, bessere Verträglichkeit und Wirksamkeit der Folgeprodukte.
Zur Erinnerung:
Der pH-Wert der Haut liegt normalerweise im leicht sauren Bereich. Meist zwischen 4,5 und 5,5.
Diese saure Umgebung ist wichtig für die Erhaltung der natürlichen Hautbarriere. Die Hautbarriere schützt die Haut vor Umwelteinflüssen und ungünstigen Mikroorganismen.
Abschließend lässt sich sagen
Im Winter benötigt die Haut eine Kombination aus Feuchtigkeitsspendern, Barriereschutz und beruhigenden Wirkstoffen. Diese Inhaltsstoffe tragen dazu bei, die Haut vor den rauen Wetterbedingungen zu schützen, sie geschmeidig zu halten und Reizungen zu minimieren. Die richtige Auswahl an kosmetischen Wirkstoffen kann den großen Unterschied machen und die Haut gesund und strahlend durch den Winter bringen.
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Waltraud Böhme
Die Autorin ist Mitinhaberin und Geschäftsführerin der Elite Fernakademie für Kosmetik und Wellness GmbH.
www.elite-fernakademie.de