Generationswechsel: Wenn die Familie ein Kosmetikunternehmen schultert
Der Ausgleich zwischen Arbeitsleben, Familie und persönlicher Erholung ist nicht einfach. Bei Familienbetrieben, die wie Kosmetikinstitute kundennahe Dienstleistungen an- bieten, wird es oft zu einem besonderen Balanceakt. Wenn hohe Rollenerwartungen ins Spiel kommen oder ein Kind unvermittelt übernimmt, wird es kompliziert. Business- und Charakter-Coachin Baha Meier-Arian verrät hier ihre wichtigsten Tipps.
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Auf keinen anderen Mitarbeiter sind Unternehmer derart stolz wie auf eigene Kinder, die im Betrieb Verantwortung übernehmen. Auf der einen Seite werden Familienunternehmen damit zum Herzensprojekt, das verbindet. Andererseits kann es schnell zu einer Herausforderung werden. Je größer der Erfolg eines Unternehmens ist und je mehr Personal es beschäftigt, desto höhere Erwartungen ergeben sich. Ständig stehen Fragen darüber im Raum, ob und wie ein Unternehmen weitergeführt wird. Falls sich Kinder entscheiden, einen anderen Weg zu wählen, ist die Enttäuschung groß.
Ambivalenzen anerkennen – Rollenerwartungen klären
Noch größer ist der Druck, falls eine Führungskraft verstirbt und ein Kind seine Lebensplanung kurzfristig verändern und unvermittelt das Unternehmen übernehmen muss. Nicht selten sind Konflikte dann vorprogrammiert. Jedes Kind bringt seine eigenen Vorstellungen mit, die nicht nahtlos an die vorherige Unternehmensführung anknüpfen. Eine bewusste Auseinandersetzung mit den Ambivalenzen und unterschiedlichen Erwartungen ist enorm hilfreich. In der Kosmetikbranche ist die Veränderung der Arbeitspraxis selbstverständlich. Es ändern sich nicht nur die Behandlungsmethoden und eingesetzten Produkte. Auch die Veränderung von ästhetischen Vorstellungen in der Gesellschaft führt zu einer Umstellung der praktischen Arbeit. Ähnlich wie die Modebranche leben gute Kosmetikdienstleistungen deshalb von der Offenheit für den Wandel.
Die Stimme von außen
Ein generationsübergreifendes Coaching von Übergangsprozessen in Kosmetikinstituten kann dieses Potenzial heben. Es gewährleistet, dass die Elterngeneration sieht, wie ihr Traditionsprojekt erhalten bleibt. Gleichzeitig können Impulse von der jungen Generation aufgegriffen werden, die eine zeitgemäße Erneuerung der Unternehmensarbeit erlauben. Da die Auseinandersetzung darüber allerdings selten ohne Konflikte über die Bühne geht, ist eine Moderation dieses Prozesses sehr nützlich. Aber worauf ist dabei zu achten?
Tipp:
Einen perfekten Zeitpunkt für die Übergabe des Staffelstabs im Kosmetikunternehmen gibt es nicht. Zweifel sind kein Zeichen von Schwäche. Bei einer Person, die sich bewusst für die Nachfolge entschieden hat, zeigen sie Verantwortungsbewusstsein an. Wer nicht für sich allein steht, sondern einen Mentor an seine Seite holt, kann den richtigen Weg finden.
In vielen Fällen sind starke Gefühle Signale dafür, dass eine Sache einer Person enorm wichtig ist. Manchmal ist das persönliche Bauchgefühl auch ein Impuls, der auf ein Bedürfnis für eine spezielle Qualifikation hinweist.
Kommunikation zwischen den Generationen
Über die Jahre habe ich viele Familienunternehmen mit systematischem Führungscoaching begleitet. Meine Erfahrung aus dieser Praxis: Es lohnt sich, wenn Unternehmer anerkennen, dass selbst in Traditionsunternehmen Kinder ein Recht auf ein Privatleben und eine eigene Lebensplanung haben. Das aufgebaute Unternehmen sollte nicht nur als ein Geschenk betrachtet werden. Sobald große Verantwortung auf den Schultern von Menschen liegt, ergibt sich eine Last. Der damit verbundene Druck muss anerkannt werden. Es hat sich bewährt, offen mit der Frage des Generationswechsels umzugehen. Falls Kinder das Unternehmen übernehmen wollen, sollte die Verantwortung schrittweise an diese übergeben werden. Das gibt ihnen die Chance, in ihre Rolle hineinzuwachsen.
Offene Kommunikation
Die Übernahme und Fortsetzung der bisherigen Firmenpolitik wird von starken Unternehmern nicht selten als Selbstverständlichkeit begriffen. Für die nachfolgende Generation bringt das einige Schwierigkeiten mit sich. Oft ist der emotionale Druck so groß, dass betriebliche Fragen in der Familie weniger offen besprochen werden, als dies in einem rein beruflichen Geschäftsverhältnis der Fall wäre.
Eine professionelle Unterstützung durch einen Mediator kann das ändern. Sie bricht die familiär eingespielten Rollenmuster auf und öffnet die Tür zu einer offenen Kommunikation. Für Kosmetikinstitute ist das noch aus einem anderen Grund wichtig: In der Arbeit der Branche wird enger Kundenkontakt gepflegt. Eine auf harmonischen Austausch bedachte Kommunikation ist im Institut notwendig. Das führt zur Einübung harmonisierender Rollenmuster in der Kommunikation.
Sie erschweren das offene Austragen von Konflikten. Ein Coaching öffnet eine Tür für einen anderen Kommunikationsprozess. In diesem können klare Aussagen getroffen und eigene Wünsche ausgesprochen werden. Ideen der kommenden Generation können mit den langjährigen Erfahrungen der vorherigen verbunden werden. Ich kann Unternehmen nur dazu ermuntern, die Nachfolgefrage rechtzeitig zu klären und die Weichen zu stellen. In der Praxis erfordert dies aktive Maßnahmen im Betrieb und im familiären Umfeld. Im Idealfall sollten Kinder nicht nur den Druck spüren, dass sie das Unternehmen übernehmen müssen, sondern auch das Vertrauen ihrer Eltern genießen.
Auf der Ebene gestaltet sich der Übergang als eine Aufgabe im Bereich der emotionalen Beziehungsarbeit. Auf der anderen Seite sind auf der betrieblichen und wirtschaftlichen Ebene die richtigen Maßnahmen gefragt. Je nach Größe und Gestalt des Kosmetikinstituts empfehlen sich unterschiedliche Wege. Frühzeitiger Führungswechsel, Schenkungen und Übergaben an Anteilseignern bieten verschiedene Handlungsmöglichkeiten.
Beratung einholen
Ein Coach kann einen Kommunikationsprozess steuern, an dessen Ende die richtige Übergabe mit der passenden Regelung und den geeigneten Weiterbildungsmaßnahmen für die Kinder und deren Mitarbeiterstab steht. Dadurch wird der Grundstein für den zukünftigen Unternehmenserfolg gelegt.
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Baha Meier-Arian
Die Autorin ist Gründerin und Geschäftsführerin der Privatpraxis für Business- und Charakter-Coaching für Führungskräfte. Sie hilft durch Krisensituationen und ist Mutmacherin. www.mental-health-management.de