
Kann man schöne Haut herbeipflegen? Hier hilft die Integration von Pflegeritualen und Routinen in den Alltag – denn nur richtig und konsequent angewendete Systempflege führt zum Erfolg und zu gesunder und strahlend schöner Haut.
Was sind wir Kosmetikerinnen nicht alles für unsere Kunden? Schönmacher, Seelentröster, Vertrauensperson, (Haut-)Problemlöser, Jahre-weg-Zauberer und vieles mehr. In der Kabine vollbringen wir mithilfe unseres Fachwissens, Feinfühligkeit, des richtigen Gespürs sowie eines ganzheitlichen Rundumblicks oft kleine Wunder.
Doch auch, wenn unsere Kunden mit einem Strahlen und voller Vorfreude auf den nächsten Behandlungstermin unser Institut verlassen, ist das trotzdem nur die halbe Miete. Denn: Wie oft hören wir beim Betrachten des Pflegeergebnisses nach einer Behandlung die Frage: „Wow, die Haut sieht toll aus und fühlt sich fantastisch an. Aber wie lange hält das Ergebnis jetzt an?“ Hier muss man mit aller Ehrlichkeit zugeben, dass ohne die weiterführende Systempflege zu Hause die Nachhaltigkeit des Behandlungsergebnisses stark eingeschränkt ist.
Auch die kontinuierliche und langfristige Verbesserung des Hautbildes ist alleine mit Behandlungen, ohne eine ergänzende Heimpflege, kaum zu erreichen. Unter diesen Voraussetzungen würde man langfristig keine nachhaltig zufriedenstellenden Ergebnisse erreichen können.
Wie ein Muskel, der trainiert werden will, um sich stark und kräftig zu entwickeln, der aber genauso seine Regenerationsphasen sowie die nötigen Nährstoffe benötigt, braucht auch unsere Haut regelmäßige Zuwendung in Form von Pflegeritualen und Routinen, um langfristig gesund zu bleiben und ihre schönste Seite zeigen zu können.
Erklärungen sind wichtig
Kennen Sie das auch? Eine Kundin kommt regelmäßig zu Behandlungen in unser Institut, spricht auch sehr gut auf die Behandlungen an – jedoch zeigt sich bei ihrem Hautbild keine langfristige Verbesserung. Hier ist Frust auf beiden Seiten vorprogrammiert! Die komplette Pflegeserie wurde von ihr erworben, trotzdem lässt eine nachhaltige Wirkung trotz guter allgemeiner Erfahrungen Ihrerseits auf sich warten.
Daher ist beim Verkaufsgespräch, die Erklärung zur genauen Anwendung – also einer Beschreibung des Pflegerituals – ebenso entscheidend wie das detaillierte Nachfragen zur Umsetzung der Pflegeanwendung beim Folgetermin. Fragen zu Mengenangaben, Ausführung und Regelmäßigkeit können hierbei essenziell für das Ergebnis sein. Und nur so können Falschanwendungen korrigiert oder auch das ein oder andere Pflegeritual optimiert werden.
Ebenso wichtig: Loben Sie Ihre Kunden! Denn mal ganz ehrlich: Wer freut sich nicht über Lob und geht noch motivierter an die Sache? Also motivieren Sie Ihre Kundin mit Ihrem Zuspruch über positive Veränderungen am Hautbild und spornen Sie diese zur konsequenten und bei Bedarf zum optimierten Fortführen der Heimpflege an.
Spicken ist erlaubt
Pflegerituale, die für uns als Beauty-Profis selbstverständlich sind, können jedoch für eine Neukundin, die bisher noch keine spezielle Systempflege verwendet hat, aufwendig und kompliziert erscheinen.
Eine bewährte Möglichkeit ist es daher, der Kundin einen Pflegeplan – also quasi als Spickzettel – mitzugeben. So kann Sie zu Hause nachlesen, wie sie ihre Pflegeserie richtig anwendet. Gerade in den ersten Tagen ist dies für eine Neueinsteigerin in Sachen Systempflege sehr hilfreich und verhindert größtenteils Falschanwendungen.
Besonders professionell wirken natürlich eigens für Ihr Kosmetikinstitut gestaltete Systempflegekärtchen. So hat Ihre Kundin zudem Ihre Kontaktdaten immer zur Hand.
Damit das Ritual zur Routine wird
Wenn das Ritual, also die Art der Anwendung, korrekt umgesetzt wird, ist es natürlich ebenfalls wichtig, diese regelmäßig in den Alltag zu integrieren. Doch wie können wir unsere Kunden unterstützen, diese regelmäßige Routine zu erreichen?
Um unseren Kundinnen die regelmäßige Anwendung der Systempflege schmackhaft zu machen, sollte schon bei der Auswahl der Pflegeprodukte auf die Vorlieben der Kundin geachtet werden. Denn wenn eine Pflegeserie gerne angewendet wird, fällt es ihr natürlich auch umso leichter, diese auch routinemäßig im Alltag umzusetzen.
Daher berücksichtigen Sie idealerweise schon bei der Auswahl der Pflegeprodukte, dass diese nicht nur zum Hautbild passen, sondern auch von der Art der Anwendung, den Gerüchen, der Haptik etc. auf die Vorlieben der Kundin abgestimmt sind.
Gerade der Geruch kann sowohl zu einem Routineverhinderer als auch im positiven Sinne zu einem Ritual werden, das voller Vorfreude auf die Umsetzung blitzschnell in den Alltag integriert ist.
Entspricht beispielsweise der Geruch des Reinigungsproduktes dem Geschmack der Kundin, ermuntern Sie sie, es erst einmal bewusst in den Händen zu verteilen und den Geruch mit geschlossenen Augen tief einzuatmen und sich dadurch auf ihr Pflegeritual einzustimmen. So wird das Belohnungszentrum aktiviert, und sie freut sich schon beim Aufstehen auf ihre Pflegeroutine.
Das Ziel stets vor Augen
Ohne Ziel kommt man schnell vom Weg ab! Nur wenn die Kundin das Warum verstanden hat, wird es ihr leichtfallen, die Systempflege regelmäßig anzuwenden. Erklären Sie ihr daher genau und möglichst bildlich gesprochen, wie die einzelnen Pflegeprodukte sie ihrem Wunschhautbild näherbringen.
Da unsere Kunden gerade beim Ersttermin eine Informationsschwemme von uns bekommen, ist es ratsam, dies auch beim Folgetermin nochmals zu erklären. So können sich die Informationen verfestigen und bleiben somit dauerhafter im Gedächtnis.
Täglich grüßt das Murmeltier
Gerade anfangs fällt es vielen Kundinnen schwer, neue Abläufe zu integrieren. Hier kann auch der anfangs erwähnte Pflegeplan – der gut sichtbar, vielleicht am Spiegel – unsere Kunden stets an ihre Systempflege erinnern. Ebenso sollten die Produkte gut sichtbar und griffbereit im Bad platziert werden.
Denn: Aus den Augen, aus dem Sinn. Sind die Produkte im Schrank verstaut, sind sie auch schnell vergessen, und eine routinemäßige Anwendung wird dadurch deutlich erschwert. Daher sichtbar und greifbar, erinnern die Produkte täglich an deren Anwendung.
Doppelte Belohnung
Eine Belohnung ist doch immer etwas Schönes und kann gerade anfangs eine großartige Unterstützung darstellen, um eine Routine langfristig in den Alltag zu integrieren.
Geben Sie daher Kundinnen, denen die regelmäßige Disziplin zum Umsetzen der Pflegeroutine schwerfällt, den Tipp, sich für die Anwendung der Pflege im Anschluss zu belohnen. Dies kann beispielsweise eine kleine verpackte Praline sein, die man jeweils nach der Pflege vernaschen darf und für die nächste Anwendung bereits wieder auf die Pflegecreme, also das zum Schluss angewendete Pflegeprodukt, legt.
So verknüpft das Gehirn die Pflegeroutine als besonders positives Ereignis. Nach wenigen Wochen ist die Routine so fest im Alltag integriert, dass diese Extrabelohnung wieder problemlos wegfallen kann.
Denn jetzt zeigt sich bereits die eigentliche Belohnung der routinemäßig angewendeten Rituale: ein strahlend schönes Hautbild!
Fazit
Zum Schluss kann ich Sie nur noch dazu ermuntern, den einen oder anderen Tipp in Ihre Arbeitsroutine zu integrieren. Denn die routinemäßig angewendete Systempflege Ihrer Kunden verhilft Ihnen zu zufriedenen Kunden mit sichtbaren und langfristigen Hautbildverbesserungen und zudem zu regelmäßigen Produktverkäufen.

Irmi Heindl
Die Kosmetikerin und Visagistin ist seit 2000 Inhaberin des Institutes „Kosmetik Schönzeit“ in Piesenkofen und ist spezialisiert auf die Gebiete Anti-Aging, Problemhaut und Figurbehandlung.
www.schoenzeit-kosmetik.de.