Reden wir über Fakten! Ob Tagespflege oder Foundation, Shampoo oder Lippenstift – jeden Tag benutzen wir ganz selbstverständlich kosmetische Produkte. Medienberichte über angeblich besorgniserregende Inhaltsstoffe in Kosmetika können da ganz schön verunsichern. Dann hilft es, die Fakten zu kennen.
Düfte beeinflussen unser Wohlbefinden und wecken auch Erinnerungen. Doch wie entsteht Geruch im Gehirn? Was macht ein Molekül zum Duft?
Unser Geruchssinn ist ein komplexes System, das Düfte erkennt, verarbeitet und speichert. Hierbei kommt nicht nur unsere Nase zum Einsatz, um Geruchsstoffe zu riechen. Auch über den Mund werden Empfindungen erzeugt, beispielsweise beim Essen. Durch das Kauen werden Duftstoffe freigesetzt, die dann über die Verbindung vom Mund über den Rachen zur Nase gelangen.
So entsteht ein Duft
Ziel der flüchtigen Geruchsstoffe bzw. Duftstoffmoleküle sind die Riechzellen in der Nase. Ca. zehn Millionen Riechsinneszellen befinden sich in unserer Nase, die an dünnen Riechhärchen Geruchsrezeptoren tragen. Diese Rezeptoren sind wie kleine „Andockstellen“, an denen die Duftmoleküle anhaften können.
Wenn ein Duftmolekül an so einer Andockstelle landet, wird ein Signal ausgelöst, das als elektrische Botschaft weiter ins Gehirn geleitet wird. Die erste Station dieses Signals ist der „Riechkolben“. Er sammelt die Signale und erstellt daraus ein „Duftmuster“, das dem Gehirn hilft, den Duft zu erkennen. Das dauert meist nur Bruchteile von Sekunden. Bereits wenige Duftmoleküle reichen aus, um im Gehirn schon einen ersten Dufteindruck entstehen zu lassen. Eine Duftunterscheidung dauert dann nicht länger als ein bis zwei Sekunden.
Der Duftmanager
In einem weiteren Schritt findet im Gehirn die Entscheidung darüber statt, wohin die Duftinformationen geschickt werden sollen.
Die hierfür verantwortliche Region im Gehirn fungiert als eine Art „Duftmanager“ und sendet die jeweiligen Duftreize zu spezifischen Gehirnarealen weiter. Der Duftmanager sorgt beispielsweise dafür, dass das Emotionszentrum, die Amygdala, eingebunden wird. Hier entscheidet das Gehirn, ob es den Duft angenehm oder unangenehm findet, und erinnert uns dabei oft an ähnliche Düfte aus der Vergangenheit. Diese starke Verbindung zwischen Duft und Erinnerung ist der Grund, warum ein bestimmter Geruch plötzlich alte Erinnerungen wecken kann.
Interessanterweise „riecht“ unser Gehirn oft zweimal: Erst prüft unbewusst das Emotionszentrum (Amygdala), ob der Duft gefühlsmäßig angenehm ist oder nicht. Danach wird in höheren Gehirnregionen der Duft bewusst wahrgenommen. Hier kann es beispielsweise in einer eher kognitiven Entscheidung darum gehen, ob ein Parfüm seinen Preis wert ist. Diese beiden Gehirnbereiche können manchmal sogar „streiten“: So kann die Amygdala einen Duft als angenehm empfinden, während die kognitive Entscheidung mahnt, dass das Parfüm zu teuer ist. Nicht selten gewinnt die Amygdala, und wir entscheiden uns für das Gefühl.
Birgit Huber
ist stellvertretende Geschäftsführerin des IKW (Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e.V.) und als Bereichsleiterin des Kompetenzpartners Schönheitspflege zuständig für alle Fragen rund um Kosmetik.