Täuschend echt – Haarverlust durch Pigmentierung kaschieren

23.07.2015
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Zwei Drittel aller Männer und viele Frauen leiden an androgenetischem Haarausfall. Die Werbung lockt mit speziellen Shampoos, Tinkturen, mit Schütthaar oder Medikamenten. Das klingt Erfolg versprechend, aber die Realität sieht leider oft anders aus.
Neue Behandlungsverfahren helfen, den Haarverlust geschickt zu kaschieren.

Meist fängt der Haarausfall mit der Tonsur oder den sogenannten Geheimratsecken an. Von den Geheimratsecken schreitet er nach hinten fort, bis er sich mit der Tonsur überschneidet.
Jedes der 80- bis 120-tausend Kopfhaare hat einen immer wiederkehrenden Wachstumszyklus. Mit diversen Mitteln wird versucht, das Haarwachstum zu verlängern.
In Wirklichkeit wird dabei die Wachstumsphase lediglich hinausgezögert und nicht die Lebenszeit der Haare verlängert. Der schleichende Prozess des Haarausfalls beginnt.

Haartransplantation

Bisher entschieden sich Betroffene oft für eine Haartransplantation. Dabei werden Haare mit verschiedenen Techniken verpflanzt: Mit der Punch-/Stanztechnik werden zylinderförmige Hautteile mit einem Durchmesser von 4 mm verpflanzt, bei der MMG sind es Haarinseln, sogenannte Minigrafts (ca. 4-7 Haarwurzeln) bzw. Micrografts (1-4 Haarwurzeln).

Die FUT (Follicular Unit Transplantation) zerlegt entnommene Haarstreifen mithilfe der natürlichen Bündelung des Haares in einzelne follikulare Einheiten und die FUE (Follicular Unit Extraction) entnimmt follikuläre Einheiten (natürliche Gruppierungen von 1-4 Haaren) im Schrotschussmuster mit einer sehr feinen Stanze (Durchmesser ca. 1 mm) einzeln.

Nach circa einem dreiviertel Jahr bis einem Jahr zeigen sich erste Ergebnisse. Je nach entnommener Haarmenge bleiben Narben von 5 bis 10 cm Länge.

Mögliche Behandlungsmethoden

Seit vielen Jahren wird weltweit daran gearbeitet, licht gewordenes Haar optisch zu ersetzen und zu verdichten, indem man Farbpigmente in die Kopfhaut einbringt. Mit den ausgeklügelten Pigmentierverfahren Permanent Microstubbling (PMS) und Permanent Hair Densification (PHD) wird die Kopfhaut dauerhaft eingefärbt, sodass Haare simuliert werden.

Permanent Microstubbling täuscht Haarstoppeln vor. In einem sehr aufwendigen Verfahren werden winzige Pünktchen unterschiedlicher Größe in die Kopfhaut pigmentiert. Durch die verschieden großen Punkte und ihre spezielle Anordnung wirkt die Pigmentierung optisch wie ein 0,5-mm-Kurzhaarschnitt. Diese Technik eignet sich gut bei einer Alopezie, nach einer Haartransplantation zur Narbenbehandlung und weiteren Verdichtung oder zur allgemeinen optischen Verdichtung ohne vorherige Haartransplantation.

Permanent Hair Densification bietet sich für großflächig durchscheinende kahle Kopfhautstellen an. Die Kopfhaut wird in der natürlichen Haarfarbe eingetönt, sodass lichtes und schütteres Haar fülliger und dichter wirken kann. Es wird dabei in einer diffusen, zum Haaransatz hin unauffälliger werdenden Schraffierungstechnik gearbeitet.
PHD eignet sich zum Beispiel für Frauen, die, meist hormonbedingt, sehr lichtes, aber längeres Oberkopfhaar tragen. Auch Männer profitieren von der Methode, wenn trotz transplantiertem Oberkopfhaar die Kopfhaut noch immer durchscheint.

Funktionsweise und Vorgehen

Die Kopfhautpigmentierung unterscheidet sich in einem wesentlichen Punkt von der Pigmentierung im Gesicht: Nachdem in einem Beratungsgespräch das Verfahren ausgewählt wurde, erfolgt im Anschluss ein Farbtest direkt auf der Kopfhaut.
Dieser Test ist unerlässlich, denn nur so kann man nach vier Wochen sehen, wie die Farbe in der Haut wirkt, und anschließend die genaue Farbwahl treffen. Nach der Testphase kann die Farbe in die Haut eingebracht werden.

Nach vier bis sechs weiteren Wochen erfolgt in einer zweiten Behandlung das Auffüllen. Je nach Farbqualität wiederholt man die Behandlung nach ein bis drei Jahren. Besonders empfehlen sich synthetisch hergestellte Farbessenzen, die eine extreme Haltbarkeit und eine lange Farbtreue erzielen. Sie sind frei von Schwermetallen, Nickel, Azofarbstoffen, PAK und NDELA.

Die Farbpigmente werden mit einem Permanent-Makeup-Gerät mit einer speziellen Paramedical-Nadel in die Kopfhaut eingearbeitet. Nicht zu empfehlen sind in diesem Bereich herkömmliche Permanent-Make-up oder Tattoofarben. Auch von anorganischen und mineralischen Farben sollte Abstand genommen werden, da sich diese Farben im Laufe der Zeit verändern können.

Risiken

Wie bei einer Permanent-Make-up-Behandlung besteht das Risiko einer Entzündung oder Infektion. Noch problematischer aber kann es sein, wenn sich der Kunde das Endergebnis anders vorgestellt hat. Unerlässlich sind deshalb das ausführliche Beratungsgespräch und eine ausreichende Bedenkzeit vor der Behandlung.

Aber auch der Behandler selbst kann ein Risiko darstellen: Ist er/sie nicht spezifisch ausgebildet, kann es zu einer unsachgemäßen Pigmentierung und so zu einer großen Unzufriedenheit beim Kunden kommen. Das Thema Ausbildung ist daher auch hier das A und O.

Die umfangreiche Ausbildung sollte circa zwei bis drei Monate beziehungsweise 150 Stunden dauern und erstreckt sich oft über mehrere Levels. Zusätzlich empfiehlt es sich auch, eine Fortbildung im Bereich Paramedical- Systems zu durchlaufen.

Gewinn für das Institut

Durch diese Methode eröffnete sich für Kosmetikinstitute ein völlig neuer Servicezweig. Bereits bei nur einer Behandlung pro Woche kann der Umsatz des Instituts deutlich gesteigert werden: Die Preise einer Kopfhautpigmentierung liegen je nach behandeltem Kopfhautbereich zwischen 2.500 € (Kopfhaut ohne Schläfenbereich) und 4.000 € (gesamte Kopfhaut inklusive Haaransatz- und Kotelettengestaltung); für die Pigmentierung von Narben und kleineren Stellen werden pro Sitzung ab 350 € berechnet. Damit bedeutet der Service der Kopfhautpigmentierung einen lukrativen Zugewinn für jedes Institut. Nach meiner Erfahrung ist jedoch eines die schönste Belohnung: die strahlenden Augen all derjenigen Kunden, die nach der Behandlung in den Spiegel schauen und durch die Kopfhautpigmentierung zu neuem Selbstvertrauen finden.

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