Mehr als nur Sauna

25.11.2022
Foto: katrinshine/shutterstock.com

Der Begriff Wellness ruft bei jedem ein anderes Empfinden oder Bild vor dem inneren Auge hervor. Massage und Sauna sind wohl die häufigsten Assoziationen, die Ihren Kunden dann in den Sinn kommen. Allerdings ist Wellness viel mehr als das. Es ist ein Lebenskonzept. Was die Wellnessbewegung wirklich ausmacht, weiß Spa-Managerin Angelika Baur-Schermbach.

Wellness ist ein Wort, das immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. Der Begriff ist nicht, wie oft fälschlich angenommen, ein Kunstwort aus den Begriffen „wellbeing“ und „fitness“, sondern ein sehr alter Begriff aus dem Englischen. Bereits im Oxford English Dictionary im Jahre 1654 wurde wellness beschrieben als „the state of being well or in good health“. Also als der Zustand des Wohlbefindens oder der guten Gesundheit. In den vergangenen Jahren hat sich der Begriff Wellness im deutschsprachigen Raum etabliert und wurde seitdem oft als Allerweltswort missbraucht. Ob in Bezug auf Butter, Socken, Wasser, Kleidung, Hosen, Massagen, Öle, Studios, Hotels oder vieles mehr – sowohl Hersteller als auch Betreiber versuchen, mit diesem Wohlfühlwort ihr Produkt aufzuwerten. Aber was bedeutet Wellness wirklich?

Ursprung in Amerika

In den 1950er-Jahren hat sich der amerikanische Arzt Dr. H. Dunn für eine neue Gesundheitsbewegung ausgesprochen. Er wollte die Menschen davon überzeugen, wie wichtig ein gesunder Lebensstil ist, und schrieb das Buch „high level wellness“. In den darauffolgenden Jahren etablierten drei weitere Männer Wellness in Amerika. Die Ärzte Dr. G. Hettler und Dr. J. W. Travis und der Gesundheitswissenschaftler Dr. D. B. Ardell verbreiteten die Wellnessbewegung über die USA hinaus. Es schlossen sich immer mehr Wissenschaftler, Ärzte und Vertreter des Gesundheitssystems zusammen und versuchten, den Menschen die Selbstverantwortung für ihre Gesundheit zu vermitteln.

Verschiedene Ansätze

Was ist das Besondere hinter dieser Wellnessbewegung?
Jeder der drei Pioniere hat ein eigenes Modell entwickelt, mit kleinen Unterschieden, aber einem gemeinsamen Nenner: Jeder ist für seine Gesundheit und sein Leben selbst verantwortlich. Wellness hat viele Facetten, die es im Alltag zu integrieren gilt:

&nb

  • gesunde und bewusste Ernährung: regionale Lebensmittel, möglichst wenig bis nicht verarbeitet, frisch gekocht, viel Obst und Gemüse, wenig tierische Lebensmittel, viele Vollkornprodukte.
  • körperliche Fitness: zwei- bis dreimal in der Woche Ausdauersport und Krafttraining, ein individueller Trainingsplan.
  • emotionale Gesundheit und Intelligenz: sich seine Gefühle bewusst machen, aber sich nicht von ihnen leiten lassen, Sozialkompetenz, positive Lebenseinstellung, Empathie.
  • gesunde Beziehung zur Natur: die Natur als wichtigen Teil unseres Lebens ansehen, sich bewusst mit Fragen der Natur und Umwelt befassen, Umweltschutz.
  • mentale Fitness und geistige Aktivität: den Geist stetig fordern und fördern, um bis ins hohe Alter geistig fit zu bleiben.
  • erfüllte Sexualität: über sexuelle Bedürfnisse und Wünsche Klarheit verschaffen, sie mit Freude leben, um das Wohlbefinden zu fördern.
  • Zufriedenheit am Arbeitsplatz: einen emotional erfüllenden Beruf ausüben, ein Job soll Spaß und nicht krank machen.
  • Stressmanagement: einem hohen Stresslevel entgegenwirken, psychisch und physisch belastenden Stress mit Bewältigungsstrategien mindern, positiver Stress kann die Gesundheit fördern, krank machenden Stress vermeiden.
  • Lebensphilosophie: die Frage nach dem Sinn des Lebens stellen. Nur, wer weiß, was er im Leben möchte, wird die Ziele erreichen.

Aufgabe von Instituten

Diese Punkte sind der wissenschaftliche Ansatz, den es für ein gesundes und genussvolles Leben braucht. Leider wird er immer noch von zu wenigen Menschen umgesetzt.

Aktive körperliche Betätigung, sich mit dem Leben aktiv auseinanderzusetzen und Eigenverantwortung in verschiedenen Bereichen zu übernehmen, wird wenig bis gar nicht als Wellness wahrgenommen.

Wellness wird eher mit einer passiven Form der Entspannung gleichgesetzt und ruft bei den Menschen emotionale Bilder hervor. Diese sind verbunden mit Urlaub, Massagen und Sauna. Das ist nun die Herausforderung bei Wellnessangeboten. Betrachtet man es genau, dann sprechen wir von einem Spa. Eine vor allem passive Form von Wellness, aber mit einer großen Wirkung. Folgende Behandlungen und Entspannungsangebote eignen sich im Institut:

&nb

  • Beauty-Behandlungen: passive Behandlungen zur Entspannung, zum Beispiel Massagen. Wer sich gut fühlt, strahlt dies auch aus.
  • Balance herstellen: Schon in der Antike wusste man, dass die Balance zwischen Körper, Geist und Seele von Bedeutung ist. □Moderne Institute bieten Entspannungsmethoden, Meditation oder Yoga an.
  • Wassertherapien: Saunalandschaften sorgen für eine Auszeit vom Alltag. Auch Thalasso-, Kneipp- und Hydrotherapien erfrischen, regenerieren und reinigen den Körper.
  • Natur im Fokus: Die Verwendung von Naturprodukten, Mülltrennung und ein umsichtiger Umgang mit Ressourcen ist für viele Kunden ein Kriterium bei der Auswahl.
  • Ernährungskonzepte: Die Kunden zu einer ausgewogenen, gesunden Ernährung auffordern und Hilfestellungen für den Alltag geben.

Um ein gesundes, genussvolles Leben zu leben, wie es der eigentliche Begriff Wellness definiert, bedarf es weit mehr als nur einer Sauna. Betrachten wir diesen Bereich als Spa, haben wir eine Vielfalt an Möglichkeiten, unsere Kunden auf ihrem gesunden Lebensweg zu unterstützen.

Foto: Autorin
Angelika Baur-Schermbach

Die Autorin ist seit 35 Jahren Fachkosmetikerin, Spa-Managerin und Mitglied im Vorstand der HWK München und Oberbayern. Zudem ist sie Gründerin der Kosmetik- und Make-up-Schule „Face & Body Academy“ in München.

Mehr zu den Themen:

Das könnte Sie auch interessieren

Mehr aus der Rubrik Ratgeber & Wissen