Haariges Handwerkszeug

13.12.2018
Foto: Semenova Jenny/Shutterstock.com

Egal, ob Sie Gel, Acryl, Politur oder NailArt auftragen, für fast all Ihre Dienstleistungen gibt es ein unverzichtbares Arbeitsgerät: Pinsel. „Die Pinsel, die Sie verwenden, können Ihr Nageldesignergebnis perfektionieren oder zerstören“, erklärt Vu Nguyen, Nageldesignerin und Ausbilderin bei Gelish in Kansas City, Missouri. Entscheidend ist, den richtigen Pinseltypen zu wählen und seinen Einsatz und seine perfekte Funktion so lang zu erhalten wie nur möglich.

Das Einmaleins der Borsten

Die Borsten der Nagelpinsel bestehen in der Regel aus echten Tierhaaren wie vom Zobel oder vom Rotmarder (auch bekannt als Kolinsky-Pinsel), aus synthetischen Fasern oder einer Kombination von beiden. Für jeden noch so kleinen Arbeitsschritt in Ihrem Nagelstudio gibt es den passenden Pinsel, mit dem sich am besten arbeiten lässt. Deshalb empfiehlt Nguyen, für jede Behandlung der Nägel so viele Pinsel wie möglich zur Verfügung zu haben, um den einen ausfindig machen zu können, der für den jeweiligen Schritt der richtige ist.

„Echte Tierhaarborsten können Kunststoffe überdauern –und wenn Gel versehentlich in den Borsten gehärtet wird, ist es möglich, es wieder zu entfernen“, weiß Amy Becker, CEO und künstlerische Leitung von Meisterarbeiten bei Amy Becker in Cedarburg, Wisconsin. Sie selbst bevorzugt die Kolinsky-Pinsel aufgrund ihrer Nutzbarkeit und ihrer Langlebigkeit. Nguyen nimmt ebenfalls die echten Rotmarderhaar-Borsten zur Hand, wenn es um die Arbeit mit Acryllacken geht. Denn diese nehmen genau so viel Monomermenge auf, das die beste Perlbildung erzielt wird.

Aber auch hier kommt es auf persönliche Vorlieben an. „Normalerweise ziehe ich Zobelborsten vor, aber deshalb sind synthetische Borsten noch lang nicht schlecht“, verrät Chelsea King, Spezialistin für Maniküre und Bloggerin für chealseaqueen.com aus Los Angeles. „Zobelborsten fransen weniger aus und speichern Gel, Politur und Aceton länger nach dem Eintauchen. Für NailArt und feine Stricharbeiten verwende ich hochwertigere Pinsel und meine günstigeren für das Ausfüllen großer Flächen.“

Eine Frage der Größe

Die Auswahl an Pinseln ist groß, doch welche davon gehören zur Grundausstattung? King empfiehlt einen dünnen Pinsel mit Borsten in der Länge eines Fingernagels, um Linien zu malen (die zusätzliche Länge gibt mehr Kontrolle), und kürzere Borsten für Details wie Blumen. Für Acryl verwendet sie kleinere Borsten, mit denen es für sie möglich ist, drei Perlen Acryl pro Nagel aufzutragen. „So kann ich dann das Produkt um die Nagelhaut besser kontrollieren und mit weniger Füllung meine Arbeit mit perfektionieren“, erklärt die Bloggerin. „Größere Borsten beschleunigen jedoch die Verarbeitungszeit.“

Auch Nguyen verwendet für jeden Arbeitsschritt und auch für die verschiedenen Materialtypen wie Lack, Gel und Acryl einen anderen Pinsel. Im Allgemeinen greift sie allerdings eher zu kleineren Pinselgrößen. „So stelle ich sicher, dass der Pinselauflage nicht zu groß ist. Sie sollte nicht länger als der Nagel selbst sein. Das sollten Sie zuvor kontrollieren“, rät Nguyen. „Es ist falsch zu denken, wenn wir großflächig arbeiten, sparen wir Zeit. Manchmal mag das gelingen, aber meistens müssen dann im Nachgang Fehler korrigiert werden. Und jede Menge Material wird zudem unnötig verschwendet.“

Becker hält es bei Gel einfach: einen 5er-Pinsel aus Rotmarderhaar, flach und oval geformt. Jeder kleinere Größe würde die Anwendungszeit verlängern, da sie nicht genug Material für das Design aufnehmen kann und überflüssige Blasen im Gel entstehen. „Ich bevorzuge ein flaches Oval gegenüber eckigen oder runden Pinseln, da es die Form der Nagelhaut nachahmt und eine bessere Kontrolle bietet. Außerdem können Sie das Gel seitlich auf den Borsten aufbewahren“, erklärt Becker.

Kostenüberlegungen

Sollten Sie Ihre einzelnen Pinsel sorgsam behandeln und pflegen oder lohnt es sich eher sie immer wieder auszutauschen? Obwohl hochwertige Materialien auch einen hohen Preis rechtfertigen, glaubt Nguyen, dass sich die preisgünstigeren Borsten für Anfänger durchaus eignen, die sich erst noch für ihre bevorzugten Größen und Borstenformen entscheiden müssen. „Ein guter Pinsel ist zwar hilfreich, aber wenn Sie wissen, wie Sie Pinsel zu verwenden haben, kann es jeder beliebige sein“, ist King überzeugt. Sie tauscht ihre Gel- und Acrylpinsel immer wieder aus, um das perfekte Ergebnis zu erhalten. „Wenn Sie sich um Ihre Pinsel kümmern, können sie Jahre halten“, erklärt sie. „Ich tausche meine günstigen Kunstbürsten alle paar Monate aus.“

Autor: Tracy Morin
Übersetzung aus dem Englischen: Sarah Daubert

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„Reinigen, instand setzen und erhalten. Ich verwende immer seriöse Nagel­pinselreinigungsprodukte. Und wenn ich auf Reisen bin bewahre ich die Pinsel mit ihren Kappen, in einer speziellen Mappe auf, die denen von Maskenbildnern ähnelt.“

Vu Nguyen, Nageldesignerin und Ausbilderin bei Gelish in Kansas City, Missouri

„Wenn Sie versuchen, das Gel von Ihrem Pinsel abzuwischen, wie Sie es mit Acryl tun würden, ist es vergeblich. Das Gel lässt sich zwischen den Borsten nicht so entfernen. Ziehen Sie stattdessen einfach überschüssiges Gel mit einem fusselfreien Wischtuch aus den Borsten, bevor Sie den Pinsel an einem dunklen Ort aufbewahren – zum Beispiel in einem Pinselbehälter in Ihrem Schreibtisch oder unter einem Handtuch. Ich ersetze meine Gelpinsel etwa alle vier Monate, da sie die feinen Haare an der Spitze verlieren und mit dem Gebrauch dicker und eckiger werden.“

Amy Becker, CEO und künstlerische Leitung von Meisterarbeiten bei Amy Becker in Cedarburg, Wisconsin

„Ich wische meine Pinsel auf einem Küchenhandtuch ab, um das restliche Acry herauszuziehen. Papiertücher reinigen die Borsten nicht. Ich säubere meine Pinsel nicht mit Aceton oder Bürstenreiniger, sondern nur mit Monomer. Dann rolle ich die Borsten in ihre ursprüngliche Form zusammen, um diese zu erhalten. Für Gel verwende ich nur ein fusselfreies Tuch, um überschüssiges Material zu entfernen. Dann füge ich ein wenig klares Gel hinzu, um sie zu formen. Dann wische ich sie erneut mit einem sauberen, trockenen, fusselfreien Tuch ab, forme die Spitze zurecht und lagere den Pinsel so.“

Tracy Reierson, Ausbildungsleiter für Young Nails aus Anaheim, Californien

„Beim Nagellack verwende ich Aceton, um die Farbe zu entfernen. Wenn ich damit fertig bin, trage ich das Nagelhautöl auf die Borsten auf und stelle ihre ursprüngliche Form wieder her, um ein Austrocknen zu verhindern. Vor dem nächsten Gebrauch tauche ich die Pinselspitze dann in Aceton ein, um das Öl zu entfernen. Wenn es um Gelpinsel geht, finde ich, dass das Halten von etwas Gel die Form behält. Ich säubere sie einfach mit Alkohol, damit sich die Farben nicht vermischen. Aber Acrylpinsel sollten vollkommen sauber sein, denn ausgehärtetes Material ruiniert Ihre Pinsel!“

Chelsea King, Spezialistin für Maniküre und Bloggerin für chealseaqueen.com aus Los Angeles

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