Wege zu wachem Aussehen

28.09.2022
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Viele Frauen 50 plus wünschen sich im Kosmetikinstitut heute keine Verbesserung einzelner Falten, sondern äußern den Wunsch nach einem frischen, wachen Aussehen –wie nach einem Urlaub an der Nordsee. Better Aging oder Healthy Aging löst das rigorose Anti-Aging ab. Welches Treatment-Regime geeignet ist, erfahren Sie hier.

Ein adäquater Sonnenschutz ist die erste und wichtigste Maßnahme auf dem Weg zu einer langfristig jung erscheinenden Haut. Die Auswahl des richtigen Lichtschutzfaktors sollte entsprechend dem eigenen Hautphototyp sowie der UV-Belastung, also je nach UV-Index, aufgetragen werden. Darüber hinaus muss ein gutes Sonnenschutzprodukt auch einen effektiven Schutz vor den schädlichen Einflüssen von Infrarot-A bieten, da diese im hohen Maße zu oxidativem Stress führen.1, 2, 3

Studien zeigen, dass Antioxidantien wie Vitamin C und E sowie Traubenkernextrakt diesen Schutz bieten können.4, 5 Auch Ubichinon (Q10) ist ein Antioxidans und zudem ein lebenswichtiger Bestandteil der Mitochondrien. Es hemmt bewiesenermaßen die durch UV-Strahlung bedingte Vermehrung der Kollagenasen und wirkt so einem Kollagenabbau entgegen. Im Alter nimmt das natürliche Vorkommen von Ubichinon in der Epidermis ab, weshalb eine topische Applikation sinnvoll ist.6 Auch das pflanzliche Polyphenol Resveratrol zeigt ausgeprägte antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften. Studien zufolge, hemmt es die UV-B-induzierte Zunahme von Lipidperoxidation und schützt so die Barrierelipide. Ferner wirkt es der Induktion von Matrix-Metallo-Proteinasen entgegen und schützt so vor vorzeitiger Hautalterung.7

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Hautbarriere stabilisieren

Alle Umweltnoxen beeinträchtigen signifikant die hauteigene Barriere. Jedoch sieht die Haut nur mit einer gesunden und intakten Hautbarriere strahlend schön aus. Auch die Hautgesundheit basiert maßgeblich auf einer intakten Barriere, die somit einen positiven Einfluss auf die Hautalterung hat. Daher ist es wichtig, die Barriere der Haut nachhaltig zu stabilisieren. Panthenol (Vitamin B5), Niacinamid (Vitamin B3) sowie Squalene reduzieren alle nachweislich den transepidermalen Wasserverlust (TEWL), schützen die hauteigenen Lipide und stärken somit nachweislich die Barrierekapazität und machen die Haut wieder stark im Kampf gegen Umwelteinflüsse.8, 9, 10

Um die Hautfunktionen aufrecht zu halten, gilt es, die Haut mit Fett und Feuchtigkeit zu versorgen sowie geschädigte Strukturen zu erneuern. Hyaluronsäure trägt durch ihre intensive Wasserspeicherkapazität nachweislich zur Aufrechterhaltung der Hautphysiologie bei.11 Eingesetzt als Fragmente, kann sie auch die Hautelastizität signifikant verbessern.12

Insbesondere ab der Menopause verliert die Haut massiv an Kollagen, daher ist es in dieser Zeit wichtig, gezielt den Kollagenstoffwechsel stimulierende Wirkstoffe, wie Retinol (Vitamin A) oder Peptide, einzusetzen. In Konzentrationen von 0,1 bis 0,3 Prozent können Vitamin-A-Derivate klassische Zeichen der Hautalterung mindern. 13 Neben der Kollageninduktion konnte ebenfalls in wissenschaftlichen Studien nachgewiesen werden, dass Vitamin-A-Derivate die Expression von kollagenabbauenden Enzymen wie Kollagenase reduzieren.14, 15

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Hautalterung entgegen-wirken

Grundsätzlich müssen wir die Hautalterung als einen mehrdimensionalen Prozess, mit Veränderungen an den Knochen, den Haltebändern, dem subkutanen Fettgewebe und auch der Epidermis und Dermis verstehen.

Die Epidermis können wir signifikant mit topischen, also kosmetischen Formulierungen pflegen und der Hautalterung entgegenwirken. Um auch in tieferen Schichten die Hautalterung zu verlangsamen, sollte auf eine ausgewogene und vitaminlastige Ernährung geachtet werden.

So ist Vitamin C beispielsweise ein Co-Faktor der endogenen Kollagenproduktion und muss über die Nahrung aufgenommen werden. Ist das, bedingt durch einen stressigen Alltag, nicht immer möglich, bieten sich sogenannte Nutraceuticals, beziehungsweise Nutrikosmetika an. Sie können das Pflegeregime ergänzen und die Haut von innen her stärken.

Studien der vergangenen zehn Jahre zeigen, dass neben den klassischen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen bioverfügbare Kollagenpeptide extrinsischer Hautalterung entgegenwirken können. Sie können die Durchfeuchtung der Haut sowie das Erscheinungsbild von Fältchen und Linien nach oraler Einnahme signifikant verbessern.16, 17, 18

Appparativ und minimal-invasiv arbeiten

Volumenverluste sowie ein massiver Verlust an Elastizität und tiefe Mimikfalten lassen sich jedoch nicht wegcremen. Um vermeintlich störende Äußerlichkeiten abzumildern und eine vitale Ausstrahlung wiederherzustellen, stehen der Kosmetik eine Vielzahl an apparativen Behandlungen sowie der Einsatz von Fruchtsäure zur Verfügung.

Eine optimale Ergänzung kann zudem die Anwendung sogenannter minimalinvasiver Verfahren durch Mediziner darstellen. Hyaluronsäurefiller zählen mit zu den am häufigsten eingesetzten minimal-invasiven Verfahren weltweit und werden eingesetzt, um zum Beispiel altersbedingte Volumendefizite auszugleichen und statische Falten, wie die Nasolabialfalte aufzufüllen. Zudem wird Hyaluronsäure in Form von Mikroinjektionen eingesetzt, um die Haut zu revitalisieren und ihre Elastizität zu verbessern.19

Botulinumtoxin wird zur Minderung von Mimikfalten wie der Zornesfalte injiziert. Es wird auch als sogenannte Mesobotox-Methode angeboten. Hierbei wird das Botulinumtoxin stark verdünnt mit feinsten Nadelstichen in die Haut gespritzt, sodass die Mikromuskulatur entspannt und so Fältchen und Linien minimiert werden.20

(Medical-)Methoden kombinieren

Im Trend liegen derzeit sogenannte Full-Face-Approaches, eine Kombination verschiedener Maßnahmen. Dabei erfolgt die Behandlung mimischer Falten mit Botulinumtoxin, der „Auffüllung“ von verringertem Volumen mit einem Volumenfiller (zum Beispiel Calcium hydroxyapatite) und der abschließenden Korrektur von Fältchen mit einem geeigneten Hyaluronsäurefiller.21, 22

Auch Ultraschallverfahren werden von Medizinern angeboten. Hierbei wird durch die Energie des Ultraschalls das Kollagen im Gewebe auf 40 bis 45 Grad erhitzt und bewusst geschädigt. Dieser Thermoeffekt hat zur Folge, dass sich das Kollagen zusammenzieht, und eine sofortige Straffung erzielt wird. Zudem werden die Kollagenfasern durch das Verfahren zur Neubildung angeregt.23

Literatur:

1 Krutmann, J., Berneburg, M. Lichtalterung (Photoaging) der Haut: Was gibt es Neues? Hautarzt 72, 2–5 (2021).

2 Krutmann J, Schikowski T, Huls A et al. [Environmentally induced (extrinsic) skin aging]. Hautarzt 2016; 67: 99–102.

3 Vierkotter A, Schikowski T, Sugiri D et al. MMP-1 and -3 promoter variants are indicative of a common susceptibility for skin and lung aging: results from a cohort of elderly women (SALIA). J Invest Dermatol 2015; 135: 1268–1274.

4 Grether-Beck S, Marini A, Jaenicke T, Krutmann J. Effective photoprotection of human skin against infrared A radiation by topically applied antioxidants: results from a vehicle controlled, double-blind, randomized study. Photochem Photobiol. 2015 Jan–Feb; 91 (1): 248–50.

5 Lupo MP. Antioxidants and vitamins in cosmetics. Clin Dermatol. 2001 Jul–Aug; 19 (4): 467–73.

6 Hoppe U, Bergemann J, Diembeck W, Ennen J, Gohla S, Harris I, Jacob J, Kielholz J, Mei W, Pollet D, Schachtschabel D, Sauermann G, Schreiner V, Stäb F, Steckel F. Coenzyme Q10, a cutaneous antioxidant and energizer. Biofactors. 1999; 9 (2-4):371–8.

7 Lephart ED. Resveratrol, 4‘ Acetoxy Resveratrol, R-equol, Racemic Equol or S-equol as Cosmeceuticals to Improve Dermal Health. Int J Mol Sci. 2017 Jun 3;18(6):1193

8 Stettler H, Kurka P, Lunau N, et al. A new topical panthenol-containing emollient: Results from two randomized controlled studies assessing its skin moisturization and barrier restoration potential, and the effect on skin microflora. J Dermatolog Treat. 2017; 28 (2): 173–180.

9 Zhen AX, Piao MJ, Kang KA, et al. Niacinamide Protects Skin Cells from Oxidative Stress Induced by Particulate Matter. Biomol Ther (Seoul). 2019;27(6):562–569.

10 Kim SK, Karadeniz F. Biological importance and applications of squalene and squalane. Adv Food Nutr Res. 2012; 65:223–233.

11 Wohlrab E. Hyaluronsäure und Haut. In: Trends in Clinical and Experimental Dermatology Shaker Verlag Aachen 2007.

12 Pavicic T, Gauglitz GG, Lersch P, et al. Efficacy of cream-based novel formulations of hyaluronic acid of different molecular weights in anti-wrinkle treatment. J Drugs Dermatol. 2011; 10 (9): 990–1000.

13. Kong R, Cui Y, Fisher GJ, Wang X, Chen Y, Schneider LM, Majmudar G. A comparative study of the effects of retinol and retinoic acid on histological, molecular, and clinical properties of human skin. J Cosmet Dermatol. 2016 Mar; 15 (1): 49–57.

14 Lee MS, Lee KH, Sin HS, Um SJ, Kim JW, Koh BK. A newly synthesized photostable retinol derivative (retinyl N-formyl aspartamate) for photodamaged skin: profilometric evaluation of 24-week study. J Am Acad Dermatol. 2006 Aug; 55(2): 220–4. doi: 10.1016/j.jaad.2006.01.013. Epub 2006 Jun 5. PMID: 16844502.

15 Bailly C, Drèze S, Asselineau D, Nusgens B, Lapière CM, Darmon M. Retinoic acid inhibits the production of collagenase by human epidermal keratinocytes. J Invest Dermatol. 1990 Jan; 94 (1): 47–51.

16 Ohara H, Ichikawa S, Matsumoto H, Akiyama M, Fujimoto N, Kobayashi T, Tajima S. Collagen-derived dipeptide, proline-hydroxyproline, stimulates cell proliferation and hyaluronic acid synthesis in cultured human dermal fibroblasts. J Dermatol. 2010 Apr; 37 (4): 330–8.

17 Proksch E, Segger D, Degwert J, Schunck M, Zague V, Oesser S. Oral supplementation of specific collagen peptides has beneficial effects on human skin physiology: a double-blind, placebo-controlled study. Skin Pharmacol Physiol. 2014; 27(1): 47–55.

18 Zague V, de Freitas V, da Costa Rosa M, de Castro GÁ, Jaeger RG, Machado-Santelli GM. Collagen hydrolysate intake increases skin collagen expression and suppresses matrix metalloproteinase 2 activity. J Med Food. 2011 Jun; 14 (6): 618-–24.

19 Streker M, Reuther T, Krueger N, Kerscher M. Stabilized hyaluronic acid-based gel of non-animal origin for skin rejuvenation: face, hand, and décolletage. J Drugs Dermatol. 2013 Sep; 12 (9): 990–4.

20 Iranmanesh B, Khalili M, Mohammadi S, Amiri R, Aflatoonian M. Employing microbotox technique for facial rejuvenation and face-lift. J Cosmet Dermatol. 2022 Jan 22.

21 Fakih-Gomez N, Kadouch J. Combining Calcium Hydroxylapatite and Hyaluronic Acid Fillers for Aesthetic Indications: Efficacy of an Innovative Hybrid Filler. Aesthetic Plast Surg. 2022 Feb; 46 (1): 373–381

22 Alam M, Tung R. Injection technique in neurotoxins and fillers: Indications, products, and outcomes. J Am Acad Dermatol. 2018 Sep;79(3):423-435. doi: 10.1016/j.jaad.2018.01.037. Erratum in: J Am Acad Dermatol. 2019 Jun; 80 (6): 1814.

23 Fabi SG. Noninvasive skin tightening: focus on new ultrasound techniques. Clin Cosmet Investig Dermatol. 2015 Feb 5; 8: 47–52.

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Dr. phil. Meike Streker

Die Kosmetikwissenschaftlerin ist Expertin für evidenzbasierte Kosmetik und besitzt umfassende Erfahrungen im Bereich kosmetische und klinische Forschung. www.meikestreker.de

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