So schwer können Beine sein

20.07.2020
Foto: Cherries/Shutterstock.com

Geschwollene Beine – Insbesondere im Sommer leiden viele Kundinnen unter sogenannten „schweren Beinen“. Aber wodurch wird das verursacht und wie kann ich meinen Kundinnen bei diesem Problem helfen? Kosmetikerin und Heilpraktikerin Susanne Pfau vermittelt Ihnen hier Hintergrundwissen und praktische Behandlungsmethoden.

Mit „schweren Beinen“ sind im Allgemeinen geschwollene Beine mit Wassereinlagerungen gemeint, die unter Umständen auch zu Ödemen führen können. Wenn man viel steht oder auch sitzt, sind die Füße und Knöchel schnell dick, heiße Temperaturen begünstigen dies meistens zusätzlich. Das kann den Alltag erheblich einschränken und ist nicht nur ein kosmetisches Problem, mitunter können ernste Krankheiten dahinterstecken.Jedoch obliegt der Kosmetikerin natürlich nicht die Diagnose. Es kann nur die Empfehlung ausgesprochen werden, einen Arzt zur weiteren Abklärung aufzusuchen. Häufig sind diese Kunden aber auch genau aus diesem Grund schon in ärztlicher Behandlung, dann können Sie, je nach Ursache, unterstützend tätig werden.

Woher kommt‘s?

Wie so oft können die Ursachen hier sehr vielfältig sein. Die einfachste Erklärung ist meist, dass infolge von Bewegungsmangel oder vielem Stehen (Verkäuferinnen) das Blut in den Beinvenen leicht gestaut ist, dadurch sammelt sich dann Flüssigkeit im umliegenden Gewebe. Die Lymphe benötigen als Antrieb die Muskelpumpe, da hier kein „Motor“ wie etwa das Herz vorhanden ist – die Schwerkraft tut ein Übriges.

Werden die Beine nun hochgelegt und ggf. mit etwas kalten Wasser aktiviert, löst sich das Problem meist schnell von selbst. Treten die Beschwerden nur selten auf und verschwinden auch schnell wieder, sollte kein Grund zur Sorge bestehen. Kommt es jedoch regelmäßig zu geschwollenen Füßen und Beinen, sollte zur Abklärung ein Arzt aufgesucht werden. Wenn zudem noch Besenreiser vorhanden sind, kann dies auch ein Hinweis auf Krampfadern sein; diese müssen nicht immer sichtbar hervortreten, sondern können sich auch im Inneren der Beine, nach außen hin unsichtbar, befinden.

Ursachen

  • Venenleiden allgemein
  • Lymphödeme
  • Infektionen
  • Hormonelle Störungen/Veränderungen
  • Medikamente
  • Bewegungsmangel
  • Herzinsuffizienz

Arten der Beinschwellung


Eine klare Diagnose stellt immer der Arzt, trotzdem möchte ich hier einen kurzen Überblick über verschiedene Arten der Beinschwellung geben:

  • Einseitige Schwellungen (Ödeme) können auf ein Venen- oder Lymphleiden des betroffenen Beins hinweisen.

  • Beidseitige Schwellungen können zwar auch auf Venen und Lymphe zurückzuführen sein, aber durchaus auch ein Anzeichen für Herz- oder Nierenprobleme sein.

  • Durchblutungsstörungen als Ursache, genauer Venenschwäche oder medizinisch Veneninsuffizienz; lassen sich in unterschiedliche Schweregrade einteilen. Bei der Venenschwäche schließen die Klappen in den Venen nicht mehr richtig und so „versackt“ das Blut in den Beinen. Ein Nebeneffekt bei chronischer Veneninsuffizienz ist, dass das umliegende Gewebe auch schlechter mit Nährstoffen versorgt wird, dies hat wiederum Auswirkungen auf die Haut.

  • Eine andere Ursache kann ein sogenanntes Lipödem sein, hierbei handelt es sich um eine vermehrte Ansammlung von Fettgewebe, die zu dicken Beinen führt. Hier sind in der Regel jedoch die Oberschenkel betroffen.

TIPP

  • Viel bewegen, Fußgymnastik machen
  • Wassertreten: dies gibt es heute noch oft in Kurorten, man kann es aber auch zu Hause durchführen
  • Viel trinken (Nieren)
  • Beine regelmäßig hochlegen
  • Kühlende Sprays für die Beine
  • Auch Kompressionsstrümpfe können Erleichterung ver­schaffen
Fotos: Mike_O, elenavolf/Shutterstock.com

Entstehung

Normalerweise reguliert der Körper die Flüssigkeitssysteme Blut und Lmyphe selbstständig, sodass alle Körperflüssigkeiten dort zur Verfügung stehen, wo sie gebraucht werden. Kommt es nun aber aufgrund von Hitze und/oder Bewegungsmangel sowie langem Stehen zu einer starken Belastung der Venen und der Lymphe, kann der normale Flüssigkeitsaustausch gestört sein. Wirken und zusätzlich erhöhte Temperaturen ein, dehnen sich die Venen zur Temperaturregulation aus. Das verhindert jedoch eine optimale Venentätigkeit und führt dazu, dass weniger Flüssigkeit aus dem Gewebe zurückfließt. Außerdem muss die Flüssigkeit im Bereich der Beine entgegen der Schwerkraft transportiert werden, dies ist für den Körper eine zusätzliche Belastung.

Anzeichen für Lipödeme/Lymphödeme

Mit dem sogenannten paradoxen Kneiftest lässt sich ein Lipödem feststellen. Dabei kneift man in die Innen-und Außenseite des Beins. Bei einem Lipödem ist der Schmerz innen deutlich größer als außen. Bei gesunden Menschen ist es genau umgekehrt. Das sogenannte „Stemmer-Zeichen“ (nach Robert Stemmer) dient der Feststellung eines Lymphödems. Es liegt dann vor, wenn die Hautfalte über der zweiten und dritten Zehe schwer abhebbar ist.

Die Wickel-Methode

Bei der Wickel-Methode, auch Body-Bandage genannt, wird mit Bandagen gearbeitet. Die Stoffbandagen gibt es in unterschiedlichen Breiten, je nach zu behandelndem Körperteil. Für geschwollene Beine wird vom Fuß aufwärts bis zu den Leisten gewickelt. Die Stoffbandagen werden vorher mit einer speziellen Wickellösung durchtränkt und ausgewrungen. Gut geeignet sind Zusätze mit Algen. Sie müssen die Behandlungsliege mit einer wasserdichten Folie abdecken (es geht auch Malerfolie, am besten von der Rolle). Die Beine können zuvor mit einem kühlenden Gel präpariert werden. Gewickelt wird im Stehen.

1. Fangen Sie am Knöchel des rechten Fußes an und wickeln Sie von innen nach außen und von unten nach oben. Bitte erkundigen Sie sich bei der Kundin nach der Festigkeit und achten Sie darauf, dass keine größeren Falten in den Wickeln sind.

2. Danach ist das linke Bein dran. Die Ruhephase beträgt hier ca. 30 Minuten und kann auch während einer Gesichtspflege erfolgen.

3. Anschließend werden die Bandagen wieder abgewickelt, Feuchtigkeit wird von der Haut abgetupft und ein entsprechendes Nach­behandlungspräparat wird aufgetragen.

Behandlungsoptionen im Institut

Zunächst möchte ich vorweg verdeutlichen, dass es sich hierbei nicht um eine medizinische Behandlung bei krankhaft geschwollenen Beinen handeln darf. Tatsächlich stehen uns in der kosmetischen Praxis vielfältige Behandlungsoptionen offen. Dazu gehören:

  • Manuelle Lymphdrainage
  • Kühlende Packungen für Füße und Beine
  • Intermittierende Kompressionstherapie (Massagehose)
  • Körper/Body-Wickel
  • Vakuummassagen zur Lymph-Aktivierung
  • Farblicht zur unterstützenden Behandlung
Susanne Pfau

Susanne Pfau

Die staatlich geprüfte Kosmetikerin und Heilpraktikerin mit eigenem Institut ist Inhaberin der Firma pfau cosmetics. Sie ist spezialisiert auf Pro­blemhaut und Pigmentflecken sowie Anti-Aging.

www.kosmetikinstitut-pfau.de

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